Titel: | Ueber die Torfpresse des Lord Willoughby de'Eresby. |
Fundstelle: | Band 73, Jahrgang 1839, Nr. CI., S. 446 |
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CI.
Ueber die Torfpresse des Lord Willoughby de'Eresby.Wir haben die Torfpresse des edlen Lord in ihrer ursprünglichen Gestalt, und
bevor sie noch die in diesem Artikel angedeuteten Verbesserungen erlitt, im
polyt. Journal Bd. LXVII. S. 34
beschrieben und Bd. LXX. S. 153 einige
nachträgliche Bemerkungen über dieselbe mitgetheilt. Diese frühere Maschine
findet man auch in den Verhandlungen des Vereines zur Beförderung des
Gewerbfleißes in Preußen, Jahrg. 1838, Lief. 5 beschrieben, wo sich jedoch Hr.
Wedding nicht günstig
über sie aussprach, indem die Torfkuchen nach seinen Angaben 12 Stunden lang der
Pressung unterworfen bleiben mußten, um das Wasser genügend zu verlieren. Die
neue Maschinerie scheint nun allerdings schneller zu arbeiten, ob aber auch
wohlfeil genug, ist eine Frage, die noch nicht entschieden ist. A. d. R.
Aus dem Civil Engineers and Architects Journal. Aug. 1839,
S. 281.
Mit Abbildungen auf Tab. VI*VI.
Ueber Willoughby's Torfpresse.
Lord Willoughby hat sich während seines längeren
Aufenthaltes in den torfreichen Districten von Schottland und Wallis, wo er gar oft
Zeuge der Unmöglichkeit, in einem nassen Jahre aus dem Torfe ein für den Haus-
und Fabrikbedarf geeignetes Brennmaterial zu gewinnen, war, sehr viel mit der
Zubereitung des Torfes beschäftigt, und in dieser Absicht eine Reihe von Versuchen
über das Pressen desselben mit Maschinen unternommen.
Bei dem ersten dieser Versuche, welcher in das Jahr 1834 fiel, bediente man sich
einer kräftigen Schraubenpresse von der aus Fig. 1 ersichtlichen Art,
an welcher die zur Aufnahme des Torfes bestimmte Kammer 3 Fuß im Durchmesser und 14
Zoll in der Tiefe hatte. Diese Kammer, deren innere Oberfläche gut abgedreht war,
und in welche mit höchster Genauigkeit ein Kolben einpaßte, hatte einen beweglichen
Boden. Die zur Bewegung des Kolbens dienende Schraube hatte 4,5 Zoll Durchmesser,
und wurde mit 2 Hebeln von 10 Fuß Radius umgedreht, so daß sie von 4 Männern
gehandhabt einen effectiven Druk von 100 Tonnen ausübte. Das in dem Torfe enthaltene
Wasser konnte durch kleine, dichtstehende Löcher, welche sowohl in den Boden der
Maschine als auch rund um den cylindrischen, die Torfkammer bildenden Theil
derselben gebohrt waren, entweichen. Wenn diese Maschine mit ungefähr 7 Kubikfuß
nassen Torfes beschikt, und der Kolben durch Umdrehen der Schraube auf diese Masse
herabgesenkt wurde, so floß das Wasser in reichlicher Menge durch die Löcher ab;
allein lange, bevor die Maschine noch ihre volle Kraft erlangt hatte, begann auch
Torf mit auszutreten, so daß, obwohl die Löcher nur 3/16 Zoll im Durchmesser hatten,
bei fortgeseztem Druke wahrscheinlich nur wenig von dem Torfe in der Maschine
geblieben seyn würde.
Man versuchte daher eine andere Maschine, die man, um Kosten zu vermeiden, in einem
kleineren Maaßstabe baute als die erste, und die so berechnet war, daß nur ein
einziger Torfziegel auf einmal ausgepreßt wurde. Fig. 3 zeigt diese
Maschine von Vorne betrachtetbetrachtrachtet; Fig.
4 ist eine seitliche Ansicht derselben. Die Kraft wurde, wie man sieht,
durch Verzahnungen und Getriebe, die man mit zwei seitlichen Hebeln in Verbindung
sezte, hervorgebracht. Das Wasser ließ man nicht wie früher durch runde Löcher
entweichen, sondern zwischen gerade stehenden Eisenstäben von beiläufig einem halben
Zoll Breite, welche man zu beiden Seiten der Maschine an starken gußeisernen Platten
so dicht neben einander anbrachte, daß man kaum ein Blatt Papier zwischen ihnen
durchzuschieben vermochte. Da jedoch der Torf bei einem hohen Grade von Druk durch
diese kleinen Spalten ebenso gut austrat, wie früher durch die kleinen runden Löcher
der Schraubenpresse, so mußte, um dieß zu verhüten, irgend ein Filtrirmittel
angewendet werden. Man schlug daher den Torf zu diesem Zweke in ein Leinentuch ein,
wodurch dessen Entweichen zwar allerdings gänzlich verhindert wurde, was aber das ganze
Verfahren kostspielig und langsam von Statten gehen machte.
Man kam daher wieder auf die ursprüngliche Schraubenpresse zurük, der man jedoch
dießmal eine ganz andere Einrichtung gab, wie Fig. 2 zeigt. Der
durchlöcherte Boden ward nämlich am Scheitel des Cylinders angebracht, und daselbst
mit einem starken gußeisernen Rahmen, welcher an ihm festgemacht war, befestigt. Er
hatte eine Schieblade von ungefähr 2 Fuß im Gevierte und 4 Zoll Tiefe, welche aus
vollkommen abgeglättetem Eisen gearbeitet war und zur Aufnahme des Torfs dienen
sollte, getragen. In diese Schieb lade wurde ein vierekig geschnittener Kolben
mittelst einer ledernen Liederung vollkommen genau eingepaßt. Der Boden der
Schieblade bestand aus einer Lage gewöhnlichen Leinenzeuges, unter welcher sich eine
zweite Lage eines aus Haar gearbeiteten Zeuges befand, und faßte ungefähr 15
Torfziegel von der gewöhnlichen Größe. Nachdem die gefüllte Schieblade an Ort und
Stelle gebracht, und daselbst vorne mit zwei beweglichen Bolzen festgestellt worden,
ließ man die Schraube durch vier Männer in Bewegung sezen. Es entwich dießmal nichts
von dem Torfe; das in ihm enthaltene Wasser floß reichlich durch den Filtrirboden,
und der Versuch ließ wenig zu wünschen übrig, als eine bequeme und sichere Methode,
nach welcher das über dem Torfe befindliche Wasser schnell weggeschafft und
gehindert werden konnte, nach Aufhebung des Drukes auf den gepreßten Torf oder in
die Maschine zurükzukehren. Um dieß zu bewerkstelligen, füllte man zwei große
kegelförmige Löcher, welche sich in dem Kolben befanden, mit Buchenholz aus, durch
dessen Poren das Wasser aufwärtssteigend getrieben wurde, um dann durch Canäle,
welche zu diesem Behufe in dem Kolben angebracht waren, über die Ränder der
Schieblade geleitet zu werden. Die obere Fläche des Kolbens war auf dieselbe Weise
wie der Boden der Schieblade mit Zeug überdekt. Bei dieser Einrichtung kehrte nach
Aufhebung des Drukes auch nicht ein Tropfen Wasser auf den ausgepreßten Torf oder in
die Maschine zurük.
So günstig nun dieses Resultat war, so blieb doch noch ein rascherer Gang des
Auspressens als es mit den Schiebladen, die bei dem jedesmaligen Füllen und
Entleeren ausgehoben und wieder an Ort und Stelle gebracht werden mußten, nothwendig
höchst wünschenswerth. Lord Willoughby gedachte daher
seine nächste Maschine mit zwei Schiebladen auszustatten, damit, während die eine
ausgenommen war, die andere sich an deren Stelle befand, und das Spiel der Maschine
demnach ein ununterbrochenes wurde. Um das Entleeren der Schiebladen nach
vollbrachter Pressung möglichst zu erleichtern, wurden sie durch Gewinde mit
einander verbunden, so daß sie leicht umgestürzt werden konnten. Auf die auf solche Weise
verbesserte Maschine nahm der edle Lord ein Patent.
Wir müssen obiger Beschreibung noch einige allgemeine Bemerkungen beifügen. Man muß
bei der Auswahl des zum Pressen bestimmten Torfes mit Sorgfalt zu Werke gehen, und
nur einen schwarzen, von Fasern möglichst freien Torf wählen. Guter Preßtorf soll
beinahe wie schwarze Butter aussehen, und nur solcher wird die auf seine Behandlung
verwendeten Kosten bezahlen. Man soll diesen Torf in gewöhnlicher Größe, d.h. in
möglichst gleichen Kuchen von 8 Zoll Länge auf 3 Zoll Breite und 3 Zoll Tiefe
graben, was mit einer eigens hiezu geformten Schaufel leicht geschehen kann. Alle
Versuche, den Torf in größeren Massen zu pressen, sind durchaus mißlungen; denn
stets wurde das Wasser dann nur an den äußeren Theilen ausgepreßt, während die
mittleren Theile naß blieben. Glüklicher Weise wäre aber dieses Auspressen des
Torfes in größeren Massen, selbst wenn es gelänge, nicht brauchbar, indem der Torf
gewöhnlich nur in kleineren Stüken verwendet wird. Vor der Pressung soll der
gestochene Torf 5 bis 6 Tage lang in Schoppen auf dieselbe Weise, auf welche man
Ziegel zu troknen Pflegt, zum Troknen aufgerichtet werden; und nach dem Pressen muß
er bis zur vollkommenen Trokenheit gleichfalls unter Dach bleiben. Der edle Lord,
hat auf den Vorschlag mehrerer Freunde den gepreßten Torf auf verschiedene Weise
durch künstliche Hize zu troknen versucht, ohne jedoch zu einem genügenden Resultate
zu gelangen. Gehörig gepreßter Torf nimmt nur den dritten Theil seines
ursprünglichen Raumes ein, ist hart, dicht und beinahe schwarz. Seine Schwere ist
verschieben; denn während einiger im Wasser schwimmt, sinkt anderer darin unter.
Was nun die Anwendung des gepreßten Torfes betrifft, so ist er ein treffliches
Ersazmittel der Steinkohlen. Man kann ihn zum Hausbedarf auf Rösten brennen; und man
hat ihn mit Vortheil zum Kalkbrennen verwendet. Bei einem Versuche, den man an einer
Dampfmaschine in der Gießerei St. John in Perthshire anstellte, ergab sich, daß der
gepreßte Torf bei gleichem Gewichte um 16 Proc. länger dauert als die Steinkohle.
Nach Allem steht ferner zu vermuthen, daß der gepreßte Torf auch zur Fabrication von
Gas benuzt werden kann, da er eine große Menge eines mit Hellem, weißem Lichte
brennenden Gases gibt. Man kann ihn ferner wie gewöhnliche Holzkohle verkohlen,
wodurch er noch um die Hälfte an Umfang verliert. Die aus ihm gewonnene Kohle ist
wegen der Langsamkeit, mit der sie brennt, ein für manche Zweke vortreffliches
Brennmaterial; ihr Werth wird noch dadurch erhöht, daß sie keinen Schwefel enthält,
und daß sie nur eine sehr geringe Menge Asche gibt. Zur Behandlung des Stahles
namentlich ist sie wegen der Abwesenheit von Schwefel ganz trefflich geeignet; die
HHrn. Philp und Wirker haben mit ihr ganz
ausgezeichnete Rasirmesser und chirurgische Instrumente geschmiedet, auf denen auch
die Inschrift: „forged with peat“
(mit Torf geschmiedet) als Recommandation zu lesen ist. Die gepreßte Torfkohle ward
ferner auch bei der Behandlung anderer Metalle, namentlich zum Lochen von dünnem
Messinge, mit dem besten Resultate benuzt, und endlich kann sie auch in Kuchen
anstatt der gewöhnlichen Holzkohlen gebraucht werden, da sie gar keinen unangenehmen
Geruch verbreitet.
Um nun das Princip, nach welchem Lord Willoughby zu Werke
ging, in einem größeren Maaßstabe in Ausführung zu bringen, wendete sich der
Erfinder an Hrn. James White
von Lambeth, damit ihm dieser bei dem Betriebe der Torfpressen mit Dampf hülfreich
an die Hand gehe. Dieser Mechaniker empfahl, da er in der Anwendung der oben
beschriebenen Methoden den Kolben zu bewegen einige Schwierigkeiten erblikte, die
Benuzung des hydrostatischen Drukes, und traf eine Einrichtung, die wir in Folgendem
beschreiben wollen.
Fig. 7 ist ein
Grundriß dieser Maschine, Fig. 8 ein Aufriß. An
beiden Figuren ist A der Dampfkessel; B die Dampfmaschine; C die
Hauptwelle; D die Drukpumpe; E die Saugpumpe; F die Steuerung, welche zur
Umkehrung der Bewegung der Schiebladen, in denen sich der Torf befindet, dient; G das Luftgefäß; H zwei
Hähne, die sich abwechselnd öffnen und schließen, und deren Zwek später angegeben
werden soll. l, l sind Röhren, welche die beiden Pumpen
D, E mit dem Gefäße J in
Verbindung sezen. Von lezterem aus führen die vier Röhren K,
K, K, K das Wasser in die vier Cylinder L, L, L,
L, aus denen die Kolben in Folge des starken Drukes der Pumpe D ausgetrieben werden, wodurch die Preßplatte, an der
sämmtliche Kolben festgemacht sind, mit einer Kraft von 500 Tonnen, und wenn es
nöthig ist, selbst mit einer noch größeren Kraft auf den Torf herabgedrükt wird.
Der Torf wird auf verschiebbare Rahmen, dergleichen die Maschine zwei hat, und von
denen der eine dem Druke ausgesezt ist, während der andere gefüllt wird, gebracht.
Jeder dieser Rahmen faßt 90 Quadratfuß Torf. In der Abbildung sieht man den Torf
gepreßt; denn die Walzen, auf denen der Rahmen M läuft,
wurden ausgezogen, so daß der Rahmen mit seinen Endzapfen aufruht. Ist die Pressung
vollbracht, so wird der Rahmen um diese Zapfen geschlungen, womit sein Inhalt in
einen unterhalb aufgestellten Wagen entleert wird. Ist dieß vollbracht, so wird der
Rahmen wieder in seine
Stellung gebracht, der Griff N angestekt, wie man es an
dem anderen Ende der Maschine sieht, wo er dann auf die kleinen Walzen, welche an
den beiden parallelen Führern O, O festgemacht sind, zu
ruhen kommt, und sodann wieder gefüllt werden kann.
Das Emporsteigen der Kolben und der Preßplatte, welche durch das Eintreiben von
Wasser in die Cylinder L, L durch die Drukpumpe D herabgetrieben wurden, wird folgendermaßen
bewerkstelligt. Man dreht nämlich die Hähne H so um, daß
die Saugpumpe das comprimirte Wasser aus den Cylindern L,
L ausgepumpt und in den Wasserbehälter, den man in Fig. 8 zur rechten Hand
angedeutet sieht, zurükschafft. Hiedurch entsteht über den Kolben ein Vacuum.
Gleichzeitig fährt die Drukpumpe D fort, ihre Kraft in
dem Luftgefäße G aufzuspeichern, indem sie das
ausgezogene Wasser zurükpumpt, womit sie zu einer neuen Operation in Bereitschaft
ist. Wenn jeder der vier in den Cylinderrn L, L.
enthaltenen Kolben 10 Zoll im Durchmesser hat, und wenn das ausgesogene Wasser so
wie auch die Luft frei auf die untere Fläche der Preßplatte, an der die Kolben
festgemacht sind, wirken können, so würde Kraft genug erzeugt werden, um die ganze
Masse emporzuheben, wenn die bedeutende Adhäsion zwischen der unteren Fläche der
Preßplatte und der Oberfläche des Torfes nicht wäre. Um diese Adhäsion zu
überwinden, ist eine Kraft von 20 Tonnen erforderlich, und um dieß zu
bewerkstelligen, ist die Preßplatte mit 8 Regulirschrauben versehen, welche, wenn
die Platte herabgesenkt ist, mit 8 stählernen Stäben, von denen sich zu jeder Seite
der Maschine 4 befinden, und welche in Fig. 8 mit P, P, P, P bezeichnet sind, in Berührung kommen. Die
Elasticität dieser Stäbe ist so berechnet, daß sie den Widerstand des
atmosphärischen Drukes, welcher die Adhäsion zwischen der Preßplatte und dem Torfe
erzeugt, überwältigt; während die Saugpumpe E die Kolben
und die Preßplatte in ihre ursprüngliche Stellung zurükschafft, sobald durch ein in
der Preßplatte befindliches Ventil Luft zugelassen wird. Wenn dieß geschehen ist,
wird der Griff F der Handsteuerung umgekehrt, wodurch
die Schieblade, welche den dem Druke unterliegenden Torf enthält, heraus, und die
andere mittlerweile mit neuem Torfe gefüllte Schieblade an deren Stelle geschafft
wird. Sodann werden die Hähne H wieder zurükgedreht,
womit die in dem Luftgefäße G enthaltene, höchst
comprimirte Luft das Wasser, welches durch die Drukpumpe D in dasselbe gepumpt worden, in die Cylinder L, L,
L treibt, gleichwie dieß bei der ersten Operation der Fall war. Wenn hiemit
die zweite Schieblade M herausgeschafft worden, so wird
der Griff N ausgezogen, worauf sich die Lade um ihre
Zapfen schwingt, und sich in den unter ihr befindlichen Wagen entleert.
„Die Quantität Torf, welche auf diese Weise mit einer
Hochdrukdampfmaschine von 6 Pferdekräften unter Wirkung eines Drukes van 400
Pfd. auf den Quadratzoll ausgepreßt werden kann, läßt sich auf 27,000 Ziegel im
Tage oder 45 in der Minute anschlagen. Wünscht man den Druk zu verstärken oder
zu vermindern, so kann dieß mittelst des an dem Hebel des Sicherheitsventils des
Luftgefäßes G befindlichen Gewichtes W geschehen. Man darf jedoch nicht vergessen, daß,
wenn man das Ventil stärker belastet, als es die Maschine der Berechnung gemäß
auszuhalten im Stande ist, ein oder der andere Theil zum Bruche oder das
Luftgefäß zur Explosion kommen kann.