Titel: | Verbesserungen an den Dampfmaschinen, worauf sich George Dickinson, Papierfabrikant in Wood Street, Cheapside in der City of London, am 23. August 1838 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. I., S. 1 |
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I.
Verbesserungen an den Dampfmaschinen, worauf sich
George Dickinson,
Papierfabrikant in Wood Street, Cheapside in der City of London, am 23.
August 1838 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai 1839,
S. 263.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Dickinson's Verbesserungen an den Dampfmaschinen.
Meine Erfindung findet ihre Anwendung hauptsächlich an den Dampfmaschinen mit zwei
Cylindern; d.h. an jenen Maschinen, an denen der Dampf zuerst in einem kleinen
Cylinder den darin enthaltenen Kolben in Bewegung sezt, und dann aus diesem Cylinder
in einen größeren übergeht, um während der Ausdehnung, die er in diesem erleidet,
den darin enthaltenen größeren Kolben in Thätigkeit zu bringen. Man nennt diese
Maschinen gewöhnlich Woolf'sche, nach ihrem Erfinder
Arthur Woolf, der am 7. Junius 1804 ein Patent darauf
nahm; sie sind so bekannt, daß ich in keine weiteren Erläuterungen über dieselben
einzugehen brauche. Bei allen den verschiedenen Modificationen, welche man seither
an diesen Maschinen anbrachte, wurden die beiden Cylinder doch immer von einander
geschieden erhalten. Meiner Erfindung nach soll dagegen der kleine Cylinder mit
seinem Kolben in dem größeren, und zwar concentrisch mit ihm, untergebracht werden.
Hienach hat also der größere Kolben einen kreisrunden Ring zu bilden, dessen innere
Seite genau an die äußere Wand des kleinen Cylinders paßt, während seine äußere
Seite sich an die innere Oberfläche des großen Cylinders anschmiegt. In diesem
ringförmigen Kolben sind einander diametral gegenüber zwei Kolbenstangen eingesezt,
deren obere Enden, nachdem sie in dem Dekel des Cylinders durch Stopfbüchsen
gegangen, an dem Querhaupte der Maschine befestigt sind. Der kleine Cylinder, der
den mittleren Raum des größeren Cylinders einnimmt, hat einen Kolben der
gewöhnlichen Art, dessen Stange durch eine in der Mitte des Dekels befindliche
Stopfbüchse geht, und mit ihrem oberen Ende an demselben Querhaupte festgemacht ist.
Dieses leztere wird also durch beide Kolben in Bewegung gesezt, und diese Bewegung
wird dann weiter an die in Gang zu bringende Maschinerie fortgepflanzt.
Fig. 22 und
23 sind
senkrechte Durchschnitte der beiden in einander enthaltenen Cylinder. Fig. 24 zeigt
Durchschnitte mehrerer der einzelnen Theile derselben.
Fig. 25 ist
ein horizontaler und Fig. 26 ein senkrechter
Durchschnitt des Schiebventiles.
An sämmtlichen Figuren sind zur Bezeichnung der einzelnen Theile gleiche Buchstaben
beibehalten. Der große Cylinder A, A enthält, wie man
sieht, den kleineren B, B, der an seinem unteren Ende
rings herum einen Randvorsprung oder einen Kranz b, b
von solcher Größe hat, daß er dem großen Cylinder als Boden dient. Dieser Kranz b, b ist so abgedreht, daß er mit dem kleineren Cylinder
B vollkommen concentrisch ist; und da er zugleich
auch genau an den unteren Kranz c, c des großen
Cylinders A paßt, so folgt hieraus, daß der kleine
Cylinder vollkommen senkrecht und concentrisch in den großen Cylinder zu stehen
kommt. Der Dekel D des großen Cylinders dient auch dem
kleinen als solcher. Um zwischen ihm und dem oberen kreisrunden Saume y, y des kleinen Cylinders ein dampfdicht schließendes
Gefüge herzustellen, ist dieser Saum in eine kreisrunde Fuge, welche zu diesem Zweke
in die untere Seite des Dekels geschnitten ist, eingesezt, wobei der Raum noch
vollends durch eine Liederung aus Hanf oder Blei ausgefüllt wird. Ist dieß
geschehen, so wird der Dekel D rings herum mit Schrauben
auf dem oberen Randkranze des großen Cylinders A
befestigt, ganz so, wie man die Cylinderdekel gewöhnlich festzumachen pflegt. Dieser
Dekel D nun hat drei Stopfbüchsen; eine in der Mitte e für die Stange E des
kleinen Kolbens F, und zwei zu den beiden Seiten f, f für die beiden Stangen G,
G des großen ringförmigen Kolbens H. Alle diese
drei Kolbenstangen sind mit ihren oberen Enden an einem und demselben Querhaupte K, K festgemacht, so daß dieses zugleich mit den in den
Cylindern enthaltenen Kolben F und H auf und nieder bewegt wird. Dieses Querhaupt kann, wie
man in Fig.
23 sieht, an den beiden Hauptgliedern L, L der
sogenannten Parallelbewegung, die selbst wieder an dem Ende des großen Hebels oder
Balanciers M, M aufgehängt sind, aufgehängt werden. Wenn
die Maschine über dem Cylinder einen großen Hebel bekommen soll, wie dieß an den auf
dem festen Lande gebräuchlichen Maschinen gewöhnlich der Fall zu seyn pflegt, so
kann man das Querhaupt K, wie Fig. 27 zeigt, an beiden
Enden so weit verlängern, daß von ihm die beiden Seitenstangen N, N neben dem großen Cylinder A herab, an die beiden Balanciers oder Hebel M,
M laufen, welche der auf den Dampfbooten gewöhnlich gebräuchlichen
Anordnung gemäß zu beiden Seiten des Cylinders angebracht sind. Die Art und Weise,
auf welche das mit den drei Kolbenstangen G, E, G
verbundene Querhaupt K, K die Bewegung an die
Maschinerie weiter fortpflanzt, gehört nicht mit zu meiner Erfindung, und kann daher von den
Maschinenbauern auf mannigfache Art bewerkstelligt werden. So können z.B. anstatt
der Glieder L, L, Fig. 23, oder der
Seitenstangen N, N, Fig. 27,
Verbindungsstangen angebracht werden, welche von dem Querhaupte K, K an den Krummzapfen oder an die Zapfen einer sich
umwälzenden Kurbel oder einer Welle, die sich entweder über oder unter dem Cylinder
befindet, laufen. Da das Querhaupt in allen Fällen durch Parallelogramme oder auf
andere Weise in seinen Bewegungen geleitet wird, so wird es sich stets in einer
vollkommen geradlinigen Richtung, welche der Bewegung der Kolbenstangen genau
entspricht, auf und nieder bewegen. O ist der Boden, der
den kleinen Cylinder B nach Unten zu schließt.
Die Oeffnungen, bei denen der Dampf in den kleinen Cylinder ein- und aus
demselben auch wieder austritt, sind auf die aus Fig. 22 und 24 zu
ersehende Weise angeordnet: d.h. ein Dampfweg g ist in
dem Metalle des Bodens b, b des kleinen Cylinders so
angebracht, daß er mit dem unteren, unter dem Kolben F
befindlichen Theile dieses Cylinders communicirt; und ein zweiter Dampfweg h ist so in das Metall des Dekels D geschnitten, daß er mit dem oberen, über dem Kolben F befindlichen Theile des Cylinders communicirt. Diese
Dampfwege finden eine Fortsezung in den Dampfwegen i, k,
welche in das Metall des großen Cylinders A, A
geschnitten sind, und zwar an einer Seite desselben, an der das Metall die hiezu
entsprechende Dike hat, und an der sich auch die Dampfwege l,
m befinden, die mit den oberen und unteren Theilen des großen Cylinders
über und unter dem ringförmigen Kolben desselben communiciren. Die dem kleinen
Cylinder ungehörigen Dampfwege i, k, sowie auch die dem
großen Cylinder angehörigen l, m lassen sich mit irgend
beliebigen Dillen, in denen Schieb- oder Lüpfventile, bewegliche Zapfen, oder
drehbare Hähne angebracht sind, verbinden, um auf solche Art die Vertheilung des
Dampfes an die beiden Cylinder so zu bewirken, wie es den gewöhnlichen Operationen
der Woolf'schen Maschinen mit zwei Cylindern entspricht.
Man baute diese Maschinen entweder doppelt oder einfach wirkend; d.h. man ordnete
die Ventile oder die die Stelle von solchen vertretenden Vorrichtungen entweder auf
solche Weise, daß der Dampf eine Doppelwirkung hervorbrachte, indem er die Kolben
veranlaßte, ihre Kraft nach beiden Richtungen auszuüben, wie dieß an diesen
Maschinen der Fall zu seyn pflegt, wenn sie durch einen Krummzapfen eine rotirende
Bewegung zu erzeugen haben; oder man ordnete sie zum Behufe der Erzeugung einer
einfachen Wirkung, bei der die Kolben ihre Kraft nur dann äußern, wenn sie sich nach
einer Richtung bewegen, während sie vermöge eines Gegengewichtes nach der entgegengesezten Richtung
bewegt werden: eine Einrichtung, welche man diesen Maschinen dann zu geben pflegte,
wenn sie zum Wasserpumpen bestimmt waren. Die Maschine mag nun aber doppelt oder
einfach wirkend seyn, so bedingt dieß in Hinsicht auf meine Erfindung keinen
Unterschied, denn die Dillen und Ventile, Zapfen oder Hähne, wodurch die doppelte
oder einfache Wirkung hervorgebracht wird, haben keine Beziehung auf dieselbe, und
jeder Sachverständige wird sie anzuwenden wissen, ohne daß ich eine Anleitung dazu
zu geben brauchte. Dessen ungeachtet habe ich in Fig. 22, 24, 25 und 26 eine Art von Dille
angegeben, welche ein Schiebventil enthält, das die zur Erzeugung der Doppelwirkung
der Kolben nöthige Vertheilung des Dampfes in die beiden Cylinder B und A bewerkstelligt. P, P ist nämlich eine Dille oder besser eine
Dampfbüchse, welche mit Schrauben an jener Seite des großen Cylinders A, an der sich die Dampfwege i,
k, l, m befinden, festgemacht ist. In diese Büchse gelangt der Dampf von
dem Kessel her durch die Dampfröhre Q, die mit solchen
Sperr- oder Drosselventilen, wie man sie gewöhnlich zur Regulirung des
Dampfzuflusses anzuwenden Pflegt, ausgestattet seyn muß. Diese Regulirung kann
entweder dadurch geschehen, daß der Maschinist das Ventil von Zeit zu Zeit und je
nach Umständen öffnet oder schließt, oder auch vermittelst eines sogenannten
Governors, oder auf beide Weisen zugleich. In der Dampfbüchse P, P befindet sich das Schiebventil K, welches
an beiden Enden mittelst einer vollkommen senkrechten und ebenen Fläche in inniger
Berührung mit der senkrechten und ebenen Fläche r steht,
die an der von der Dampfbüchse P, P bedekten Seite des
Cylinders A, A angebracht ist. Die Berührung, in welcher
diese senkrechten Flächen miteinander stehen, muß so innig seyn, daß kein Dampf
zwischen ihnen entweichen kann. Beinahe durch die ganze Länge des Ventiles R läuft in senkrechter Richtung ein Canal s, s, welcher an beiden Enden mit Krümmungen an den an
den Enden des Schiebventiles R befindlichen senkrechten
Flächen ausmündet. t, v sind Austiefungen, welche an
diesen senkrechten Flächen des Schiebventiles angebracht sind. Der mittlere,
zwischen den senkrechten Flächen befindliche Theil des Schiebventiles liegt nicht an
der senkrechten Fläche r an, sondern es ist hier soviel
Raum gelassen, daß der in die Dampfbüchse P, P
eingelassene Dampf die äußere Oberfläche des Schiebventiles R überall bespülen kann, ausgenommen an den mehrerwähnten senkrechten
Flächen, welche, wie gesagt, der Fläche r so innig
anliegen, daß kein Dampf zwischen sie eintreten kann. w,
x sind die in dem Metalle des großen Cylinders angebrachten Auslaßcanäle,
welche in der senkrechten Fläche r ausmünden, und welche
an die beiden Auslaßwege z, z, Fig. 25 und 28, die den Dampf an den
Verdichter leiten, im Falle die Maschine mit Verdichter und Luftpumpe arbeitet, wie
dieß an zusammengesezten Maschinen mit zwei Cylindern meistens üblich ist, führen.
Das Schiebventil R wird mittelst einer Stange Z, die durch eine in dem Dekel S der Dampfbüchse angebrachte Stopfbüchse läuft, auf und nieder bewegt.
Diese Stange selbst erhält ihre Bewegung auf dieselbe Weise mitgetheilt, auf welche
die Schiebventile an derlei Maschinen gewöhnlich in Thätigkeit gesezt zu werden
pflegen.
Das Schiebventil R wird, wenn die beiden Kolben F, H an den unteren Enden der ihnen zugehörigen Cylinder
B, A anlangen, durch den zu dessen Steuerung
dienenden Mechanismus in die aus Fig. 22 ersichtliche
Stellung gebracht, in welcher der von dem Kessel her in die Dampfbüchse P geströmte Dampf unter dem Ventile R durch die Canäle k, g in
das untere Ende des kleinen Cylinders B Zutritt erhält,
um dessen Kolben F emporzutreiben. Dagegen kann der
Dampf, welcher über dem Kolben F in dem kleinen Cylinder
enthalten war, durch die Canäle h, i und in den Canälen
s herab in die Aushöhlung des Schiebventiles R treten, um von hier aus durch den Canal m in den unteren Theil des großen Cylinders A zu gelangen und den ringförmigen Kolben in demselben
emporzutreiben. Gleichzeitig wird dem Dampfe, der in dem großen Cylinder über dem
Kolben enthalten gewesen, gestattet, durch den Canal e
und durch die Aushöhlung t des Schiebventiles R zu entweichen, so daß er in den Auslaßweg w gelangt und endlich durch die Röhre z aus den Cylindern der Maschine austritt. Unter solchen
Umständen werden die beiden Kolben F, H ihren
aufsteigenden Hub vollbringen, und mittelst ihrer drei Kolbenstangen E, G, G das Querhaupt K, K
emporheben, um hiedurch die übrigen Theile der Maschine in Bewegung zu bringen. Sind
die Kolben an den oberen Enden ihrer Cylinder angelangt, so muß das Schiebventil
mittler Weile in der Dampfbüchse P, P in jene Stellung
herab getrieben worden seyn, in welcher man es in dem Durchschnitte Fig. 26 dargestellt
sieht, und in der es eine der eben beschriebenen entgegengesezte Vertheilung des
Dampfes bewirkt; d.h. der aus dem Kessel in die Dampfbüchse P tretende Dampf strömt nun über dem Schiebventile R durch den Canal i, k in den oberen Theil des
kleinen Cylinders B, in welchem hiedurch der Kolben F herabgedrükt wird. Gleichzeitig entweicht der Dampf,
welcher in diesem Cylinder unter dem Kolben F enthalten
war, durch den Canal g, k und in dem Canale s hinauf in die Aushöhlung des Ventiles R, aus der er in den oberen Theil des großen Cylinders
übergeht, um in diesem den Kolben H herunter zu drängen.
Zugleich endlich entweicht der in dem unteren Theile des großen Cylinders enthalten
gewesene Dampf durch den
Canal m und durch die Aushöhlung v des Schiebventiles R in den Auslaßcanal x, der, wie oben gezeigt worden, in die Auslaßröhre z übergeht. Die beiden Kolben vollbringen demnach
hiedurch ihren Hub nach Abwärts, wodurch das Querhaupt und mit ihm die Maschinerie
abermals in Bewegung gesezt wird.
Bevor ich auf eine Angabe der aus dieser Anordnung und der Anwendung eines
ringförmigen Kolbens zur Benuzung des ausgedehnten Dampfes erwachsenden Vortheile
übergehe, habe ich einen Umstand, der auf den ersten Blik einen Einwurf zu begründen
scheint, zu berühren; nämlich die große Ausdehnung der Oberfläche, welche im
Vergleiche mit einem gewöhnlichen Kolben dampfdicht schließend erhalten werden muß,
und die hiedurch bedingte größere Reibung. Daß eine schlecht gebaute Maschine und
ein ringförmiger Kolben ein solches Resultat geben müßten, läßt sich nicht
bestreiten; wenn aber die Kolben und Cylinder dieser Maschinen auf das Beste in
einander gepaßt werden, wenn man sich der besten Liederungsmethoden bedient, so läßt
sich annehmen, daß in Wirklichkeit die Reibung nicht merklich gesteigert werden
wird, und zwar um so weniger, als man sich an allen Mechanismen, an denen wirklich
Reibung Statt findet oder zu befürchten steht, allgemein und mit gutem Erfolge
sogenannter Führer von gehöriger Einrichtung bedient. In dem Maaße als die Reibung
an dem inneren Cylinder in Beziehung auf die Bewegung des ringförmigen Kolbens als
Führer dient, in demselben Maaße wird die Reibung an dem äußeren Ringe vermindert
werden, so daß die Federn und die Liederung an demselben nicht so genau und fest zu
passen brauchen.
Die von mir getroffene Anordnung der zwei Cylinder hat vor den dermalen
gebräuchlichen zusammengesezten Maschinen einige Vorzüge; und zwar sowohl was die
Entwikelung der Dampfkraft, als auch die Maschine selbst betrifft. 1) Da der
Cylinder mit hohem Druke in jenem von niederem Druke enthalten ist, so ist das sonst
an ersterem gebräuchliche Dampfgehäuse hier unnöthig; auch wird alle von ihm
ausstrahlende Wärme auf den Cylinder, welcher Dampf von niederem Druke enthält,
übergetragen, so daß bis zum Ende der zweiten Operation des Dampfes Nuzen davon
gezogen wird.
2) Der innere Cylinder wirkt, da er beständig Dampf von hohem Druke enthält und sich
in der Mitte der Kammer, in welcher sich der Dampf ausdehnt, befindet, wie die
Heizvorrichtung in einer Urne; er wird die Elasticität des sich ausdehnenden Dampfes
im höchsten Grade erhalten; und hiedurch wird es geschehen, daß die Doppelwirkung
des Dampfes auf eine der Theorie seiner Ausdehnungsfähigkeit möglichst nahe kommende
Weise von Statten geht. Denn es kann nur an der äußeren Oberfläche des Cylinders mit
niederem Druke eine
Ausstrahlung Statt finden; und diese läßt sich durch einen Mantel aus einem
schlechten Wärmeleiter, womit man diesen Cylinder versieht, beinahe gänzlich
verhüten.
3) Da der Hochdrukcylinder kein Dampfgehäuse braucht, so wird der Dampf mehr direct
aus dem Kessel in diesen Cylinder übergehen, weßhalb seine Kraft vollkommen erhalten
wird. In Folge der Stellung der Cylinder bedarf es ferner zur Leitung des Dampfes
aus dem einen in den anderen keiner Röhren und Gefüge; sondern diese wichtige
Verrichtung geschieht durch eine heiße in dem Schieber selbst enthaltene Oeffnung.
Auf diesem Uebergange ist alle Ausstrahlung dadurch verhütet, daß der Schieber außen
mit Dampf von einer höheren Temperatur umgeben ist.
4) In Folge meiner Anordnung wird der ganze Bau sowohl, als das Oeffnen und Schließen
des Ventiles so vereinfacht, wie an der gewöhnlichen Hochdrukdampfmaschine. Auch
entsteht zwischen den Ventilthätigkeiten ein vollkommener Einklang, von dem die
gänzliche Entwikelung der Dampfkraft abhängt.
5) Durch die Vereinigung der beiden Cylinder in einen ist die Möglichkeit gegeben,
die zweifache Kraft auf ein einfaches Querhaupt wirken zu lassen. Alle die
Nachtheile, welche an den dermalen gebräuchlichen zusammengestzten Maschinen daraus
erwachsen, daß die Kraft durch eine doppelte Hebelvorrichtung an den Balancier
fortgepflanzt wird, fallen hier weg. Ein einziger an der Oberfläche des äußeren
Cylinders angebrachter Schieber erzwekt durch eine einzige Bewegung Alles das, was
die verschiedenen Schieber oder Ventile, deren man sich sonst gewöhnlich an den
beiden Cylindern und an dem Verdichter der dermalen gebräuchlichen zusammengestzten
Maschinen bedient, bewirken. Durch diese Uebertragung der Kräfte an den Balancier
und durch den vollkommenen Einklang der Ventile wird an dieser Maschine, wie es
scheint, die Gesammtkraft des Dampfes auf einen Punkt gebracht, über den hinaus kein
höherer Nuzeffekt zu erzielen ist. Hieraus folgt nothwendig auch eine Verminderung
des Verbrauches an Brennmaterial auf das Minimum.
6) Ein weiterer Vortheil meiner Maschine ist endlich ihre größere Festigkeit, die
größere Leichtigkeit, womit sie transportirt werden kann, und die aus der
Vereinfachung der Ventilverrichtungen er wachsende größere Sicherheit. Sie eignet
sich aus diesen Gründen auch ganz besonders für Dampfschiffe; und zwar um so mehr,
als sie weit weniger Raum einnimmt, als eine gewöhnliche Verdichtungsmaschine, wie
man sie auf den Dampfschiffen häufig zu haben pflegt. Ein Kessel, welcher Dampf von
30 Pfd. Druk auf den Quadratzoll erzeugt, wird mit meiner Maschine eben soviel
leisten, wie mit einer gewöhnlichen Hochdrukmaschine ein Kessel leistet, welcher Dampf von 60 Pfd. Druk
auf den Quadratzoll erzeugt. Da Dampf von diesem leztern Druke nicht bloß gefährlich
ist, sondern da zu dessen Erzeugung und zu seiner Erhaltung auf diesem Punkte auch
ein viel größerer Aufwand an Brennmaterial erforderlich ist, theils weil an den
Fugen mehr Dampf austritt, theils weil eine größere Wärmeausstrahlung Statt findet,
so ergibt sich hieraus klar, daß meine Maschine im Vergleiche mit einer einfachen
Hochdrukmaschine große Vortheile gewähren muß. Sicherheit, Ersparniß an
Brennmaterial und an Raum, größere Kraft, Einfachheit des Spieles, und leichtere
Transportirungsfähigkeit sind sämmtlich an meiner Maschine vereint; und Vorzüge wie
diese, deren Vereinigung in einer Maschine man bisher nicht für möglich hielt,
werden unstreitig zu einer mächtigen Ausdehnung der Dampfschifffahrt beitragen.
Der kleine Kolben F mit seiner Stange E ist den gewöhnlichen Kolben ganz gleich gebaut, und
bedarf daher keiner ausführlichen Beschreibung. Er kann entweder eine hänfene oder
auch eine metallene Liederung haben. Der große oder ringförmige Kolben H, H hat an seinem äußeren Umfange ebenfalls eine
Liederung der gewöhnlichen Art. Die in seiner Mitte befindliche Oeffnung, welche,
wie gesagt, genau an den äußeren Umfang des inneren oder kleineren Cylinders passen
muß, soll zur Aufnahme und Befestigung einer Liederung, welche gleichfalls eine
hänfene oder metallene seyn kann, eingerichtet seyn. Diese Liederung muß dampfdicht
schließen, dabei aber dennoch ein freies Spiel des ringförmigen Kolbens gestatten.
Die beiden Kolbenstangen G, G sind, wie die Zeichnung
deutlich zeigt, an entgegengesezten Seiten seines Mittelpunktes zu befestigen. Der
äußere Umfang des ringförmigen Kolbens ist mit den gewöhnlichen Mitteln zur Aufnahme
und Befestigung einer Liederung, welche an die Oberfläche des großen Cylinders
passen muß, zu versehen. In Fig. 23 und 25 ist sowohl
die äußere als die innere Liederung eine metallene; jede derselben besteht aus
Segmenten, welche in zwei Schichten über einander in zwei innerhalb einander
befindlichen Kreisen geordnet sind, und welche beständig mittelst gehöriger Federn
gegen die Oberflächen, an die sie zu passen haben, angedrükt werden. Die Federn der
Liederung am äußeren Umfange lehnen sich mit ihren Rüken gegen die Federn der
inneren Liederung, so daß beide Federreihen auf einander Wirten.
Was die Dimensionen und Größenverhältnisse der Theile der meiner Erfindung gemäß
gebauten Dampfmaschinen betrifft, so können diese ganz die üblichen seyn, d.h. der
kleine Cylinder kann, was den Flächenraum seines Kolbens und dessen Hub anbelangt,
denselben Rauminhalt
haben, den man ihm an den gewöhnlichen Maschinen mit doppelten Cylindern zu geben
pflegt, und eben dieß gilt auch von dem Flächenraume und dem Hube des großen oder
ringförmigen Kolbens, und von den verschiedenen Dampfwegen.
Ein Theil meiner Erfindungen ist auch auf jene Dampfmaschinen, die bloß mit einem
Dampfcylinder und einem Kolben arbeiten, anwendbar, und besteht darin, daß in der
Mitte des Cylinders eine starke cylindrische Stange angebracht wird. Diese Stange
soll genau in ein in der Mitte des Kolbens befindliches Loch passen und einen
geradlinigen Führer für ihn bilden, damit der Kolben sich mit größerer Stätigkeit im
Cylinder auf und nieder oder rük- und vorwärts bewege. Statt einer einzigen
derlei Stange kann man ihrer auch zwei an gegenüberliegenden Seiten des
Mittelpunktes anwenden, und beide durch Stopfbüchsen, welche sich in dem Dekel des
Cylinders befinden, an ein Querhaupt laufen lassen, ganz auf die unter Fig. 23, 27 und 28
beschriebene Weise, jedoch mit dem einzigen Unterschiede, daß hier eine massive
Stange von etwas größerer Dike als die gewöhnlichen Kolbenstangen die Stelle des
kleinen Cylinders B, B vertritt. Das untere Ende dieser
Stange ist in ein in der Mitte des Cylinderbodens befindliches Loch eingesezt; das
obere Ende dagegen wird von einem gleichen, in dem Cylinderdekel angebrachten Loche
aufgenommen. Das an diese Stange passende Loch des Kolbens muß eine hänfene oder
metallene Liederung haben, damit zwischen der Stange und dem Kolben kein Dampf
durchtreten kann. Alles dieß ist sowohl auf stehende als auf liegende Cylinder
anwendbar.