Titel: | Verbesserungen an den Sätteln und Geschirren für Pferde, und an den Sizen für Wagen, worauf sich Edward Davy, Kaufmann von Fordton bei Crediton in der Grafschaft Devon, am 13. Jan. 1838 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. VII., S. 23 |
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VII.
Verbesserungen an den Saͤtteln und
Geschirren fuͤr Pferde, und an den Sizen fuͤr Wagen, worauf sich Edward Davy, Kaufmann von
Fordton bei Crediton in der Grafschaft Devon, am 13.
Jan. 1838 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts. Mai 1839, S.
80.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Davy's verbesserte Saͤttel und Geschirre fuͤr
Pferde.
Meine Erfindungen bezweken: 1) Verhütung der Reibung zwischen der Haut des Thieres
und gewissen Theilen des Sattels oder Geschirres, wie z.B. der Sattelkissen, der
Geschirrpolster etc. 2) eine gewisse Weichheit, Elasticität und Nachgiebigkeit
dieser und anderer mit dem Körper der Thiere in Berührung kommender Theile der
Sättel und Geschirre, wie z.B. der Kummete, der Schwanzriemen, der Satteldeken, der
Bauchgurten etc., damit diese Theile nicht nur dem Körper besser anpassen, sondern
auch für das Thier bequemer werden, durch den Schweiß nicht hart und steif werden,
sich leichter reinigen lassen, und von größerer Dauer sind. 3) eine größere
Elasticität der Size der Reitsättel und endlich ein besseres Anliegen der Steigbügel
an den Sohlen der Stiefel oder Schuhe des Reiters, damit der Fuß beim Reiten nicht
so leicht aus den Bügeln gleitet.
Alle diese Zweke erreiche ich 1) durch eine neue Anwendungsweise von
Kautschukblättern oder gespaltenem Kautschuk als Fütterung oder als Ueberzug der
oben erwähnten Sattel- oder Geschirrtheile; 2) durch die Benuzung der nach
Sievier's Patent oder auf andere Weise fabricirten
elastischen Kautschukgewebe bei der Verfertigung von Reitsätteln, und zwar indem ich
mich dieser Gewebe anstatt der steifen und unelastischen Zeuge bediene, welche man
gewöhnlich zur Aufnahme der Fütterung über den Sattelbaum zu spannen pflegt; und 3)
endlich durch Anwendung von Kautschuk an den Steigbügeln, um dadurch Mischen dem
Bügel und der Sohle des Reiters eine Reibung oder Adhäsion zu erzeugen. Ich benuze
nämlich den Kautschuk in seinem natürlichen Zustande, oder nachdem er auf irgend
eine Weise in Blätter verwandelt worden, als Fütterung oder als Ueberzug für alle
die oben genannten Theile der Sättel und Geschirre, welche mit dem Körper des
Thieres in Berührung kommen; und zwar um dadurch entweder eine Adhäsion oder eine
innige Berührung derselben mit der thierischen Haut zu bewirken, und mithin das
Glitschen oder die sonstige Bewegung dieser Theile zu verhüten, oder um diesen
Theilen Weichheit, Elasticität und Nachgiebigkeit zu geben. Der elastischen Gewebe bediene
ich mich an den Sätteln, um, wie bereits gesagt, diesen eine größere Elasticität zu
geben.
In Fig. 29
sieht man einen nach meiner Methode gearbeiteten Sattel von Oben, und in Fig. 30 von
Unten. Ich verschaffe mir zuerst einen gewöhnlichen Sattelbaum, an welchem jedoch
der Hintere Theil um etwas Weniges höher ist, als er sonst zu seyn pflegt, damit der
elastische Kautschukzeug an diesem Theile so hoch über den Rüken des Thieres zu
liegen kommt, daß sich seine Elasticität äußern kann, ohne daß er, wenn er dem
Gewichte des Reiters nachgibt, mit dem Rüken des Thieres in Berührung geräth. Von
dem elastischen Zeuge, der jedoch nicht der Länge nach geschnitten seyn darf, nagle
ich nach dem üblichen Verfahren zwei oder drei Breiten auf den Baum, wo ich dann zum
Ausstopfen der Seiten des Sattels schreite und dem Size die gehörige Form gebe.
Hierauf spanne ich Sarsche oder einen Wollenzeug über den Sattel, und stopfe ihn mit
Wolle, Haar oder einem anderen Füllsel, unter welches ich einige feine
Kautschukschnizel menge, aus. Ueber diesen Ueberzug aus Sarsche oder Wollenzeug
spanne ich dann ein Stük rohen Leinen- oder Baumwollzeuges, den ich an den
Rändern herum auf dieselbe Weise befestige, auf die man die Sarsche gewöhnlich
festzumachen pflegt. Auf diesen Leinen- oder Baumwollzeug trage ich zwei
Schichten einer diken Auflösung von Kautschuk in Terpenthingeist oder einem anderen
Lösungsmittel auf, was entweder mit der Hand oder mit der Bürste geschehen kann, und
wobei man vor dem Auftragen der zweiten die erste Schichte troknen lassen muß.
Hierauf nagle ich am Rüken des Randes, wie man in Fig. 30 bei a, a sieht, ein Stük starken Leders auf, an dessen
Rändern der obere Ueberzug aus Kautschukblatt, wie man bei b,
b sieht, festgemacht wird. Der zu diesem Ueberzuge verwendete blattförmige
Kautschuk soll ungefähr 1/8 Zoll oder etwas darüber in der Dike haben, und muß mit
einem in Wasser getauchten Messer in der für den Siz des Sattels erforderlichen Form
ausgeschnitten werden. Man soll den Ueberzug etwas größer schneiden, als er in der
Zeichnung angedeutet ist, damit seine Ränder mit der ledernen Einfassung c, c und an dem Sattelknopfe mit dem Vorstoße h besezt werden können. Sollte man sich keine
Kautschukblätter von gehöriger Größe zu diesem Zweke zu verschaffen im Stande seyn,
so könnte man solche leicht aus mehreren Stüken zusammensezen. Man brauchte nämlich
deren Ränder nur ganz gleich zuzuschneiden, sie mit der erwähnten Kautschukauflösung
zu bestreichen, und hierauf in gegenseitige innige Berührung zu bringen.
Wenn dem Kautschukblatte die gehörige Form gegeben worden, so trage ich auf dessen
Rüken eine dünne Schichte Kautschukauflösung auf, und lege es flach und eben auf den Siz des Sattels,
und zwar bevor noch die auf diesen aufgetragene zweite Schichte Auflösung vollkommen
troken geworden. Durch Druk mit der Hand bewerkstellige ich bann die Fixirung des
Kautschuks auf dem Leinenzeuge. Man kann den Sattelsiz entweder in diesem Zustande
lassen, in welchem der Reiter fester auf dem Sattel sizen wird, weil ein Glitschen
nicht so leicht möglich ist; oder man kann ihn auch mit dünnem Leder, oder an
Damensätteln mit Bok- oder Ziegenfell oder mit anderen glatten oder
verzierten Ledersorten, mit Seidenstoffen, Sammt etc. überziehen. Alle diese Stoffe
oder Zeuge lassen sich mit Hülfe der Kautschukauflösung fest mit dem Kautschukblatte
verbinden.
Die Ränder des Kautschuks b, b müssen schief
abgeschnitten werden, damit die Ledereinfassungen und Vorstöße c, c und d, d flach und eben
an ihnen anliegen Wenn Alles so weit vollendet ist, nagle ich die Laschen e, e an den Sattelbaum, und bringe an dem unteren Theile
dieses lezteren eine Füllung an, welche ich mit einem Leinen- oder
Baumwollzeuge überziehe. Dieser Zeug kann, wenn man es für gut hält, so weit reichen
als die Laschen e, e. Auf den Kissen oder Laschen fixire
ich hierauf mittelst Kautschukauflösung ein Stük Kautschuk von beiläufig 1/8 Zoll
Dike, welches ich nicht weiter überziehe, damit es einem der im Eingange
aufgeführten Zweke entspricht; d.h. damit es innig an der Haut des Thieres anliege
und nicht so leicht auf dieser glitscht.
Die Lederbesezungen c, c müssen an ihren unteren Seiten
und gegen die Ränder hin so abgeschwendet werden, daß sie genau anliegen. Nachdem
ich auf ihre Ränder eine oder mehrere Schichten Kautschukauflösung aufgetragen,
befestige ich sie mit solcher auf dem Kautschuk b, b.
Zur Befestigung dienen auch noch wie gewöhnlich die Nägel g,
g. Vorne an dem Sattelknopfe bringe ich einen Vorstoß aus Leder an. Zur
Ueberziehung der Nähte am Rüken des Sattels zwischen den Theilen a, b benuze ich dünne Leder. Ueberall wo Leder mittelst
Kautschukauflösung befestigt wird, müssen die Theile, die mit einander in Berührung
kommen sollen, gut aufgekrazt werden, damit sie einander inniger adhäriren.
Ich fabricire übrigens aber auch Sättel ohne Sattelbaum, indem ich zwischen zwei
Kautschukblätter, welche eine solche Dike haben, daß sie den Siz zu bilden im Stande
sind, ein Stük Leinenzeug bringe, und Alles dann durch Kautschukauflösung verbinde.
Die Erhöhung am Sattelknopfe und am Hintertheile erzeuge ich hiebei durch eine
entsprechende Füllung. Der Zeug muß von solcher Größe seyn, daß er über die ledernen
Laschen hinaus reicht, damit er die einzelnen Theile fest zusammenhalte. Die
Laschen, von denen die unteren nach der oben angegebenen Weise mit Kautschuk überzogen seyn
können, lassen sich mit Kautschukauflösung an dem Zeuge befestigen. Die Bügelriemen
und Gurten können über den Rüken des Thieres laufen, und an dem den Siz bildenden
Kautschuk festgemacht seyn; man kann beide mit einem dünnen Kautschukblatte
überziehen, um ihnen dadurch ein schönes Aussehen zu geben. Endlich kann man an den
Reitsätteln bei i, i irgend eine entsprechende
Kniefütterung anbringen, und diese mit Kautschuk, der entweder nakt bleiben oder
abermals überzogen werden kann, überziehen.
Was nun die Geschirre anbelangt, so kann der Sattel oder das Kissen, so wie es oben
bei den Reitsätteln angegeben worden, gleichfalls mit oder ohne Baum gearbeitet
werden. Die untere Seite soll mit einem Kautschukblatt überzogen werden; an der
oberen dagegen ist dieß nicht nöthig.
Die Schwanzriemen verfertige ich, indem ich ein Kautschukblatt über eine starke
elastische oder andere Schnur rolle. Einen derlei Schwanzriemen mit seinen Schnallen
b, b sieht man in Fig. 31. In Fig. 32 ist
ein Durchschnitt durch den elastischen Theil a, a, der
unter den Schwanz des Thieres zu liegen kommt, gegeben. Die Enden und Ränder des
Kautschuks befestige ich mittelst der mehrerwähnten Auflösung, die Schnallen dagegen
theils mit dieser, theils durch eine starke Rath, welche sowohl durch den Kautschuk
als durch die Schnur dringt.
Meine verbesserten Kummete sind dem äußeren Aussehen nach den gewöhnlichen ganz
ähnlich und auch wie diese mit Stroh oder Heu gefüllt, nur mit dem Unterschiede, daß
ich über jenen Theil, welcher an den Naken und die Schultern zu liegen kommt, ein
Stük starken Leinenzeug nähe, damit die Füllung nicht lose werden kann. Ueber diesem
Leinenzeuge befestige ich mit der rauhen Seite nach Außen gekehrt ein Stük Leder von
solcher Größe, daß es eine hinreichende Füllung aus Wolle, Haar oder einem anderen
Füllsel, unter welches ich der größeren Elasticität wegen Kautschukschnizel menge,
aufzunehmen im Stande ist. Auf dieses Leder trage ich dann eine Schichte
Kautschukauflösung auf, auf die ich als Fütterung des Kummets ein Kautschukblatt von
ungefähr 1/4 Zoll Dike lege. Ein derlei Kummet sieht man in Fig. 33 von Vorne, und in
Fig. 34
von der inneren Seite. a, a ist der vordere gewöhnliche
Ueberzug aus Leder; b, b die an der inneren Seite
befindliche Fütterung aus Kautschuk, die entweder nakt gelassen, oder mit
Bronzepulver bedekt, oder mit irgend einem Firnisse oder Lake überstrichen seyn
kann.
Zur Verfertigung meiner Sattel- und Bauchgurten nehme ich gewöhnliche Gurten,
auf welche ich, nachdem ich sie mit Kautschukauflösung überstrichen habe, ein
Kautschukblatt auflege.
Einige der angegebenen Eigenschaften und Vorzüge lassen sich auch durch Anwendung von
Kautschuk bei der Fabrication von Satteldeken und falschen Kummeten, welche zwischen
die Haut des Thieres und den Sattel oder das Kummet gelegt werden, erzielen. Als
Grundlage nehme ich hiezu einen starken Leinen- oder Baumwollzeug oder auch
dünnes Leder, worauf ich auf einer oder auch auf beiden Seiten mittelst der
Auflösung blattförmigen Kautschuk befestige. Fig. 35 zeigt ein
derartiges falsches Kummet von Vorne; Fig. 36 ist eine Ansicht
eines solchen von der Seite her; Fig. 37 ist ein
Querdurchschnitt. a ist die Grundlage; b, b der äußere Kautschuküberzug; c, c ein um den inneren Rand herum laufendes Stük Rohr, durch welches die
Form des Kummets erhalten wird. Der Kautschuk, Überzug läßt sich bronziren
oder lakiren, und zwar auf beiden Seiten- oder auch nur auf einer.
Meine Verbesserung an den Steigbügeln besteht, wie bereits gesagt, darin, daß ich auf
dem Eisen des Bügels durch Annähen, Annieten, Versenken, oder auf irgend andere
Weise Kautschuk befestige, damit die Sohle des Reiters nicht so leicht aus dem Bügel
gleiten kann. Einen derlei Bügel sieht man in Fig. 38, und in Fig. 39 im
Durchschnitte. a ist der gewöhnliche eiserne Bügel; b der Theil, auf den der Fuß zu ruhen kommt, und der
hier in diesem Falle zum Behufe der Befestigung des Kautschuks mit einer Randleiste
versehen ist. Die Befestigung kann mit Nieten geschehen, welche durch Löcher gehen,
die zu diesem Zweke in dem Kautschuk und in dem Eisen angebracht sind. Uebrigens
läßt sich auch irgend eine andere Befestigung wählen.
Schließlich muß ich noch bemerken, daß ich, wenn bei der Verfertigung von Sätteln
oder Geschirren Leder durch Nähen mit einander verbunden werden soll, vor dem Nähen
durchaus Kautschukauflösung anwende und die Theile dann durch Druk mit einander
verbinde, indem auf diese Weise die Verbindung eine vollkommnere und innigere wird,
indem nicht so leicht Feuchtigkeit zwischen die Leder eindringt, und indem die
Stiche länger halten. Was die Formen der einzelnen Theile und deren Verbindung zu
einem Ganzen betrifft, so halte ich mich in dieser Hinsicht an keine bestimmten
Vorschriften, da meine Erfindung lediglich auf der Anwendung des Kautschuks zu den
angegebenen Zweken beruht.Jenen Theil des Patentes, der sich auf die Anwendung des Kautschuks bei der
Verfertigung der Kissen und Size für die Wagen und Kutschen bezieht, hat der
Patentträger später zurükgenommen. A. d. O.