Titel: | Auszug aus dem Berichte, den Hr. Savary der Akademie der Wissenschaften in Paris über den Dampfkessel des Hrn. Beslay erstattete. |
Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. LI., S. 242 |
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LI.
Auszug aus dem Berichte, den Hr. Savary der Akademie der
Wissenschaften in Paris uͤber den Dampfkessel des Hrn. Beslay
erstattete.
Aus dem Echo du monde savant, No. 453.
Savary's Bericht uͤber Beslay's Dampfkessel.
Der Kessel des Hrn. Beslay ist
zur Erzeugung von Hochdrukdampf bestimmt, und zur Heizung mit Kohks eingerichtet.
Die Vorzüge, die man ihm zuschreibt, sind Erleichterung der Aufstellung und der
Reparaturen, eine Feuerung von gehöriger Lebhaftigkeit und ohne Rauch, reichliche
Dampferzeugung, und endlich, was das Wichtigste ist, Beseitigung aller Gefahr unter
jenen Umständen, die sonst gewöhnlich zu Explosionen führen.
Der Ofen dieses Kessels ist nichts weiter als ein Stük eines aus Baksteinen
aufgeführten Schornsteines, dessen unteren Theil die Heizstelle einnimmt, und dessen
Wände, welche ungefähr 3 Meter vom Boden aufgeführt sind, den Körper des Kessels
tragen. Dieser leztere selbst besteht aus einem horizontalen Cylinder aus
Eisenblech, von welchem senkrechte, etwas weniges kegelförmig gebildete Siederöhren
auslaufen, um in dem Rauchfange bis in die Nähe des Rostes hinabzusteigen, und auf 2
Decimeter Tiefe in die glühende Kohksschichte einzudringen. Etwas unter der
Heizstelle ist das Innere des Rauchfanges durch dünne, aus Baksteinen aufgeführte
Scheidewände in mehrere stehende Fächer abgetheilt, so daß jede Siederöhre sich in
einem der Fächer oder gleichsam in einer Röhre, die sie großen Theils ausfüllt,
isolirt befindet. In diesen Fächern oder Röhren findet die erhizte Luft einen um so
beschränkteren Durchgang, je höher sie emporsteigt; ja sie erleidet um den Kessel
herum eine wahre Drosselung, und entweicht endlich in einen kurzen Schornstein aus
Eisenblech, welcher oben auf dem Apparate angebracht ist. Vom Roste bis zum oberen
Ende dieses Schornsteines hinauf sind im Ganzen nur 5 Meter.
Hieraus geht hervor, daß das Wesentliche der Erfindung darin besteht, daß der Kessel
und die Siederöhren in dem Rauchfange selbst senkrecht über der Heizstelle
angebracht sind. Welche Wirkung diese Einrichtung auf die Verbrennung und den Zug
hat, läßt sich leicht abnehmen. Die senkrecht emporsteigende heiße Luftsäule allein
schon trägt vermöge der Verminderung des Gewichtes zur Beförderung des Zuges und mithin auch der
Verbrennung bei. Beide werden fortwährend durch die Reibung, welche die heiße Luft
nicht bloß in dem senkrechten Theile ihres Laufes, sondern auf der ganzen Länge
desselben an den Wänden der Röhren, welche sie durchströmt, erleidet, vermindert.
Diese Reibung, welche von der Beschaffenheit der Wände abhängt, ist an den aus
Baksteinen gebauten Röhren sehr groß. Die Kessel mit gewöhnlichen Siederöhren, an
denen die Luft zuerst mehrere horizontale Canäle durchströmt, werden demnach hohe
Schornsteine oder die Anwendung eines Ventilators erheischen. Bringt man dagegen die
senkrechten Siederöhren und den Kessel in den Schornstein selbst, so wird jener
Theil des Luftstromes, welcher sie durch die Berührung, in die er mit ihnen kommt,
erhizt, zugleich auch durch seine geringere Dichtheit den Zug bewirken.
Was die innere, auf die Bewegung des Speisungswassers bezügliche Einrichtung der
Kessel betrifft, so muß man in dieser Hinsicht in der Flüssigkeit eine Circulirung
zu erzeugen suchen, vermöge welcher das noch kalte Speisungswasser beständig mit
jenen Metalloberflächen in Berührung gebracht wird, welche am meisten der Einwirkung
des Feuers ausgesezt sind, während das auf die größte Hize gebrachte Wasser gegen
die Oberfläche, an der es sich in Dampf verwandelt, getrieben wird. Diesen
Bedingungen leistet der neue Kessel, wie der Berichterstatter angibt, vollkommen
Genüge. Jede der Siederöhren communicirt nur durch drei Röhren mit dem Kessel; zwei
dieser Röhren schöpfen das Wasser in der Nähe des Kesselbodens, um es beinahe bis
zum Boden der Siederöhre zu leiten; die dritte dagegen nimmt an dem oberen Theile
der Siederöhre den Dampf auf und ergießt ihn in den oberen Theil des Kessels.
Diese Röhren sowohl als die Siederöhren lassen sich eben so leicht reinigen wie der
Kessel selbst. Der Boden der Siederöhren ist nämlich zum Abnehmen, und es braucht
dazu nichts weiter, als daß man von Außen an dem oberen Theile des Kessels einen
Bolzen losschraubt, welcher mittelst eines langen, durch die ganze Siederöhre
laufenden Eisenstabes den unteren Dekel, der abgenommen werden soll, festhält. Diese
Zusammensezung der Siederöhren aus zwei Theilen erleichtert nicht nur die Reinigung,
sondern gewährt auch noch den Vortheil, daß dadurch die Anwendung einer von Hrn.
Frimot angegebenen
Einrichtung, durch welche die Gefahren der Explosionen beseitigt werden sollen, sehr
erleichtert wird.
Diese leztere Vorrichtung, welche darin bestand, daß am Grunde des senkrecht
stehenden Kessels ein kupferner Dekel angeschweißt war, der, wenn die Temperatur
wegen Wassermangels eine übermäßige Höhe erreichte, mit Gewalt in die Heizstelle
geschleudert ward, schien vielfältig damit angestellten Versuchen gemäß diesem Zweke gut zu entsprechen;
allein sie hatte eine ziemlich lange Arbeitsunterbrechung zur Folge. Dagegen wird
diese Unterbrechung kaum zwei Stunden lang währen, wenn jener Theil, der früher
angeschweißt wurde, mit dem Kessel nicht mehr ein zusammenhängendes Ganzes bildet,
sondern wenn derselbe, wie es an dem Apparate des Hrn. Beslay der Fall ist, nur von einem beweglichen
Boden abhängig ist. Denn hier sind dann keine Reparaturen nöthig, und es genügt das
Auswechseln desselben gegen einen anderen, der stets vorräthig gehalten werden
kann.
Die häufigste Ursache der Explosionen beruht auf einer plözlich gesteigerten
Dampfentwikelung, welche dann eintritt, wenn in eine beinahe leere Siederöhre, deren
Temperatur so gestiegen ist, daß die Schweißung auf dem Punkte steht, nachzugeben,
plözlich eine neue Quantität Wasser gebracht wird. Explosionen dieser Art scheinen
dem Berichterstatter an dem neuen Kessel beinahe unmöglich.
Der Versuch, welcher angestellt wurde, um die Quantität des Dampfes, die der neue
Apparat liefert, zu ermitteln, dauerte ungefähr 6 Stunden. Das Feuer war 3 1/2
Stunde vor dem Beginne des Versuches angestekt worden, welche Zeit jedoch nicht
hinreichte, um den Ofen auf jene bleibende Temperatur, bei der sich die
vortheilhaftesten Resultate ergeben, zu bringen. Während der zwei ersten Stunden
wurden nämlich mit einem Kilogramme Kohks 6,9 Kilogr. Wasser verdampft, während der
zwei lezten dagegen 7,3 Kil., so daß das aus den 6 Stunden gezogene Mittel 7,1
Kilogr. betrug. Dieses Resultat bleibt jedoch unstreitig hinter jenem zurük, welches
der Apparat unter den günstigsten Verhältnissen geben würde. Der Versuch ward mit
einem Kessel vorgenommen, der eine Maschine von 4 Pferdekräften mit Dampf versehen
sollte. Man verbrannte in jeder Minute 0,31 Kilogr. Kohks. Der Dampf, welcher sehr
troken und zu allen mechanischen Zweken geeignet war, hatte keinen anderen Ausweg,
als durch eine sehr enge und lange Röhre. Der Manometer deutete beinahe beständig
einen Druk von 3 Atmosphären an, und die Ventile hoben sich in jedem Augenblike.
7 Kilogr. verdampftes Wasser, welches beiläufig von einer Temperatur von 8°C.
genommen worden, repräsentiren 4560 Wärme-Einheiten. Nimmt man nun an, daß 1
Kilogr. der Kohks, wie man sie bei der Gasfabrication gewinnt, 7000 solcher
Einheiten gibt, so beträgt der Verlust 2440 Einheiten. Die Temperatur der Luft war
beim Austritte aus dem blechernen Schornsteine ungefähr 300º. Nimmt man, was
der Wahrheit auch so ziemlich nahe kommen dürfte, an, daß die verbrannte Luft in dem
Augenblike, wo sie zur Erhizung des Kessels mitzuwirken aufhörte, noch eine Temperatur von beiläufig
400º hatte, so wird sich ergeben, daß jeder Kubikmeter der zur Unterhaltung
der Verbrennung verwendeten Luft ungefähr 156 Wärmeeinheiten, welche für die
Dampferzeugung verloren gingen, mit sich fortriß, wobei der durch die Kesselböden
und Ofenwände bedingte Verlust an Wärme mit in Anschlag gebracht ist. Hieraus
folgert sich, daß zur Verbrennung von 1 Kilogr. Kohks 15 Meter Luft verwendet
werden. Ein directer Versuch ergab uns ungefähr 13 Kubikmeter; 15 Meter sind das für
die vortheilhaftesten Heizstellen angenommene Minimum. Uebrigens versteht sich von
selbst, daß man bei einem schlechten Zustande des Rostes und der Siederöhren nicht
auf dieselben Resultate zählen kann.
Die Anwendung stehender Siederöhren ist vielleicht nichts ganz Neues; allein die
Länge, die ihnen Hr. Beslay im
Verhältnisse zum Kessel gibt, die Adjustirung ihrer kupfernen Böden, die Art der
Zuführung des Wassers, seiner Circulirung und der Ableitung des Dampfes, die
Einrichtung des Ofens, die Leichtigkeit, womit der Apparat aus einander genommen und
wieder zusammengesezt werden kann, Alles dieß zusammen macht den Apparat zu einem
eigenthümlichen und neuen, dessen Vorzüge hergestellt sind.