Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. XVI., S. 71 |
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XVI.
Miszellen.
Miszellen.
Séguier's Beobachtungen über die Explosionen der
Dampfmaschinen.
Der ruͤhmlich bekannte Baron Séguier, dem
wir schon so viele schaͤzenswerthe Aufsaͤze uͤber die
Dampfmaschinen verdanken, und der auch schon mehrere nahmhafte Verbesserungen an
diesen Maschinen eingefuͤhrt hat, trug im Laufe dieses Fruͤhlinges vor
der Akademie der Wissenschaften in Paris seine neuesten Beobachtungen uͤber
die zur Verhuͤtung der Explosionen empfohlenen Vorkehrungen vor. Er stellte
in diesem Vortrage nach vorlaͤufiger Erlaͤuterung der Ursachen, aus
denen Explosionen entstehen koͤnnen, dem Echo du monde
savant No. 436 zu Folge nachstehende Bedingungen als diejenigen auf, durch
welche die Explosionen beinahe unbedeutend und gefahrlos gemacht werden
koͤnnen: 1) man theile das Wasser oder den bereits gebildeten Dampf in eine
gewisse Anzahl einander gleicher Raumtheile ab, damit das Ungluͤk auf die
Verhaͤltnisse des ersten berstenden Gefaͤßes reducirt werde. 2) man
verbinde die einzelnen Raumtheile auf eine solche Weise mit einander, daß sie in
Bezug auf die Speisung solidarisch, in Bezug auf ihren Bau und die an ihnen
vorkommenden Reparaturen dagegen von einander unabhaͤngig sind. 3) man gebe
den das Wasser enthaltenden Raͤumen eine solche Anordnung, daß die Veraͤnderungen,
welche in der Stellung des Fahrzeuges eintreten, keinen Einfluß auf das Wasser
uͤben. 4) man richte den Apparat auf solche Weise ein, daß dadurch die
Moͤglichkeit gegeben ist, seinen verschiedenen Theilen verschiedene
Temperaturen zu verschaffen) d.h. daß das Feuer unter den heißesten Theil komme,
damit die aus dem Brennmateriale sich entwikelnden Gase sich entflammen, und damit
der Rauch nicht eher entweichen kann, als bis er zur Erwaͤrmung der
kaͤltesten Theile gedient hat. 5) man richte endlich die dampferzeugenden
Oberflaͤchen so ein, daß, wenn die Speisung nach einem bedeutenden Fallen des
Wasserstandes von Neuem beginnt, die durch die Speisungspumpe eingetriebene
Fluͤssigkeit nie mit einer Flaͤche von solcher Ausdehnung in
Beruͤhrung kommt, daß dadurch ploͤzlich ein großer Ueberschuß erzeugt
werden koͤnnte. – Nie diesen Bedingungen, die großen Theils schon
laͤngst bekannt und erkannt sind, Genuͤge geleistet werden soll und
kann, ist uns Hr. Séguier bisher noch anzugeben
schuldig geblieben.
Ueber die Beaufsichtigung der Dampfschiffe.
Bei den zahlreichen Unfaͤllen, welche in England, noch mehr aber in Amerika
sich mit den Dampfbooten ereigneten, glaubte auch die englische Regierung einige
Sicherheitsmaßregeln dagegen vorkehren zu muͤssen. Man dachte an die
Aufstellung eigener Dampfschiff-Untersucher oder Inspectoren: ein Institut,
welches jedoch allgemein mit entschiedener Ungunst aufgenommen wurde. Als ein
Beispiel der hieruͤber vorherrschenden Ansichten, ziehen wir Einiges aus
einem Aufsaze aus, der im Civil-Engineer and
Architects Journal in dieser Beziehung erschien. „Mit Bedauern
hoͤrten wir, heißt es naͤmlich daselbst, daß die Regierung,
einigen muͤßigen Scriblern nachgebend, im Begriffe steht, dem Parlamente
Maßregeln vorzuschlagen, welche der Dampfschifffahrt in hohem Grade nachtheilig
werden muͤßten. Es handelt sich naͤmlich um die Aufstellung von
Inspectoren, welche alle Maschinen zu untersuchen und uͤber deren
Sicherheit abzuurtheilen haͤtten: eine Maßregel, die nicht nur ihren Zwek
verfehlen, sondern auch den wichtigsten Unternehmungen den Todesstoß geben
wuͤrde. Thatsachen, und nicht das Geschwaͤz einer Thoren,
muͤssen hier als Anhaltspunkte dienen; und es laͤßt sich durch
Zahlen beweisen, daß durch die gewoͤhnliche Schifffahrt und durch die
gewoͤhnlichen Kutschen jaͤhrlich verhaͤltnißmaͤßig
weit mehr Menschen umkommen, als durch die Dampfschisse und Dampfwagen. Dabei
darf man nicht vergessen, daß viele von den mit Dampfschiffen vorgekommenen
Ungluͤksfaͤllen auf Rechnung der Stuͤrme etc. kommen, und
daß andere der Habsucht der Eigenthuͤmer und der Unwissenheit der
Maschinisten zugeschrieben werden muͤssen. Wir sehen demnach keinen
Grund, warum man ein Communicationsmittel, durch welches schon so viele
Millionen Menschen mit verhaͤltnißmaͤßig hoͤchst seltenen
Unfaͤllen von einem Orte zum anderen geschafft wurden, einer wahren
Unterdruͤkung preisgeben will. Warum geht man nicht lieber an die
Schiffseigner, welche Tausende von Menschenleben opfern? Weil Niemand daran
denkt, ein Interesse anzugreifen, welches Macht und Mittel genug zur Abwehr hat.
Warum stellt man keine Inspectoren auf, die zu entscheiden haben, ob ein Wagen
mit einer schlechten Achse noch laͤnger fahren darf oder nicht? Nur die
Dampfschiffbesizer, die man nicht fuͤr hinreichend geschuͤzt
haͤlt, hat man sich als das Opfer ausersehen, welches dem Vorurtheile
Unkundiger und der Unwissenheit der Administration gebracht werden soll! Durch
die Aufstellung der Inspectoren wuͤrden die Talente aller Fabrikanten
Maͤnnern untergeordnet, die, wie competente Richter sie auch in vielen
Dingen seyn moͤgen, doch immer Vorurtheilen unterliegen werden, welche
der Wissenschaft und den Interessen der Parteien gleich nachtheilig seyn
muͤssen. Allen Verbesserungen und allen Versuchen wird ein Ende gesezt
seyn, und ein Paar Maͤnner werden die Controle uͤber diesen ganzen
so hoͤchst wichtigen Industriezweig in Haͤnden haben. Welcher
Fabrikant wird es wagen, sich dem Veto dieser Despoten auszusezen, und welcher
Capitalist wild unter diesen Umstaͤnden sein Geld noch an Versuche wagen?
Wahrlich es braucht nicht viel, um einzusehen, daß dieß das notwendige Resultat
einer derlei Maßregel seyn wuͤrde; denn wir haben es hier mit einer
Wissenschaft zu thun, welche nichts weniger als abgeschlossen, sondern in
raschem Fortschreiten begriffen ist, und in welcher nur die Zeit und Erfahrung
uͤber Vieles entscheiden koͤnnen. Nehmen wir nur, wie
hartnaͤkig sich Watt der Hochdrukdampfmaschine
widersezte, und welche Meinungsverschiedenheit sogar noch dermalen in dieser
Hinsicht obwaltet. Ware Watt ein
Dampfboot-Inspector gewesen, so haͤtten wir dermalen weder die
Locomotiven, noch die Trevithik'sche Maschine, welche
an den Gruben von Peru Wunder that! Was waͤre geworden, wenn Lardner die Frage zu entscheiden gehabt
haͤtte, ob die Dampfschifffahrt uͤber den atlantischen Ocean
thunlich ist oder nicht? Wie weit waͤren wir zuruͤk, wenn man vor
30 Jahren dieses System eingefuͤhrt haͤtte! Und sollen wir jezt
nach so vielen Anstrengungen als Opfer fallen, und verdammt seyn, hinter allen
Nationen, die so vernuͤnftig sind, die Wissenschaft nicht in Fesseln zu
legen, zuruͤkzubleiben! Ueberdieß wird aber auch noch die Maßregel ihren
Zwek gar nicht erreichen. Die Inspektoren muͤßten so zahlreich seyn als
das Zollpersonal, wenn die Untersuchungen auf eine Weise vorgenommen werden
sollen, daß sie wirklich einen Schuz gewaͤhren koͤnnen. Und die
Folge der Untersuchungen wird seyn, daß sich die Maschinisten etc. aller
Verantwortlichkeit uͤberhoben waͤhnen, und noch groͤßere
Sorglosigkeit und mithin groͤßeres Unheil daraus entsteht. Wie schon oben
gesagt, liegt der Fehler nicht an den Fabrikanten, sondern hauptsaͤchlich
in der Habsucht der Schiffseigner und in der Unwissenheit der Maschinisten.
Gegen diese Uebel sind die amerikanischen Verordnungen auch
hauptsaͤchlich gerichtet. Das Genie des Fabrikanten kann keiner
Regulirung von Seite eines Inspectors unterliegen; dadurch aber, daß man die
Schiffseigner und Capitaͤne einer groͤßeren Verantwortlichkeit
unterwirft, kann Manchem abgeholfen werden.“
Postdampfschifffahrt zwischen England und Nordamerika.
Die englische Regierung hat sich, nachdem die Privat-Dampfschiffgesellschaften
so gute Erfolge hatten, entschlossen, zwischen England und den
nordamerikanisch-englischen Colonien eine Postdampfschifffahrt einzurichten,
welche vom 1. April 1840 an in Gang kommen soll. Man hat sich fuͤr Schiffe
von 1200 Tonnen, welche Maschinen von 430 Pferdekraͤften bekommen sollen,
entschieden, und deren Bau aus dem besten Materiale bereits begonnen. Die
Einrichtung, bei der fuͤr alle Bequemlichkeit und Eleganz Sorge getragen
wird, wird fuͤr 70 Passagiere getroffen. Von England aus werden die Schiffe
nach Halifax und Boston fahren. (United Service
Gazette.)
Weitere Nachrichten über die Anwendung des Thones in den
Dampfkesseln.
Als Nachtrag zu dem, was wir kuͤrzlich im polyt. Journal Bd. LXXII. G. 75 uͤber die Anwendung
des Thones zur Verhuͤtung der Incrustationen in den Dampfkesseln mittheilten,
bemerken wir, daß auch Hr. Major Poussin in neuester Zeit
ein sehr guͤnstig lautendes Schreiben uͤber die Erfindung des Hrn. Chaix an die Société
d'encouragement in Paris richtete. Der Hr. Major pruͤfte bei seiner
Anwesenheit im Arsenale in Toulon saͤmmtliche Berichte, welche von den
Commandanten der koͤnigl. franzoͤsischen Dampfboote im Mittelmeere
uͤber die Anwendung des Thones erstattet worden, und fand diese Berichte
beinahe durchaus in gleichem Grade guͤnstig fuͤr das Verfahren des
Hrn. Chaix. Nur zwei Capitaͤne erklaͤrten
sich fuͤr die Anwendung von Talg und Graphit, wie sie Kennedy (polyt. Journal Bd. LXIX. S.
394) empfiehlt. Eine Untersuchung der nach diesem lezteren Verfahren
behandelten Kessel rechtfertigte diesen Ausspruch jedoch keineswegs; denn Hr. Poussin fand in einem derselben beinahe eine eben so
große Anhaͤufung von Kesselstein, wie in den Kesseln, die ohne alles
Schuzmittel gebraucht werden. Auch mußte man, um denselben zu beseitigen, wie
gewoͤhnlich zum Hammer und Meißel seine Zuflucht nehmen, was bekanntlich den
Kesselwaͤnden sehr nachtheilig ist. Lieutenant Bechamel, Commandant des Dampfbootes Cerberus, welcher sowohl den Thon als
auch den Talg mit Graphit angewendet hatte, versicherte, daß ersterer Alles leiste,
was man wuͤnschen koͤnne, waͤhrend der Talg und Graphit nicht
nur die Bildung des Kesselsteines nicht verhindere, sondern zugleich auch zwischen
den Verdeken einen sehr unangenehmen und der Gesundheit schaͤdlichen Geruch
verbreite. (Bulletin de la Société
d'encouragement, Januar 1839.)
Das eiserne Segelschiff Ironsides,
welches in Liverpool erbaut worden, und das erste derlei
Schiff ist, welches eine groͤßere Seefahrt wagte, hat von England aus in der
kurzen Zeit von 47 Tagen Pernambuco erreicht. Die Besorgnisse, welche man wegen des
Compasses hegte, erwiesen sich als grundlos, denn die Magnetnadel zeigte
waͤhrend der ganzen Fahrt vollkommen richtig. (Mechanics' Magazine, No. 813.)
Ueber Laignel's Curvensystem für Eisenbahnen.
Waͤhrend in Frankreich, schreibt das Mémorial
encyclopédique, die Verwaltung des Straßen- und
Bruͤkenbaues das von Laignel angegebene
Eisenbahnsystem mit Curven von kleinem Radius, ohne eine gruͤndliche
Untersuchung desselben angestellt zu haben, verwirft, und den
Eisenbahngesellschaften dessen Annahme untersagt, machte man in Belgien eine
gelungene Anwendung davon an der Curve, welche die Bahn von Bruͤssel bei
Chalins mit jener von Gent verbindet. Aus einem Berichte der von der belgischen
Regierung hieruͤber niedergelegten Commission geht naͤmlich hervor,
daß die mit kleinem Radius angelegten Curven mit großen und kleinen
Geschwindigkeiten von beladenen und aus einer ziemlich bedeutenden Anzahl von Wagen
bestehenden Wagenzuͤgen befahren werden koͤnnen, ohne daß die
Kleinheit des Radius irgend ein Hinderniß zu veranlassen scheint. Dieser positiven
Schlußfolgerungen ungeachtet hat sich die Commission neue Versuche mit dem
Curvensysteme vorbehalten, und zwar an Rampen oder Gefallen mit 5 Millimeter im
Meter. Hr. Laignel weist nach, daß nach seinem Systeme je
nach dem Raume, den die Wagen einnehmen, 9 Zehntheile dieses Raumes in gerader Linie
und ohne Gefaͤll, und nur ein Zehntheil mit Curve und Gefaͤll
durchlaufen werden. Das Bewegungsmoment, welches die Wagen am Ende der geraden Bahn
erlangt haben, kommt hiebei ganz zu Nuzen. Wenn man an einer Rampe statt einer
einzigen Curve zwei oder mehrere Abtheilungen anbringt, so wird der Raum
verhaͤltnißmaͤßig vermindert und mithin auch die Zahl der dem
Widerstande ausgesezten Wagen in einem solchen Grade, daß dieser Widerstand beinahe
ganz verschwindet.
Glynn's
Maschine zum Absägen der Schienen für Eisenbahnen.
Hr. Joseph Glynn legte der Institution of Civil-Engineers in ihrer Versammlung vom 26.
Maͤrz l. J. die Beschreibung einer Methode vor, nach welcher man dermalen an
den Eisenwerken von Butterley die fuͤr die Midland Counties-Eisenbahn
bestimmten Schienen an ihren Enden abzuschneiden pflegt. Das Civ. Engin. and Archit. Journal gibt in seinem neuesten Maihefte folgenden
Auszug aus dieser Beschreibung. „Die Vortheile, die es bringt, wenn die
fuͤr die Eisenbahnen bestimmten Schienen an ihren Enden rechtwinkelig
abgeschnitten sind, und also genau an einander passen, sind so groß, daß man
diesen Zwek schon auf mehrfache Weise zu erreichen bemuͤht war.
Gewoͤhnlich werden die unebenen Enden der aus den Walzen kommenden
Schienen einzeln erhizt und dann mit der Rundsage abgeschnitten. Die auf solche
Art erzielte Genauigkeit haͤngt daher davon ab, ob der Arbeiter die
Schiene der Saͤge so darbietet, daß sie mit der Flaͤche der
Saͤge rechte Winkel bildet. Da durchaus nicht mit Sicherheit hierauf zu
zahlen ist, so hat man an den genannten Eisenwerken folgende Einrichtung
getroffen. Die Welle der Saͤgen und das Lager der Maschine, welches jener
einer Drehebank aͤhnlich ist, sind mit der Linie der Walzen, in denen die
Schienen erzeugt werden, unter rechten Winkeln gestellt. Die Saͤgen sind
in Haͤuptern fixirt und lassen sich auf dem Lager verschieben, damit man
sie so stellen kann, daß sie die Schienen genau in der gewuͤnschten
Laͤnge abschneiden. Die Saͤgeblaͤtter haben drei Fuß im
Durchmesser und 1/8 Zoll Dike, und laufen in jeder Minute 1000 Mal um. Ihre
Kaͤhne, welche dieselbe Groͤße haben, wie an den fuͤr Holz
bestimmten Rundsaͤgen, stehen mit dem heißen Eisen zu kurze Zeit
uͤber in Beruͤhrung, als daß sie eine Beschaͤdigung
erleiden koͤnnten; zu noch groͤßerer Sicherheit taucht aber der
untere Rand der Saͤge in ein mit Wasser gefuͤlltes
Schaͤlchen unter. Die Saͤgeblaͤtter werden zwischen zwei
gußeisernen mit Kupfer besezten Scheiben von solcher Groͤße festgehalten,
daß nur der zum Durchschneiden der Schienen noͤthige Theil des
Saͤgeblattes uͤber sie hervorragt. Die Schiene wird bei ihrem Austritte aus den
Walzen auf einer gußeisernen Platte, auf welche sie zum Saͤgen gerecht zu
liegen kommt, schnell mit hoͤlzernen Schlaͤgeln gerade geschlagen,
wodurch an Zeit, Arbeit und Brennmaterial erspart wird. Die Schiene wird an
beiden Enden zugleich und mit einem Male abgeschnitten. Wenn die Sage scharf und
das Eisen heiß ist, so sind 78pfuͤndige Schienen in 12 Secunden
durchgeschnitten. Die Schienen gerathen, sowie sie die Saͤgen verlassen,
in einen Falz, welcher in eine dike gußeiserne Platte geschnitten ist, so daß
sie sich also nicht werfen koͤnnen.“
Ein zweiter Erstikungsfall durch Joyce's Patentofen hervorgebracht.
Als Nachtrag zu dem, was wir im polytechn. Journal Bd. LXXI. S. 396 uͤber einen Todesfall berichteten, welcher in
England dem Gebrauche eines Ofens der HHrn. Harper und
Joyce zugeschrieben ward, erwaͤhnen wir, daß
im Monate Maͤrz l. J. eine zweite gerichtliche Untersuchung vorkam, bei
welcher die Jury geradezu und bestimmt erklaͤrte, daß der Tod durch die
schaͤdlichen Daͤmpfe, welche ein derartiger Ofen entwikelte,
hervorgebracht worden sey. Mehrere englische Blaͤtter und auch ein
Correspondent des Mechanics' Magazine ergreifen diese
Gelegenheit, um auf amtliches Verbot dieser Oefen zu dringen; ja sie verlangen, daß
man die Patenttraͤger und selbst die HHrn. Cooper
und Brande, welche durch ihre guͤnstigen Zeugnisse
und durch ihre Autoritaͤt zur Benuzung derselben verfuͤhrten, wegen
Todschlages processire. Hr. Brande ist durch dieses
einzige ungluͤkliche Zeugniß unter dem englischen Publicum ebenso um seinen,
in langen Jahren wohlverdienten Ruf gekommen, wie Dr.
Lardner den seinigen fuͤr immer durch die irrigen Prophezeyungen,
die er unaufgefordert in Betreff der Dampfschifffahrt uͤber den atlantischen
Ocean abgab, verscherzte.
Kessels's Nettungsapparat bei Feuersbrünsten.
Hr. Herman Kessels, Major in der belgischen Artillerie,
nahm am 7. Jun. 1838 in London ein Patent auf einen bei Feuersbruͤnsten
anwendbaren Rettungsapparat, von dem das London Journal
in seinem lezten Maihefte Folgendes sagt. Der Apparat, dem der Erfinder den Namen
Salvator beilegte, besteht in einer langen Leiter,
welche ungefaͤhr an ihrem unteren Drittheile an einer horizontalen Welle
aufgezogen ist, und also wie ein Hebet gehoben oder gesenkt werden kann. Die Welle
selbst wird von zwei Pfosten getragen, und diese sind in eine Platform eingesezt,
welche sich horizontal auf einem auf Raͤdern laufenden Wagen dreht. Brennt es
im unteren Stokwerke eines Hauses, und will Jemand aus einem der hoͤheren
Stokwerke entfliehen, so schafft man den Wagen an Ort und Stelle und stellt die
Leiter mit Huͤlfe zweier Strike, von denen der eine an dem unteren und der
andere an dem oberen Ende der Leiter festgemacht ist, waͤhrend die anderen
Enden beider Strike an einer unten befindlichen Trommel befestigt sind, auf. Die
Trommel wird mit einer Kurbel umgedreht, wobei sich die Leiter erhebt, indem sich
der obere Strik auf die Trommel auf-, der untere dagegen von ihr abwindet.
Von dem oberen Ende der Leiter fallen Arme nach Außen, und diese tragen die Leiter,
damit diese selbst sich nicht an die Wand des Gebaͤudes anzulegen braucht. An
dem oberen Ende ist ferner ein Kuͤbel angebracht, in welchen man von dem
Fenster aus steigen kann, um an die Leiter zu gelangen, oder in den man auch alle
Gegenstaͤnde von Werth schaffen kann. Ist die Rettung erfolgt, so entfernt
man den Wagen von dem Gebaͤude und laͤßt die Leiter nieder, indem man
die Kurbel nach entgegengesezter Richtung dreht.
Marr's
Methode Documente aller Art vor Feuer zu schützen.
Die metallenen Kisten, welche man bisher zur Aufbewahrung von Dingen benuzte, die man
bei eintretenden Bruͤnsten vor dem Verbrennen schuͤzen wollte,
bestanden gewoͤhnlich aus Gußeisen, und waren innen mit Eisenblech so
ausgefuͤttert, daß zwischen den beiden Gehaͤusen ein mit Luft
ausgefuͤllter Raum blieb. Man glaubte, daß diese Luftschicht jede solche
Erhizung des inneren Gehaͤuses, die den darin verwahrten Gegenstaͤnden
nachteilig werden koͤnnte, verhuͤten muͤßte, woruͤber
man sich jedoch, wie die Erfahrung zeigte, gar sehr im Irrthume befand. Hr. William
Marr von Bread Street in der City of London glaubt nun
das wahre Schuzmittel darin gefunden zu haben, daß er den Raum zwischen beiden
Gehaͤusen mit Asbest, als einem der schlechtesten Waͤrmeleiter,
ausfaͤllt. Die mit diesen Kisten angestellten Versuche sollen angeblich sehr
guͤnstig ausgefallen seyn. Der Erfinder nahm am 13. Febr. 1834 ein Patent auf
seine Erfindung. (London Journal of arts. Mai 1839, S.
121.)
Löthung des Bleies durch bloße Flammenwirkung.
Man hat schon seit laͤngerer Zeit gesucht das Blei durch sich selbst mittelst
einfacher Schmelzung und ohne Anwendung einer Zinnlegirung zu loͤthen. Allein
diese Operation bot stets so große Schwierigkeiten, daß sie nie in Gebrauch kam. Hr.
Desbassayns de Richemont will nun diese
Schwierigkeiten gehoben haben, indem er zur Schmelzung des Bleies verschiedene Arten
Flammeniegel anwendete, welche von solcher Intensitaͤt sind, und dabei in so
hohem Grade reducirend wirken, daß die Raͤnder in Fluß gerathen und sich
vereinigen, ehe sich die Verfluͤssigung auf die benachbarten Theile ausdehnen
koͤnnte. Diese Flammenkegel erzeugt er mittelst tragbarer Apparate, denen er
den Namen Luftwasserstoff-Loͤthroͤhre (chalimeaux aërhydriques) beilegte, weil die zum Brennen verwendete
Luft aus atmosphaͤrischer Luft und Wasserstoffgas zusammengesezt ist. Man
kann mit diesen Apparaten Flammenkegel von jeder beliebigen Groͤße erzeugen,
und sie nach allen Richtungen und in jede Weite dirigiren. Wenn die zu lochenden
Gegenstaͤnde hergerichtet und die Flammen ihnen gemaͤß regulirt
wurden, braucht man nur den Flammenkegel so spielen zu lassen, daß sein innerer
Theil mit einem Mahle und zugleich zwei der benachbarten Punkte des Grundes der
Rinne trifft und schnell erhizt. Die Punkte werden anfangs einzeln schmelzen; allein
schnell vereinigen sie sich zu einem glaͤnzenden Kuͤgelchen, wo man
dann die Schmelzung und Loͤthung zu dirigiren fortfaͤhrt, indem man
den durch die Flamme geschmolzenen Tropfen anzieht oder wegtreibt, und indem man im
Nothfalle die Loͤthung mittelst Bleikoͤrnchen, oder auch dadurch, daß
man von den benachbarten Theilen Blei entlehnt, verstaͤrkt. Dieses Verfahren
ist auf Gegenstaͤnde von jeder Form und Dike anwendbar. (Comptes rendus des séances de l'Académie,
1839 No. 3.)
Künstliches Licht zur Darstellung photogenischer
Zeichnungen.
Hr. Robert Mallet hat gefunden, daß das von
gluͤhenden Kohks ausstrahlende Licht das photogenische Papier
schwaͤrzt und schlaͤgt es daher als ein Surrogat des Sonnenlichts oder
des Lichts, welches Knallgas mit Kalk hervorbringt, vor. Ein Apparat, worin eine
geringe Menge Kohks bei hoher Temperatur verbrennt, kann nicht schwierig
herzustellen seyn. (Mechanics' Magazine, No. 825.)
Einfaches Verfahren die Potasche von Kieselerde zu
reinigen.
Hr. Dr. W. Arthus beschreibt
im Journal fuͤr praktische Chemie Bd. XV. S. 124 folgendes: Die Potasche wird
mit ihrem gleichen Gewichte Wasser durch 36 stuͤndiges Stehen ausgezogen. In
die abgegossene Lauge ruͤhre man hierauf eine hinreichende Menge frisch
ausgegluͤhter Holzkohle (6 bis 8 Loth auf das Pfund Potasche) und lasse sie
24 Stunden lang einwirken. Die sodann abfiltrirte Lauge zeigt sich frei von
Kieselerde.
Merry's
Methode das Neusilber zu benuzen.
Die Erfindung, welche Anthony Theophilus Merry von
Birmingham am 8. Maͤrz 1836 patentiren ließ, besteht lediglich darin, daß er
Neusilber oder irgend eine andere Nikellegirung zur Fabrication plattirter Waaren
verwendet, damit, wenn die aͤchte Silberplattirung abgewezt ist, die
abgenuͤzten Theile doch noch immer einen silberartigen Glanz haben. Das
Verfahren, welches der Patenttraͤger befolgt, ist, wie das London Journal, Mai 1839, versichert, ganz dasselbe,
nach welchem man bei der Fabrication gewoͤhnlicher plattirter Waaren zu Werke
geht.
Ueber die Verkohlung vegetabilischer Stoffe.
Hr. Cagniard-Latour zeigte in einem Vortrage, den
er im Monate April vor der Société
philomatique in Paris hielt, und der beinahe etwas fabelhaft zu lauten
schien, an, daß er mehrere Versuche uͤber die Erhizung von Pappelholz in
zugeschmolzenen Glasroͤhren angestellt habe. Bei diesen Versuchen soll das
Holz, welches bald in kleinen Stuͤkchen, bald als Pulver in die
Glasroͤhren gebracht, vorher aber durch 10 bis 13 Stunden in einem auf
100° Celsius geheizten Darrofen getroknet worden, in dem Momente, wo es auf
eine Temperatur, bei der die Verkohlung eintrat, naͤmlich auf 360°
Celsius kam, so fluͤssig wie ein Erdharz geworden seyn. Nach dem
Getoͤse, welches sich hoͤren laͤßt, wenn die Roͤhren im
Momente dieser Schmelzung plazten, glaubt Hr. Cagniard-Latour, daß die Roͤhren in diesem Momente einem
inneren Druke ausgesezt sind, der vielleicht mehr als 80 Atmosphaͤren
betraͤgt. Selbst wenn man die Roͤhren nach dem Erkalten bricht, um die
in ihnen verkohlte Holzmasse herauszunehmen, wird durch die ploͤzliche
Ausdehnung der in ihnen enthaltenen comprimirten Gase eine sehr starke Explosion
erzeugt. In der verkohlten Masse ist selbst mit der Luppe keine Spur der Holztextur
zu erkennen, bis zum Rothgluͤhen erhizt brennt sie einige Augenblike mit
Flamme, ohne jedoch dabei in Fluß zu kommen; als Ruͤkstand bleibt hiebei eine
Kohle, welche schwer verbrennbar zu seyn scheint, da sie verlischt, so wie man sie
nicht langer mehr erhizt. Etwas von der verkohlten Masse zu feinem Pulver zerrieben
und mit absolutem Alkohol uͤbergossen, faͤrbt diesen gelb; als
Ruͤkstand bleibt ein sehr feines schwarzes Pulver, aus welchem Hr. C. L. eine
unausloͤschliche Tinte zu bereiten gedenkt. – Hr. C. L. will seine
Versuche mit verschiedenen Holzarten und auch mit einigen kalkigen Substanzen, in
denen organische Stoffe enthalten sind, fortsezen, um zu erforschen, welche von
diesen Substanzen unter Temperaturen und Drukgraden, welche die Glasroͤhren
auszuhalten vermoͤgen, in Fluß gebracht werden koͤnnen. Er will diese
Versuche auch mehr im Großen und mit eisernen Apparaten wiederholen, um zu sehen, ob
sich hieraus nicht allenfalls in Bezug auf die Gewinnung der Holzkohlen Vortheile
ziehen lassen. Auch hofft er hiedurch zu einigen Aufschluͤssen uͤber
die Umstaͤnde, unter denen sich die Steinkohlen gebildet haben
duͤrften, zu gelangen. (Mémorial
encyclopédique, Februar 1839.)
Preise englischer Spinnmaschinen für Flachs und Wolle.
Folgendes Preisverzeichniß englischer Flachs- und Wollspinnmaschinen ist
unmittelbar von den betreffenden englischen Fabrikanten eingesandt, worden, und wir
theilen dasselbe in der Uebersezung mit Beibehaltung der Originalpreise (das Pfund
Sterl. zu circa 12 fl. – ohne Verbindlichkeit)
hier um so lieber mit, als solches nicht ohne Interesse fuͤr denjenigen Theil
unserer Leser seyn wird, welche sich mit der Fabrication des genannten Artikels
beschaͤftigen.
Pfd. Sterl.
1)
Flachsbrechmaschine
per Stuͤk
36
2) Schwingmaschine
mit Hecheln
–
35
3) Hechelmaschine
(Hecheln besonders berechnet)
–
30
4) Deßgleichen mit
Werk-Rollzuͤgen (Tow
Doffers)
–
35
5) Excentrische
Kreishecheln (Hecheln extra)
–
40
6)
Flachszuͤge Nr. 4 mit 2 Gaͤngen (slivers)
–
70
7) Zu kurzem
Flachs deßgl.
–
60
8)
Flachszuͤge Nr. 2 mit 2 Gaͤngen per Kopf
–
60
9) Kurz
deßgl.
–
45
10) Flachszuͤge Nr. 3 mit 4
Gaͤngen
–
70
11) Kurz deßgleichen
–
60
12) Flachs-Vorspinnmaschine
mit 2 Spindeln
–
60
13) Deßgl. mit 4 Spindeln
–
60
14) Kurze deßgl. mit 4
Spindeln
–
48
15)
Flachs-Vorspinnmaschinen mit verbessertem Drallregulator
(Spindeln und Rollen durch Raͤderwerk bewegt) per Spindel
10
16)
Kurze
deßgl. deßgl.
–
9
1/2
17) Wergzuͤge mit 2
Gaͤngen per Kopf
30
18)
deßgl. mit 4
Gaͤngen –
36
19)
Werg-Vorspinnmaschinen mit 2 Spindeln deßgl. per Kopf
40
20)
deßgl. mit 4
Spindeln –
48
21) deßgl. mit verbessertem
conischen Drallregulator (Spindelnund Rollen mit Raͤderwerk
verbunden) per Spindel
9
22) Werg-Krempelmaschinen
(ganz von Eisen)
50 Zoll
breit,
3 Fuß Durchmesser
84
60
–
3 –
96
70
–
3 –
110
80
–
3 –
120
90
–
3 –
140
96
–
3 –
160
50
–
4 –
100
60
–
4 –
116
70
–
4 –
132
80
–
4 –
148
90
–
4 –
164
96
–
4 –
180
23) Werg-Vorspinner, ganz
von Eisen, und zum Krempeln mit 2Rollzuͤgen (doffers), die das lange Werg vom kurzen
scheiden,
50 Zoll
breit,
3 Fuß Durchmesser
150
60
–
3 –
150
70
–
3 –
150
80
–
3 –
150
90
–
3 –
150
96
–
3 –
150
50
–
4 –
170
60
–
4 –
170
70
–
4 –
170
80
–
4 –
170
90
–
4 –
170
96
–
4 –
170
24) Flachsspinnrahmen nach
Verlangen von 15 Sh. per Spindel bis
1 1/2
25) Garnhaspeln das
Stuͤk
10
26)
Kammgarn-Krempelmaschine mit 2 Spindeln
150
27) Deßgl. mit Strekwerk oder
Durchzuͤge mit Spiralkamm per
Stuͤk
35
28)
– ganze Maschine mit Strekwerk per Kopf
40
29) Rundmaschine mit 2 Spindeln
und Spiralkamm per Kopf
50
30) Deßgl. Vorspinnmaschine mit
4 Spindeln und Spiralkamm per Kopf
48
31) Feinspinnmaschinen
fuͤr Kammgarn per
Spindel –
16 Shill.
(Polytechn. Centralblatt.)
Verbesserungen im Kämmen der Wolle.
Das Mechanics' Magazine berichtet in seiner Nr. 812 von
einer wichtigen Erfindung in der Wollenwaaren-Fabrication, welche
kuͤrzlich in England patentirt wurde. Das Wesentliche derselben besteht im
Heizen der Kardirmaschinen und Kaͤmme mit Dampf, was den guten Erfolg hat,
daß die Wolle unter den Kardenzahnen gerade gelegt werden kann, ohne daß ihre Fasern
brechen, wie dieß sonst so haͤufig der Fall ist. Man soll nach diesem
Verfahren aus 100 Pfd. roher Wolle 95 Pfd. der besten gekaͤmmten Wolle
erhalten; waͤhrend nach den gewoͤhnlichen Methoden im besten Falle 65
Pfd. erzielt werden. Die Erfindung ist eigentlich franzoͤsischen Ursprunges;
die Vortheile derselben sind quantitativ und qualitativ so groß daß man, bis in
England die dazu gehoͤrigen Maschinerien eingerichtet seyn werden, Wolle nach
Frankreich senden will, um sie daselbst kaͤmmen zu lassen, obgleich die
Kammwolle in England bei ihrer Einfuhr 40 Proc. Zoll bezahlt.
Lehmanns Methode Stroh in eine
haar- oder wollenartige Masse zu verwandeln.
Im 33sten Bande der Brevets d'inventions findet man die
Methode, nach welcher Hr. Lehman in Paris aus Stroh eine
Masse bereitet, welche er anstatt des Roßhaares und der Wolle als Fuͤllsel
verwendet, also beschrieben. „Man druͤkt das Stroh in Bottiche, wie sie die
Faͤrber zu haben pflegen, und welche bis auf 2 1/2 bis 3 Fuß von ihrem
Rande in den Boden eingesezt sind. In diesen Bottichen uͤbergießt man es
mit soviel siedender aͤzender Kalk-, Kali- oder
Aschenlauge, daß das Stroh davon bedekt ist. Um das Stroh untergetaucht zu
erhalten, bedient man sich geeigneter Preßhoͤlzer. Nach Ablauf von 48
Stunden schafft man das Stroh mit gebogenen Gabeln auf einen halben Dekel des
Bottichs, um die Lauge ablaufen zu lassen. Je nach seiner Beschaffenheit, d.h.
je nachdem es mehr oder weniger hart oder weich ist, muß hierauf das Stroh in
einem Kessel, in welchen es eingedruͤkt wird, eine oder zwei Stunden lang
gesotten werden. Daß das Stroh in hinreichendem Grade gesotten worden, erkennt
man, wenn dessen Knoten zwischen den Fingern mit Leichtigkeit auseinander
weichen. Nach dem Sieden wirft man das Stroh in große Koͤrbe, wie man sie
zum Waschen der Wolle zu benuzen pflegt, und in denen man es an die
Waschvorrichtung schafft. Aus dem ausgewaschenen Stroh wird das Wasser
ausgepreßt, worauf man es dann wie Waͤsche auf Striken aufhangt, um es zu
troknen. Im feuchten Zustande wird es hiebe: zwischen den Haͤnden
abgerieben, um ihm eine groͤßere Weichheit zu geben. – Alle Arten
von Stroh koͤnnen dieser Behandlung unterworfen werden, doch eignet sich
Roken- und Haferstroh am besten fuͤr sie. Es kann in
praͤparirtem Zustande anstatt des Roßhaares und der Wolle zum Polstern
verwendet und in Hinsicht auf Elasticitaͤt mit dem ersteren verglichen
werden. Will man es nach Ablauf von einigen Jahren reinigen, so braucht man
nichts weiter, als es in frischem Wasser auszuwaschen, wodurch es seine
fruͤhere Elasticitaͤt wieder gewinnt. Es kommt sehr wohlfeil zu
stehen, und ist den Angriffen des Ungeziefers nicht ausgesezt.“
Literatur. Plagiate in Dr. Ure's Dictionary of Arts, Manufactures and
Mines.
Die Redaction des polytechn. Journals hat im 2ten Aprilhefte desselben ein Plagiat
des Dr. Ure in London geruͤgt, welcher aus Prechtl's technologischer Encyklopaͤdie einen
Aufsaz des Hrn. Directors Karmarsch, ohne Nennung des
Originals und Verfassers, uͤbersezt hat. Unterzeichneter glaubt es seinem
Buche schuldig zu seyn, eine Nachweisung zu geben, wie viele Abbildungen und wie
viele Artikel Hr. Ure aus den „Elementen der
technischen Chemie“, ohne nur einmal die Quelle zu
nennen, entnommen hat. Die unterstrichenen Namen sind Artikel, welche fast ganz,
oder zum großen Theil, aus meinem Buch uͤbersezt sind.
Nachweisung der
Artikel.
Welche
Abbildungen entlehnt
sind.
Antimony,
Methode des Ausbringens, Beschreib. des Ofens
Fig. 18 und 19.
Arsenic,
Beschreib. der Arsenikhaͤtte. Proceß. Productionstabelle
20 – 25.
Balsams.
Beer,
Beschreibung des Bierkessels
107 u. 108.
Bismuth,
Beschreib, des Saigerofens und Verfahrens
112 – 114.
Bitter
principle.
Bleaching, Abbildung der Squezzer,
Calander, Beuchapparat,Waschrad.
117 – 121. 124 – 26. 129 –
30.
Bone blak,
Beschreibung des Ofens.
139 u. 140.
Brass,
ganze Seiten uͤbersezt, Gießofen, Gluͤhofen,
Gießsteine.Verfahren.
159 – 163 – 68.
Calender,
siehe Bleichen.
Charcoal,
Meiler, Torfverkohlung, Chabaussière's Ofen.
272 – 80.
Cobalt,
Schmelzofen, Calcinirofen
191 – 94.
Copper,
Kupferroͤst- und Schmelzofen, Chassy Ofen,
Gahrherd.Mansfelder Proceß.
303 – 6. – 15.
Crueibles.
Abbild. u. Beschreibung.
Filtration.
Glass,
Strekofen, Glasofen, Formen des geblasenen
Tafelglases.Glassaͤze. Analysen.
500 – 504.
Graduation,
Essigbilder, Beschreibung
530.
Indigo, 10 Seiten gaͤnzlich
uͤbersezt! Indigmuͤhle.Faͤrberei mit Indig
Fig. 579 u. 80.
Iron,
Feineisenfeuer, Puddelofen, Walz- und
Schneidwerke.Cupolofen-Berlin
590 – 95. 97 u. 98. 607 u. 8.
Lamp of
Davy.
614 u. 15.
Lead,
schlesische Bleioͤfen, Treibherd. Beschreib
632 – 36.
Lime,
Ruͤdersdorfer Kalkofen, Betrieb, Beschreib
638 – 41.
Liquation,
Saigerofen fuͤr Spießglanz
642 – 45.
Malt kiln,
Pistorius's Darre
653 – 55.
Mortar, Text,
Tabelle, Analysen.
Oils,
Oehlsamenreibmaschine, Waͤrmeapparat
770 – 73.
Paper,
Hollaͤnder (mit der fehlerhaften Zeichnung)
785 – 87.
Pitcoat coking,
alle Abbildungen
870 – 74.
Platinum,
Analysen, Angabe der Gewinnung in Rußland.
Potash.
Tabellen.
Press
hydraulic, Abbildung und Beschreibung.
909 – 12.
Prussian
blue. Vieles, unter anderen die Tabelle.
Purple of
Cassius. Uebersezt.
Pyroligneous
acid. Abbildung und Beschreibung.
929.
Refrigerating,
Wagenmann's Kuͤhler.
939 u. 40.
Salt Sea,
Gradiren, Abdampfen, saͤmmtliche Abbildungenund Beschreibung
dazu
962 – 68.
Silver,
Freiberger Amalgamation. Treibofen, Feinbrennofen,Sachsens und Preußens
Silberproduction.
Singeing,
Abbildung und Beschreibung der Oefen.
1030 – 31.
Sodacaustic. Tabelle. kohlens., 1 1/2 und 2fach
kohlens. Natron.
Starch,
Tabelle, Kartoffelreibe. Staͤrke aus fremden Gewachsen.
1047 – 48.
Starching
apparatus, Abbildung und Beschreibung.
1049 – 50.
Steel,
Cementirofen, vieles uͤbersezt.
1034 – 55.
Still, Blase
und Kuͤhler
Abbildung.
Stone
artificial, Abbild. u. Beschreib. von 2 Oefen.
1069 – 72.
Sugar,
Klaͤrungsfilter, Vacuum, Schaukelpfanne, Tabelleder
Siedepunkte
1084 – 86.
Sugarbeet root, Reibe
1089 – 97.
Sulphur,
Marseiller Ofen
1098 – 99.
Sulphuric,
acid, Bleikammer
1101
Tin,
sachsischer Rost- und Schmelzofen, englischer Ofen, vieles
uͤbersezt
1149 – 54.
Weld,
ganz uͤbersezt.
White
lead, sehr vieles uͤbersezt.
Wine,
Tabelle. Hier thut mir Hr. Ure die Ehre an,
michzum ersten und lezten Male zu nennen, als habe ich dieeine
Tabelle geliefert; statt Fechner steht Fesser.
Zinc,
englischer, luͤtticher Ofen
1231 – 36.
Vergluͤhofen. NB. Hier ist ein grober Fehler, der Uebersezerhat diesen Ofen
als den Zinkdestillirofen geschildert.Lezterer ist gar nicht
abgebildet. – Umschmelzkessel
1237 – 41.
Ein jeder Leser wird aus diesem Verzeichniß entnehmen koͤnnen, wie wichtig
Hrn. Ure das Werk eines Deutschen gewesen ist, da er
nicht weniger als Einhundert und zweiundachtzig Abbildungen nebst Beschreibung woͤrtlich mit allen
Buchstaben, so wie große und kleine Artikel daraus entnommen hat. Unter solchen
Umstaͤnden mußte er allerdings meinen Namen verschweigen!
Ob ein solches Verfahren ehrenvoll sey, lasse ich dahin gestellt. Ich glaube aber es
wir schuldig zu seyn, gegen ein solches, alles Maaß
uͤberschreitendes Plagiat oͤffentlich zu protestiren. Hr. Ure sagt in der Vorrede, er sey mit allen neueren
Verbesserungen, welche in Deutschland gemacht worden sind, vertraut, d.h. er kennt
Werke deutschen Fleißes, aus denen er seinen Landsleuten Belehrung gibt, ohne
dieselben mit einer Sylbe zu nennen.
Suum cuique.
Schubarth.