Titel: | Ueber die Theorie des Daguerre'schen Verfahrens beim Fixiren der Lichtbilder; von Hrn. Donné. |
Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. LXXIX., S. 370 |
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LXXIX.
Ueber die Theorie des Daguerre'schen Verfahrens beim Fixiren der
Lichtbilder; von Hrn. Donné.
Aus den Comptes rendus 1839, No. 12.
Donné, uͤber die Theorie der Daguerre'schen
Lichtbilder.
Die Resultate meiner mikroskopischen Beobachtungen über die Operationen des
Daguerréotyps dürften dazu beitragen, die Theorie dieser schönen und
sinnreichen Erfindung zu begründen.
Wenn man die Silberplatte dem Joddampfe aussezt, überzieht sich bekanntlich ihre
Oberfläche mit einer goldgelben Schichte. Hat sich nun bloß das Jod als solches in
einer sehr dünnen Schichte auf dem Metall abgesezt oder ist es wirklich mit dem
Silber chemisch verbunden?
Beobachtet man diese Schichte mit einem stark beleuchteten und 150–200 Mal
vergrößernden Mikroskop, so kann man keine Jodkrystalle darauf entdeken; sie ist
ganz gleichförmig. Ferner ist diese Schichte feuerbeständig und verdampft nicht,
wenn man die Metallplatte stark erhizt; aus diesen beiden Gründen muß man annehmen,
daß das Jod mit dem Silber zu Jodsilber verbunden ist.
Die Schichte hängt sehr fest an dem Silber, in dem Augenblik, wo man die Platte aus
dem Joddampfe herauszieht und ehe man sie dem Licht ausgesezt hat; sie widersteht
nämlich dem Reiben mit dem Finger stark; unter dem Einflusse des Lichts entsteht
aber eine wichtige Veränderung in dieser Schichte: das Licht hebt ihre Adhäsion an
der Oberfläche der Silberplatte auf, so zwar, daß die geringste Reibung hinreicht,
sie davon zu trennen, nachdem sie dem Licht ausgesezt gewesen ist.
Bei folgendem Versuche zeigt sich dieß besonders auffallend: man seze eine
Silberplatte dem Joddampfe so lange aus, bis sie sich goldgelb gefärbt hat, und
lasse sie dann am Lichte stehen, indem man einige Stellen durch schattenwerfende
Körper gegen dasselbe schüzt; das Jodsilber wird sich an den vom Licht getroffenen
Stellen bei der geringsten Reibung so zu sagen in Pulverform ablösen, während an den
beschattet gewesenen die gelbe Schichte stark widerstehe Bei einer Platte, welche in
der camera obscura dem Licht ausgesezt wurde, ist die
Wirkung nicht so auffallend, aber doch von derselben Art.
Wir wollen nun sehen, was geschieht, wenn man auf die dem Licht ausgesezt gewesene
Metallplatte Queksilberdampf einwirken läßt: an den hellen Theilen des Bildes, wo
die Jodsilberschichte der Platte nicht adhärirt, wird das Silber nicht gegen die
Wirkung des Queksilbers geschüzt; auch ist wirklich lezteres nach der Operation auf
allen vom Licht getroffenen Punkten in kleinen Tröpfchen verdichtet, die sich unter
dem Mikroskop ganz deutlich zeigen, wie schon Hr. Dumas
bemerkt hat; während an den dunkeln Stellen des Bildes die noch immer adhärirende
Jodsilberschichte dem Queksilberdampfe nicht gestattete, sich darauf zu befestigen.
Dieß beweist auch die mikroskopische Betrachtung; man findet gar keine
Queksilberkügelchen in den ganz dunkeln Punkten und bemerkt nur einige wenige in den
Halbschatten.
Durch folgenden Versuch kann man sich ebenfalls von dieser Thatsache überzeugen: wenn
man die Metallplatte, sobald sie aus dem Joddampfe kommt, unmittelbar dem
Queksilberdampf aussezt, so bemerkt man unter dem Mikroskop keine
Queksilberkügelchen auf ihrer Oberfläche; die Jodsilberschichte blieb, weil sie dem
Licht nicht ausgesezt
wurde, auf allen Punkten adhärirend und gestattete also dem Queksilber nicht, sich
festzusezen; sezt man aber in diesem Zustande die Platte dem Licht in der camera obscura aus und bringt sie dann neuerdings in den QueksilberapparatQneksilberapparat, so erhält man ein zwar sehr unvollkommenes, aber doch sichtbares Bild,
und man entdekt auch in den hellen Stellen die Queksilberkügelchen.
Dieß erklärt uns auch, warum es so nachtheilig ist, wenn man die Silberplatte zu
lange dem Joddampf ausgesezt läßt, bis sie sich z.B. violett färbt; in diesem Falle
bilden sich nämlich zwei Jodsilberschichten, wovon die obere bläulich, die untere
goldgelb ist; wenn also das Licht auf die obere gewirkt hat, kann es die untere
nicht mehr treffen und leztere gestattet folglich dem Queksilber nicht, sich zu
fixiren; um sich davon zu überzeugen, braucht man nur die erste Schichte, nachdem
das Licht darauf gewirkt hat, mit dem Finger wegzuwischen, und man sieht dann unter
ihr eine goldgelbe Schichte unversehrt.
Nach diesen Versuchen bestünde also das mit dem Daguerréotyp hervorgebrachte
Bild: in den hellen Stellen aus dem zu Kügelchen verdichteten Queksilber, welches
wahrscheinlich mit Silber amalgamirt ist, und die Schatten wären durch die bloße
Politur des Silbers hervorgebracht, durch die nakte metallische Oberfläche
desselben, ohne alle Ablagerung einer anderen Substanz und ohne daß sich irgend eine
chemische Verbindung bildete.
Dieß ist auch wirklich der Fall, wenn man nach beendigter Operation alle Spuren von
zurükgebliebenem Jodsilber durch Abwaschen der Platte mit unterschweflichsaurem
Natron beseitigt hat; die schwarzen oder schattigen Theile sind bloß und reflectiren
das Licht nach Art der polirten Körper und Spiegel, während die hellen Punkte mit
einer graulichweißen Schichte überzogen sind, welche leicht zu entfernen ist, die
Finger beschmuzt, und worin man durch das Mikroskop eine Menge Queksilberkügelchen
entdekt; hieraus wird es auch begreiflich, daß die Silberplatte vollkommen polirt
und gereinigt werden muß, wie es Daguerre
vorschreibt.Golfier-Besseyre's Versuch die Daguerre'chen Operationen zu erklären haben wir
bereits S. 199 in diesem Bande des polyt. Journals mitgetheilt. A. d. R.