Titel: | Verfertigung dauerhafter Tafeln oder Platten, auf welche man schreiben, zeichnen, Inschriften oder Dessins druken kann, und welche sich auch als Straßenpflaster benuzen lassen, worauf sich William Dolier, Lehrer in Liverpool, am 30. August 1838 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. XXXV., S. 129 |
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XXXV.
Verfertigung dauerhafter Tafeln oder Platten, auf
welche man schreiben, zeichnen, Inschriften oder Dessins druken kann, und welche sich
auch als Straßenpflaster benuzen lassen, worauf sich William Dolier, Lehrer in
Liverpool, am 30. August
1838 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts. Jun. 1839, S.
150.
Dolier's Tafeln zu verschiedenen Zweken.
Meine Erfindung beruht: 1) auf der Benuzung einer bekannten Composition zu
dauerhaften Tafeln oder Platten, auf welche man schreiben und zeichnen kann, und auf
denen sich die Schrift oder die Zeichnungen durch Anwendung von Feuchtigkeit
beliebig wieder auslöschen lassen. Diese Composition ist gewöhnliches Glasemail,
welches auf bekannte Weise aus Flintglas, Borax und Arsenik zusammengesezt wird, und
welches ich, wie bei der Glasfabrication zu geschehen Pflegt, zu dünnen Platten von
beliebiger Größe auswalze. Diesen Platten nehme ich, nachdem sie geschliffen und
polirt worden sind, durch Abreiben derselben mit dem feinsten Schmirgelpulver ihren
Glanz, womit sie dann zum Gebrauche fertig sind. Sie nehmen in diesem Zustande nicht
nur die feinsten Schriftzüge und Zeichnungen an, sondern auch Malereien und Abdrüke,
welche man auf dieselbe Weise auf sie auf- oder überträgt, wie es bei der
Porzellanfabrication zu geschehen pflegt. Sie dienen zu verschiedenen Zweken in den
Haushaltungen und bei deren Möblirung; auch kann man sie zu Nebentischen,
Billardtafeln, Tischplatten und anderen derlei Gegenständen verarbeiten lassen. Man
kann ihnen in diesem Falle durch Politur einen hohen Glanz geben; oder man kann das
Email durch Zusaz verschiedener Farbstoffe mannigfach färben.
Meine Erfindung beruht 2) auf der Zubereitung von Platten, welche vollkommen biegsam
und dabei dennoch dauerhaft sind. Als Grundlage dieser Platten dient ein Stük
Leinen-, Seide-, Baumwoll- oder auch anderer Zeug (worunter
jedoch der Leinenzeug den Vorzug verdient), welcher Zeug an der einen Seite auf
folgende Weise mit einer Composition überkleidet wird. Man trägt auf der Kehrseite
des Leinenzeuges eine Schichte eines Kleisters oder Firnisses auf, den man sich
bereitet, indem man ein Pfund Büffelhaut über mäßigem Feuer in einem Gallon Wasser
aufweicht. Nachdem dieser Anstrich troken geworden ist, reibt man die andere Seite
mit Bimsstein ab, um dadurch alle Unebenheiten zu beseitigen und eine vollkommen
ebene Oberfläche zu erzeugen. Diese Oberfläche überstreicht man dann drei Mal mit
einer Mischung, zu der man auf ein Pfund des reinsten Bleiweißes ein Quart gesottenes
Leinöhl und eine halbe Pinte Terpenthingeist nimmt. Nach dem Eintroknen dieser
Anstriche ist die biegsame Platte zum Gebrauche fertig, wo man sie dann zum Druke,
namentlich zum Druke von Landkarten, und zu vielen anderen Zweken verwenden kann.
Die Kehrseite des auf solche Art zubereiteten Zeuges läßt sich nach der auch bei den
Tapeten gebräuchlichen Methode mit Wollenpulver überdeken, wodurch das Fabricat an
äußerem Ansehen gewinnt und zu vielen Verzierungen geeignet wird. Ebenso kann man
auf den Büffelhautkleister auch Metallpulver aufstreuen, und dadurch der Oberfläche
das Aussehen von Gold, Silber oder Bronze geben.
Meine Erfindung bezieht sich 3) auf die Pflasterung von Badezimmern und anderen
derlei Räumen, in welchen Feuchtigkeit zwischen die Fugen des Bodens einbringen
kann. Ich seze nämlich vierekige Emailplatten der beschriebenen Art oder auch
gewöhnliche Badezimmerplatten von verschiedenen Farben nach verschiedenen
Zeichnungen zusammen, und gieße über die Fugen eine dünne Schichte geschmolzenen
Glasemails, so daß nichts in sie einbringen kann. Man kann auch Landkarten oder
andere Zeichnungen auf die untere Fläche der Platten stechen oder druken, diese
Platten dann verglasen, und diese Platten zu einer unterhaltenden Pflasterung für
Gemächer verwenden.
Meine Erfindung betrifft 4) eine Verstärkung und Verschönerung des Glases, welche
dadurch bewirkt werden soll, daß ich zwischen zwei gewöhnliche Glasplatten ein
Drahtgewebe von beliebiger Form lege, und dann das Glas theilweise schmelze, so daß
es zwischen die Maschen des Drahtgewebes einbringt und mit diesem eine Masse bildet.
Das Drahtgitter kann aus glatten Maschen bestehen oder beliebige Verzierungen und
Dessins haben, und aus plattirtem Messingdrahte oder einem anderen Metalldrahte
gearbeitet seyn.
Eine weitere Anwendung findet meine Erfindung hauptsächlich an verzierten Fenstern
und anderen derlei Dingen, an denen das Glas das Metall nicht von allen Seiten zu
umgeben braucht. Man gießt z.B. einen verzierten gothischen Fensterrahmen in
Messing, Eisen oder einem anderen Metalle, und gießt in diesen Rahmen das flüssige
Glas. Wenn dieß geschehen ist, walzt man die Glasmasse auf eine solche Dike aus, daß
sich der metallene Rahmen entweder in der Mitte der Glasplatte befindet, oder daß
die Glasmasse nur die in dem Rahmen befindlichen leeren Räume ausfüllt. In beiden
Fällen bildet das ganze Fenster, dem man höchst verschiedene Formen und Stärke geben
kann, nur ein Stük. Das Glas wird später auf die herkömmliche Weise angelassen, und
hierauf einem zweiten Anlaßprocesse unterworfen, indem man es in ein kaltes
Leinöhlbad bringt, in
diesen allmählich bis zum Sieden erhizt und dann wieder allmählich abkühlen läßt.
Das Glas kann zulezt, wenn es für Fenster bestimmt ist, geschliffen und polirt, oder
wenn es an Möbeln statt Marmor u. dergl. dienen soll, man gemacht werden. Die
Verbindung des Glases mit Metall, um ihm dadurch eine größere Stärke zu geben, ist
auch für die Marine, namentlich zur Bildung der Lichtaugen oder der sogenannten
todten Lichter, von größter Wichtigkeit.