Titel: | Ueber die Schwankungen von Hängebrüken und ähnlichen Verbindungen, von John Scott Russell. |
Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. XIX., S. 91 |
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XIX.
Ueber die Schwankungen von
Haͤngebruͤken und aͤhnlichen Verbindungen, von John Scott
Russell.
Aus dem Edinburgh new philosophical Journal, Bd. XXVI. S.
386, von Hrn. Wedding
in den Verhandlungen des
preußischen Gewerbevereins, 1839, Lieferung 3
mitgetheilt.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Russel, uͤber die Schwankungen von
Haͤngebruͤken etc.
Die Beschreibung der Zerstörung des dritten Joches der aus Ketten bestehenden
Landungsbrüke in Brighton durch den Sturm, welche der Oberstlieutenant Blanchard in dem ersten Bande der Verhandlungen der
Gesellschaft der königl. Ingenieure geliefert, und welche durch an Ort und Stelle
aufgenommene Abbildungen durch den Oberstlieutenant Reid
erläutert werden, hat meine Aufmerksamkeit wiederholt auf diesen Gegenstand
gerichtet. Die Beschreibung bestätigt vollkommen die Ansichten, welche ich bisher
über die Art der Schwingungen hegte, durch welche Kettenbrüken so wie leichte
Verbindungen ähnlicher Art zerstört werden. Das Zerreißen erfolgte ganz in der Art,
wie ich es voraussezte, und ich muß daher um so mehr glauben, daß auch das Mittel,
demselben vorzubeugen, das richtige seyn mochte. Meine Ansicht stimmt mit der That
überein, daß sogar Hrn. Reid's Abbildung des Joches in
Brighton in dem Augenblike, wo dasselbe nachgab, mit meiner Skizze identisch
ist.
Um dem Leser ein deutlicheres Bild von der Art des Uebels zu liefern, welches ich zu
beseitigen wünsche, schien es mir daher am zwekmäßigsten, geradezu Hrn. Reid's Abbildungen von dem Augenblike, in welchem das
Joch nachgab, und als es niedergestürzt war, mit seiner Beschreibung wörtlich
mitzutheilen:
„Fig.
1, Taf. II dient zur Erläuterung der Schwingungen des dritten Joches
der Kettenlandungsbrüke in Brighton, ehe es in dem Sturm am 29. Nov. 1837
nachgab. Fig.
2 derselben dagegen zur Erläuterung des Augenblikes, wo das Joch
nachgegeben hatte. Das Joch der Landungsbrüke in Brighton (dem dritten vom Ufer
ab) hat bereits zweimal im Sturme nachgegeben. Das erste Mal ereignete sich
dieses Unglük in einer finsteren Nacht, und der Sturm war von Donner und Bliz
begleitet. Die Meinung aller, die nicht in die Ursachen hievon einzugehen
verstehen, war, daß das Joch durch den Bliz zerstört worden sey; die Arbeiter
jedoch, welche bei der Brüke angestellt, und deren Aufgabe gerade war, dieselbe
zu repariren, waren der Ueberzeugung, daß der erste Bruch nicht in Folge des
Blizes oder durch die Wellen, sondern lediglich durch den Wind veranlaßt worden
sey.
„Der in diesem Jahre Statt gefundene Bruch war dem ersten ähnlich, und die
Ursache dieselbe. Das Joch gab etwa eine halbe Stunde nach Mittag, am 30. Nov.
1836 zu einer Zeit nach, wo eine Menge Menschen in der Nähe waren, und es sehen
konnten. Die erste der beiden Abbildungen zeigt die höchste Schwingung kurz vor
dem Bruche der Brükenbahn; die andere dagegen den Zustand der Brüke nach dem
Bruch; die großen Ketten, an welche die Bahn angehängt ist, blieben ganz.
„So wie die Spannung der Ketten durch das Herabwerfen der Bahn in das Meer
zum Theil aufgehoben war, gingen die beiden Tragepfeiler etwas zur Seite, und
die Curve, welche die Kette beschrieb, wurde etwas geringer, als die Abbildung
ergibt. Die Ketten des zweiten und vierten Joches sind in den Abbildungen ganz
gerade angegeben, jedoch nur um den Grad der Schwingung der Ketten des dritten
besser zu zeigen. Auch jene wurden während des Sturmes heftiger bewegt, doch
lange nicht in dem Grade wie die des dritten Joches. Eine ähnliche Bewegung der
Brükenbahn wurde fast während jeden starken Windes von den darauf wandelnden
Personen bemerkt; am 20. Nov. 1836 hatte der Sturm jedoch eine Heftigkeit wie
die Orkane in den tropischen Gegenden; er dekte Dächer ab, und entwurzelte
Bäume. Für alle, die sich zur Zeit in Brighton aufhielten, war der Einfluß des
Sturmes auf die Kettenbrüke Gegenstand von Theilnahme und Neugierde. Eine ganze
Zeitlang schienen die Schwingungen aller Joche der Kettenbrüke ziemlich gleich
zu seyn. Etwa um 11 Uhr des Vormittags wurde der Sturm sehr heftig, und nahm
immer mehr zu. Während dieser Zeit wagten es mehrere Personen über den
Brükenflur des ersten Joches hinüber zu gehen, und einige sogar wurden am
anderen Ende gesehen; jedoch bald nach Mittag nahmen die Seitenschwingungen des
dritten Joches in einem solchen Grade zu, daß es zweifelhaft schien, ob die
Brüte dem Sturme widerstehen werde; und so wie die Schwingungen quer über die
Brükenbahn sich erstrekten, schien es, als wenn sie durch die wellenförmigen
Schwingungen, welche in dem dritten Joche viel bedeutender als in den anderen
drei Jochen waren, aufgehoben würde; die wellenförmige Bewegung der Länge der
Brükenbahn nach ist die welche die Abbildung nachweist; es fand jedoch auch eine
Seitenschwingung der großen Kette Statt, wenn gleich es schien, als wenn eine
Schwingung die andere aufhöbe, da beide (in soweit man es beobachten konnte)
nicht immer in auffallender Weise zu gleicher Zeit erfolgten.
„Endlich gab das Geländer der Ostseite nach und fiel ins Meer; die
wellenförmigen Schwingungen nahmen augenbliklich zu; und so wie das Geländer dieser
Seite auch fast ganz jenem gefolgt war, waren die Schwingungen genau so stark,
wie sie die Abbildung zeigt.“
Der aufmerksame Leser der hier folgenden Bemerkungen wird mir hoffentlich beistimmen,
daß die Mittel, welche ich vorschlage, gewiß gegen alle solche Gefahr bringenden
Schwingungen zureichend seyn möchten.
––––––––––
Meine Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand von so hohem Werth für Kunst und
Wissenschaft wurde vor einigen Jahren erregt, als ich genöthigt war, behufs
praktischer Versuche ein hölzernes Gerüste von bedeutender Höhe unter besonderen
Verhältnissen zu errichten. Es walteten mehrere Gründe vor, hiezu recht schlanke und
lange Holzstüke zu verwenden, um den Gränzen der Haltbarkeit des Ganzen so nahe als
möglich zu kommen. Ehe dasselbe wieder abgetragen werden konnte, fand ein heftiger
Sturm Statt, durch dessen Einwirkungen das Gerüst in starke Schwingungen versezt und
stark beschädigt wurde. Indem ich nun Anordnungen traf, um die Beschädigungen wieder
herzustellen, und einer Wiederholung zu begegnen, wurde ich zur Untersuchung der
Ursachen dieser Schwingungen und somit zu den praktischen Regeln geführt, welche die
nachfolgenden Mittheilungen enthalten. Ehe ich jedoch zu denselben übergehe, will
ich die Umstände noch näher erläutern, die mich zu jenen Schlüssen geführt. Obgleich
der Gegenstand dieser Untersuchung von großem Umfang ist, und mit allen Verbindungen
und mechanischen Zusammensezungen, durch welche Schwingungen begegnet werden soll,
in innigem Zusammenhange steht, so habe ich die Anwendung auf Kettenbrüken zu nehmen
mich um so mehr veranlaßt gesehen, als diese von nationaler und commercieller
Wichtigkeit sind, und bei ihrer leichten und schlanken Construction die Gränze ihrer
Festigkeit so nahe liegt, daß die bloße Zulage des Gewichts der Theile, anstatt sie
zu verstärken, sie gerade schwächt, wenn die Last, die sie tragen solle, vermehrt
wird, und daher die Gefahr der Schwingungen eher zu- als abnimmt; es ist
daher insbesondere erforderlich, die größtmögliche Festigkeit mit dem geringsten
Aufwande an Gewicht zu erreichen. Diesen Zwek zu erlangen ist Hauptgegenstand des
Nachfolgenden.
Das Gerüst war aus Rothtannenholz, 6 und 6 Zoll stark, abgebunden und etwa 89 Fuß
hoch. Fig. 3
dient zur näheren Erläuterung der Construction desselben. Die vier Ekpfosten wurden
aus einem Stamme geschnitten; in der Mitte ihrer Länge durch Querriegel verbunden,
und durch Kreuzverbände ihre Haltbarkeit und Steifigkeit befördert. A, B, C, D ist ein Seitenverband, m, n, o, p die Riegel in der Mitte; das Kopfende des ganzen Gerüstes wurde
mittelst Tauen mit nahen
Bäumen verbunden. Die Verbindung war für den beabsichtigten Zwek ganz zureichend,
und ihre große Leichtigkeit sezte mich in den Stand, die Art der Schwingungen
beobachten zu können. Der untere Theil des Gerüstes war durch Bäume und hohe Dämme
geschüzt, der obere Theil dagegen dem Winde in allen Richtungen ausgesezt. Sobald
der Wind anfing auf das Kopfende des Gerüstes zu wirken, so wurde zwischen A und m eine Schwingung in
der Art, wie sie in Fig. 4 angegeben, veranlaßt, jedoch nicht hier allein, sondern sie
pflanzte sich plözlich und ziemlich gleichförmig auf den Theil B, m, unter der Mitte, fort; und in gleicher Weise
traten plözliche Schwingungen in dem ganzen Verbande ein, die immer mehr zunahmen,
bis endlich der Bruch erfolgte.
Um dem leztern zu begegnen, verlegte ich bloß die Querriegel von in etwas tiefer nach
m' (Fig. 5), und erreichte
bemerkbare Resultate, indem die Schwingungen merklich hier abnahmen, wenn gleich nun
ein größerer Theil der oberen Abtheilung des Gerüstes ohne Querverbindung dem
Einflusse des Windes ausgesezt war.
Ich fuhr nun fort, die Stelle der Riegel bei in zu verlegen und Beobachtungen zu
machen. So verlegte ich die Riegel nach m'' (Fig. 6), einen
dritten Theil vom Kopfende ab. Die Schwingungen waren jezt sehr heftig, jedoch von
geringerem Betrage sich schnell wiederholend. Bemerkenswerth war, daß, obgleich bei
x keine Riegel angebracht waren, diese Stelle dessen
ungeachtet in Ruhe verblieb, ganz eben so, als wenn sie unterstüzt worden wäre.
Die Riegel wurden nach m'''' (Fig. 7), 1/4 Theil vom
Kopfende ab, verlegt, und die Schwingungen zeigten sich in der Art, wie sie
abgebildet sind, in 4 Abtheilungen wiederholend; die Stellen x und y blieben stätig. Die Schwingungen waren
von geringem Betrage, folgten indessen schneller auf einander als früher, waren sehr
heftig und anhaltend.
Es wurde nun endlich ermittelt, daß wenn die Stelle in für die Riegel so gewählt
wird, daß ihre Entfernung von den Punkten A und B in keinem geraden Verhältnisse zur Länge steht, die
Zunahme und Steigerung der Schwingungen durchaus vermieden werden kann (Fig. 8).
Der Grund dieser Erscheinung kann leicht bei der Schwingung einer Saite gezeigt
werden. Die Saite einer Aeolsharfe macht, wenn sie vom Winde bewegt wird, zahlreiche
kleine Schwingungen genau eben so, wie jene Pfosten des Gerüstes, und erzeugt so
jenen schönen natürlichen Ton. Durch das aufmerksame Eingehen in die Gründe, wodurch
jene Töne erzeugt werden, haben aber mehrere Spieler solcher Saiteninstrumente eine
Berühmtheit erlangt. Die Geseze der Schwingung elastischer Saiten dienen auch hier zur
Erläuterung jener Schwingungen des Gerüstes.
Stellen nämlich A und B die
beiden Enden einer Saite vor, und wird diese in eine Schwingung versezt, dabei aber
der Finger bei m aufgelegt, so entsteht bei m ein Schwingungsknoten, wodurch die Saite in zwei
gleiche Theile getheilt wird, und jeder Theil die Octave des Grundtones angibt. Wird
der Finger bei m''' (Fig. 6) aufgelegt, so
theilt sich die Saite in 3 Theile, und jeder Theil gibt die Quinte der Octave des
Grundtones an. Wird der Finger bei m'''' (Fig. 7)
aufgelegt, so wird die Saite augenbliklich in 4 Theile getheilt, und der Ton jeder
Abtheilung ist die doppelte Octave des Grundtones. Findet das Auflegen in einem
Fünftel der Länge Statt, so erfolgen 5 Theilungen, und der Ton ist die Terz der
doppelten Octave.
Die für die gegenwärtige Untersuchung bemerkenswerten Umstände sind nun die, daß,
wenn man den schwingenden Körper bei einer der genannten numerischen Abtheilungen 2,
3, 5 fixirt, er entweder gar nicht, oder doch nur sehr geringe Schwingungen machen,
und augenbliklich zur Ruhe gelangen wird, wenn die Ursache hiezu beseitigt ist,
statt die Schwingungen in gleich angemessenen Zeittheilchen zu wiederholen.
Wendet man diese Beobachtungen auf Kettenbrüken an, so findet sich eine auffallende
Uebereinstimmung mit dem Grunde zu ihren Schwingungen und eben so die Art und Weise,
dieselben einfach und erfolgreich zu hindern.
Wer auf die Schwingungen einer Kettenbrüke bei starkem Winde Acht gehabt hat, muß
bemerkt haben, daß sich die Schwingungen in gleich abgemessenen Zeiten wiederholen,
und von einem Ende zum anderen so zunehmen, bis die ganze Verbindung der Brüke in
einen Zustand gleich abgemessener Schwingungen versezt ist.
Es ist eben so bekannt, daß eine sich in gleichen Zeitabschnitten wiederholende
Belastung einer Kettenbrüke, wie z.B. das Marschiren von Soldaten im Tritt, die
härteste Probe für eine solche Brüke ist. Bei. Manchester wurde hiedurch eine Brüke
zerstört, und gab Veranlassung, daß die Wärter solcher Brüken darauf halten, daß
Soldaten, wenn sie hinüber marschiren, nicht Tritt halten dürfen.
Beobachtet man die Schwingungen einer Kettenbrüke, so ergibt sich, daß sie in fast
gleiche Theile zerlegt wird, die in ziemlich gleichen Zeiten gleiche Schwingungen
machen. Fig. 9
wird die Art dieser Schwingung am deutlichsten machen. Senkt sich die eine Hälfte
der Brüke, so erhebt sich die andere, und die Länge der Brüke wird in 2 Theile
getheilt; eine andere Art von Schwingung tritt ein, wenn die Brüke in 3 Theile (Fig. 10) oder in 4 Theile
(Fig. 11)
und sofort getheilt wird.
Um diese Schwingungen unschädlich zu machen, würde die Gegenkette, in der bisher
gebräuchlichen Weise angeordnet, nichts nuzen; eine Gegenkette nach der Mitte der
Brüke, wie in Fig.
12, würde eben so wenig fruchten, wie bei 2, 3 und 4 befestigt; die Brüke
würde genau, wie die Figuren 9 und 11 angeben, oscilliren;
dieselben bei 2 und 3 (Fig. 13) befestigt,
bewirken auch nichts, die Brüke würde nach Fig. 10 schwingen. Brünel hat vorgeschlagen, unter der Brüke Ketten in
umgekehrten Bogen anzubringen, und so den Schwingungen zu begegnen. Das Mittel ist,
wenn auch sinnreich, doch kostbar und schwer, und hat dem Zweke nicht entsprochen,
indem die Ursache der Schwingungen nicht beseitigt, und die ganze Brüke dessen
ungeachtet gleich abgemessene Schwingungen in gleichen Zeiten machen wird.
Eben so ist es klar, daß, wenn die Ursache zur Fortsezung gleichabgemessener und in
gleichen Zeiten sich wiederholender Schwingungen im ganzen Verbande einer Brüte wohl
verstanden ist und derselben begegnet werden soll, ein größeres Gewicht und mehr
Stärke der einzelnen Theile, nur das ganze Gewicht vermehren und schwächen,
keineswegs aber dadurch dem Uebel abgeholfen wird.
Die Schwingungen müssen daher bis zur geringsten Ausdehnung reducirt werden, wozu
nachfolgende Anordnung am geeignetsten und einfachsten seyn möchte. Angenommen es
sollen Strebeketten unter der Brüke in der Fig. 12 und 13 angegebenen
Weise angeordnet werden, so entsteht zuvörderst die Frage, wo diese am besten
angebracht werden, um der Schwingung zu begegnen.
Soll nun bei a) eine Strebe angebracht werden, so theilt
man nach Fig.
15 die Spannweite der Brüte in 5 gleiche Theile. Eine Strebe nach irgend
einem dieser Theile geführt und befestigt wird dieselbe Wirkung haben, als wenn 5
Streben angebracht wären, indem die Schwingungen in eben so viel gleich abgemessene
Theilchen zerlegt werden. Die Entfernung des Befestigungspunktes der Strebe vom
Brütende kann auch ermittelt werden, indem man die Länge des Brükenflurs zum Quadrat
erhebt, durch 2 dividirt, und hieraus die Quadratwurzel zieht. Die Strebe, an dem
ermittelten Punkte angebracht, wird den Oscillationen der Brükentheile am besten
begegnen.
b) Für 2 Streben. Die eine Strebe kann an der Fig. 14
gegebenen Stelle angebracht werden; man theilt hierauf die ganze Länge des
Brükenflurs in 7 gleiche Theile, und befestigt die zweite Strebe an einem der jezt
erhaltenen Punkte (Fig. 15), wodurch die Oscillation auf das Verhältniß von 5 : 35
zurükgeführt wird.
c) Für 4 Streben. Man theilt die ganze Länge des
Brükenflurs nach und nach in 5, 7, 11 und 13 gleiche Theile, befestigt (Fig. 16) zwei
Streben an jeder Seite an einem der erhaltenen Punkte, und erhält somit Schwingungen
von geringerem Betrage, als wenn 4 Streben in der frühern gewöhnlichen Weise
angebracht wurden; indem das Verhältniß nun wie 4 zu 6005, also nahe an 1251 Mal
besser als vorher ist.
d) Für irgend eine Anzahl von Streben. Man theilt die
ganze Länge des Brükenflurs in 5, 7, 11, 13, 17, 19, 23, 29, 31, 37, 41, 47, 51
gleiche Theile; nimmt man nun eben so viele Punkte hier an, als Streben angebracht
werden sollen, so wird der Erfolg seyn, daß der Betrag der Gegenschwingungen gleich
ist dem Product aller der verwandten Theilpunkte unter sich multiplicirt.
Es möchte unnöthig seyn, hier noch in die praktischen Anwendungen dieser Regeln für
den Civilbaumeister einzugehen, und sie demselben zu empfehlen. Die Strebeketten
müssen indessen den Hängeketten der Brüke gleich construirt, jedoch leichter seyn,
und an jeder Gelenkstelle mittelst eines Hängeeisens an den Brükenflur befestigt
seyn, um einmal in der Richtung erhalten zu werden, dann das Gewicht gleichmäßig zu
vertheilen und in der für die Gegenschwingungen geeignetsten Lage zu seyn.
Dieselben Anwendungen der Strebeketten, wie sie hier für eine Spannweite empfohlen
werden, finden auch für mehrere Spannweiten Statt, sowohl in der Holz- und
Steinconstruction, als auch bei Kettenlandungsbrüken, wie z.B. in Brighton, oder in
Trinity in der Nähe. Die Spannweiten sollten zu einander in demselben Verhältnisse
der Anzahl der Theilpunkte stehen, wie sie eingetheilt worden, um die Uebertragung
der Schwingungen des einen an die anderen zu verhindern.
Streben in Platforms, Viaducts und allen Holzconstructionen sollten, wenn sie
Schwingungen zu begegnen haben, nicht bloß in einander nicht vollkommen gleichen
Entfernungen angeordnet werden, sondern in dem Verhältnisse der Anzahl früher
bemerkter Theilpunkte. Alle Verbindungen, deren Zwek es ist, Schwingungen zu
vermeiden, sollten überhaupt nach diesen Grundsäzen behandelt werden.