Titel: | Beschreibung eines Apparates zur Gewinnung der rothbraunen Holzkohle für die Schießpulverfabrication. |
Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. XLVIII., S. 206 |
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XLVIII.
Beschreibung eines Apparates zur Gewinnung der
rothbraunen Holzkohle für die Schießpulverfabrication.Dieser Artikel ist größtentheils aus dem von Bergnaud bearbeiteten und bei Roret erschienenen
„Manuel de l'artificier, du poudrier et du
salpêtrier“ entnommen. A. d. R.
Aus dem Recueil industriel. November 1838, S.
102.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Beschreibung eines Apparates zur Gewinnung der rothbraunen
Holzkohle.
Die zur Fabrication des Schießpulvers bestimmte Holzkohle wird nicht wie die
gewöhnliche Kohle in Kohlenmeilern gebrannt; denn sie wurde nach diesem Verfahren zu
ungleich gebrannt ausfallen. Man bediente sich in Frankreich deßhalb zu diesem Zweke
eigener Oefen und noch häufiger sogenannter Gruben. Erst in neuester Zeit sing man
an, das in England übliche Verfahren zu befolgen, nach welchem das Holz beinahe auf
ähnliche Weise, wie man bei der Erzeugung des Leuchtgases die Steinkohlen
destillirt, in eisernen Retorten dem Destillationsprocesse unterworfen wird.
Wir wollen hier jenen Apparat beschreiben, der anerkannt am regelmäßigsten arbeitet,
und zugleich auch die vortheilhaftesten Producte gibt.
In Fig. 32, wo
der zur Destillation des Holzes bestimmte Ofen in einem Aufrisse dargestellt ist,
sind a, a, a drei Scheiben aus Eisenblech, welche zum
Verschlusse eben so vieler Oeffnungen dienen. In diese Oeffnungen werden in
horizontaler Richtung die cylinderförmigen Retorten eingesezt. Die Eingangsmündung
der Heizstelle b ist mit einem gußeisernen Thürchen
verschlossen. Unter ihr bemerkt man bei c das
Aschenloch.
Fig. 33 ist
ein Durchschnitt des Apparates nach der in Fig. 32 und 34 bemerkbaren
Linie A, B, welche mitten durch die Retorten geht.
Fig. 34 ist
ein Durchschnitt nach der Linie C, D in Fig. 33. a, a, a sind die drei Retorten; und d, d, d die Canäle, in denen die Flamme um die
Retortencylinder und endlich in den Rauchfang h, durch den der Rauch
entweicht, geführt ist. Das zum Heizen der Retorten bestimmte Holz wird auf den Rost
j, unter dem man die Aschengrube c bemerkt, gelegt. k ist das
Gewölbe des Feuerherdes und l ein leerer Raum, der in
einem Drittheile der Breite den ganzen unteren Theil des Ofens einnimmt. m, m sind mit Thon verstrichene Räume, welche man
öffnet, wenn die Asche, die sich in den Flammencanälen ansammelt, beseitigt werden
soll.
Fig. 35 ist
ein Durchschnitt nach der Linie e, f in Fig. 34. Man sieht hier
den Rost, der das Gewölbe der Heizstelle bildet, und durch den die zur Heizung der
Retorten bestimmte Flamme zieht.
Fig. 36 ist
ein Durchschnitt nach der Linie g, h in Fig. 34. Man ersieht
hieraus den in der Feuerstelle befindlichen Rost.
Fig. 37 ist
ein Durchschnitt nach der Linie i, j in Fig. 34, und Fig. 38 ein
ähnlicher Durchschnitt nach der Linie k, l. In lezterer
Figur sieht man von a bis a
jenen Theil der Retorte, in welchen das zu verkohlende Holz gebracht wird; bei t, t hingegen zwei Röhren, durch welche die während der
Verkohlung erzeugten Gase entweichen.
Fig. 38 ist
ein Aufriß des Rükens des Apparates. Die mit n
bezeichneten Stellen sind Oeffnungen, welche mit blechernen Thüren verschlossen
sind, und durch welche man die Gasentwikelung überwachen kann. Die Buchstaben f, f bezeichnen die Richtung, in welcher die Röhren die
Gase in den Behälter g führen. i ist der Rauchfang der Gasleitungsröhren.
Man erhält durch die Destillation des Holzes mittelst dieses Apparates eine
rothbraune Kohle (charbon roux), die so rein ist als man
es wünschen kann; und zwar in beinahe doppelt so großer Menge als nach den
gewöhnlichen Methoden. Nach den Versuchen, welche mit Faulbaumholz aus demselben
Magazine angestellt worden, erhielt man mittelst der Destillation 34 bis 35 Proc.
einer trefflichen Kohle, während die Verkohlung in Gruben nur 14 bis 16 Procent
einer schwarz gebrannten, und die Verkohlung in Kesseln nur 18 bis 19 Proc. einer
mehr oder minder schwarzen Kohle abwarf.
Die rothbraune Kohle hat bei der Destillation nicht nur das empyreumatische Oehl,
sondern auch den größten Theil der alkalischen Producte verloren, so daß man sie als
die geeignetste zur Fabrication von gutem Schießpulver betrachtet. Sie gibt unter
übrigens gleichen Umständen ein kräftiges Pulver, während mit der schwarz gebrannten
Kohle nur ein schwaches zu erzielen ist. Sie erheischt, da sie dem Pulver mehr Kraft
gibt, daß dessen Korn dichter sey, wenn es dem Bronze unschädlich bleiben soll.
Wahrscheinlich aus diesem Grunde entschlossen sich die Engländer zur
ausschließlichen Benuzung der Mühlsteine, indem sie sich überzeugten, daß sie dem Pulver weder mit
Stampfen, noch durch ein Strekwerk, noch mittelst der hydraulischen Presse
hinreichende Dichtheit zu geben im Stande waren. Aus demselben Grunde unstreitig
erhöhten sie auch fortwährend das Gewicht ihrer Mühlsteine, die aus Gußeisen oder
noch häufiger aus belgischem Marmor, welcher keine Funken am Stahle gibt,
bestehen.