Titel: | Verbesserungen in der Fabrication von Dextrin, worauf sich Edmond Heuzé, Kaufmann in London, am 27. September 1838 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. LXVII., S. 308 |
Download: | XML |
LXVII.
Verbesserungen in der Fabrication von Dextrin,
worauf sich Edmond
Heuzé, Kaufmann in London, am 27. September 1838 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Sept. 1839,
S. 164.
Heuzé's Dextrinbereitung.
Meine Erfindung besteht in der Fabrication von sogenanntem Dextrin durch Einwirkung
von Salpetersäure auf Kartoffelstärkmehl, auf das Mehl oder Stärkmehl von Weizen,
Gerste und anderen dazu geeigneten mehligen Samen oder Früchten. Ich erhalte
hiedurch das Dextrin weit wohlfeiler und in einem für verschiedene Fabrikzweke weit
tauglicheren Zustande, als nach den bisher gebräuchlichen Methoden.
Mein Verfahren läßt sich auf verschiedene Weise bewerkstelligen; am besten scheint
mir jedoch folgende Methode, welche ich auch dermalen befolge. Ich nehme trokenes
Mehl oder Stärkmehl und verseze dieses mit dem 400sten Theile seines Gewichtes
Salpetersäure von ungefähr 1,4 spec. Gewicht, welche ich vorläufig mit soviel reinem
Wasser verdünne als zur Befeuchtung des Mehles erforderlich ist. Die Vermengung der
verdünnten Säure mit dem Mehle oder Stärkmehle muß auf das Innigste geschehen, wie
bei der Bereitung eines zu Brod bestimmten Teiges. Obwohl ich es für besser halte,
das Mehl oder
Stärkmehl troken anzuwenden, so ist dieß doch nicht durchaus nöthig, sondern man
kann lezteres auch feucht, wie es aus der Stärkmacherbütte kommt, nehmen, in welchem
Falle aber die Salpetersäure mit einer geringeren Menge Wassers verdünnt werden
muß.
Den auf solche Weise erzeugten Teig theile ich in Klumpen von gehöriger Größe, z.B.
von 25 Pfd., welche ich einige Stunden über abtroknen lasse, um die überschüssige
Feuchtigkeit wegzuschaffen. Nach Ablauf dieser Zeit lasse ich die Klumpen mit den
Händen in kleine Stüke zerbrökeln, um sie in diesem Zustande in eine Kammer zu
bringen, die nicht über 64° R. erhizt seyn darf. Sind die Stüke vollkommen
troken geworden, was bei der angegebenen Temperatur gewöhnlich innerhalb 20 Stunden
zu geschehen pflegt, so verwandle ich sie durch Stoßen oder Mahlen und mittelst
eines Siebes oder einer Beutelvorrichtung in ein feines Mehl, welches ich in einem
auf 80 bis 96° R. erhizten Ofen scharf trokne. Die hiezu erforderliche Zeit
wird je nach dem angewendeten Hizgrade von einer Viertelstunde bis zu 5 Minuten
wechseln. Je geringer innerhalb der angegebenen Gränzen der angewendete Hizgrad ist,
um so weißer fällt das Dextrin aus, was von Vortheil ist.
Um das auf solche Art dargestellte Dextrin zu einem der sogleich anzugebenden Zweke
zu benüzen, muß man dasselbe mit kaltem oder heißem Wasser vermengen, wobei die
Quantität des Wassers je nach der Consistenz, die man der Flüssigkeit in diesem oder
jenem Falle zu geben hat, eine verschiedene seyn muß. Das Product besteht aus einer
schleimigen Flüssigkeit, welche einer Auflösung von Senegalgummi in Wasser ähnlich
ist und auch hauptsächlich anstatt einer solchen verwendet wird. Man braucht sie
nämlich beim Druken von Seiden-, Baumwoll-, Leinen- und anderen
Zeugen; beim Malen oder Druken von Papiertapeten; beim Malen mit allen Arten von
Wasserfarben; zum Steifen verschiedener Fabricate, wie z.B. der Gaze; zu allen
Präparaten, zu denen man früher Stärke, geröstete Stärke, geröstetes Mehl oder
sogenanntes brittisches Gummi verwendete; zur Fabrication von Klebepflastern für den
Gebrauch in der Chirurgie; zum Glaciren von Visitenkarten und anderen Papieren.
Kurz, sie ersezt vollkommen und in allen mir bekannten Fällen das Senegalgummi und
die anderen derlei gummiartigen Substanzen, unter denen sie bei Weitem im Preise
steht.
Jede Heiz- oder Troknenkammer und jeder Ofen, mit dem die oben angegebenen
Hizgrade erlangt werden können, eignet sich zu meiner Fabrication. Ich bemerke nur
noch, daß ich mich nicht genau an das beschriebene Verfahren binde, und daß ich
dasselbe nur als eine
der besten Methoden beispielsweise angeführt habe; denn meine Erfindung betrifft im
Allgemeinen die Erzeugung von Dextrin durch Anwendung von verdünnter Salpetersäure
und mehligen Substanzen unter den angegebenen Hizgraden.