Titel: | Ueber die Eigenschaft verschiedener Salze, die Entflammung brennbarer Körper zu verhindern; von H. Prater. |
Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. LXXX., S. 373 |
Download: | XML |
LXXX.
Ueber die Eigenschaft verschiedener Salze, die
Entflammung brennbarer Koͤrper zu verhindern; von H. Prater.
Nach dem Philosoph. Magazine. Jun. 1839, im Echo du monde savant,
No. 479.
Prater, uͤber die Eigenschaft verschiedener
Salze.
Hr. Gay-Lussac beobachtete schon vor mehreren
Jahren, daß wenn man Papier in eine Auflösung von phosphorsaurem Ammoniak taucht, es
keine Flamme mehr gibt. Daraus darf man aber nicht schließen, daß es unverbrennlich
wurde; es verkohlt sich bloß und wird nach und nach durch das Feuer zerstört, ohne
eine Flamme zu geben. Seitdem haben verschiedene Chemiker mehrere andere Mittel
vorgeschlagen, um den Verheerungen des Feuers, besonders in Theatern, Einhalt zu
thun. Man empfahl hiezu Borax, auch Alaun; mit dem besten Erfolge wurde endlich von
Fuchs in München eine von ihm entdekte Verbindung von
Kali oder Natron mit Kieselerde, das sogenannte WasserglasSeine Bereitung findet man im polyt. Journal Bd. XVII. S. 465 ausführlich
angegeben. A. d. R., angewandt.
Der Verfasser stellte seit dem Jahre 1836 Versuche über den relativen Werth
verschiedener Salze, als Mittel die Entflammung brennbarer Körper, besonders von
Baumwollzeug, Holz und Papier zu verhindern, an. Er beschränkte sie übrigens auf
Salze, welche wohlfeil genug zu stehen kommen, um im Großen angewandt werden zu
können. Salmiak und Zinnsalz (salzsaures Zinnoxydul) brachten die merkwürdigsten
Wirkungen hervor. Das Holz muß in einer gesättigten Auflösung dieser Salze acht oder
zehn Tage lang eingeweicht werden; bei leinenen oder baumwollenen Zeugen sind
zwanzig Minuten hinreichend, und zwei oder drei Stunden bei Papier. Hält man die so
zubereiteten Körper nach dem Troknen in die Flamme einer Kerze, so schwärzen sie
sich, ohne sich zu entzünden, und wenn man sie aus der Flamme zieht, fahren sie
nicht wie Schwamm zu brennen fort, sondern erlöschen bald. Mit diesen Salzen
getränkte Stoffe hatten nach drei Jahren ihre Eigenschaft, sich nicht zu entzünden,
noch vollkommen beibehalten.
Da diese Salze für die gewöhnliche Anwendung jedoch noch zu theuer sind, so versuchte
der Verfasser kohlensaures Kali und Natron. Beide verhindern die Entflammung, aber
nicht die Entzündung, so daß der Stoff, wenn man ihn aus der Flamme zieht, fortfährt
sich langsam zu verzehren. Die Zeit des Verweilens in der gesättigten Flüssigkeit
hat keinen Einfluß und die Entzündung findet nach achttägigem Tränken gerade so gut noch Statt
wie nach eintägigem. Beide Salze haben übrigens gleiche Eigenschaften und nur wegen
seines billigeren Preises ist das einfachkohlensaure Natron vorzuziehen.Der Verfasser scheint übersehen zu haben, daß das kohlensaure Kali (Potasche)
schon wegen seiner Zerfließlichkeit nicht so zwekmäßig wie kohlensaures
Natron (Soda) ist.
Obgleich lezteres Salz die Verbrennung nicht vollkommen verhindert, so macht es sie
doch langsam genug, um die Gefahr für Tapeten, Vorhänge, Frauenzimmerkleider so zu
vermindern, daß man dieselben noch zu gehöriger Zeit löschen kann. Beim Holze sind
diese Salze noch wirksamer, und die Soda verhindert sogar dessen Entzündung.
Leider lassen sich diese Salze aus den Stoffen auswaschen, so daß man leztere nach
dem Waschen wieder damit tränken muß. Der Schuz dieser Salze muß bei Holz, welches
der Luft und dem Regen ausgesezt ist, wenigstens auf seiner Oberfläche, ebenfalls
verschwinden; bei dem im Innern der Zimmer, Dampfboot-Cajüten etc.
befindlichen Holze ist dich freilich nicht der Fall.
Der Verfasser vermuthet, daß das Kali- und Natronsalz ihre schüzende
Eigenschaft der Kohlensäure verdanken und der Salmiak dem flüchtigen Alkali. Bei dem
Zinnsalz weiß er sie nicht zu erklären, denn weder Queksilbersublimat, noch
Zink-, Kupfer- oder Eisenvitriol brachten eine ähnliche Wirkung
hervor.
Die wahrscheinlichste Theorie ist wohl die, daß die Verbrennung durch die Fähigkeit
der Salze die Wärme abzuleiten, verzögert oder verhindert wird, während sich
zugleich durch das Schmelzen der Salze jeder Faden des Gewebes mit einer Hülle
umzieht, welche die Verbreitung des Feuers von einem zum anderen mehr oder weniger
verhindert. In der That sind es auch gerade die leichtschmelzbaren Salze, womit die
Operation gelingt; den vom Verfasser angeführten kann man noch das von Gay-Lussac empfohlene phosphorsaure Ammoniak, den
Borax, Alaun, das Wasserglas und alle beim Erhizen leicht schmelzenden Salze
beifügen.Diese Salze haben auch noch den Vortheil, daß sie jede Berührung der
brennbaren Pflanzensubstanz mit dem zur Verbrennung nöthigen Sauerstoff der
Luft unmöglich machen.
Hr. Cook nahm in England ein Patent auf die Anwendung der
Potasche, um brennbare Körper, besonders Holz, unverbrennlich zu machen; er fand
aber damit wenig Eingang, weil das Mittel zu theuer ist und überdieß dem Holz vorher
der Saft entzogen werden muß.
In Paris wurde Hr. Durioz ebenfalls für unverbrennliche
Zeuge patentirt und wir haben kürzlich mehrere davon zu sehen bekommen.
Diese Zeuge behielten die Lebhaftigkeit ihrer Farben ganz und sie entzünden sich am
Kerzenlicht nicht, brennen aber gewöhnlich langsam fort, wenn man sie aus dem Feuer
zieht. Beim Waschen verlieren sie ebenfalls ihr Schuzmittel, so daß Durioz's Verfahren wahrscheinlich mit einem der von Prater angewandten übereinstimmt. Uebrigens empfiehlt man
diese wenig kostspieligen Schuzmittel mit Recht für die Kleider der Kinder, welche
sich aus Unvorsichtigkeit gar oft der Gefahr aussezen vom Feuer ergriffen zu
werden.
Nach mehreren Versuchen glaubt der Verfasser, daß eine gesättigte Auflösung von
kohlensaurem Natron (Soda) das Holz gerade so wie der Queksilbersublimat gegen den
Trokenmoder schüzen kann, und Hr. Cook will dieses
bestätigt gefunden haben. Die Soda gäbe also ein Mittel ab, das Holz nicht nur gegen
Entflammung, sondern auch gegen das Verderben durch FäulnißDas Wasserglas, welches auf Holz und andere
organische Körper gestrichen, bei der gewöhnlichen Temperatur schnell
austroknet und einen firnißartigen Ueberzug bildet, der durch die
Atmosphärilien keine Veränderung erleidet, und ohne Schaden nah abgepuzt
werden kann, wenn er durch Staub oder Schmilz verunreinigt worden ist,
bildet deßhalb ebenfalls ein vortreffliches Mittel gegen die Vermoderung
oder die erste Periode der Fäulniß des Holzes, wie schon im Jahre 1826 im
polyt. Journal Bd. XXI. S. 91
bemerkt wurde. Auch ist das Wasserglas wohlfeiler als die Alkalien. A. d.
R. zu schüzen.