Titel: | Ueber die neuen Heiz- und Ventilirapparate des Hrn. Jeffreys in London, Regent Street, Nr. 148. |
Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. VII., S. 43 |
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VII.
Ueber die neuen Heiz- und Ventilirapparate
des Hrn. Jeffreys in
London, Regent Street, Nr.
148.
Aus dem Mechanics' Magazine, No. 814.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Ueber Jeffreys's Heiz- und Ventilirapparate.
Hr. Jeffreys, der Erfinder des unter dem Namen Respirator
bekannt gemachten Instrumentes, nahm in jüngster Zeit auch ein Patent auf einen
neuen Heiz- und Ventilirapparat, dem er den Namen eines pneumatischen Rostes
(pneumatic grate) beilegte. Die
Haupteigenthümlichkeit dieses Apparates besteht darin, daß die Stelle, an welcher
die einzelnen, in den Kamin eintretenden Luftströme den größten Druk ausüben, sich
in einer senkrechten Fläche befindet, und nicht in einer waagerechten, wie dieß an
den gewöhnlichen Feuerstellen, an denen der Druk in der sogenannten Kehle des
Kamines Statt findet, der Fall ist.
Alle, die sich mit Sachkenntniß auf die Verbesserung der Kamine und Feuerstellen
warfen, suchten den Rost so weit als möglich vorwärts zu bringen. So lange der Rauch
auf die gewöhnlich übliche Weise aufsteigen mußte, konnte dieß nur bewerkstelligt
werden, indem man die Fronte oder die Brustwehr tiefer stellte. Brachte man das Feuer ganz aus dem
Kamine heraus, so mußte die Brustwehr beinahe bis auf die obere Roststange
herabgesenkt werden, so daß beinahe ein geschlossener Ofen zum Vorscheine kam. Bei
einer derlei Feuerung ist der Verbrauch an Brennmaterial sehr groß, und die dadurch
erzielte Wärme sehr gering; die Luft strömt in Menge durch das Feuer, verzehrt das
Brennmaterial schnell, und da die obere Fläche eingeschlossen ist, so geht ihre
Heizfähigkeit verloren. Ein derlei Feuer ist, obwohl es immer noch den Vorzug vor
einem geschlossenen Ofen verdient, bei weitem nicht so angenehm als ein gewöhnliches
Kaminfeuer. In einigen Fällen, wie z.B. an einigen im Norden gelegenen Orten, zündet
man wohl vor dem Kamine ein offenes Feuer auf; allein dann ist ein starker Luftzug
erforderlich, wenn der Rauch in das in den Kamin führende Loch zurükgezogen werden
soll, und selbst dann verbreiten sich immer noch hier und da Rauchqualme in den
Zimmern. Durch eine höhere Stellung der Brustwehr gewinnt die Feuerstelle so sehr in
ihrem äußeren Ansehen, daß viele Personen gerne auf die Vortheile, welche ein weiter
nach Vorne zu angebrachter Rost gewährt, verzichten, um nur den Rost besser in ihrer
Gewalt zu haben. Wenn man den Rost weiter nach Innen zu anbringt, wie dieß in
früheren Zeiten gewöhnlich zu geschehen pflegte, so kann man der offenen Brustwehr
ein sehr erhabenes und stattliches Aussehen geben, dafür wird aber die Heizkraft um
Vieles geringer seyn.
Der neue Rost, den wir nun hier beschreiben wollen, vereinigt in vollem Maaße beide
Vortheile in sich. Er ist vorne mehr offen als irgend ein anderer, und dessen
ungeachtet so weit herausgerükt, daß eine ganz in der Kamineke befindliche Person
das Feuer gerade vor sich hat; er strahlt daher auch die Wärme nach den Seiten eben
so direct aus als nach Vorne zu, und der der Ausstrahlung zugängige Raum ist beinahe
um das Doppelte größer. Wer den neuen Rost zum erstenmal sieht, glaubt, daß derselbe
nothwendig rauchen müsse; dieß ist aber im Gegentheile so wenig der Fall, daß das
neue System sogar als ein Mittel gegen alles Rauchen, ausgenommen gegen das durch
Windstöße veranlaßte, empfohlen werden kann; ja selbst der Wind wird dem neuen Roste
weniger schaden, als irgend einem anderen. Die ausgezeichnetsten Sachverständigen
Londons haben deßhalb auch bereits ein günstiges Urtheil über ihn gefällt.
Fig. 1 zeigt
den pneumatischen Rost in einem senkrechten Durchschnitte; Fig. 2 ist ein Grundriß
und Fig. 3
eine Frontansicht. Fig. 4 zeigt einen Frontaufriß; Fig. 5 einen Grundriß;
Fig. 6
einen seitlichen Aufriß, und Fig. 7 einen anderen
seitlichen Durchschnitt. A ist ein gewöhnlicher
Schornstein, an dem man bei B, B den Raum bemerkt, in welchem die Roste
angebracht zu werden pflegen. Die große vordere Oeffnung C ist zum Theil durch ein Mauerwerk C
verschlossen. In dieses Mauerwerk ist der Apparat E, E, F,
F eingesezt. Dieser Apparat besteht unten aus einem beinahe vierekigen
Gehäuse E, in welchem sich dicht an einander parallele,
ganz oder beinahe senkrechte, platte Röhren F, die oben
durch eine metallene Scheidewand R sezen, befinden, so
daß der Luftstrom, welcher oben bei L, L aus den Röhren
in der durch die senkrecht stehenden Pfeile 1 angedeuteten Richtung austritt, von
jenem Luftstrome, der zwischen den Röhren in der durch die schiefen Pfeile 2
angedeuteten Richtung in den Schornstein übergeht, geschieden erhalten wird. Dieser
Apparat ist so weit in den Schornstein eingesezt, daß sein Rüken b sich noch mehrere Zoll von dem Rüken a, a des Schornsteines entfernt befindet. Je größer
diese Entfernung um so besser. Vorne ruht in diesem Apparate auf den beiden
Eisenstangen I, I ein Rost G, der irgend eine für sachdienlich erachtete Form haben kann. Die beiden
Stangen I, I schieben sich in Röhren oder Halsringen,
welche so in dem Gehäuse E festgemacht sind, daß der
Rost nach Vor- und Rükwärts bewegt werden kann, je nachdem man die Schraube
H mittelst einer Kurbel nach der einen oder nach der
anderen Richtung dreht. Der Zwek dieser Vorrichtung ist Luft hinter dem Roste und
zwischen ihm und dem Apparate E, E, F, F in der durch
die Pfeile 1 angedeuteten Richtung emporsteigen zu lassen, damit diese Luft den
durch die Pfeile 2 angedeuteten Luftstrom hindere, zwischen den Röhren zu weit
herabzusteigen. Es kann also auf diese Weise nur der über der Spize der Flamme
befindliche Luftstrom zwischen die Röhren gelangen und sie umspielen; und es wird
weit mehr Hize nach Vorwärts in das Gemach getrieben. Die in Fig. 1 und 3 ersichtlichen Wangen
oder Seitentheile O, O, welche aus Marmor, irgend einem
anderen Steine oder auch aus Metall bestehen können, verhindern, daß der von dem
Feuer aus emporsteigende Luftstrom seitwärts getrieben werde. Das aus ähnlichen
Materialien gebaute Fries N, N hat den allenfalls bis zu
ihm emporsteigenden Rauch in die zwischen den Röhren F, F,
F befindlichen Räume zu treiben. Es findet sich demnach kein gerader, in
den Schornstein führender Weg; und der eigentliche Rüken des Feuers liegt mehrere
Zoll vor der Wand des Zimmers W, W. Der Raum von der
oberen Stange des Rostes G bis zum Fries N ist viel größer als an den gewöhnlichen Kaminen, und
deßhalb ist die vordere Oeffnung sehr geräumig, während der Rost von den Seiten eine
ebenso große Front gegen das Zimmer macht, wie von Vorne. Ein auf solche Art
gebauter Rost würde, wenn keine besondere Vorkehrung getroffen wäre, den größten
Theil des Rauches in den
Kamin entweichen lassen, selbst wenn das Fries N um die
Hälfte niedriger stünde, als hier. Leute, die mit den Bewegungen erhizter Luftströme
nicht vertraut sind, haben geglaubt, daß der diesen Strömen in den Weg gestellte
große Apparat, indem er den größten Theil des in den Schornstein führenden Weges
einnimmt, die Verbreitung des Rauches im Zimmer begünstigen müßte. Dem ist aber
durchaus nicht so, sondern durch die Verengerung des größeren Theiles dieses Weges
wird gerade das Entgegengesezte erzwekt: aller Rauch geht mit einer Sicherheit in
den Schornstein über, wie es an einem gewöhnlichen Feuer nie der Fall ist, wenn die
Mündungen senkrecht stehen, und wenn sich deren höchster Theil R, R über dem Niveau des Frieses N befindet. Die hier beschriebene Vorrichtung ist daher als ein wahres
Schuzmittel gegen das Rauchen der Kamine zu betrachten. Beinahe dieselbe Wirkung
ließe sich auch erzielen, wenn man zwischen dem Feuer und dem Schornsteine in
paralleler Richtung und mit ihren Kanten nach Vorwärts gekehrt metallene Platten
anbrächte; allein durch den Röhrenapparat F, F wird
außer dem Vortheile, daß sich das Feuer weiter im Zimmer darinnen befindet, auch
noch das erzwekt, daß die Röhren von dem unteren Behälter E,
E her Luft holen, und sie bei L, L, L, L, Fig. 1, in das
Zimmer treten lassen, und zwar durch eine zierliche Platte, welche man in Fig. 3 bei L sieht. Dieser mit den Pfeilen 3 bezeichnete Luftstrom
ist bei seinem Emporsteigen in den Röhren in einer ausgebreiteten Oberfläche der
Einwirkung des zwischen den Röhren strömenden Rauches, dem er einen großen Theil
seiner Wärme entzieht, ausgesezt. Wenn man den Zug in den Röhren durch eine hohle
Halbsäule l, l, Fig. 3, welche die Luft
von L, L her erhält, und sie an der Deke des Gemaches
austreten läßt, erhöht; und wenn man den Flächenraum der Röhren größer macht als
jenen der zwischen ihnen befindlichen Räume, so läßt sich bewirken, daß in ihnen
ebenso viel oder mehr Luft nach Oben circulirt, als in dem Schornsteine selbst
emporsteigt, und daß also beinahe die Hälfte der in dem Rauche enthaltenen Wärme
erspart wird. Die Luft tritt bei K in das Gehäuse E, E ein, und gelangt dahin durch einen Canal, welcher
hinter einer Besazung an eine Oeffnung läuft, welche an dem nächsten Fenster, wo die
Mauer dünn ist, mit Leichtigkeit angebracht werden kann. Bei K befindet sich ein doppelwegiges Thürchen, so daß, je nachdem man es
öffnet oder schließt, die Luft entweder aus dem Zimmer oder von Außen beliebig in
das Gehäuse E eingelassen werden kann. Wenn man
Metallblech anstatt der Holzbesazung anwendet, die Vergypsung beseitigt, und das
Karnieß ein wenig erweitert, so kann man einen Canal von 3 bis 5 Zoll Tiefe und 6
bis 10 Zoll Höhe
herstellen, oder man kann auch unter dem Fußboden zwischen den Balken eine Röhre
hinführen; oder man kann noch besser, wenn der Rüken des Schornsteines gegen die
Luft zu gekehrt ist, von dieser Seite her einen Canal eröffnen. Das Einleiten und
Erwärmen einer großen Menge frischer Luft ist für die Gesundheit von höchster
Wichtigkeit.
Zu beiden Seiten des Rostes befinden sich marmorne Pfosten P,
P. An der einen Seite läßt sich der untere Theil dieses Pfostens wegnehmen,
und dadurch unter dem Mauerwerke ein Canal Z, Z
eröffnen, durch den man in den Schornstein gelangen kann. S,
S, Fig.
3, sind Reflectoren aus Stahl.
In Fig. 8 sieht
man einen gußeisernen Rahmen, deßgleichen einer hinter der oberen und der andere
hinter der unteren Hälfte der Röhren angebracht ist. Je nachdem man den Griff g hebt oder herabsenkt, werden diese Rahmen so
verschoben, daß die Räume zwischen den Röhren dadurch geöffnet oder geschlossen
werden, womit die Regulirung des Zuges erfolgt.
Die Pfeile i, i, i', i' deuten an, auf welche Weise
schiefe Luftströme, die den Rauch auf seinem Wege stören würden, in den Canälen in
parallele Strömungen verwandelt werden, damit sie als solche den Rauchstrom nicht
drüken oder hemmen.
Der ganze Apparat läßt eine viel wohlfeilere Form und Einrichtung zu, als sie in der
Abbildung gezeigt wurde. Man kann ihn beinahe ganz aus Eisen gießen, wo er dann im
Vergleiche mit der durch ihn bedingten Ersparniß an Brennmaterial sehr wohlfeil zu
stehen kommt.
Für diejenigen, die mit der Pneumatik nicht so ganz vertraut sind, wollen wir
schließlich nur noch die Bemerkung beifügen, daß beinahe an allen anderen ähnlichen
Heizvorrichtungen die Luftröhren in das Feuer selbst eingesezt sind, und daß sie
demnach, selbst wenn sie aus Thon bestehen, überhizt und mithin der Gesundheit
nachtheilig werden müssen, während an dem neuen Apparate jede Ueberhizung unmöglich
ist, da die Röhren hier durch den Rauch, nicht aber durch das Feuer selbst erwärmt
werden.