Titel: | Ueber einige Amalgame. Von Hrn. M. A. Damour. |
Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. XXVIII., S. 132 |
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XXVIII.
Ueber einige Amalgame. Von Hrn. M. A. Damour.
Aus den Annales des mines, 1839, 1ste Lieferung, S.
45.
Damour, uͤber einige Amalgame.
Die Methode, nach welcher man die meisten Amalgame zu bereiten Pflegt, besteht darin,
daß man das Queksilber bei einer mehr oder minder hohen Temperatur mit den
verschiedenen, in einem gehörigen Grad der Vertheilung befindlichen Metallen in
Berührung bringt. Da sich dieses Verfahren jedoch nicht für gewisse Metalle, deren
Verwandtschaft zum Queksilber nur gering ist, eignet, so versuchte ich, ob nicht
allenfalls die Elektrochemie einige zum Zweke führende Mittel böte. Das Verfahren,
dessen ich mich mit Erfolg bediente, läßt sich in Folgendem zusammenfassen.
1. Vorläufige Verbindung des Queksilbers mit einem Metalle, welches große
Verwandtschaft zum Sauerstoff besizt, und welches also die Rolle eines
elektro-positiven Elementes zu spielen vermag.
2. Herstellung einer Berührung zwischen dieser Legirung und einer neutralen oder
ammoniakalischen Auflösung des mit dem Queksilber zu verbindenden Metalles.
Was hiebei vorgehen muß, ist leicht abzunehmen. Das elektropositive Metall wird der
Pol, an den sich der Sauerstoff und die Säure der Auflösung begeben, während der
Wasserstoff und die frei werdenden Metalltheilchen sich dem negativen Pole zuwenden.
Dieses Metall befindet sich demnach unter Umständen, die seiner Verbindung mit dem
Queksilber, welches hier den negativen Pol repräsentirt, höchst günstig sind. Da mir
der Zwek den Bedingungen, welche dieses Verfahren erheischte, vorzugsweise zu
entsprechen schien, so wählte ich hauptsächlich eine Legirung von Zink mit
Queksilber zu dem hier erwähnten Gebrauche. Ich erlaube mir einige Worte über diese
Legirung beizufügen.
Zinkamalgam.
Der Zink verbindet sich sehr leicht mit dem Queksilber, denn man braucht ihn zu
diesem Zweke nur bei einer Hize, die etwas unter dem Siedepunkte des Queksilbers
steht, mit diesem lezteren in Berührung zu bringen. Bei der gewöhnlichen Temperatur
hat ein aus 6 Theilen Queksilber und einem Theile Zink bestehendes Amalgam folgende
Eigenschaften. Es ist fest, körnig und läßt sich unter dem Hammer zermalmen. Seine
Farbe ist ein blasses Zinnweiß. An trokener Luft bleibt es unverändert. In Berührung
mit der Luft bis zur Siedhize des Oehles erhizt wird es flüssig, ohne dabei eine
Zersezung zu erleiden; bei einer höheren Temperatur hingegen scheidet sich
Queksilber in Kügelchen aus, ohne daß es jedoch möglich wäre, das Queksilber auf
diese Weise wieder gänzlich zu trennen. Bis zum dunkeln Rothglühen erhizt
verknistert es heftig; und treibt man die Hize noch weiter, so brennt es endlich mit
lebhaftem Glanze. Von verdünnter Salpetersäure wird es schon in der Kälte leicht
zersezt, wobei jedoch das Queksilber bis zu gänzlicher Auflösung des Zinks nicht
angegriffen wird. Wenig verdünnte Schwefel- und Salzsäure haben nur eine sehr
schwache Wirkung auf das Amalgam. Von Aezammoniak und Salmiak wird es zersezt,
jedoch nur äußerst langsam, wobei sich der Zink auf Kosten des Wassers oxydirt und
in der Flüssigkeit aufgelöst bleibt.
Nikelamalgam.
Um Queksilber mit Nikel zu amalgamiren, soll man saures salzsaures Nikeloxyd, welches
man in luftfreiem Wasser aufgelöst hat, in einem Gläschen mit Ammoniak übersättigen,
auf den Boden des Gläschens ein Stük Zinkamalgam bringen, und das Gläschen sogleich
verstopfen. In Kürze zeigen sich hiebei auf der Oberfläche des Amalgams zahlreiche
Gasblasen; die Flüssigkeit, welche früher dunkelblau war, wird farblos; es löst sich
eine große Menge Zink auf, und an seiner Stelle verbindet sich mit dem Queksilber
Nikel, wobei diese Verbindung auf der Oberfläche des Queksilbers blumenkohlartige
Auswüchse bildet. Die Operation ist nach einigen Tagen zu Ende, wenn man die
entfärbte Flüssigkeit so lange durch neuen Zusaz von ammoniakalischer Auflösung des
salzsauren Nikels ersezte, als noch eine Gasentwikelung Statt fand. Bringt man
dieses Gas mit einem brennenden Körper in Berührung, so entzündet es sich mit
leichter Detonation; es schien mir alle Eigenschaften des Wasserstoffgases zu
besizen, und man soll, um ihm Ausgang zu verschaffen, das Gläschen von Zeit zu Zeit
öffnen. Das auf diesem Wege dargestellte Amalgam enthält noch etwas Zink. Man soll
es, um es so viel als möglich hievon zu reinigen, pülvern und einige Zeit hindurch
mit verdünnter Schwefelsäure sieden, wodurch der Zink nach und nach unter
Entwikelung von Wasserstoff aufgelöst wird, während das Queksilber nicht angegriffen
wird. Sezt man das Sieden zu lange fort, so wird jedoch endlich auch das Nikel
angegriffen, wo das sich entwikelnde Wasserstoffgas sodann einen üblen Geruch
bekommt. Das Amalgam läßt auf diese Weise endlich allen seinen Zink fahren, so daß
es vom Magnete angezogen wird. Es verbindet sich in der Kälte mit großer
Leichtigkeit mit weiteren Quantitäten Queksilbers, wodurch man es hämmerbar und
selbst flüssig zu machen im Stande ist. Troken oder feucht der Luft ausgesezt
überzieht es sich bald mit einem schwarzen, aus Nikeloxyd bestehenden Pulver,
welches immer mehr und mehr an Quantität zunimmt, bis das Amalgam endlich ganz
zersezt ist, und das Queksilber zulezt wieder seinen früheren flüssigen Zustand
angenommen hat. Unter Wasser geht die Zersezung nicht so schnell von Statten. Erhizt
man es in einer an dem einen Ende geschlossenen Glasröhre, so entweicht Queksilber,
und das Nikel bleibt als eine schwammige aschgraue Masse, welche durch Reiben Glanz
bekömmt und vom Magnete stark angezogen wird, zurük. Schwefel- und Salzsäure
greifen, wenn sie mit ihrem doppelten Volumen Wasser verdünnt sind, in der Kälte das
Amalgam nur sehr schwach an; unter Mitwirkung der Wärme oxydirt sich jedoch das
Nikel, worauf es sich dann auflöst. Salpetersäure löst beide Metalle zugleich auf,
und zwar sowohl in der Kälte als in der Wärme.
Kobaltamalgam.
Dasselbe Amalgamationsverfahren gelingt auch mit dem Kobalt; um die Legirung rein zu
erhalten, ist übrigens dieselbe Vorsicht nöthig. Durch Sieden der Legirung mit
Schwefelsäure läßt sich der Zink leicht, und ohne daß das Kobalt dabei eine
Veränderung erlitte, aus
ihr abscheiden. Die reine Legirung ist matt silberweiß, und je nach der Menge des in
ihr enthaltenen Queksilbers von größerer oder geringerer Festigkeit. Sie wirkt sehr
stark auf den Magnet, selbst wenn noch nicht aller Zink aus ihr abgeschieden ist. An
der Luft zersezt sie sich gleich der Nikellegirung, indem sie sich mit schwarzem
pulverförmigem Kobaltoxyd überzieht. In einer Röhre erhizt oder auf Kohle,
verflüchtigt sich das Queksilber, und das Kobalt bleibt als eine graue, vom Magnete
ziehbare Masse zurük.
Die Nikel- und Kobaltamalgame lassen sich ferner auch darstellen, wenn man
Zinkamalgam mit einer neutralen Auflösung von einem der genannten Metalle in
Schwefel- oder Salzsäure in Berührung bringt. Auch hier tritt nämlich das
Nikel oder Kobalt an die Stelle des Zinks, nur geschieht dieß in diesem Falle viel
langsamer, so daß ich dem ersteren Verfahren den Vorzug gebe, wobei ich jedoch das
erlangte Amalgam stets mit verdünnter Schwefelsäure siede. Diese leztere Vorsicht
scheint mir zur Beseitigung des Zinks, der sich nur schwer wegschaffen läßt,
unumgänglich nothwendig.
Mit neutralem salpetersaurem Nikel und Kobalt wird das Zinkamalgam wohl zersezt;
allein sowohl das Kobalt als das Nikel fallen als Oxyd nieder, und das Queksilber
nimmt wieder seine frühere flüssige Gestalt an.
Die ammoniakalischen Kupferauflösungen werden durch das Zinkamalgam mit Leichtigkeit
zersezt; das Kupfer verbindet sich schnell mit dem Queksilber und bildet auf dessen
Oberfläche kleine weiße Dendriten. Da diese Legirung übrigens schon auf anderem Wege
dargestellt worden ist, so halte ich eine Beschreibung derselben für
überflüssig.
Die neutralen Chrom-, Uran-, Eisen- und Manganauflösungen werden
gleichfalls durch Zinkamalgam zersezt; die Metalle fallen jedoch nur als Oxyde, die
sich um das Queksilber herum ansammeln, nieder.
Aus dem hier Gesagten ergibt sich, daß sich das hier beschriebene Amalgamirverfahren
auf alle jene Metalle anwenden läßt, die durch den Zink in Metallischem Zustande aus
ihren Auflösungen gefällt werden. Es bliebe noch zu erforschen, ob dasselbe nicht
auch mit einigen jener Metalle gelänge, die der nicht mit Queksilber verbundene Zink
nicht niederschlägt.