Titel: | Ueber ein wohlfeiles und einfaches Verfahren Papier für photographische Bilder ohne Anwendung eines Silbersalzes zuzubereiten; von Mungo Ponton. |
Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. XIII., S. 66 |
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XIII.
Ueber ein wohlfeiles und einfaches Verfahren
Papier fuͤr photographische Bilder ohne Anwendung eines Silbersalzes
zuzubereiten; von Mungo
Ponton.
Aus dem Edinburgh new philosophical Journal. Jul. 1839, S.
169.
Ponton, uͤber photographisches Papier.
Als ich Papier mit chromsaurem Silber zuzubereiten versuchte, zu welchem Zwek ich
zuerst neutrales und dann saures chromsaures Kali anwandte, machte ich die
Beobachtung, daß wenn man es bloß in eine Auflösung von rothem chromsaurem Kali
eintaucht, die Sonnenstrahlen stark und schnell darauf wirken. Dieß veranlaßte mich,
so zubereitetes
Papier für photographische Bilder zu versuchen, obgleich ich anfangs nicht einsah,
wie dieselben zu fixiren seyn dürften. Das Resultat übertraf meine Erwartungen. Wenn
man einen Gegenstand wie gewöhnlich auf solches Papier legt, wird der dem Licht
ausgesezte Theil schnell lohfarbig und geht immer mehr in ein dunkles Orange über,
nach der Stärke der angewandten Auflösung und der Intensität des Lichts. Der von dem
Gegenstande bedekte Theil des Papiers behält hingegen die ursprüngliche hellgelbe
Farbe bei, so daß sich also der Gegenstand gelb auf orangefarbigem Grunde darstellt,
wobei sich nach der größeren oder geringeren Durchsichtigkeit des Gegenstandes an
seinen verschiedenen Theilen mannichfaltige Schattirungen oder Nüancen erzeugen.
Die Zeichnung ist in diesem Zustande, obgleich sehr schön, natürlich nur unbeständig.
Um sie zu fixiren, ist nichts nöthig, als vorsichtiges Eintauchen in Wasser, wobei
sich die Antheile des Kalisalzes, worauf das Licht nicht gewirkt hat, leicht
auflösen, während diejenigen, welche dem Licht ausgesezt waren, vollkommen in dem
Papiere fixirt bleiben. Durch diese zweite Behandlung erhält man den Gegenstand weiß
und ganz bleibend auf einem Orangegrunde. Sezt man ein solches Bild viele Stunden
lang starkem Sonnenschein aus, so kann zwar die Farbe des Grundes an Intensität
verlieren, aber nicht mehr als die meisten anderen Farbstoffe.
Diese Wirkung des Lichts auf das saure (zweifach-) chromsaure Kali ist von
derjenigen auf die Silbersalze verschieden. Jene Silbersalze, welche vom Lichte
geschwärzt werden, sind an und für sich im Wasser unauflöslich, und es ist schwer,
Papier ganz gleichförmig mit ihnen zu tränken; beim Schwärzen derselben scheint sich
Silberoxyd zu bilden. Das saure chromsaure Kali hingegen ist ein sehr leicht
auflösliches Salz, womit das Papier gleichförmig gesättigt werden kann; durch die
Einwirkung des Lichts ändert dieses Salz nicht nur seine Farbe, sondern verliert
auch seine Auflöslichkeit, und wird also im Papier fixirt. Der Grund davon scheint
zu seyn, daß Chromsäure, welche dunkelroth ist, in Freiheit gesezt wird und sich mit
dem Papiere verbindet, denn neutrales chromsaures Kali zeigt keine ähnliche
Veränderung.
Es wirken in diesem Falle hauptsächlich die violetten Lichtstrahlen, so wie beim
Schwärzen der Silbersalze. Davon überzeugt man sich, wenn man von drei ähnlichen
platten Flaschen eine mit Ammoniakalkupfer füllt, welches die violetten Strahlen
hindurchläßt, die andere mit saurem chromsaurem Kali, welches die gelben Strahlen
durchläßt, und die dritte mit Jodtinctur, welche die rothen Strahlen durchläßt.
Durch die erste Flasche wirkt das Licht leicht auf das Papier, aber kaum oder gar nicht
durch die zweite und dritte, obgleich viel mehr Licht durch die mit saurem
chromsaurem Kali gefüllte Flasche geht, als durch die das Ammoniakalkupfer
enthaltende.
Zum Zubereiten des Papiers mit saurem chromsaurem Kali wendet man am besten eine
gesättigte Auflösung dieses Salzes an, tränkt das Papier gut darin und troknet es
dann rasch an einem lebhaften Feuer, indem man es vom Tageslicht ausschließt. So
zubereitetes Papier wird an der Sonne dunkelorangefarbig. Ist die Auflösung des
Kalisalzes weniger stark oder troknet man das Papier nicht so rasch, so wird die
Färbung nicht so dunkel.
Eine schöne Modification läßt sich machen, indem man das saure chromsaure Kali
zugleich mit schwefelsaurem Indigo anwendet, wobei sich der Gegenstand und das
Papier in verschiedenen Nüancen von Grün färben. Hiebei läßt sich ebenfalls der
Gegenstand in dunklerer Farbe als der Grund erzielen.
Mit saurem chromsaurem Kali zubereitetes Papier ist so empfindlich wie die meisten
mit Silbersalzen zubereiteten Papiere, doch weniger als einige darunter. Es ist
nicht empfindlich genug für die camera obscura, aber
ganz geeignet, um Abbildungen von getrokneten Pflanzen zu erhalten oder Kupferstiche
zu copiren etc. 1 Pfd. saures chromsaures Kali kostet überdieß nicht mehr als ein
Loth salpetersaures Silber; auch ist das Zubereiten des Papiers mit Silbersalzen
eine ziemlich delicate Operation, während sowohl das Zubereiten des Papiers als das
Fixiren der Bilder bei Anwendung von rothem chromsaurem Kali keine Geschiklichkeit
erfordert, daher ich nicht zweifle, daß meine Methode besonders den Lithographen sehr nüzlich seyn wird.