Titel: | Ueber eine Methode zur Verhütung der seitlichen oder schwankenden Bewegung der Locomotiven auf den Eisenbahnen. Von G. Heaton in Birmingham. |
Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. XXI., S. 93 |
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XXI.
Ueber eine Methode zur Verhuͤtung der
seitlichen oder schwankenden Bewegung der Locomotiven auf den Eisenbahnen. Von G. Heaton in
Birmingham.
Aus dem Mechanics' Magazine. No. 818.
Heaton's Methode die schwankende Bewegung der Locomotiven auf den
Eisenbahnen.
Als ich vor Kurzem meine Aufmerksamkeit auf die seitliche oder schwankende Bewegung,
welche man an den auf den Eisenbahnen laufenden Locomotiven bemerkt, richtete, kam
mir die Idee, daß dieselbe mit dem Gewichte der Krummzapfen und Räderwerke, und mit
der Stellung, in welcher die äußeren Krummzapfen, wenn solche vorhanden sind,
angebracht sind, im Verhältnisse stehe. Ich verfertigte mir daher im Maaßstabe von
einem Zoll auf den Fuß ein kleines Modell der Krummzapfenwelle mit zwei an ihr
befindlichen Rädern, welches ich auf zwei starke, in einem Brette befestigte Drähte
sezte. Um die Mitte dieser Welle wand ich eine Schnur, an der ich ein Gewicht
anhängte, um durch das Herabfallen dieses Gewichtes, z.B. von dem Tische auf den
Boden, der Welle und den Rädern eine gewisse Geschwindigkeit zu geben. Das
angehängte Gewicht war hinreichend, die Welle und die Räder 75 Secunden hindurch umzutreiben, wobei die
Schwingung der Krummzapfen eine seitliche und schwingende Bewegung erzeugte, welche
hinreichend war, um das Modell nach der Quere über den Tisch, auf den ich es
gestellt hatte, zu bewegen. Ich brachte hierauf an jedem der Räder ein Gewicht an,
welches den Krummzapfen das Gleichgewicht hielt; und die Folge hievon war, daß
dasselbe Gewicht, welches sich durch dieselbe Distanz bewegte, wie in dem ersten
Falle, der größeren Schwere der Räder ungeachtet diese sowohl als die Räder 90
Secunden hindurch in Bewegung sezte, und daß das Modell seine Stelle auf dem Tische
beibehielt.
Ich theilte das Resultat dieser meiner Versuche den Ingenieurs der
London-Birmingham-Eisenbahn mit, und diese ließen mit Einwilligung der
Directoren an einer der Gesellschaft zugehörigen Locomotiven, der Brockhall genannt,
welche sich eben in Reparatur befand, meinem Plane gemäß und unter meiner Anleitung
Gegengewichte anbringen. Diese Maschine nun lief, als man sie wieder auf die Bahn
brachte, mit vollkommener Stätigkeit und alle seitlichen Schwankungen hatten ein
Ende. Diese Stätigkeit und Ruhe blieb sich gleich, der Kolben mochte 6 oder 160 Hube
in der Minute machen, während an den gewöhnlichen Locomotiven das Schwanken um so
stärker zu werden Pflegt, je größer die Geschwindigkeit ist. Nachdem die Maschine 7
Wochen lang gedient und sich während dieser Zeit durch ihre ruhige Bewegung einen
Ruf erworben hatte, nahm ich mit Erlaubniß der Ingenieurs die Gegengewichte von den
Rädern ab. Die Folge davon war, daß die Maschine nun dieselbe schwankende Bewegung
bekam, wie sie allen Locomotiven bisher eigen war. Ich fand, daß die Maschine, wenn
sie mit 22 engl. Meilen in der Zeitstunde lief, bei jedem Hube sich dem Tender um
3/4 Zoll annäherte und auch wieder davon entfernte. Ich überzeugte mich hiedurch,
daß die Gegengewichte an der Locomotive dieselbe Wirkung hervorbrachten, wie an
meinem Modelle. Die Vortheile, die hieraus für den Eisenbahnbetrieb hervorgehen
können und müssen, werden jedem Sachverständigen einleuchten. Ich bemerke nur noch,
daß die Erbauer der Brockhall sich entschlossen haben, an einigen neuen Locomotiven,
die sie in Arbeit haben, meine Gegengewichte anzubringen.