Die Leistungen der englischen Baumwollenmanufactur im Jahre 1838. Nach Burn's Commercial glance for 1838 und mit Rüksicht
auf die deutsche Baumwollenmanufactur.
XXXVII.Die Leistungen der englischen
Baumwollenmanufactur im Jahre 1838. Nach Burn's Commercial glance
for 1838 und mit Ruͤksicht auf die deutsche
Baumwollenmanufactur.Die Leistungen der englischen Baumwollenmanufactur im Jahre
1838.Der Aufschwung, den die Baumwollenmanufactur in England genommen, und der Umfang, den
sie gewonnen hat, ist so staunenswerth, daß, wer sich immer für gewerbliche und
nationalwirthschaftliche Gegenstände interessirt, nicht umhin kann, sie fortwährend
im Auge zu behalten. Vielmal schon hat man geglaubt, sie habe nunmehr ihren höchsten
Punkt erreicht, aus mancherlei Ursachen und Verhältnissen hat man ihr Schaden und
Nachtheil prophezeyt, ohne daß sich diese Vermuthungen und Vorhersagungen bestätiget
haben. Auch im Jahre 1838 hat sie wiederum bedeutend zugenommen, und die
nachfolgenden Thatsachen mögen diese Behauptung begründen.1. Rohe Baumwolle.Die Einfuhr an roher Baumwolle war in England seit dem Jahre 1781, wo sie nur 5
Millionen Pfund betrug, bis zu dem Jahre 1833 bis auf 304 Mill. Pfd. gestiegen, die
in 931,796 Ballen enthalten waren. Manche glaubten nun, der um diese Zeit sich
bildende deutsche Zollverband würde der englischen Baumwollenindustrie wegen der
sehr hohen Besteuerung der fremden baumwollenen Manufacturwaaren bedeutenden Schaden
thun, und sie deßhalb in Abfall gerathen, oder wenigstens leiden. Indessen hat die
Erfahrung diese Befürchtungen nicht gerechtfertigt. Ungeachtet sich im Innern des
Zollverbandes, unter dem Schuze der Zölle, die deutsche Baumwollenfabrication
außerordentlich gehoben hat, so hat doch die englische ihrerseits sich gleichfalls
immer mehr ausgebreitet, gewiß ein erfreuliches Zeichen, daß die industriellen
Fortschritte des einen Landes nicht so nothwendig auf Kosten der Industrie eines
anderen Landes erfolgen, sondern daß die Industrie aller Länder gleichzeitig immer
mehr prosperiren kann. Die Einfuhr der rohen Baumwolle stieg seit 1833 in folgender
Progression. Sie betrug
Die Ausfuhr an roher Baumwolle ist also ebenfalls um etwa 20 Proc. gestiegen; doch
lange nicht so stark als die innere Consumtion, die sich in folgendem Verhältnisse
bewegt hat. Sie betrug
Sie hat sich also ziemlich um 50 Proc. gehoben, und der ganze
Vorrath an roher Baumwolle, der 1837 in 259,373 Ballen bestanden hatte, bestand ultimo December 1838 in 321,099 Ballen.Von der wieder ausgeführten rohen Baumwolle gingen nach
Amsterdam 1784 Ballen.Belgien 10,224 –Genua 3608
–Hamburg 23,007 –23)Zumeist für
den Zollverband.Dortrecht 2650
–Rußland 20,894 –Rotterdam 15,092 –Triest 8637
–Ireland 12,979 –in andere verschiedeneHäfen 3495
––––––––––––102,570 Ballen.
2. Baumwollene Garne.Die Quantität der im Jahre 1838 gesponnenen Garne beträgt 379,486,510 Pfd., und ist
demnach gegen das Jahr 1837, wo sie nur 324,031,851 Pfd. betrug, um 55,454,659 Pfd. oder um 16
Proc. gestiegen. Gegen das Jahr 1833 dürfte sich ungefähr folgendes Verhältniß
herausstellen. Die Quantität der eingeführten Baumwolle betrug in jenem Jahre
303,000,000 Pfd. Die Vorräthe des vorigen Jahres können dabei außer Rechnung
bleiben, weil am Schlusse des Jahres von der im Laufe desselben eingeführten
Baumwolle ebenfalls wieder ein ähnlicher Vorrath für den Bedarf des nächsten Jahres
bleibt, so daß sich diese Vorräthe gegenseitig gewöhnlich so ziemlich ausgleichen.
Nehmen wir nun an, daß der Verlust an Gewicht bei dem Verspinnen der Baumwolle, nach
dem niedrigsten Ansaze, auf 1/9 zu berechnen ist, und lassen wir, um in Bezug auf
die Vorräthe alle und jede Differenz auszugleichen, die Ausfuhr jenes Jahres mit
79,066 Ballen ganz außer Berechnung, so würde aus den eingeführten 303 Mill. Pfd.
roher Baumwolle doch nicht mehr als etwa 270 Mill. Pfd. Garn haben gesponnen werden
können. Daraus erhellt demnach, daß die Fabrication der baumwollenen Garne seit
jener Zeit um etwa 40 Proc. zugenommen hat.Ueber die im Jahre 1838 gesponnenen 379,486,510 Pfd. Garn ist folgendermaßen
disponirt.
Die Ausfuhr an Garnen und gezwirntem Garne
betrug116,116,180 Pfd.Das Gewicht des in den ausgeführten
baumwollenen Waarenenthaltenen Garnes betrug120,784,629 –In mit Baumwolle gemischten Waaren, welche
ausgeführt sind,ist baumwollenes Garn enthalten im Betrage von 16,753,000 –Sonach bleiben für die innere Consumtion u.
die Vorräthe125,832,701 –––––––––––––––379,486,510 Pfd.
Der Durchschnittspreis des Pfundes Garn stellt sich auf 12 3/4 Den., der des Pfundes
gezwirnten Garnes auf 18 Den. heraus. Von den ausgeführten 116,116,180 Pfd. Garn
waren 113,753,197 Pfd. Garn und 2,362,983 Pfd. gedrehtes Garn. Die Bewegung der
Ausfuhr dieser Fabricate seit 1833 ist in folgender Progression vor sich gegangen.
Sie betrug
Die Ausfuhr baumwollener Garne ist also seit 1833 um mehr als um 66 Proc., die
Ausfuhr gezwirnter Garne um 100 Proc. gestiegen. Folgende Punkte bilden die
Hauptabnehmer und empfingen an baumwollenen Garnen nachstehende Posten:
Aus dieser Uebersicht sieht man deutlich, wohin die Haupteinfuhren gehen, und sie
beweist insbesondere auch das große Emporblühen der Baumwollenmanufactur in den
Zollvereinsstaaten, auf welche weit der größte Theil der in den Hansestädten
eingeführten Garne zu rechnen seyn möchte. Troz dem, daß seit 1834 große und
bedeutende Baumwollspinnereien in denselben entstanden sind, ist dennoch die Weberei
in noch stärkerem Maaßstabe gestiegen, so daß offenbar die neu entstandenen
Spinnereien mit der Vermehrung der Weberei nicht haben gleichen Schritt halten
können, sondern daß sich die Einfuhr fremder Garne um etwas mehr als 22 Proc.
vermehrt haben mag, offenbar, weil die inländischen, obwohl vermehrten, Spinnereien dem noch mehr
gestiegenen Bedarfe der Webereien nicht haben Genüge leisten können.3. Baumwollene Waaren.Von manufacturirten baumwollenen Waaren wurden im Jahre 1838 ausgeführt an
Pfd.
St.Calicos547,572,621 Yards in dem declarirten Werthe von 9,832,289Cambrics und Muslins 5,845,521 147,964Velveteens 4,688,077 152,363Quilting etc.
472,202
15,729Baumwollen und Leinen
vermengt 1,870,473
22,551Ginghams 2,516,576
65,011Inletzeug
212,553 4073Dimities
89,802 1535Damast
18,332 522Nankin
383,786 6461Lawns
18,250 410Nachgemachte Shawls
106,572 2664Tüll 81,987,421 922,358Tücher aller ArtCounterpanes
etc.
905,231 Duzend 226,308Strumpfwirkerwaare
447,391 – 219,967Ohne Angabe 119,190Bobbins
51,205 4080–––––––––11,746,475
Die Hauptausfuhrartikel bilden demnach Callicos, Tull, Strumpfwirkerwaaren, Tücher,
Cambrics und Muslins, und Velveteens etc. Von diesen wurden ausgeführt nach
Aus dieser Uebersicht der Hauptausfuhren in baumwollenen Manufacturwaaren ergibt
sich, daß gegen 1833 nur Velveteens und Cambrics, leztere allerdings bedeutend und
noch mehr gegen frühere Jahre, zurükgeblieben sind, ein Ausfall, der jedoch durch
die große Zunahme aller anderen Artikel weit überwogen wird.Allerdings haben wir hier bloß die Hauptartikel erwähnt, besonders auch, um die
Absazwege derselben zu bezeichnen, indessen gibt das Ganze ungefähr dasselbe
Resultat des Fortschreitens und muß es nothwendig gewähren, weil sonst die bereits
oben bemerkte fortschreitende Vermehrung der Einfuhr roher Baumwolle nicht möglich
wäre.Das Pfund Garn, welches als Garn einen durchschnittlichen Werth hatte von 12 3/4
Den., erlangte als Waare verarbeitet, dem Gewichte nach gerechnet, einen
durchschnittlichen Werth von 23 5/16 Den.Diese Notizen über den Umfang der manufacturirten baumwollenen Waaren beziehen sich
allerdings nur auf die Bestimmung des ausgeführten Theils derselben, und lassen eine
Lüke in Bezug auf die, eben auch sehr bedeutende, innere Consumtion derselben, die
wir nur annäherungsweise durch Conjecturen auszufüllen vermögen, und versuchen
wollen.Wir haben oben gesehen, daß von den im Jahre 1838 in England gesponnenen Garnen von
379,486,510 Pfd. für die innere Consumtion die Summe von 125,832,701 Pfd., nach
Abrechnung der theils in natura theils verarbeitet
ausgeführten Garne in England und Schottland übrig blieben. Nehmen wir nun an, daß
von dem Jahre 1837 her ein, wegen der damaligen Stokungen jedenfalls bedeutender
Vorrath von Garn vorhanden war, so ist, da der Handel 1838 besser ging, anzunehmen,
daß am Schlusse des Jahres 1838 kein größerer Vorrath davon im Ganzen verblieben
seyn werde, als sich am Schlusse des Jahres 1837 vorfand, und daß man daher wohl
annehmen könne, es werde die ganze oben bezeichnete Quantität von 125,833,701 Pfd.
zu Waaren für die innere Consumtion verwendet worden seyn. Wir haben gesehen, daß
zur Fertigung der sämmtlichen ausgeführten baumwollenen Manufacturwaaren die Summe
von 120,784,624 Pfd. verbraucht wurde, die nahezu den Betrag des auf die innere
Consumtion gerechneten Garnes erreicht. Man kann daher annehmen, daß die innere
Consumtion im Ganzen eine eben so große, vielleicht noch etwas größere Masse von
Waaren erfordert habe, als die ist, welche man an das Ausland abgegeben hat. Dieß
trifft auch mit der gewöhnlichen Schäzung englischer Statistiker ungefähr
zusammen.Mac-Culloch24)Dictionary of
commerce. 2. Bd. S. 443. schäzt den Gesammtwerth der
englischen Baumwollenfabricate ungefähr auf 34 Millionen Pfd. St., von denen die
Hälfte ausgeführt wird, und Baines ist derselben Ansicht,
und schäzt ihn auf 30–34 Millionen Pfd. St.Die Ausfuhr baumwollener Fabricate hat im Jahre 1838 nach dem declarirten Werthe
betragen:
a) an Garn für 6,043,138 Pfd. St.b) an gezwirntem Garne
für
177,224 –c) an manufacturirten
Waaren für11,746,475 –Hiezu alsoan manufacturirten Waaren für die innere Consumtion
etwa12,000,000 ––––––––––––––––Summa29,966,837 Pfd. St.
Diese Summe möchte mit Baines niedrigster Angabe ungefähr
übereintreffen, und es mag diese Angabe der Wahrheit um so näher kommen, als Baines und Mac-Culloch
die Jahre 1831 und 1833 vor Augen haben, hier aber die Rede von 1838 ist, und eine
Uebersicht der Ausfuhren Englands zeigt, daß der declarirte Werth der Waaren immer
geringer wird, obwohl die Quantität derselben steigt, theils weil die rohe Baumwolle
wohlfeiler wird, theils weil Ersparnisse an den Fabricationskosten erzielt werden.
Erstere kostete z.B. 1833 an 8 Den. per Pfund, während
sie 1838 mit 7 Den. durchschnittlich zu berechnen ist. Die obige Berechnung möchte
daher wohl der Wahrheit ziemlich nahe kommen, wenigstens nahe genug, um, wenn es
sich von so großen Summen handelt, Resultate mit ziemlicher Sicherheit ziehen zu
können.Betrachtungen.Die große und unter allen Verhältnissen immer noch im Steigen begriffene
Baumwollenmanufactur Englands muß nothwendig schon im Allgemeinen Staunen erregen,
und die vorliegende Skizze reicht für den Kenner vollkommen hin, um die Wichtigkeit
ihrer Bedeutung zu bemessen. Für unsere weniger damit bekannten Leser wollen wir
indessen an diese Uebersicht noch einige Betrachtungen knüpfen, welche dazu dienen
werden, auch ihnen die Wichtigkeit und Bedeutung einer solchen Manufactur für die
wirtschaftlichen Verhältnisse eines Landes noch einleuchtender zu machen. Wir müssen
deßhalb den Geldwerth, den die Stoffe bei ihrem Eingange haben, betrachten und
sehen, wie derselbe nach und nach zunimmt, bis er die höchste Stufe erlangt, welches
geschieht, wenn die manufacturirten Waaren in Umlauf gesezt werden, oder zur
Consumtion übergehen.Wenn wir bedenken, daß die Quantität des im Jahre 1838 in England gesponnenen Garnes,
wie mehrmals bemerkt worden ist, 379,486,510 Pfd. beträgt, und erwägen, daß, wegen
des Abganges, nach der geringsten Annahme die Quantität der dazu erforderlichen
rohen Baumwolle die Quantität des daraus gesponnenen Garnes um 1/8 übersteigen muß,
so sind dazu in runder Summe 427,000,000 Pfd. roher Baumwolle erforderlich gewesen,
welche ein Capital von circa 12,450,000 Pfd. St. gekostet haben mögen. Diese sind
allerdings dafür, wie man gewöhnlich zu sagen pflegt, aus dem Lande gegangen.Dagegen ist der Werth dieses rohen Materials nach und nach durch die verschiedenen
Arbeiten bis auf beinahe 30,000,000 Pfd. St., also fast um 150 % erhöhet worden, und
diese Erhöhung kommt, mit alleiniger Ausnahme der Auslagen für einige Färbestoffe,
ganz und gar England zu gute, welches auf diese Weise, wenn man auch ganz nach dem
Geiste des Mercantilsystemes rechnen wollte, dennoch dabei, weil es nur etwa 12 1/2
Millionen ausgibt und für wieder ausgeführte Waaren allein gegen 18 Millionen Pfd.
St. empfängt, über 5 Millionen Pfd. St. an Geld gewinnen und so zu sagen seinen
eigenen Bedarf noch umsonst haben würde.Ist nun auch diese Ansicht der Dinge in ihrer Schroffheit eine falsche, so dient sie
nichtsdestoweniger dazu, die große Wichtigkeit dieses Fabricationszweiges für
England zu beweisen, die übrigens in wirtschaftlicher Hinsicht auch dadurch so
höchst bedeutend wird, daß, nach den neuesten Berechnungen, an 750,000 Personen
direct, und ebenfalls so viele indirect dadurch Beschäftigung und Verdienst
finden.Wir knüpfen weiter daran die Betrachtung, wie wohlthätig es ist, daß rohe Baumwolle
in den deutschen Zollverband freien Eingang hat, und wie unrichtig die Ansicht des
französischen Zollsystems ist, welches sie mit einer Abgabe belegt hat und noch dazu
den Kaufleuten zu Havre de Graçe, in Bezug auf ihren Verkauf, gewisse
Monopole verliehen zu haben scheint, wie aus den Aussagen der HHrn. Mimerell von Roubair und Fauquet le Maitre und Crepet aus Rouen bei der Enquête von 1834 hervorgeht.25)Siehe polyt. Journal Bd. LIX. S.
299–311.Endlich lassen sich auch manche Betrachtungen über die eigentliche Bestimmung großer
Quantitäten von englischen baumwollenen Waaren, sowie über die zukünftigen Schiksale
derselben machen.Zuvörderst muß bemerkt werden, daß Asien, Afrika und Amerika einen sehr großen Theil
der brittischen Baumwollenwaaren in Anspruch nehmen, welcher, nach den angegebenen Wen, in den
Hauptartikeln beträgt wie nachsteht:
[Textabbildung Bd. 73, S. 143]
Betrag der ganzen Ausfuhr;
Geldwerth derselben; Betrag der Ausfuhr nach den anderen Welttheilen; Geldwerth
derselben; Verhältniß der Ausfuhr in die übrigen Welttheile zu der Ausfuhr nach
Europa; Garn; Tücher; Strumpfwaaren; Cambrics und Muslins; Velveteens u. s. w;
Tüll; CalicosHiebei sind noch starke Einfuhren in der Türkei und Levante, die man in mancher
Beziehung ganz zu Asien rechnen kann, nicht in Anschlag gebracht. Dieser Theil des
Handels wird England für lange Zeiten hinaus ungestört bleiben, und er ist noch
einer Erweiterung fähig, von der wir jezt kaum einen Begriff haben, weil mit der
Civilisirung von Amerika, die für ganz Südamerika nun erst im Werden ist, nothwendig
die Consumtion fortschreiten muß und den Engländern der Absaz dahin, wenigstens so
lange sie ihr gegenwärtiges Uebergewicht auf der See behaupten, wohl fast
ausschließlich verbleiben dürfte.Die Ausfuhr nach jenen Gegenden hat das Gegengewicht, welches die verschiedenen zum
Theil neu entstandenen Zollsysteme Europa's gebildet haben, wieder auf-, ja
überwogen. Eine etwas genauere Betrachtung der Uebersicht der Ausfuhr baumwollener
Fabricate seit 1829, die wir oben gegeben haben, zeigt, daß sich die Ausfuhr aller
der Artikel, welche nicht in größeren Massen nach Asien und Amerika gehen, nicht auf
eine entsprechende Weise vermehrt hat, und daß eine große Zunahme sich nur in den
von uns ausgehobenen Hauptausfuhr-Artikeln zeigt, ja manche Artikel haben
sogar bedeutend abgenommen. So hat z.B. in Velvets und Velveteens, Artikel, die ihm
Natur nach in den wärmeren Ländern nicht großen Absaz finden können, ein bedeutender Ausfall
der Ausfuhr sich gezeigt. Die Ausfuhr dieser Artikel, die im Jahre 1829 noch
5,902,059 Yards betrug und sich 1833 bis auf 8,162,991 Yards erhoben hatte, kam von
da an zum Sinken, und sank mit 1838 bis auf 4,688,077 Yds. Da dieser Artikel der
Mode weniger unterworfen ist, die außereuropäischen Verhältnisse sich nicht geändert
haben, und der Velvets u.s.w. für das heißere Klima der übrigen Welttheile nicht
paßt, so ist man wohl berechtigt anzunehmen, daß die in Europa in der Zwischenzeit
entstandenen neuen Zollsysteme die Abnahme der Ausfuhr in diesen Artikeln, die, der
Lage der Sache nach, in den fremden Welttheilen keinen bedeutend erweiterten Absaz
finden konnten, veranlaßt haben mögen.Eine noch größere Aufnahme zeigt sich bei den Cambrics und Muslins, deren Ausfuhr
sich so stellt:
Die Ausfuhr dieses Artikels hat seit 1829 um 150 und seit 1833 um 100 Proc.
abgenommen. Es ist wohl klar, daß diese Abnahme nicht auf Rechnung der übrigen
Welttheile gesezt werden kann, denn dort sind Veränderungen der Mode nicht
gewöhnlich und in ihren äußeren Verhältnissen hat sich nichts geändert. Auch nehmen
sie 62 Proc. der dermaligen Ausfuhr für sich in Anspruch, während das übrige Europa
nur 38 Proc. derselben consumirt. Die Abnahme der Ausfuhr dieser Artikel dürfte
daher offenbar in einer Verminderung der Consumtion englischer Musline in Europa zu
suchen seyn. So wie nun gewiß diese Erscheinung zum Theil auf Rechnung der neu
entstandenen Zollsysteme zu sezen ist, so dürften doch diese allein dieselbe nicht
in ihrem ganzen Umfange erklären. Immer noch sind Cambrics und Muslins beliebt und
werden häufig getragen, und es könnte hier das russische Zollsystem, wo, wegen des
viel kälteren Klima's, die Musline und Cambrics weniger Eingang finden können,
weniger als der deutsche Zollverband gewirkt haben. Indessen wird die Abnahme schon
früher bemerkbar. Sie dürfte daher nur zum Theil auf Rechnung des deutschen
Zollverbandes zu rechnen seyn, theils aber in anderen Ursachen, namentlich in
gewissen Vorzügen, welche die französischen, deutschen und Schweizer Musline erlangt haben, gesucht
werden müssen, wodurch die englischen gleichartigen Erzeugnisse schon früher von den
europäischen Märkten verdrängt wurden.Im Tüll dagegen ist eine Art von Stillstand eingetreten. Nachdem die Ausfuhr
desselben von 1829 bis 1833 schnell von 39,022,310 Yards bis auf 79,193,574 Yards
gestiegen war, und dann bald über bald unter dieser Quantität stand, hat sie 1838 an
81,987,421 Yds. betragen. Nach den übrigen Welttheilen ist der Absaz nur gering und
beträgt nur 11 1/2 Proc., und von diesem kommen noch beinahe 7/9, auf Nordamerika.
Der Zollverband in Deutschland kann, wegen des unbedeutenden Gewichtes dieses
Artikels, kaum von sehr großem Einflusse auf die Consumtion desselben in Deutschland
gewesen seyn, weßhalb sich ergibt, daß, wenn derselbe nicht gestiegen ist, der Grund
davon hauptsächlich in dem geringen Absaze, den er in anderen Welttheilen findet,
und in der Vervollkommnung der inländischen Fabricate gesucht werden möchte.Dagegen hat die Ausfuhr von baumwollenen Tüchern und Calicos in reißender Progression
zugenommen. Es betrug nämlich die Ausfuhr von
Die Ausfuhr der Tücher ist also fast um 500 Proc., die der Calicos um 74 Proc.
gestiegen. Beide Gegenstände fallen so sehr in das Gewicht, daß der hohe, auf
baumwollene Waaren ohne Unterschied von dem deutschen Zollverbande gelegte
Eingangszoll nothwendig die Consumtion in Deutschland sehr vermindern mußte. In der
That sind auch in den deutschen Zollverband an baumwollenen Stuhl-,
Strumpf- und Posamentirwaaren nur eingegangen:
im Durchschnitt also etwa 13,050 Cntr. oder 1,305,000 Pfd.,
während das in den ausgeführten beiden Artikeln enthaltene Garn allein auf
112,915,699 engl. Pfund zu berechnen ist.Wären demnach auch unter den eingegangenen Baumwollenwaaren in Deutschland durchaus
keine anderen als Tücher und Calicos eingegangen, was aber billig zu bezweifeln ist,
so würden sie immer nur einen sehr unbedeutenden Theil der englischen Ausfuhr
bilden. Die übrigen Welttheile aber haben im Jahre 1838 eine so große Anzahl beider
Artikel für sich in Anspruch genommen, daß überall nur der kleinere Theil dieser
Waaren für Europa übrig bleibt.
an Tuͤchern:an Calicos:Die Ausfuhr hat naͤmlich
betragen808,924 Duz.547,572,621 Yds.Zieht man hievon die Ausfuhr nach
denuͤbrigen Welttheilen ab mit545,384 –278,918,054 ––––––––––––––––––––––––––so bleiben fuͤr die
europaͤische Consumtion263,540 Duz.268,654,567 Yds.
Wenn man nun bemerkt, daß im Jahre 1829 die Ausfuhr an Tüchern 165,445 Duzend, die
Ausfuhr an Calicos aber 308,850,550 Yards betragen hat, so entsteht daraus die
Gewißheit, daß, wenn auch die anderen Welttheile damals gar keine Tücher verbraucht
hätten und die ganze damalige Ausfuhr in Europa geblieben wäre, dennoch der
Verbrauch derselben in Europa seit jener Zeit um 60 Proc. zugenommen hat. Rechnen
wir weiter den gegenwärtigen Verbrauch der übrigen Welttheile an Calicos von der
Ausfuhr desselben im Jahre 1829 ab, so ergibt sich, daß, wenn derselbe schon im
Jahre 1829 die gegenwärtige Höhe erreicht hätte, für die europäische Consumtion nur
die unbedeutende Summe von 29,932,496 Yards übrig geblieben seyn würde. Dieß aber
ist offenbar unmöglich, denn es läßt sich kaum denken, daß man damals in Europa eine
so geringe Quantität dieser Waare consumirt habe, und daß seit jener Zeit, troz
mancher der englischen Ausfuhr nachtheiliger Verhältnisse, sich die Consumtion in
diesen Artikeln um 900 Proc. vermehrt haben sollte.Ziehen wir dagegen die dermalige europäische Consumtion an 268,654,567 Yards von der
gesammten Ausfuhr des Jahres 1829 ab, so verbleiben zwar, wenn die europäische
Consumtion in diesem Artikel damals eben so stark gewesen wäre wie gegenwärtig, noch
40,195,983 Yards für die außereuropäische Consumtion. Indessen ist auch diese
Annahme wohl offenbar zu gering. Im Jahre 1838 haben die Barbarei, brittisch
Westindien und Canada allein mehr als diese Quantität verbraucht, und bei der
Nothwendigkeit einer leichten Bekleidung in den heißeren Zonen, und Stätigkeit der
Sitten und Gewohnheiten in diesen Gegenden, läßt sich erwarten, daß auch in den
übrigen Welttheilen schon damals bedeutende Consumtionen in diesen Artikeln stattgefunden
haben, daß also dieses geringe Uebermaaß, über die Gesammtausfuhr von 1839,
vorausgesezt, daß die europäische Consumtion damals dieselbe gewesen wäre, welche
sie 1838 war, in keinem Falle die Bedürfnisse der übrigen Welttheile zu deken
vermocht hätte.Aus der Zusammenstellung dieser Umstände gelangt man zu dem wohl ganz sicheren
Schlusse, daß im Jahre 1829 in beiden Artikeln sowohl die europäische als die
außereuropäische Consumtion viel geringer als gegenwärtig gewesen seyn müsse, woraus
sich hinwiederum unzweifelhaft ergibt, daß die Consumtionen Europa's, wie der
übrigen Welttheile, in beiden Artikeln seit jener Zeit unbezweifelt gestiegen seyn
müssen. In welchem Verhältnisse dieß geschehen sey, ist allerdings nicht
auszumitteln; wahrscheinlich bleibt indessen, daß vorzugsweise die Consumtionen der
übrigen Welttheile gestiegen seyn müssen, weil nicht nur die Zollsysteme Europa's,
sondern auch die unter ihrem Schuze entstehenden und sich immer vermehrenden
Fabriken im Innern derselben, eine schnelle, und in starker Progression zunehmende
Vermehrung der europäischen Consumtion englischer baumwollener Waaren
unwahrscheinlicher machen.Dagegen hat die Ausfuhr und Consumtion baumwollener Garne gar sehr zugenommen, die
sich folgendermaßen herausstellt:
Diese Uebersicht weist ein konstantes Steigen dieses Ausfuhrzweiges nach, welches, da
die übrigen Welttheile, selbst im Jahre 1838, nur 13,843,544 Pfd. in Anspruch
genommen haben – eine Quantität, die beiläufig den achten Theil der
Gesammtausfuhr in Anspruch nimmt – fast ganz auf Rechnung der vermehrten
europäischen Consumtion zu sezen ist.Die Ursachen dieser Erscheinung liegen ziemlich nahe. Der deutsche Zollverband hat
mit großer Weisheit nur einen unbedeutenden Zoll von 2 Rthlr. für den Centner auf
die Einfuhr baumwollener Garne gelegt, dagegen aber die baumwollenen Waaren hoch
besteuert. Oesterreich, welches früher ausländische Garne gar nicht zuließ, hat seit
einiger Zeit die Einfuhr gegen einen allerdings höheren Zoll verstattet, und auch in
Rußland ist der Bedarf von der Art, daß es noch Eingang in Massen findet.Indem aber alle diese Länder die Verarbeiter der baumwollenen Garne im Innern durch
hohe Schuzzölle und Einfuhrverbote gegen die Concurrenz fremder baumwollener
Manufacturen sicherten, mußten sich diese Gewerbszweige nothwendig immer mehr heben,
und es mußte mithin eben so nothwendig die Consumtion englischer Garne, deren
Einfuhr gegen niedrige Zölle erlaubt ist, ziemlich in gleichem Verhältnisse
steigen.Dieses Steigen der Consumtion englischer baumwollener Garne, wie es zu dem Erhalten
der englischen Baumwollenmanufactur beiträgt, gibt zugleich den erfreulichsten
Beweis für das Steigen und Emporblühen der Baumwollenmanufactur auf dem europäischen
Continente. In dem deutschen Zollverbande hat die Einfuhr baumwollener Garne, die
zumeist fast ganz auf englische Rechnung zu sezen ist, betragen:
1834 251,148 Cntr.1835 244,867 –1836 307,867 –
sie ist also in diesen drei Jahren um mehr als 20 Proc.
gestiegen. Dagegen hat die Ausfuhr baumwollener Garne betragen:
1834 40,695 Cntr.1835 28,918 –1836 27,942 –
Die Production baumwollener Garne im Inneren des Zollvereines ist seit 1834
unstreitig gestiegen, weil keine einzige der älteren Spinnereien eingegangen ist,
wohl aber zu den bestehenden noch neue und größere Spinnereien dazu gekommen sind.
Hat sich nun dessen ungeachtet die Einfuhr fremder baumwollener Garne um 20 Proc.
vermehrt, und ist dagegen die Ausfuhr baumwollener Garne um nahezu 33 Proc.
gefallen, so erhellt daraus deutlich, wie sehr die Production baumwollener Waaren
gestiegen seyn müsse. Einen Beweis dafür gibt die Ausfuhr baumwollener Waaren aus
den Zollvereinsstaaten. Sie betrug:
1834 74,955 Cntr.1835 81,245 –1836 84,273 –
während die Einfuhr in den gleichen Jahren betragen hat:
1834 13,540 Cntr.1835 13,808 –1856 13,507 –
und demnach stationär geblieben ist.Die Ausfuhr baumwollener Waaren aus den Ländern des Zollverbandes ist demnach in
diesen drei Jahren um etwas mehr als 12 Proc. gestiegen. Die Production selbst aber
muß um viel mehr gestiegen seyn, denn der Ueberschuß der eingeführten baumwollenen
Garne über die ausgeführten, die man, um die innere Production zu bestimmen,
abziehen muß, beträgt für das Jahr
1834 210,453 Cntr.1835 215,949 –1836 279,925 –
Wenn wir nun auch annehmen, was gewiß falsch ist, daß das Erzeugniß an baumwollenen
Garnen im Innern des Zollverbandes während dieses Zeitraumes gar nicht zugenommen
hätte, so ergibt sich doch aus dem reinen Ueberschusse der Einfuhr baumwollener
Garne über die Ausfuhr, daß die innere Production baumwollener Waaren in dem
Zeitraume dieser drei Jahre sich um nahezu 33 Proc. vermehrt habe. Nimmt nun die
vermehrte Ausfuhr 12 Proc. davon in Anspruch, so folgt daraus, daß sich die
Consumtion baumwollener Waaren im Innern der Zollvereinsstaaten in diesem kurzen
Zeitraume um 21 Proc. vermehrt habe.Was endlich die Strumpfwaren betrifft, so ist die Ausfuhr in folgender Progression
gestiegen:
wovon 91 Proc. auf die übrigen Welttheile und nur 9 Proc. auf
Europa gekommen. Ein so geringer Absaz in Europa kann nicht allein auf Rechnung des
Zollsystemes, oder der Zollsysteme kommen, und darf daher wohl, wie schon längst
geschehen ist, mit Recht auf den entschiedenen Vorsprung, den die Fabriken des
Continents, namentlich die sächsischen Fabriken, in diesem Artikel vor den
Engländern erlangt haben, gesezt werden.Aus diesen Betrachtungen gehen doppelt erfreuliche Resultate hervor. Das erste ist
die Gewißheit, daß die englische Baumwollenmanufactur fortwährend in Zunahme
begriffen ist, das zweite: daß neben ihr die Baumwollenmanufactur der
Zollvereinsstaaten gleichfalls im Prosperiren begriffen ist. Beide nicht zu
bezweifelnde Ergebnisse führen zu der erfreulichen und wohlthuenden Ueberzeugung, daß die Industrie beider
Länder Hand in Hand fortschreiten kann, und entfernen die gehässige Idee, daß die
Industrie des einen Landes nicht anders als mit und durch den Ruin der Industrie
eines anderen Landes sich erheben könne und müsse, und das ist vielleicht nicht der
kleinste Gewinn, den wir den eben gegebenen Erfahrungen und Thatsachen
verdanken.