Titel: | Kritische Uebersicht der deutschen technologischen Journalistik. Von Karl Karmarsch. |
Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. XLIX., S. 209 |
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XLIX.
Kritische Uebersicht der deutschen
technologischen Journalistik. Von Karl Karmarsch.
Karmarsch, kritische Uebersicht der deutschen technologischen
Journalistik.
Erster Artikel.
Es ist ein Charakterzug der Literatur in neuester Zeit, daß sie, mehr als je in einer
frühern Periode, auf Schnelligkeit der Mittheilung und allgemeinste Verbreitung
ihrer Productionen hinstrebt und, um diese beiden Zweke zu erreichen, sich zu einem
bedeutenden Theile in Journalismus aufgelöset hat. Die wissenschaftliche Literatur
aller Fächer, und namentlich auch die technologische, ist dieser eigenthümlichen
Umgestaltung nicht entgangen. Wie selten findet sich jezt die Neigung, und selbst
die Möglichkeit, die Früchte lange fortgesezter Arbeiten mit Selbstverläugnung
aufzuspeichern, und, tüchtig nachgereift, nicht eher an den Markt zu bringen, als
bis sich ein Maaß derselben, groß genug, um ein umfassendes Werk zu füllen,
gesammelt hat? Alles muß möglichst früh und frisch der begierigen Lesewelt geliefert
werden, die gewöhnlich mehr nach Neuheit als nach Gründlichkeit fragt; und ein
Schriftsteller, der diese Richtung der Zeit unbeachtet lassen wollte, käme in
Gefahr, schnell von Anderen überholt und von der Mehrzahl nicht gelesen zu werden.
Man könnte diesen Zustand – der ohne Zweifel leicht zur Verflachung führt,
die Uebersicht des Gebrachten erschwert und viel Unreifes an das Licht fördert,
wohin es besser nie gelangt wäre – eine schädliche Zersplitterung der Kräfte
und ihrer Leistungen nennen, wenn er nicht auf der andern Seite in so fern
wohlthätig wäre, als er die Nuzbarmachung neuer Entdekungen und Erfindungen
beschleunigt, den Reiz, sowie die Möglichkeit, sich zu unterrichten, vergrößert und
allgemeiner macht, endlich auch den Wetteifer in wissenschaftlichen und praktischen
Bestrebungen stärker belebte.
Jedenfalls ist, wie die Umstände einmal vorliegen, dieser tief in dem Geiste der Zeit
begründeten Richtung entgegen zu arbeiten kaum möglich, sogar nicht räthlich; was gethan werden kann und
muß, besteht darin, die Masse des Erscheinenden zu Erhaltung der Uebersicht zu
registriren, die Goldkörner aus dem Schlamme sorgfältig zu sammeln, und so viel
möglich das Unhaltige, Werthlose zurükzuweisen.
Das polytechnische Journal hat sich seit seiner Gründung die Aufgabe gesezt: ein
Sammelplaz alles in der technologischen Literatur auftauchenden Neuen zu seyn; und
kein Unparteiischer wird ihm das Zeugniß versagen, daß es sich allmählich in einem
hohen Grade zur Erreichung dieses Ziels herangebildet hat. Namentlich ist dieses in
Bezug auf Mittheilung desjenigen, was die Literatur der außerdeutschen Länder
hervorbringt, schon seit Jahren der Fall. Aber wir besizen in unserm deutschen
Vaterlande selbst (besonders seit der Gründung einer großen Anzahl Gewerbvereine) so
viele periodische Organe der gewerbwissenschaftlichen Thätigkeit, daß deren Inhalt
einer besondern zusammenfassenden und übersichtlichen Würdigung bedarf. Diese zu
geben, ist der Zwek eines stehenden Artikels, zu dessen Bearbeitung ich mich auf den
Wunsch der Verlagshandlung des polytechnischen Journals habe bereit finden lassen,
und der in etwa vierteljährigen Lieferungen fortgesezt werden soll. Ich habe mir
dabei weder die Schwierigkeiten der Sache an sich, noch die Anfechtungen, zu welchen
dieselbe möglicher Weise führen kann, verhehlt. In Beziehung auf erstere baue ich
auf das verständige und nachsichtige Urtheil derjenigen, denen eine Stimme in
solchen Dingen gebührt; was die lezteren betrifft, so schreken sie mich nicht, da
ich mir des redlichen Strebens nach Wahrheit und Unparteilichkeit bewußt bin. Unsere
technologische Schriftstellerei befindet sich großentheils in einem solchen Zustande
arger Versunkenheit, daß ein scharfes Messer angesezt werden muß, um die Auswüchse
ein wenig zu beschneiden. Das kenntniß- und gedankenlose Lobpreisen der
abgeschmacktesten und armseligsten Productionen ist leider so sehr eingerissen, daß
es nur von der Schlechtigkeit der lezteren selbst noch überboten wird. Fähige
Beurtheiler treten so selten auf, weil es wirklich Ueberwindung kostet, dem Strome
von Erbärmlichkeit entgegen zu treten, auf die Gefahr hin, der Prediger in der Wüste
zu seyn. Unternahm ich gleichwohl dieses Wagestük, so geschah es weit mehr aus dem.
Grunde, weil noch kein Tüchtigerer das Richtschwert erhoben hat, als aus
Ueberzeugung von meinem unbedingten Berufe dazu. Ich bin aber nicht unbescheiden
genug, um eine so große Bescheidenheit zu affectiren, daß ich mir alles Recht zu dem übernommenen Amte abspräche. Die
Männer, vor deren Ueberlegenheit ich mich bereitwillig beuge, mögen mich entschuldigen: ein
Mißverstehen darf ich von ihnen nicht befürchten.
Ich habe mir vorgesezt, in meinen kritischen Artikeln hauptsächlich Bedacht zu
nehmen: 1) auf den Geist der beurtheilten Zeitschriften im Allgemeinen, die
Tendenzen, welche sich darin zu Tage legen, die mehr oder minder gelungenen
Bestrebungen derselben bei Verfolgung ihres Ziels; 2) auf die
Original-Mittheilungen, welche jene Zeitschriften liefern, und den Werth oder
die Bedeutung derselben. Dagegen soll den Uebersezungen oder Bearbeitungen nur in so
fern eine specielle Besprechung gewidmet werden, als sie in irgend einer Art
– gut oder schlecht – etwas Ausgezeichnetes darbieten. Plagiate
herauszuheben, und die Redactionen, welche sich mit der leichten Beschäftigung
abgeben, andere Zeitschriften auszubeuten ohne ihre Quellen zu nennen, für ein
solches Verfahren gebührend vor das Gericht der Oeffentlichkeit zu stellen, halte
ich für eine von meiner Aufgabe unzertrennliche Pflicht.
Der gegenwärtige erste Artikel begreift ungefähr das, was von den Zeitschriften in
den ersten sechs Monaten des Jahres 1839 erschienen ist. Ich habe dabei für nöthig
erachtet, einleitungsweise eine jede Zeitschrift mit kurzen Worten zu
charakterisiren, wobei die Leistungen vorausgegangener Jahre mit als Maaßstab benuzt
werden mußten.
I. Polytechnisches
Centralblatt.
(Redigirt von Dr. J. A. Hülsse und Dr. A. Weinlig; Leipzig.)Jahrgang 1839, No. 1 bis 30.
Seit seiner Begründung im Jahre 1835 hat diese Zeitschrift das ihr gestekte Ziel
mit Consequenz und Umsicht verfolgt, und sich hiedurch, sowie durch eine
verständige Leitung überhaupt, einen ehrenvollen Plaz in der technischen
Journalistik erworben, wenn gleich sie nur selten eigentliche
Original-Mittheilungen liefert, sondern sich auf Uebertragung,
Bearbeitung und Zusammenstellung dessen beschränkt, was Gutes und dem Zweke
Entsprechendes in der deutschen und auswärtigen technologischen Literatur
erscheint. Glükliche Auswahl, Kürze und Faßlichkeit der Darstellung, und ein
durchaus ruhiger referirender Ton, mit Vermeidung aller Polemik, sind
Eigenschaften, welche dem Inhalte des Centralblattes eben so viel Interesse und
allgemeine Nüzlichkeit als würdige Haltung verleihen. Die Tendenz ist zunächst
und hauptsächlich auf Brauchbarkeit für den praktischen Geschäftsmann gerichtet,
und zwar werden am meisten die mit mäßigeren Mitteln, auch im Kleinen
ausführbaren Gegenstände berüksichtigt, dabei Leser ohne eine strenge und
vollständige wissenschaftliche Vorbildung vorausgesezt, unbeschadet der Gründlichkeit
und Sorgfalt der Darstellung. Großartige Fabrik- und Maschinenbetriebe
werden minder in das Auge gefaßt. Durch diese freiwillige Beschränkung des Plans
ist es möglich geworden, in dem Raume von zwei mäßig starken
Octav-Bänden, woraus jeder Jahrgang besteht (und welche in einzelnen
Nummern, jede einen Bogen stark, erscheinen), das Hauptpublicum des Blattes in
einem Grade zu bedenken, der alle gerechten Erwartungen völlig befriedigen muß.
Die Quellen, aus welchen geschöpft ist, sind überall gewissenhaft angegeben.
Gegenstände von geringerer Wichtigkeit, kurze Notizen, historische Nachrichten
u. dgl., werden unter besonderen Rubriken mit den Ueberschriften:
„Kleinere Mittheilungen“ und „Allgemeine
gewerbliche Angelegenheiten“ zusammengestellt. Bedeutendere
Abhandlungen etc., welche in dem Blatte selbst nicht Plaz finden können, werden
unter der Ueberschrift: „Literarische Nachweisungen“ bloß
mit dem Titel und mit Angabe der Zeitschriften, wo sie zu finden sind,
angezeigt. Die typographische Ausstattung ist sehr gut; die lithographirten
Tafeln sind mit äußerster Raumbenuzung, aber deutlich und schön ausgeführt. Der
Preis des Jahrganges ist nur 3 Thlr. 12 ggr.
Nach dem eben Vorausgeschikten ist über den Inhalt der vorliegenden Nummern des
Centralblattes wenig hinzuzufügen, wenn nicht ein Verzeichniß aller einzelnen
Artikel geliefert werden soll, worauf hier die Absicht nicht gerichtet ist. An
Original-Mittheilungen begegnen wir nur in Nr. 18 einem Aufsaze über die Gestalt der Curve, nach welcher die Schaufeln der Kreiselräder construirt werden
müssen, von Prof. Weisbach; und einer Nachricht über die Schneeschaufel für Dampfwägen, von Fr. Krause. Diese Schaufel hat die Form eines Kastens, welcher vor dem
Dampfwagen hergeschoben wird, und mit fünf Rädern (drei an der linken, zwei an
der rechten Seite) auf den Eisenbahnschienen läuft. Die vordere Fläche derselben
steht schräg über die Bahn (das linke Ende weiter vorwärts als das rechte), und
ist, von Unten nach Oben zurüktretend, dergestalt ausgehöhlt, daß unten eine
spizwinkelige Kante (die Schärfe der Schaufel) entsteht, der oberste Theil aber
sich wieder ein wenig nach Vorwärts neigt, um das Ueberfallen des Schnees bei
großer Anhäufung desselben zu verhindern. Die Schärfe oder Schneide geht
wenigstens 1/4 Zoll hoch über den Bahnschienen her, um gewiß nirgend anzustoßen;
die dadurch auf den Schienen liegen bleibende kleine Menge Schnee wird durch
Bürsten abgestreift, und durch kleine, um eine Achse sich drehende Schaufeln
(welche leztere von den Vorderrädern durch Verzahnung ihre Bewegung erhalten)
zur Seite fortgefegt.
Als größere und besonders interessante, nicht aus anderen deutschen Zeitschriften geschöpfte Auszüge, Zusammenstellungen und
Bearbeitungen sind zu nennen: Hülsse, über
elektromagnetische Telegraphie (in Nr. 1); Bericht der vom Franklin Institute in Pennsylvanien niedergesezten
Commission über die Explosionen der Dampfkessel (in Nr. 14 und 15); über den
sächsischen Bergbau und den tiefen Meißner Erbstolln (in Nr. 17); Castel, über die Ausflußmenge des Wassers durch
konisch sich verengende Ausflußröhren (in Nr. 18).
II. Magazin der neuesten
Erfindungen, Entdekungen und Verbesserungen in der Gewerbskunde.
(Herausgegeben von Dr. Fr. Ed.
Thieme; Leipzig) Neueste Folge, Bd. IV. Heft
1–10.
Das Magazin der Erfindungen, welches bereits i. J. 1797 gegründet wurde, und
seitdem mehrmals einen Wechsel der Redaction erfahren hat, ohne je eine
besonders hohe Stufe von Vollkommenheit zu erreichen, erscheint seit 1832 in
einer bessern äußern Ausstattung. Nach der damaligen, in ziemlich pomphaftem
Tone abgefaßten Ankündigung sollten zwölf Hefte (die zusammen einen Band bilden)
im Laufe eines Jahrs erscheinen; dieß ist aber bisher nicht der Fall gewesen,
denn der I. Band (redigirt von Netto und Seidemann) erschien 1832–1833, der II. Bd.
(von Netto) 1834 bis 1835, der III. Bd. (von Thieme) 1836, der IV. Bd. (von Thieme) 1837–1839. Jedes Heft enthält 3 1/2 Bogen in 4. und
kostet 8 ggr. Der Inhalt ist größtentheils aus den bekannten englischen
Zeitschriften zusammengestellt. Vom 8. Hefte des II. Bandes an hatte die
Redaction die Veranstaltung getroffen, daß ihr Abklatsche von den Abbildungen
des Mechanics' Magazine aus England zugesendet und
diese in den Text eingedrukt wurden; hiedurch aber geschah es, daß fast nur
Artikel des Mechanics' Magazine zur Mittheilung
kamen, und demnach die Zeitschrift eine sehr einseitige Richtung erhielt. Mit
dem 9. Hefte des III. Bandes hörte diese Einrichtung wieder auf, und es werden
seitdem wieder Abbildungen in Kupferstich gegeben, welche sich jedoch nicht über
die Mittelmäßigkeit erheben. Der IV. Band enthält Uebersezungen aus dem Repertory of Patent-Inventions, dem London Journal of arts, dem Mechanics' Magazine und dem Journal des
connaissances usuelles, aber keine Original-Mittheilungen. Die
Quellen sind angegeben. Hiemit wird die erste und größte Rubrik angefüllt,
welche sehr uneigentlich den Titel führt: „Beschreibung und Abbildung
der neuesten Erfindungen, Entdekungen und Verbesserungen in der
Gewerbskunde“, da die Erfindungen etc. in den Gewerben selbst, nicht aber in der Gewerbskunde gemacht sind. Der übrige Inhalt zerfällt in die Rubriken:
„Bibliographie der gesammten Gewerbskunde“ (ein bloßes
Verzeichniß der Titel neu erschienener Werke); – „Uebersicht
der neuesten Patente“ (kurze, nicht mit Abbildung begleitete
Beschreibung neuer, in England patentirter Erfindungen, meistentheils ohne
Angabe einer Quelle); – „Kritik der Literatur der
Gewerbskunde“ (Bücher-Recensionen ohne kritischen Geist,
und dennoch nicht bloße Anzeigen); – „Erfindungen und
Entdekungen im Gebiete der Hauswirthschaft“ (ökonomische,
hauswirthschaftliche und vermischte Notizen, fast immer ohne Bezeichnung der
Quelle); – „Miszellen“ (technische und andere
Notizen, gleichfalls ohne Quellenangabe). – In der oben erwähnten ersten
oder Hauptabtheilung des Magazins ist, hinsichtlich der Auswahl und Uebersezung
der Artikel gar Manches zu tadeln. Einigemal ist es dem Redacteur begegnet,
Dinge, welche in Deutschland längst gedrukt sind, aus fremden Zeitschriften
wieder zurük zu übersezen; so: Heft 2, S. 93–96, die Angabe einiger
Farbenbäder von Hermbstädt (mit Nennung des Namens);
Heft 5, S. 224–226, Färbung der Wolle mittelst Berlinerblau, von Dingler (gleichfalls mit Nennung des Namens);
daselbst, S. 226–228, die (ursprünglich dem polyt. Journale angehörige)
Bereitung des Bremer Grüns, von Gentele: alle drei
Artikel aus dem Journal des connaissances usuelles.
Schlecht oder ganz fehlerhaft übersezte Ausdrüke sind häufig; wie z.B. Heft 1,
S. 6 Gumkino statt Gummi Kino; – S. 10 rotirender Schaft st. sich umdrehende Welle; –
S. 24 Schrauben-Schneidemaschine st. Schraubenkluppe; und gefalzt st. abgeschrägt (bevelled);
– S. 32 Seifensubstanz, welche aus gemeiner Soda
besteht (saponaceous compound composed of the
common soda, was offenbar nichts Anderes sagen will, als: Sodaseife);
– S. 40 Acaju st. Mahagoni; – H. 2, S.
91 Legirung zum Bronziren von Feuergewehren (alliage pour monter les armes à feu,
Metallmischung zu Gewehrbeschlägen); – H. 3, S. 136 Schießblei st. Flintenschrot (Schießblei würde offenbar die Kugeln
mitbegreifen); – S. 147 Potasche oder Soda in
Verbindung mit Kohlensäure st. kohlensaures Kali oder Natron; und doppelkohlensaure Potasche st.
doppelt-kohlensaures Kali; – Heft 4, S. 173 Kohle st.
Steinkohlenöhl (im Englischen steht allerdings coal,
aber der Uebersezer hätte diesen unrichtigen Ausdruk verbessern oder doch rügen
müssen); – S. 194 Mastix st. Kitt (mastic); – H. 5, S. 247 Im Handel kommen drei Arten von chromsauren Salzen oder
Chromeisen vor (wo also ganz irrig chromsaures
Salz für gleichbedeutend mit Chromeisen genommen
wird!); und salpetersaure Potasche st. Salpeter;
– S. 248 unterchromsaure Potasche st.
einfach-chromsaures Kali; – S. 249 chromsaurer Schwefel st. Schwefel-chromsaures Kali (sulfo-chromate); und chromsaures Eisen st. Chromeisen; – H. 6, S. 263 selbstschreibendes Papier (papier autographe); – S. 303 Purpur von
Cassius st. Goldpurpur; und Deuto-Chlorzinn st. Zinnchlorid; – Heft 8, S. 386, und
Heft 9, S. 443 Rollen st. Walzen; – Heft 10,
S. 507 Mosaik-Gold st. Musicgold; glänzende Eisenplatten st. blankes (d.h. nicht
rostiges oder mit Glühspan bedektes) Eisenblech; und Salmiac-Salz st. Salmiak; – S. 508 Amoniaksalz st. Salmiak – u.s.w. Das Verzeichniß ähnlicher
Fehler (die vorstehenden sind bei einem flüchtigen Durchblik aufgestoßen) könnte
noch sehr vergrößert werden, und liefert den Beweis, daß die Uebersezungen ohne
Sachkenntniß, von einem ganz Unberufenen, angefertigt sind.
III. Berliner polytechnische
Monatsschrift.
(Herausgegeben von Prof. Dr.
Lindes; Berlin.) 1.–3. Band, 1838–1839.
In dem Prospectus dieser Zeitschrift, welche mit Anfang 1838 begonnen hat, und
monatlich ein Heft (jährlich 2 Bde. in 8., jeder von 30 Bogen) nebst ziemlich
guten Steindrüken bringt, erklärt der Herausgeber, daß Wohlfeilheit eine
Hauptrüksicht sey (der Band kostet 1 Thlr. 16 ggr.); daß alle nur von großen
Maschinenbau-Anstalten auszuführenden Gegenstände ausgeschlossen, dagegen
alles das besonders berüksichtigt werden solle, was mit mäßigen Mitteln und in
beschränktem Maaßstabe darstellbar ist. Auf diese Weise ist hauptsächlich der
Nuzen des kleinern Gewerbtreibenden ins Auge gefaßt. Unzuverlässige Vorschriften
und unpraktische Vorschläge sollen ebenfalls ferngehalten werden; deßgleichen
theoretische Betrachtungen. „Dagegen werde alles praktisch Brauchbare
in der Monatsschrift vereinigt seyn, was in- und ausländische Blätter
zerstreut enthalten.“ – Die in den lezten Worten
ausgesprochene Aufgabe ist groß, sowohl durch die Masse der zu umfassenden
Gegenstände, als durch die Pflicht einer strengen und einsichtsvollen Kritik,
welche der Herausgeber einerseits sich auferlegt, andrerseits sich zutraut.
Original-Mittheilungen sind nicht versprochen und in der That auch nicht
geliefert, mit Ausnahme einer Notiz über das Braunmachen der Flintenläufe (Bd.
I. S. 370), einer andern über Rasirmesser, Rasirseife und Streichriemen (Bd.
III. S. 215), und einer Geschichte der deutschen Alaunfabrication (Bd. III. S.
382). Daher kann das Unternehmen nur durch die
Auswahl und Bearbeitung des von Andern gegebenen Stoffes Werth erlangen. Betrachtet
man die Monatsschrift aus diesem Gesichtspunkte, so muß zwar zugegeben werden,
daß die Beschaffenheit des Inhalts an sich eben keine Veranlassung zum Tadel
gibt. Es fällt aber zuerst unangenehm auf, daß darin gar keine Ordnung, kein
Plan, kein System entdekt werden kann. Jedes Heft ist ein buntes Gemengsel von
gleichsam zusammengewürfelten, kleinen und großen, praktischen und historischen
Aufsäzen und Notizen, ohne Abtheilung, ohne Zusammenstellung von Gleichartigem
oder Verwandtem, man möchte sagen: ohne Bewußtseyn. Von Bearbeitung oder
Verarbeitung findet sich ferner keine Spur: Alles ist gegeben, wie es anderwärts
vorlag; ist nur ausgelesen und der Drukerei überliefert. Mit dem polytechnischen
Centralblatte, dessen Tendenz sich Prof. Lindes zum Vorbilde genommen zu haben
scheint, hält aus allen diesen Gründen die Monatsschrift selbst nicht den
entferntesten Vergleich aus. Quellen sind überdieß ausschließlich deutsche Zeitschriften, besonders häufig namentlich
das polytechnische Journal; angezeigt werden dieselben zwar meistentheils, aber
immer nur (am Schlusse der Artikel) mit den
Anfangsbuchstaben ihrer Haupttitelworte, so daß diese Anführungen sehr
leicht zu übersehen sind, und deren Bedeutung von sehr vielen Lesern gar nicht
verstanden werden kann. Ein solches schon an sich sonderbares Verfahren verdient
hauptsächlich darum gerügt zu werden, weil dagegen sehr oft die französische
oder englische Urquelle mit ihrem ganzen weitläufigen
Namen auf eine in die Augen fallende Weise (in der Ueberschrift der Artikel)
genannt ist. Es kann unmöglich gelobt werden, daß durch diesen Kunstgriff der
Herausgeber sich der unangenehmen Vermuthung aussezt, als wolle er seinen
Mittheilungen das Ansehen eigenthümlicher Uebersezungen verleihen, und sich doch
zugleich vor dem Vorwurfe des Plagiats sicher stellen. Nicht selten ist die
Anführung der deutschen Quelle gar vergessen worden,
so daß es noch bestimmter den (grundlosen) Anschein gewinnt, als seyen die
Aufsäze aus den namhaft gemachten englischen oder französischen Journalen
selbstständig für die Monatsschrift übertragen. Dieß ist z.B. der Fall mit den
Artikeln im II. Bande, S. 19, 21, 51, 78, 214, 256, 317, welche wörtlich aus dem
polytechnischen Journale (ohne dasselbe zu nennen oder anzudeuten) genommen
sind. Oefters sind Artikel selbst dann nicht aus der ersten Quelle entlehnt, wenn diese eine deutsche ist. Mehrmals ist in solchen Fällen die erste Quelle mit
angeführt, zuweilen aber auch nicht, wie z.B. bei dem Artikel über Poliren des
Holzes im III. Bande, S. 16–20 (welcher aus Karmarsch's Grundriß der mechanischen
Technologie stammt); bei der Beschreibung einer Handkarre im III. Bande S.
293–295 (welche ursprünglich in den Mittheilungen des Gewerbvereins zu Hannover erschien);
und eines Holzbohrers im III. Bande S. 330–332 (die zuerst in dem
Kunst- und Gewerbblatte des polytechnischen Vereins für Bayern gegeben
wurde), u. m. a. Ganz unterlassen ist die Angabe einer Quelle zuweilen selbst
bei bedeutenden Artikeln, wie z.B. bei jenem über das Druken der wollenen und
seidenen Gewebe (Bd. III. S. 161–176), welcher der neuen Dingler'schen Bearbeitung von Vitalis' Färbekunst (oder wahrscheinlicher direct dem polytechnischen
Journale) entnommen ist, sonderbar genug mit Weglassung aller erläuternden
Anmerkungen.
Was es mit der literarischen Gewissenhaftigkeit des Herausgebers der
polytechnischen Monatsschrift auf sich habe, geht aus dem Angeführten genugsam
hervor, so daß das Urtheil über diese Speculations-Unternehmung auch ohne
Commentar schon fertig steht. Von Eilfertigkeit und Mangel an Aufmerksamkeit bei
der Redaction zeugt es, daß z.B. eine Notiz über „vergleichende
Versuche mit Sprizenschläuchen aus Leder und aus Kautschuk“ kurz
nach einander zweimal, wörtlich gleichlautend, aufgenommen ist, nämlich im II.
Bde., S. 119 und 175; ein Artikel über „Wasserdampf als
Brennmaterial“ ebenfalls zweimal, im Inhalte übereinstimmend, dem
Wortlaute nach aber verschieden, vorkommt (Bd. II. S. 75 und 318); und eben so
die Beschreibung des „Heyraud'schen
Reductions-Lineals“ zweimal vorhanden ist (Bd. II. S. 110
und Bd. III. S. 153).
IV. Polytechnisches
Archiv.
(Herausgegeben von C. T. N. Mendelssohn; Berlin.) Dritter Jahrg. 1839, Nr. 1–20.
Nach ihrem Entstehen im Jahre 1837 erschien diese Zeitschrift in monatlichen
Heften; seit Anfang 1839 wird sie aber in wöchentlichen Nummern, jede einen
Bogen stark (in 4.) ausgegeben, und hat hiedurch, sowie durch die Kürze der
darin enthaltenen Artikel, mehr den Charakter einer Zeitung, als den eines
gründlichen wissenschaftlichen Journals. Das Blatt dient zugleich als Organ der
von dem Herausgeber begründeten polytechnischen
Agentur, welche es übernimmt, Anfragen in Betreff technischer
Gegenstände zu beantworten, Auskünfte zu ertheilen, Zeichnungen und
Beschreibungen neuer Erfindungen anzuschaffen etc. Hienach stellen sich denn
auch die Anforderungen an den Inhalt und die Grundlagen der Beurtheilung, welche
leztere nur aussprechen kann, daß durch ein solches literarisches Unternehmen
zwar manches Nüzliche (namentlich im technischen und merkantilischen Verkehr)
vermittelt, doch aber keineswegs eine eigentliche Förderung der Gewerbe an sich
beabsichtigt oder erreicht werden mag.
Jede Nummer zerfällt in vier, unter besondere Ueberschriften gebrachte
Abtheilungen: „Polytechnisches;“ –
„Oekonomisches;“ –
„Merkantilisches;“ –
„Architektonisches;“ – wozu noch kleinere
Rubriken: „Patente,“ –
„Correspondenz,“ – und
„Anzeigen“ kommen, nebst anderen zufälligen, durch
besondere Ueberschriften ausgezeichneten Artikeln. Die meisten Mittheilungen
sind (regelmäßig mit Angabe der Quellen) deutschen
Zeitschriften entlehnt; die hin und wieder vorkommenden Originalartikel ohne
allgemeine Bedeutung. Die typographische Ausstattung ist gut. Preis des
Jahrganges 4 Thlr.
V. Allgemeine polytechnische Zeitung
und Handlungszeitung.
(Herausgegeben von Joh. Karl Leuchs; Nürnberg.) Jahrg. 1839, Monate Januar bis April, Nr.
1–17.
Der zeitungsartige Charakter, in welchem dieses Journal dem polyt. Archive
gleicht, ist hier selbst in dem Namen ausgesprochen. Es erscheint wöchentlich
eine Nummer, vier Quartseiten stark, auf ziemlich gutem, aber nicht schönem
Papiere, zuweilen mit (schlechten) in den Text eingedrukten Holzschnitten; der
Jahrgang kostet 2 Thlr. Außer einer Auswahl von Mittheilungen über neue
bemerkenswerthe und ein praktisches Resultat versprechende Erfindungen werden
sehr oft übersichtliche und zwekmäßige Darstellungen der Verbesserungen
einzelner Gewerbszweige (mit Nachweisung der Quellenwerke) gegeben, ferner
Verzeichnisse und Beurtheilungen neuer Bücher, Nachrichten über neue Waaren,
Anfragen über technische Gegenstände und deren Beantwortungen, Verkaufsanzeigen
und Ankündigungen, Preisverzeichnisse von verschiedenen Pläzen, und andere
(größten Theils jedoch unbedeutende) Handelsnachrichten etc. Das Blatt bestrebt
sich überhaupt, ein Verbindungsmittel zwischen den Technikern unter sich, so wie
zwischen ihnen und dem Handelsstande zu seyn. Die Redaction liefert in dieser
Hinsicht, gegen Kostenvergütung, Zeichnungen und Beschreibungen neu erfundener
Gegenstände, besorgt gegen Provision den Verkauf von Erfindungen u.s.w.
Die polytechnische Zeitung sing mit dem Jahre 1834 zu
erscheinen an, und ist seit Anfang 1838 mit der schon länger bestehenden
Handlungszeitung des nämlichen Herausgebers verschmolzen worden, was durch den
oben angegebenen Titel ausgedrükt wird. Ihr Inhalt kann nach dem Obigen nicht
wohl einer ins Einzelne gehenden Kritik unterworfen, im Ganzen aber dem Zweke
entsprechend genannt werden. Bei den aus anderen deutschen Zeitschriften
entlehnten Notizen pflegt die Quelle nicht immer angegeben zu werden, mit
welcher Bemerkung aber ein eigentlicher Tadel nicht ausgesprochen seyn soll, da die Zeitung
viele solche Artikel nicht unverändert abdrukt, sondern bloß auszugsweise gibt,
und die ihr eigenthümlichen Aufsäze und Uebersezungen mit einem besondern
Zeichen versieht. Die technisch-mercantilische Seite des Unternehmens ist
die eigentlich hervorstechende und nüzliche; in rein technischer (praktischer)
Beziehung kann wohl wenig durch eine Zeitung genuzt werden, deren Artikel wegen
des beschränkten Raumes stets sehr oberflächlich gehalten werden müssen.
VI. Allgemeines polytechnisches
Journal.
(Herausgegeben von J. Andr. Romberg; Hamburg.) Jahrgang 1838, und Jahrg. 1839, Nr.
1–12.
Der durch eine große Zahl von Schriften über verschiedene Fächer der Baukunst
bekannte Herausgeber gründete im Jahre 1838 unter dem Namen „Polytechnisches Journal“ diese in
wöchentlichen (meist 1 Quartbogen starken) Nummern erscheinende Zeitschrift,
welche seit Anfang 1839 den Titel: „Romberg's
allgemeines polytechnisches Journal“ angenommen hat. Der
Plan ist nach einem so großen Umfange angelegt, daß vollständige und gründliche
Ausführung desselben in dem gegebenen Raume (ungeachtet des großen Formats und
des kleinen engen Druks) unmöglich ist. Gleichwohl trägt das Blatt hinsichtlich
der Behandlung der Gegenstände nicht ganz den Charakter einer Zeitung, sondern
scheint vielmehr das Mittel zwischen einer solchen und einem wissenschaftlichen
Journale halten zu wollen. Von der Mannigfaltigkeit des Inhaltes gibt folgendes
Verzeichniß der vorzüglichsten Rubriken, in welche dasselbe abgetheilt ist,
einen Begriff. Jede Nummer wird mit einer Reihe kurzer, im Zeitungsstyle
gehaltener, historischer Notizen über die jüngsten Neuigkeiten im gesammten
Gebiete der Gewerbskunde, unter der Ueberschrift: „Neuestes der
Polytechnik“ (ohne Angabe der Quellen) eröffnet. Dann folgt eine
Abtheilung: „Polytechnisches Archiv“, welche Aufsäze mit
mehr praktischem, auf unmittelbare Anwendung berechnetem Inhalte liefert, und
dabei gewöhnlich Quellen nennt. Unter dem Titel: „Kleinere
Mittheilungen“ enthält die dritte Rubrik ähnliche Artikel von
geringerem Umfange. Die dem Blatte eigenthümlichen (weder zahlreichen noch
erheblichen) Gegenstände sind durch den Beisaz:
„(Originalmittheilung)“ ausgezeichnet. Die übrigen,
mehr oder weniger in jeder Nummer vorkommenden Rubriken sind:
„Bauzeitung;“ –
„Waarenkunde;“ –
„Statistik;“ – „Handel;“
– „Literatur (Recensionen);“ –
„Kunst;“ – „Vermischtes;“
– „Miszellen.“
Als Quellen werden (das Mechanics' Magazine, wie es
scheint, allein ausgenommen) keine anderen als deutsche Zeitschriften von der Redaction des Romberg'schen polytechn. Journals benuzt; namentlich müssen Dingler's polyt. Journal und das
polyt. Centralblatt sich gefallen lassen, sehr in Anspruch genommen zu werden,
wiewohl der Herausgeber sehr selten es angemessen findet, dieselben zu nennen,
vielmehr entweder gar keine Quelle anführt, oder mit dem Citiren englischer und
französischer Zeitschriften prunkt, die er nie gesehen hat. Es wären eine große
Menge Belege hiezu anzuführen; beispielweise mögen einige wenige aus den ersten
Blättern des Jahrganges 1839 genügen, um zu zeigen, wie leicht Hr. Nomberg sich das
Redactionsgeschäft macht. Wörtlich dem Dingler'schen
polyt. Journale (und zwar ohne Nennung desselben) entnommen sind unter anderen
folgende Artikel: in Nr. 2 über Verfertigung der Mousselines de laine in England; über Explosionen der Dampfkessel von
Loyer; Grosso's Verfahren
augenbliklich Essig zu bereiten; neue Methode die Wollenstoffe zu troknen;
– in Nr. 4 Callaud's meteorologische Uhr; Stevenson's Methode die Verfälschung
schriftlicher Documente zu verhüten; über den englischen Büchereinband in Calico
und Seide; – in Nr. 7, über die Glasgewebe von Dubus-Bonnel, u.s.w. – Aus
dem polyt. Centralblatte ebenfalls wörtlich nachgedrukt sind z.B. (wieder ohne
Nennung desselben) in Nr. 2, Einfluß der Elektricität beim Bierbrauen; in Nr. 3
und 4 der große Artikel über die Geseze der Elektromagnete nach Lenz und Jacobi;
in Nr. 3 Houlston's
Hemmvorrichtung für Kutschen; über das Losgehen der Percussionsflinten; in Nr. 4
Hill's Verbesserung an
den Vorbereitungsmaschinen in der Baumwollspinnerei etc. – Es wäre ein
verdrießliches Unternehmen, alle solche Plagiate, mit welchen man so leicht ein
Journal zusammenstoppelt, einzeln hervorzuziehen; aber es verdient die strengste
Rüge, wenn ein Redacteur sich principmäßig an ehrenwertheren Collegen und an dem
Publicum zugleich versündigt, indem er die ersteren bestiehlt und das leztere
hintergeht. Kann oder will ein solcher nicht die ausländischen Originalquellen
benuzen, und vermag er dennoch nicht dem Drange nach Redacteursruhm oder
Redacteursgewinn zu widerstehen; so sey er doch entweder gewissenhaft genug,
seine Mittelsmänner zu nennen, oder – im schlimmsten Falle – klug
genug, den überbequemen wörtlichen Abdruk der
Uebersezungsarbeiten anderer zu vermeiden!
Papier und Druk an dem Romberg'schen Journale sind
gut; die zuweilen beigegebenen Steindrüke leidlich. Der Preis des Jahrganges
beträgt 4 Thlr. 12 ggr.
VII. Gewerbswissenschaftliches
Volks- und Jahresbüchlein.
Ein Magazin aller neuen Erfindungen im Gebiete der Gewerbe
und Künste, herausgegeben von M. v. Poppe. I. u. II.
Jahrg., 8. Glogau 1838, 1839.
Die technische Lesewelt erhält hier eine Zusammenstellung in ähnlicher Art, wie
früher der Almanach der Erfindungen von Busch und das
Jahrbuch von Leng sie gegeben haben, jedoch mit dem
Unterschiede, daß die gegenwärtige hauptsächlich auf einen Leserkreis in dem
Handwerkerstande berechnet ist. Man kann aber mit Sicherheit aussprechen, daß,
wenn dieses neue Unternehmen sich halten sollte, ein solcher unerwarteter Erfolg
nur durch die überaus große Unschuld und Unbefangenheit vieler Leser und durch
den sehr geringen Preis (jeder Jahrgang 8 ggr.) einzutreten vermag. Denn der
Inhalt oder vielmehr die Arbeit an dem Buche ist durchaus werthlos. Es ist mir
unter allen deutschen Schriftstellern, welche auf den Namen von Technologen
Anspruch machen, keiner bekannt, der so wenig zu einer gründlichen Darstellung
der Fortschritte im Gewerbswesen fähig wäre, als Hr. Poppe, seitdem er selbst das Fortschreiten
ganz aufgegeben und sich zu einem Compilator der untersten Gattung
herabgewürdigt hat. Nur zur Schmach unserer technologischen Literatur entwikelt
dieser Schriftsteller noch immer eine Thätigkeit, die dem Umfange nach
erstaunlich, aber in Betreff ihres Gehaltes höchst bedauernswerth ist. Das Jahrbüchlein liefert hiefür abermals einen
schlagenden Beweis. Daß ein solches Werk keine eigenthümlichen Mittheilungen
enthalten kann, liegt in der Natur desselben; daher müßte alle Sorgfalt auf die
Bearbeitung des aus anderen Zeitschriften gesammelten Inhaltes gewendet werden.
Aber ich stehe nicht an zu erklären, daß in dieser Hinsicht kaum etwas
Schlechteres geleistet werden kann, als hier vorliegt. Die Fälle abgerechnet, wo
die Artikel wörtlich entlehnt sind, ist überall der Stoff durch Flüchtigkeit und
Oberflächlichkeit der Auszüge dermaßen entstellt und verballhornt, daß er selbst
nicht in bloß historischer Beziehung genügen kann. Auf jedem Blatte springt in
die Augen, daß der Herausgeber die behandelten Gegenstände nicht verstanden hat,
und daß er den bisherigen Zustand des Gewerbswesens nicht hinreichend kennt, um
das Neue mit Umsicht und Klarheit daran anzuknüpfen. Mit Ausnahme von einem Paar
ganz gelegentlich vorkommenden Citaten ist jede Anführung der Quellen
unterlassen, und somit die Möglichkeit genommen, sich über die nur kurz
angedeuteten Gegenstände genauer zu unterrichten. Jeder der beiden Jahrgänge ist
mit 2 Steindruktafeln ausgestattet, welche aber sehr willkürlich und planlos
ausgewählte Abbildungen enthalten. Der Titel enthält eine Unwahrheit, indem er die
Mittheilung aller Erfindungen verspricht: wiewohl der
I. Jahrgang (Erfindungen des Jahres 1836) auf 126 Drukseiten 110 Artikel, und
der II. Jahrg. (Erfindungen des Jahres 1837) auf 203 Seiten deren 129 enthält,
und manche Artikel eine Zusammenstellung mehrerer verwandter Erfindungen
enthalten. Die Anordnung ist ein Muster von Unlogik unter dem Scheine eines
überdachten Systems: der Inhalt zerfällt nämlich in folgende Capitel: 1)
Erfindungen und Entdekungen für Waaren, die zum Genuß der Menschen bestimmt
sind; – 2) zum Häuserbau gehörende Erfindungen (darunter im II. Jahrg.
Nr. 13 neue Art Tapeten, Möbelüberzüge etc.);
– 3) Erfindungen, welche auf Möbeln, Hausgeräthe, Beleuchtungsmittel und viele andere häusliche und sonstige persönliche
Bedürfnisse Bezug haben (hier im II. Jahrg. Nr. 1 Sägemaschinen, Nr. 11
neue Emaillirlampe, Nr. 15 Wiedergewinnung des Laugensalzes aus alten
Potaschenküpen, Nr. 17 Erfindung für die Glaubersalz-Fabrication, Nr. 21
neuer Steinkitt, Nr. 22 neue Bereitungsart des Zinnobers ans nassem Wege, Nr. 25
vorzügliche Pulverkohle aus faulem Holze, Nr. 30 mechanische Schmierbüchse);
– 4) zu Fuhrwerken gehörende Erfindungen; – 5) Erfindungen, welche
zur Veredlung von Metallen und zur Metallwaaren-Fabrication überhaupt
gehören (darunter im II. Jahrg. Nr. 5 ein gegliedertes Bohrgestänge zum
Brunnenbohren); – 6) Erfindungen in verschiedenen
anderen Künsten, welche Metalle, Steine, Erde,
Knochen, Horn u. dergl. veredeln; – 7) zur Lederfabrication
gehörende Erfindungen; – 8) zur Papierfabrication gehörende Erfindungen;
– 9) Erfindungen, welche auf Schreibkunst, Buchdrukerkunst, Zeichenkunst,
Kupferstecherkunst, Stahlstecherkunst etc. Bezug haben; – 10)
Erfindungen, welche sich auf Spinnerei, Weberei, die Verfertigung von allerlei
Kleidungsstüken, Puz u. dergl. beziehen (hier im II. Jahrg. die Färberei und
Zeugdrukerei mit eingeschlossen, welchen im I. Jahrg. ein eigenes Capital
gewidmet ist).
Mehrere Gegenstände, die im I. Jahrg. mitgetheilt sind, erscheinen im II. Jahrg.
abermals; so: Landry's
Ziegelglasuren I. 24 und II. 25; die Kieselseife I. 114 und II. 102; das Gießen
messingener Schraubenmuttern I. 62 und II. 143; Nooke's Verbesserung am Jacquartstuhle I.
102 und II. 191; Tuch aus wollenen Lumpen I. 110 und II. 197.
Wo der Herausgeber Eigenes zu geben sich bestrebt, sind dieses regelmäßig
entweder Unrichtigkeiten oder leere Worte und Plattheiten, welche in einem
verfehlten Mühen nach Popularität des Styls ihren Grund haben. Man sehe, um
diese Beschuldigung nicht übertrieben zu finden, nur nachstehende Beispiele an:
Schon der volksthümelnde Titel mit seinem Diminutiv ist eine Abgeschmaktheit.
– In der Vorrede zum I. Jahrg. steht folgende Stelle: „Von Jahr
zu Jahr schreitet man in den technischen Gewerben rasch vorwärts, und das
gesammte Publicum befindet sich gut dabei. Es ist ein
herrlicher Zeitgeist, daß so viele Menschen sich Mühe geben, in
nüzlicher Anwendung ihrer Kräfte es einander zuvor zu thun.“ Wäre
hier nicht der Zeitgeist, so würde man dieser Bemerkung kaum einen Geist
nachrühmen können. – Im I. Jahrg. heißt es S. 4: „Und hat man
nun gar die neuen englisch-amerikanischen Mühlen mit ihrem schönen, so regelmäßig gehenden Räderwerke und
ihrer sonstigen schönen und genauen Einrichtung
kennen gelernt (wie etwa Hr. Poppe?), so mag man ältere Mühlen fast
nicht mehr ansehen.“ – S. 5 wird gesagt:
„Das Raffiniren des Brennöhls geschehe mittelst stark verdünnter Schwefelsäure.“
– S. 6: „Welch ein schönes,
nüzliches Kunstproduct ist das Glas! und welch eine herrliche Waare ist die
Glaswaare, z.B. die gläsernen Trinkgeschirre, die Fensterscheiben, die
Laternenfenster, die Spiegel, die Kronleuchter u. dergl.“
– S. 7: „In neuern Zeiten werden die Einfassungen (der
Fensterscheiben) meistens von Holz gemacht.“ – Eben da:
„Daß in neuerer Zeit zu der Verfertigungsart solcher (kupferner)
Geschirre mancherlei Vortheile erfunden worden sind, läßt sich denken.“ – S. 9: „Filzhüte
trugen schon die alten Lacedämonier, Thessalier und Aethiopier. Aber unsere Filzhüte sind weit schöner und
zwekmäßiger.“ – Eben da: „Die
Fußbekleidung von Leder, nämlich Schuhe und Stiefeln, ist uns
unentbehrlich.“ – S. 10: „Stiken, vornehmlich
mit Seiden-, Gold- und Silberfäden konnten die Weiber und Töchter mancher alten Völker, z.B. der
Phrygier und Babylonier, schon trefflich; aber auch
die Damen der neuern Zeit wissen herrliche und noch mannigfaltigere
Arten von Stikereien zu machen.“ Wie galant! – S.
11: „Daß diese Maschinen..... in neuerer Zeit sehr vervollkommnet
worden sind, läßt sich denken.“
– S. 14: „Man kann leicht denken,
daß auch die Sägemühlen von den Vervollkommnungen der Mechanik in neueren
Zeiten ihren Antheil erhielten.“ – S. 20: „Das
(die verhinderte Bildung von Schleimzuker beim Abdampfen des Zukersaftes)
wäre also gleichsam eine Krystallisation ohne
Mutterlauge.“ – S. 34: „Der Erfinder
des Holzkittes, Dorn, wird von Hrn. Poppe nach Berlin versezt; indeß er doch ein Würtemberger
und naher Nachbar desselben ist.“ – S. 40: Die Wirkung der
Davy'schen Sicherheitslampe erklärt Hr. Poppe mit folgenden Worten:
„Der wesentlichste Theil einer solchen Lampe ist ein Gehäuse von
Drahtflor, mit
so feinen Löchern, daß wohl der Lichtstoff, aber nicht
der gröbere Feuerstoff der Flamme hindurch- und die zum
Brennen dienende Luft hineindringen konnte.“ Und Hr. Poppe ist Professor auf einer deutschen Universität!
– S. 117: „Doch zweifelt immer noch
Mancher an der Güte einer solchen Seife
(nämlich einer von Fenton mit Zusaz von Alaun
bereiteten).“ Was ist denn aber Hrn. Poppe's Meinung? – Ebenda: wird die
Bedeutung des Ausdrukes: „specifisches Gewicht von 1,360“
in einer Anmerkung mit folgenden Worten erläutert: „Wer es noch nicht weiß, der mag jezt wissen, daß
von den in den vorstehenden Zeilen genannten Zahlen die 1 vor dem Comma ein
Ganzes, die erste Ziffer nach dem Comma Zehntheile von dem Ganzen, die
zweite Hunderttheile, die dritte Tausendtheile bedeutet. Das Gewicht des
reinen Wassers ist hiebei angenommen.“ Sicherlich werden die
deutschen Handwerker nunmehr wissen, was man unter specifischem Gewichte versteht! – II. Jahrg., S. 38:
„An Schlössern sind schon so viele neue Einrichtungen gemacht, und
so viele Arten von künstlichen Schlössern sind schon erfunden worden, daß man sich wundern muß, wie alle Jahre doch
immer noch andere hinzukommen.“ – S. 41: „Außer
den beschriebenen neuen Schlössern gibt es noch andere, ebenfalls seit
Kurzem erfundene, worunter das von Fenton gar zu
complicirt ist.“ – S. 63 wird der Dr. Du Menil (in Wunstorf im Hannover'schen) für
einen Franzosen gehalten. – Nach S. 104 sollen Wagner und Mention in Paris die Nielle (das Niello) „erfunden“ haben. – S. 112 wird
die Wärmecapacität des Platins definirt als:
„die Fähigkeit desselben, Wärme in sich aufzunehmen und an sich zu
halten.“ – S. 186: „Noch alle Jahre kommen,
besonders in England, neue Erfindungen an Spinnmaschinen zum Vorschein,
welche diese Maschine auf einen höhern Standpunkt erheben sollen. Darunter sind aber auch manche unwesentliche und
unnöthige.“ Schönes Pröbchen von Hrn. Poppe's Kritik!
Druk und Papier an dem Jahrbüchlein sind gut genug für den niedrigen Preis; doch
die Correctur des erstern hat der Verleger schlecht besorgen lassen, ohne ein
Drukfehlerverzeichniß anzuhängen. Folgende wesentliche Fehler sind im II. Jahrgange bei flüchtigem Durchblättern
aufgestoßen: S. 5: Crospel statt Crespel; S. 32 (2
Mal) Sphäre st. Späne; S. 39: Eingerichtete st. Eingerichte; S. 40: Schließkolben st. Schließkloben; S. 49: Bleiöhl st. Leinohl; S. 55 (2 Mal): Sandwack st. Sandarak; S. 68: Lampenöhl st.
Terpenthinöhl; S. 69: Circel st. Carcel; S. 71: Menometer st. Manometer; S. 78: Elanie und Stearnie st. Elain und Stearin; S. 92:
Doppelsatz st. Doppelsalz; S. 111: Contimeter st. Centimeter; S. 134: Schraubenzwinger st. Schraubzwingen; S. 158: Pistruzzi st. Pistrucci; S. 160: Kupfer st. Kampher.
VIII. Zeitschrift für und über
Oesterreichs Industrie und Handel.
Herausgegeben und redigirt von Heinr. Wiese; 4. Wien. Jahrgang 1839 (neue Lieferung), Nr. 1–28.
Hievon kommen wöchentlich zwei Nummern, jede einen halben Bogen stark (auf recht
gutem Papiere gut gedrukt), heraus. Diese Art des Erscheinens stellt die
Zeitschrift in die Reihe der zeitungsartigen Blätter; und dem gemäß ist auch der
Inhalt großen Theils aus bloß historischen Notizen zusammengetragen, wiewohl
auch viele (doch meist nur kurze) praktisch-technische Artikel vorkommen.
Leztere bilden namentlich den Eingang einer jeden Nummer, worauf dann Notizen
unter verschiedenen Ueberschriften folgen. Stehende Rubriken sind:
„Ueber Oesterreichs Industrie“ (Nachrichten von
österreichischen Erfindungen und industriellen Unternehmungen); –
„für Oesterreichs Industrie“ (kurze Besprechung
ausländischer Erfindungen, auf welche ohne Zweifel der Herausgeber die besondere
Aufmerksamkeit seiner Landsleute zu lenken wünscht, in deren Auswahl aber eine
specielle und vorzugsweise Beziehung gerade auf Oesterreichs Industrie nicht
entdekt werden kann, weßhalb die Bezeichnung der Rubrik nur dem Titel der
Zeitschrift zu Liebe gewählt zu seyn scheint); –
„Eisenbahn-Chronik;“ –
„Dampfschifffahrts-Chronik;“ –
„Waarenkunde;“ –
„Handelsnachrichten“; –
„Neuigkeiten.“
Die Zeitschrift hat, wie man aus dem Titel und der Einrichtung, so wie dem
größten Theile des Inhaltes sieht, die Gewerbsindustrie Oesterreichs
hauptsächlich im Auge; und man kann ihr das Zeugniß nicht versagen, daß sie in
dieser Beziehung als ein Tagblatt, an welches große Ansprüche von Gründlichkeit
nicht gemacht werden, ganz gut redigirt ist. Die Originalmittheilungen, welche
darin vorkommen, sind jedoch von geringer Bedeutung. Der Herausgeber beschreibt
unter andern zwei seiner eigenen Erfindungen, nämlich einen Apparat, um zum
Siegeln der Briefe das Siegellak in einem kleinen Wasserbade zu schmelzen, damit
man sich die Finger nicht verbrenne (in Nr. 18), und eine verbesserte
Schiebkarre (in Nr. 19).
Was die aus anderen Zeitschriften entlehnten Artikel betrifft, so wird bei
denselben häufig die Quelle angegeben, jedoch in verschiedener Weise. Zuweilen
ist dieselbe, wenn auch abgekürzt, doch hinreichend verständlich genannt; andere
Male dagegen nur durch die Anfangsbuchstaben bezeichnet, wie dieß sehr oft in
eigentlichen Zeitungen zu geschehen pflegt. Auch hier stößt man auf die
tadelnswerthe Gewohnheit, daß Artikel, welche ursprünglich aus englischen oder
französischen Journalen stammen, mit Anführung dieser lezteren aufgenommen
werden, während sie doch sichtlich nicht direct von dort her, sondern aus deutschen (nicht
genannten) Zeitschriften entlehnt sind. Dabei ist öfters der Charakter des
eigentlichen Nachdruks dadurch bemäntelt, daß einzelne unwesentliche Abkürzungen
und Aenderungen des Styls vorgenommen sind, welche jedoch bei einer aufmerksamen
Vergleichung nicht irre führen können: und wenn ein solches Verfahren an sich
auch gerade nicht sehr lobenswerth ist, so zeigt es doch einen gewissen Grad von
Selbstthätigkeit des Redacteurs an, der sich dadurch um eine kleine Stufe höher
stellt, als diejenigen, welche fremde Arbeiten vor dem Wiederabdrucke nicht
einmal copiren lassen, deren Redactionsmühe vielmehr bloß in dem Verbrauche
einiger Duzend Rothstifte des Jahres besteht. Beispielweise nenne ich als solche
Artikel, bei welchen, troz dem, daß sie aus deutschen
Zeitschriften genommen sind, doch nicht diese, sondern die englischen und
französischen Urquellen genannt sind (welche bei der Uebertragung nicht
vorgelegen haben) – folgende: Nr. 2, 3, 4: Hullmandel's Verfahren Muster auf Drukformen
aufzuzeichnen (aus dem polyt. Journal, oder vielmehr aus dem polyt. Central
blatt, welchem selbst wieder das polyt. Journal als – jedoch namhaft
gemachte – Quelle gedient hat); – Nr. 4: Leversidge's künstliches Senegalgummi für
Calicodrukereien (aus dem polyt. Journal); – Nr. 10: Lewin's Baggermaschine (eben
daher); – Nr. 12: Dutton's Verbesserungen beim Weben und Zurichten der Tücher;
Weatherdon's
Sägengetriebe; – Ryan's Verfahren zum Troknen der Seide auf dem Webestuhle;
Maratuch's Apparat zur
Verhütung der Essenbrände (sämmtlich aus dem polyt. Centralblatte); – Nr.
15: Ivison's Vorrichtung
zur Rauchverzehrung (eben daher); – Nr. 16: Anderson's Dampfkessel (eben daher);
– Nr. 17: Hill's
Verbesserung an den Vorbereitungsmaschinen in der Baumwollspinnerei (eben
daher). – Bei einigen kurzen Notizen, die Hr. Wiese aus deutschen Journalen entnommen hat,
sind sonderbarer Weise nicht die Titel dieser lezteren genannt, sondern die
Namen ihrer Herausgeber aus solche Weise unterzeichnet, daß man verleitet werden
kann, sie für Namen von Mitarbeitern der Wiese'schen
Zeitschrift zu halten. Dieser (übrigens nicht häufig und nicht bei Gegenständen
von Bedeutung angewendeten) Methode will ich nur der Merkwürdigkeit halber und
wegen des komischen Anstrichs, den sie hat, gedenken.
IX. Verhandlungen des Vereins zur
Beförderung des Gewerbfleißes in Preußen.
(Redigirt von Prof. Dr.
Schubarth; 4. Berlin. XVII. Jahrgang, 1838.)
Einen großen und, durchschnittlich genommen, den besten und nüzlichsten Theil der
deutschen technologischen Journalistik bilden die periodischen Schriften, welche
von den zahlreichen Gewerbvereinen herausgegeben werden. Denn nicht nur gibt die
Thätigkeit dieser Vereine, namentlich der größeren unter ihnen, zur Entstehung
vieler Originalmittheilungen Gelegenheit, sondern da deren Zeitschriften gegen
einen verhältnißmäßig geringen jährlichen Geldbeitrag an die Mitglieder
vertheilt zu werden pflegen, so erlangen sie eine große Verbreitung; und da auch
doch (mehr oder weniger) der Inhalt nach den speciellen Bedürfnissen des
Kreises, in welchem die Vereine wirken, zugeschnitten ist, so ist hiedurch mehr
als auf anderen Wegen ein directer Einfluß auf die Förderung industrieller
Betriebsamkeit möglich. Dieses im Allgemeinen ausgesprochene Urtheil muß
freilich für die einzelnen Fälle mannigfach modificirt werden, je nachdem die
Geldmittel und der sonstige Standpunkt verschiedener Vereine, so wie die größere
oder geringere Tüchtigkeit ihrer leitenden Vorstände einen höhern oder mindern
Grad von zwekmäßiger Wirksamkeit erzeugen; und insbesondere die Umsicht der
Redactionen den Zeitschriften einen mehr oder weniger angemessenen Charakter zu
ertheilen vermag. In so fern die Gewerbvereine ihren wohlthätigen Einfluß auf
gar mancherlei Wegen, und nicht ausschließlich durch gedrukte Mittheilungen äußern, gibt die Beschaffenheit der lezteren
allerdings keinen unbedingt gültigen und vollständigen Maaßstab für die
Nüzlichkeit dieser Gesellschaften; es kann vielmehr sehr wohl der Fall seyn, daß
mancher Verein in seinem Wirkungskreise viel Gutes stiftet, ohne gerade durch
eine vorzügliche Zeitschrift zu glänzen; wogegen auf der anderen Seite der Zwek
eines Vereins sehr unvollkommen erfüllt wäre, wenn derselbe außer der Herausgabe
eines Journals jedes andere fördernde Eingreifen in die Gewerbsbetriebe
unterließe. Allein wo es sich, wie hier, ausschließlich um die Auffassung der
literarischen Thätigkeit handelt, kann eine Würdigung der verschiedenen Vereine
nur nach dem, was von ihnen gedrukt vorliegt, Statt finden. In dieser Beziehung
nimmt unläugbar der Verein zur Beförderung des
Gewerbfleißes in Preußen den ersten Plaz ein. Seine in der Ueberschrift
genannte Zeitschrift, welche seit dem Jahre 1822 erscheint, ist nach Inhalt und
Ausstattung eigentlich das einzige deutsche technische Journal, welches mit den
vorzüglichsten englischen und französischen Instituten der Art unbedingt in die
Schranken treten kann. Es erscheinen davon jährlich sechs Hefte oder Lieferungen auf schönem
Papiere sehr gut gedrukt, und mit vielen vortrefflich ausgeführten Kupfertafeln
versehen, welche einen wahren Schaz von eigenthümlichen Mittheilungen,
namentlich im Fache des industriellen Maschinenwesens, liefern, wobei ein
besonderer Vorzug darin besteht, daß die Abbildungen stets in solchem Maaßstabe
und mit solchen Details gegeben werden, wie es nöthig ist, um danach mit
Leichtigkeit und Sicherheit arbeiten zu können. Die kleineren, nicht auf
Maschinen angewiesenen Gewerbsbetriebe finden allerdings wenig für sich in
dieser Zeitschrift, deren großartiger Zuschnitt solche Zweke mit Absicht (ob
auch mit Recht, bleibe ununtersucht) außer Augen zu lassen scheint. Uebrigens
füllen Mittheilungen, welche dem Vereine oder dessen Zeitschrift eigenthümlich
angehören, bei Weitem den größten Theil des Raumes aus, und Uebersezungen so wie
Auszüge aus deutschen Schriften werden selten, dabei stets mit der
sorgfältigsten Auswahl gegeben. Jedes Heft der Verhandlungen pflegt drei
Rubriken zu enthalten: I. „Angelegenheiten des Vereins“;
– II. „Eigene Abhandlungen und Auszüge aus fremden
Werken“; – III. „Notizen.“
Da in dem Augenblike, wo ich Gegenwärtiges schreibe, mir von dem Jahrgange 1839
noch nichts zugekommen ist, so will ich eine Uebersicht von den wichtigeren
Originalaufsäzen des Jahrganges 1838 liefern, deren großes Interesse ein solches
Zurükgreifen wohl rechtfertigen mag.
I. Heft. Ueber die Anfertigung von Trottoirplatten aus
bituminösem Mastic. Von Brix.Siehe polyt. Journal Bd. LXVIII. S.
307. – Es werden hier Versuche beschrieben, welche der Bauconducteur
Killmar in Berlin über mehrere harzige
Zusammensezungen als Nachahmung des französischen sogenannten Asphaltpflasters
im Kleinen angestellt hat. Am geeignetsten zur Anwendung – sowohl
hinsichtlich der Leichtigkeit ihrer Bearbeitung als der Härte und Festigkeit
– zeigten sich folgende Mischungen: a) 1 1/4.
Pfd. Steinkohlentheer, 1 1/2 Loth des diken Bodensazes aus Oehlfässern, 1/4 Meze
Kies (oder Charmottekörner); – b) 2 Pfd.
Steinkohlenpech (durch Einkochen des Newcastler Steinkohlentheers bereitet), 3
1/2 Pfd. Kreide, 1/2 Pfd. Hammerschlag; – c)
1 1/4 Pfd. Steinkohlenpech, 1 1/2 Pfd. Kreide, 1/2 Pfd. feiner Sand; –
d) 1 1/2 Pfd. Steinkohlenpech, 1 1/2 Pfd.
Ziegelmehl, 1 Pfd. Hammerschlag; – e) 1 Pfd.
Steinkohlenpech, 2 1/2, Pfd. Ziegelmehl. Wie sich diese Massen beim Gebrauch als
Straßenpflaster verhalten würden, ist nicht ausgemittelt. Es ist mir, nach
eigenen Erfahrungen, sehr wahrscheinlich, daß bei der Anwendung im Großen einige
der angegebenen Compositionen sich nicht bewähren würden, und bei anderen wenigstens die
Mengenverhältnisse der Zuthaten abgeändert werden müßten. Namentlich möchte die
Mischung e vielleicht nicht eine hinreichend große
Festigkeit besizen, und bei b, c, d ein Zusaz von
Kies oder anderem grobkörnigem, hartem Materiale, schon wegen ökonomischer
Rüksichten, räthlich erscheinen. – Beschreibung
einer (von Queva erfundenen) mechanischen Vorrichtung zum Ausschlagen der Pappen in der
Musterweberei (für die Jacquart-Maschinen). Die wesentlichsten Eigenthümlichkeiten dieser
vortrefflich ausgedachten Vorrichtung, wodurch dieselbe sich namentlich von der
sonst häufig gebrauchten, mit einer Klaviatur versehenen Lochmaschine
unterscheidet, sind: daß die Pappe vertikal
ausgespannt ist, und in Absäzen (nach jeder Löcherreibe um das bestimmte Maaß)
von Unten nach Oben mittelst eines Schiebzeuges fortrükt; daß die gehörige
Stellung der Stößer oder Locheisen (je nachdem sie die Pappe durchstechen sollen
oder nicht) durch Anziehen von Schnüren mit der linken Hand geschieht; und daß
das Durchdringen derselben durch die Pappe von einem Mechanismus bewirkt wird,
den die rechte Hand vermittelst einer Kurbel in Thätigkeit sezt, wonach also die
Füße des Arbeiters unbeschäftigt bleiben, was sowohl zur Bequemlichkeit als zu
schnellerer Arbeit beiträgt. Es ist mir bekannt, daß diese Queva'sche Lochmaschine von mehreren Fabrikanten entschieden der
älteren (wobei die Pappe horizontal liegt, die Stößer durch Greifen auf
Klaviertasten zum Durchstechen vorbereitet werden, und das Lochen selbst durch
einen Fußtritt geschieht) vorgezogen wird. – Beschreibung einer Hebelpresse zum heißen und kalten Pressen von Leder,
Papier, Leinwand, Kattun etc. für Büchereinbände, Brieftaschen,
Visitkarten u. dergl. Diese Presse ist eine Erfindung von Sherwin und Cope in London, ganz von Eisen
gebaut, und wirkt nach Art einer Buchdrukerpresse mittelst eines Hebelwerks,
welches nach dem Principe der Kniehebel construirt ist, und eine 2800fache
Vergrößerung der angewendeten Drukkraft hervorbringt. Zum Heißpressen wird der
Tiegel (die Preßplatte) durch zwei eingelegte erhizte Bolzen gewärmt. Höchst
sinnreich ist auch der Apparat, durch welchen die Unterlage des zu pressenden
Materials in allen Richtungen verschoben, so wie höher und niedriger gestellt
werden kann. Das Ganze athmet den englischen Comfort (eine auch im
Maschinenwesen sehr angenehme Eigenschaft) in einem ausgezeichneten Grade, und
kann ein Muster von schöner Einrichtung genannt werden. – Ueber die Mahlmühle von Le Maistre, mit vertikalen
Steinen (welche in dem Portefeuille industriel du
Conservatoire des arts et métiers, Livr. 4. beschrieben ist).
Nach Versuchen des
Mühlenmeisters Kessel in Fürstenwalde eignet sich
diese Mühle nicht gut zum Mahlen (indem sie die Kleie sehr zerreißt und das Mehl
unvollständig absondert), dagegen wohl zum Schroten des Malzes für die
Brauerei.
II. Heft. Beschreibung einer Bauconstruction, um den Balken
in den Etagen den Zutritt der freien Luft zu verschaffen, und sie dadurch
gegen Fäulniß und Verderben zu schüzen. Von Niese. Bei der jezt
gebräuchlichen, auf den eben genannten Zwek berechneten Construction schlägt man
etwa 1 1/4 Zoll über den Balken ein Gewölbe, läßt die Seitenmauern eben so weit
abstehen, und bringt unmittelbar in der vor dem Hirnende der Balken befindlichen
Mauer Oeffnungen zum Eintreten der Luft an. Theils die in manchen Fällen
vorkommende Schwierigkeit, solche Oeffnungen ohne Schaden für das Ansehen der
Façade des Gebäudes anzubringen, theils der Nachtheil, daß Schnee und
Regen durch dieselben eindringen, und schädlich auf die so empfindlichen
Hirnflächen des Holzes wirken, haben den Erfinder bewogen, die Vorkehrung dahin
abzuändern, daß vor dem Hirn der Balkenenden her ein schmaler Canal im
Mallerwerke ausgespart wird, mit welchem andere ähnliche senkrechte Canäle
communiciren, so daß, unbeschadet des Luftzutrittes, keine Feuchtigkeit an das
Holz gelangen kann. – Beschreibung einer
sogenannten Wasserwaage, durchwelche bei der Sensenfabrication das Eisen in
Stüke von gleichem Gewichte getheilt wird. Von Grothe. Diese in den Sensenfabriken schon seit langer Zeit
gebräuchliche Vorrichtung hat den Zwek, die Länge einer Eisen- oder
Stahlstange genau in Stüke von gleichem und vorgeschriebenem Gewichte
einzutheilen, und beruht wesentlich darauf, daß aus einem tiefen und engen, oben
offenen Wasserbehälter durch Eintauchen einer richtig prismatisch gearbeiteten
Eisenstange (Meßstange) ein Wasservolumen verdrängt und zum Ausfließen gebracht
wird, dessen Größe dem Volumen einer Eisenstange von vorgeschriebenem Gewichte
entspricht; dann aber die Meßstange wieder herausgezogen und dafür der
abzutheilende Eisen- oder Stahlstab so tief eingesenkt wird, daß der
Behälter wieder ganz voll, mithin von dem Stabe ein eben so großer Theil
eingetaucht ist, als vorher von der Meßstange. An der Oberfläche des Behälters
wird dann ein Strich auf dem Stabe gemacht. Während hierauf Alles in seiner Lage
bleibt, wird die Meßstange wieder eingesenkt (welche eine neue Wasserportion
verdrängt), dieselbe von Neuem ausgezogen, dagegen der Eisen- oder
Stahlstab tiefer untergetaucht, bis das Wasser wieder die Mündung des Behälters
erreicht, und nun der zweite Strich gemacht etc. Um die Eintauchungstiefe der
Meßstange genau zu
bestimmen, ist eine Scale vorhanden, deren Theile von Loth zu Loth das Gewicht
der entsprechenden Längen der Meßstange ausdrüken. Beim Gebrauche derselben in
der angezeigten Weise ist vorausgesezt, daß die Meßstange einerlei specifisches
Gewicht mit dem abzutheilenden Stabe besize; falls hierin ein kleiner
Unterschied zwischen beiden Statt findet, wird die richtige Abcheilung durch
eine sehr praktische Correction erreicht. – Ueber
einen mechanischen Wagentritt, construirt von dem Mechaniker Steinfurt. Dieser beim Oeffnen und Schließen der
Wagenthür sich selbst nieder- und aufschlagende Tritt wirkt mittelst
eines verdekt angebrachten Mechanismus, welcher aus einigen verzahnten Rädern
besteht. – Beschreibung einer Maschine zum Riffeln
der Walzen für Spinnmaschinen, verfertigt von Girdwood in Glasgow. Die allgemeine Construction ist die bekannte,
nämlich nach dem Principe derjenigen (jezt allgemein üblichen) Art von
Metallhobelmaschinen, wo der Meißel feststeht, während das Arbeitsstük unter
demselben fortgezogen wird. Empfehlenswerth ist die Ausführung dieser Bewegung
mit Vermeidung von Ketten oder Seilen, indem diese durch ihr Nachgeben ein
sprungweises Fortrüken bewirken und ein zitterndes Einschneiden des Meißels
veranlassen, wodurch die Riffeln (uneben (rippig) werden. Diesem Grundsaze
entsprechend wird bei der gegenwärtigen Maschine der Schlitten, worauf die Walze
liegt, durch die Zugstange einer Kurbel hin und her geführt. Die Auslösung,
durch welche die Walze nach jedem Zuge des Schlittens um so viel gedreht wird,
als die Entfernung zweier Riffeln beträgt, ist wie bei anderen Maschinen dieser
Gattung. –
III. Heft. Ueber Baumés Aräometer als Grundlage zur
Berechnung des Procentgehaltes von Zukerlösungen und der Wasserverdampfung
in den Runkelrübenzuker-Fabriken, nebst deren Dampf- und
Brennmaterial-Verbrauch. Von Treviranus.S. auch das polyt. Journal Bd. LXX. S.
36. Der Verfasser gibt zuerst eine auf vorhandene Daten und eigene
Berechnung gestüzte Tabelle über die den Baumé'schen Graden 4 bis 44 correspondirenden specifischen
Gewichte, Volumina, Gewichte und Procentgehalte von Zukerauflösungen. Der
Procentgehalt einer solchen Auflösung ist sehr nahe den Baumé'schen Graden proportional, und in der Mittelzahl 1.82 Mal
so groß; d.h. es enthält z.B. eine Auflösung von 20º B. = 20 ×
1.82 = 36.4 Gewichtsprocente Zuker, eine Auflösung von 8º B. = 8 ×
1.82 = 14.5 Proc. etc. Hierauf wird mit allem Detail eine Berechnung der
Dampfmenge durchgeführt, welche zur Defecation und zum Abdampfen von 1800 Pfd.
Runkelrübensaft, so wie zur Läuterung und Verkochung des davon nach der ersten
Krystallisation bleibenden Syrups erforderlich ist. Dieser Verbrauch
beträgt:
1) Zum Defeciren (Klären) von 1800 Pfd.
Saft (zu 7 1/2º B. angenommen)
361.6 Pfd. Dampf
2) Zur Abdampfung des geklärten Saftes
(der nur mehr 6 1/2° B. wiegt)bis auf 22º B.
1560.7
– –
3) Zur Eindikung von 22º auf
44° B. (zum Krystallisationspunkte)
369.9
– –
4) Zur Läuterung und Verkochung des
zweiten Syrups
257.2
– –
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Zusammen
2549.4 Pfd. Dampf.
Rechnet man hiezu 1/33 für Wärmeverlust
durch die Dampfröhren
77.3
– –
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so ergibt sich ein Dampfbedarf
von
2626.7 Pfd. Dampf.
Bei der Annahme, daß 1 Pfd. Steinkohlen, welche 15 bis 20
Proc. Schlaken hinterlassen, 5 Pfd. Dampf liefern, ergibt sich ferner das
Resultat, daß zu 2627 Pfd. Dampf 525. 4 Pfd. Steinkohlen erfordert, mithin mit 1
Pfd. Steinkohle 3. 43 Pfd. Runkelrübensaft verarbeitet werden. In einem Anhange
zu dem Aufsaze von Treviranus stellt Hr. Professor
Schubarth eine andere
Berechnung des Dampfverbrauchs auf, wonach (ohne den Wärmeverlust in Anschlag zu
bringen) zur Verarbeitung von 8000 Pfd. Saft 9642. 2 Pfd. Dampf erforderlich
wären, was (5 Pfd. Dampf auf 1 Pfd. Kohlen gerechnet) 1928 Pfd. Steinkohlen
gäbe. Er führt dabei das in Frankreich gewonnene Erfahrungsresultat an, daß zu
8000 Pfd. Saft 2049 Pfd. Kohle nöthig sind, was auf 1 Pfd. Kohle 3. 9 Pfd.
verarbeiteten Saft ergibt. – Beschreibung der
Drukmaschine oder mechanischen Schnellpresse von König und Bauer (nach
dem in Berlin zum Druke der Vossi'schen Zeitung
dienenden Exemplare). Von Brix. Es ist dieß die erste
gute, mit vollständigen Abbildungen begleitete Beschreibung der König-Bäuer'schen
Schnellpresse, und sie füllt somit eine auffallende Lüke in der technischen
Maschinenkunde aus. In Betreff der historischen Einleitung dieses Aufsazes
bemerke ich, daß der Artikel „Buchdrukerkunst“ in Prechtl's technologischer Encyklopädie,
dessen Hr. Brix mit
gerechtem Lobe gedenkt, nicht von mir, sondern von Prof. Altmütter herrührt. – Ueber ein verbessertes Verfahren, goldene und vergoldete
Gegenstände zu färben.Man sehe das polyt. Journal Bd. LXIX.
S. 467. –
IV. Heft. Ueber eine (beim Festungsbau in Posen zur
Anwendung gekommene) Verbesserung der gewöhnlichen
Ramme. Vom Major v. Prittwiß. Sie betrifft
die Construction einer Auslösung, durch welche der Rammbär nach beendigter
Hebung von dem Seile losgemacht und dem freien Falle überlassen wird, so daß
nicht die Arbeiter, indem sie sich von dem fallenden Bären mit in die Höhe
ziehen lassen, dessen Wirkung vermindern können. Die Auslösung erfolgt nicht
(wie man dieß schon öfters ausgeführt hat) von selbst, sondern durch einen
eigens dazu angestellten Mann, der an einer Schnur zieht. – Ueber die Sharp-Roberts'sche Mahlmühle mit excentrischen Steinen (deren
Beschreibung sich im polyt. Journal Bd. LVI.
S. 285 findet). Nach Versuchen des Mühlenbaumeisters Wulff ist das Princip dieser Mühle nicht verwerflich;
aber die bisher vorliegende Ausführung desselben entspricht noch nicht völlig
dem Zweke, in so fern es sich um das Mahlen von Weizen handelt. Die Steine
kommen nämlich sehr bald aus der horizontalen Lage, und dann geht das Mahlen
ungleichmäßig von Statten und das Schrot fällt griesig aus. Zum Schroten des
Getreides als Futter und für die Branntweinbrennerei angewendet, lieferte
dagegen die Mühle ein genügendes Resultat.Das Nähere siehe im polyt. Journal Bd.
LXX. S. 343. – Ueber die Leistungen der
Ziegelstreichmaschine von Terrasson de Fougéres. Von Brix. Die Maschine (deren Beschreibung im polyt.
Journal Bd. LXV. S. 409 enthalten ist)
liefert täglich 10,000 Mauersteine, wovon 2 Proc. Ausschuß. Die gesammten
Darstellungskosten belaufen sich auf 26 Sgr. 1 Pf. für 1000 Steine. – Ueber ein Verfahren Metallspiegel plan zu schleifen und zu
poliren, von Maunoury in Paris. Der Spiegel wird auf der Spindel einer
Drehebank eingespannt; die Schleifschale (eine Scheibe, deren Mitte so
ausgedreht ist, daß rings herum ein flacher, nicht sehr breiter Rand vorsteht)
wird an dem Ende einer zweiten, niedriger liegenden, zur Hauptspindel parallelen
und in der Richtung ihrer Achse verschiebbaren Spindel so angebracht, daß ihr
schon erwähnter ebener Rand die Spiegelfläche berührt, und mit seinem inneren
Umkreise genau durch den Mittelpunkt des Spiegels geht. Beide Spindeln werden
gleichzeitig, aber in entgegengesezten Richtungen, umgedreht. – Ueber die Feuersicherheit der Dorn'schen und ähnlicher
flacher Dächer. Die Versuche, welche hier beschrieben werden, und bei
welchen man mehrere mit Theercompositionen nach Dorn
u.s.w. verfertigte Dächer dem Feuer aussezte, um über ihr Verhalten Aufschluß zu
erlangen, waren nicht auf solche Weise angeordnet, daß sie zuverlässige vergleichbare
Resultate hätten liefern können.
V. Heft. Zusammenstellung verschiedener Angaben über die
zum Mahlen des Getreides auf verschiedenen Mühlen erforderliche Kraft.
Vom Major v. Prittwiß. Die Gesammtheit der hier mit vielem Fleiße gesammelten
Daten kann als eins der merkwürdigsten technischen Curiosa gelten, und die
feinboshafte Trokenheit, mit welcher der Verfasser sich ausdrüklich aller
Folgerungen daraus enthält, ist nicht das am wenigsten Komische bei der Sache.
Es genügt, anzuführen, daß die in der Tabelle vereinigten 50 Angaben
verschiedener Schriftsteller und Experimentatoren über die zum Mahlen von 1 Pfd.
Getreide erforderliche Kraft ein wenig weit aus einander fallen, indem die
Extreme durch die Werthe 2160 und 303,600 ausgedrükt werden, wenn man unter
diesen Zahlen Pfunde, auf die Höhe von 1 Fuß gehoben, versteht. Es ist also die
größte Angabe nur das 140fache der kleinsten!! – Ueber Kürbiszuker. Von Schubarth. Es wird mit Klarheit nachgewiesen,
daß die neuerlichen Ankündigungen über eine angeblich sehr vortheilhafte
Zubereitung aus Kürbissen ohne Grund sind. – Beschreibung der hydraulischen Pressen des Mechanikers Hummel in
Berlin. Von Brix. Die vorzüglichste
Eigenthümlichkeit dieser trefflich ausgeführten Presse besteht in einer solchen
Anordnung der Drukpumpe, daß gegen das Ende der Pressung, wo der Widerstand
schon sehr zugenommen hat, nur sehr wenig Wasser auf jeden Kolbenzug in den
Preßcylinder getrieben wird, um bei der verminderten Geschwindigkeit den
Preßkolben mit desto größerer Kraft in Bewegung zu sezen. Der Pumpkolben besteht
zu diesem Behufe aus zwei Theilen, nämlich aus einem ziemlich dünnen (nur 1/16
Zoll starken) Rohre, und einem in die Höhlung desselben eingeschobenen massiven
Kolben. Anfangs bewegen sich beide Theile gemeinschaftlich, und wirken demnach
als ein massiver Kolben von dem äußern Durchmesser des Rohres; zulezt aber wird
der innere Kolben abgestellt, und das Rohr geht allein, welches wegen seines
geringen Körperinhaltes nur sehr wenig Wasser verdrängt. Diese Einrichtung,
schon ihrem Principe nach höchst sinnreich, ist auch auf sehr zwekmäßige Weise
ausgeführt.
VI. Heft. Beschreibung einer von Davies in Leeds erbauten
Maschine zum Scheren wollener Gewebe. Von Wedding. Diese Schermaschine zeichnet sich besonders dadurch vor den
sonst gewöhnlichen Cylindermaschinen aus, daß sie einen sehr kleinen Raum zur
Aufstellung erfordert (indem ihre größte Breite, rechtwinkelig gegen den
Cylinder gemessen, nicht mehr als 3 Fuß beträgt); daß sie keinen elastischen, sondern einen
festen Schertisch von Gußeisen hat; und daß darauf die Gewebe sowohl nach der
Länge als nach der Breite geschoren werden können. Dieser leztere Umstand wird
durch die eigenthümliche Art möglich gemacht, wie das Tuch unter dem
Scherapparate sich fortbewegt, während der (mit 12 gewundenen, zwei volle
Schraubenumgänge bildenden Klingen besezte) Cylinder ohne Ortsveränderung sich
(etwa 455 Mal in der Minute) dreht. Das Tuch ist nämlich nicht horizontal und
straff ausgespannt, sondern hängt vor seinem Eintritte unter den Scherapparat
lose herab; und zwei auf der entgegengesezten Seite der Schere angebrachte
Walzen fassen es und ziehen es (mit 40 Zoll Geschwindigkeit per Minute) durch, wobei nach Belieben die Länge
oder Breite des Stüks in der Richtung der Bewegung liegen kann. Ein Arbeiter muß
beständig darauf achten, das Faltenwerfen des Stoffes zu verhindern, und dieß
möchte der einzige Umstand seyn, worin die Davies'sche Maschine anderen Schermaschinen nachsteht. – Beschreibung eines englischen Glasschmelzofens für
Steinkohlenfeuerung. Von Wedding. Ein
runder, auf 7 bedekte Häfen eingerichteter Ofen, dessen Eigenthümlichkeit darin
besteht, daß er eine doppelte Kappe hat. Der Luftzug geht vom Roste aus theils
nach einem Loche im Scheitel der innern oder untern Kappe, theils durch 7 Füchse
in den Pfeilern zwischen den Standpunkten der Häfen, und gelangt durch diese
acht Oeffnungen in den Raum zwischen beiden Kappen, von wo der Rauch durch ein
eisenblechernes Rohr nach einem hohen Schornsteine abgeführt wird. Mehrere Oefen
können so mit einem gemeinschaftlichen Schornsteine versehen werden, der sowohl
den Zug befördert, mithin die Hize verstärkt, als auch das Hüttengebäude von
Rauch frei hält.
(Die Fortsezung folgt im nächsten
Hefte.)