Titel: | Verbesserungen an den Strümpfen, Handschuhen und anderen Strumpfwirkerwaaren, worauf sich Caleb Bedells, Fabrikant in Leicester, am 21. Januar 1839 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. LXXXV., S. 389 |
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LXXXV.
Verbesserungen an den Struͤmpfen,
Handschuhen und anderen Strumpfwirkerwaaren, worauf sich Caleb Bedells, Fabrikant in Leicester, am 21. Januar 1839 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Okt. 1839,
S. 242.
Bedell's Fabrication von Struͤmpfen und
Handschuhen.
Meine Erfindung betrifft eine neue Anwendung elastischer Kautschukbänder bei der
Fabrication von Handschuhen, Strümpfen und anderen Strumpfwirkerwaaren, und besteht
darin, daß ich die elastischen Gewebe an die Nadeln von Strumpfwirkerstühlen bringe,
um in diesen Handschuhe, Strümpfe, Schlafhauben oder andere derlei Fabricate zu
wirken. Damit man meine Methode richtig von anderen Anwendungsweisen des Kautschuks
an den genannten Fabricaten zu unterscheiden wisse, und um die Fabrikanten in Stand
zu sezen, mit Leichtigkeit meiner Erfindung gemäß zu arbeiten, will ich vorläufig
bemerken, daß es mir sehr wohl bekannt ist, daß schon früher an den Handschuhen
sowohl als an anderen Strumpfwirkerwaaren auf verschiedene Weise elastische
kautschukhaltige Bänder oder Streifen angebracht wurden; und zwar namentlich:
1) indem man Kautschukfäden oder Strähne zwischen zwei Gewebe oder zwischen andere
Substanzen, wie z.B. Leder, einnähte, und indem man sie in diesem Zustande an
Handschuhen und anderen Strumpfwirkerwaaren verwendete.
2) indem man mittelst des Webeprocesses gedoppelte Fabricate erzeugte, in diese dann
Kautschukfäden oder Schnüre einzog, und sie endlich durch Nähte an den verschiedenen
Strumpfwirkerfabricaten befestigte.
3) indem man aus Kautschukfäden elastische Gewebe oder Bänder weben, und diese sodann
durch Nähte an den verschiedenen Fabricaten befestigen ließ.
4) endlich indem man während des Wirkens der Handschuhe, Strümpfe und sonstigen
Waaren mit Hülfe einer langen Nadel oder eines anderen derartigen Instrumentes in
die einzelnen Maschenreihen Fäden oder Schnüre aus Kautschuk einzog.
Meiner Erfindung gemäß sollen aber elastische Gewebe oder elastische Bänder, nachdem
sie gehörig zu diesem Zweke zugerichtet worden, an die Nadeln des
Strumpfwirkerstuhles gestekt werden und an diese soll man dann das weitere Fabricat
wirken. Die elastischen Gewebe oder Bänder, denen ich zu meinem Zweke den Vorzug
gebe, sind die bekannten, bereits zu vielen Dingen gebräuchlichen, welche in den
Webestühlen mit Schüze und Kette erzeugt werden. Die aus Kautschuk bestehenden
Kettenfäden können entweder in entsprechenden Maschinen übersponnen worden seyn,
oder man kann auch unübersponnene Kettenfäden, die erst bei dem Webeprocesse bedekt
werden, anwenden. Die Kette kann ferner entweder ganz aus Kautschukfäden bestehen,
oder zum Theile aus solchen, und zum Theile aus Baumwoll-, Seiden- und
anderen Fäden. Ich binde mich übrigens durchaus an keine bestimmte Art von
elastischen Bändern, sowie denn auch die Fabrication von solchen durchaus nicht mit
zu meiner Erfindung gehört.
Ich gebe beim Weben der Bänder, in denen Kautschukfäden enthalten sind, und die
meiner Erfindung gemäß angewendet werden sollen, der Kette eine solche Anordnung,
daß dem die Sahlleiste bildenden Kettenfaden zunächst sich ein starker Faden aus
Baumwolle oder einem anderen Faserstoffe befindet. Dieser starke Faden wird, bevor
man das Band oder das Gewebe an die Nadeln des Strumpfwirkerstuhles stekt,
ausgezogen, damit hiedurch der Sahlleistenfaden in eine gewisse Entfernung von den
übrigen Kettenfäden zu stehen kommt, und damit das Fabricat, aus dem der Faden
ausgezogen worden, lediglich aus den Einschußfäden bestehe, so daß es für den
Durchgang der Nadeln ein geöffnetes Fabricat, welches leicht an die Nadeln gestekt
werden kann, darbietet.
Es ist bekannt, daß man beim Weben der elastischen Kautschukbänder die Kautschukfäden
und Schnüre in ausgespanntem nicht elastischem Zustande verwendet, und daß man ihnen
erst später, indem man Wärme auf sie einwirken läßt, wieder ihre frühere Elasticität
gibt. Ich dagegen ziehe es vor, die Fäden in ihrem elastischen Zustande zu
verarbeiten.
Wenn z.B. meiner Erfindung gemäß ein Handschuh, ein Strumpf oder ein sonstiger
Artikel fabricirt werden soll, so nehme ich ein Stük Kautschukgeweb von der
gewünschten Länge und spanne es bis auf die Weite der Nadeln des Wirkstuhles, je
nach der Größe, die ich dem Handschuhe oder Strumpfe an seinem oberen Ende zu geben wünsche, aus. Auf
dieser Weite halte ich das elastische Band mittelst eines Drahtes oder einer anderen
Spannungsvorrichtung, an deren Enden sich scharfe Spizen befinden, ausgespannt. Wenn
sodann die Sahlleiste des Bandes über die Nadeln geschoben worden, lasse ich den
Strumpfstrikerstuhl auf gewöhnliche Weise zu arbeiten beginnen und zu arbeiten
fortfahren, bis der Gegenstand fertig ist.
Bemerken muß ich, daß wenn meiner Erfindung gemäß elastische Bänder angewendet werden
sollen, es nicht nöthig ist, den oberen Saum des Fabricates durch Umschlagen
desselben zu doppeln, wie dieß sonst und bisher gewöhnlich zu geschehen pflegte. Es
geht übrigens aus dem oben Gesagten hervor, daß man mit dem Strumpfwirkerstuhle in
höchst verschiedenen gewirkten Fabricaten elastische Kautschukbänder erzeugen kann;
denn welcher Art diese Fabricate auch seyn mögen, so braucht man nur ein Stük
elastischen Gewebes an die Nadeln zu bringen, und an dieses auf die gewöhnliche
Weise die Fortsezung zu wirken. Soll sich zwischen zwei gewirkten Stüken ein
elastisches Band befinden, so webe ich mir ein Band, welches an beiden Sahlleisten
einen Ausziehfaden hat, und wirke zuerst nach Ausziehung des einen Fadens an die
eine Sahlleiste ein Stük von gehöriger Länge, und hierauf nach Ausziehung des
anderen Fadens an die andere Sahlleiste gleichfalls ein Stük von entsprechender
Länge.
Ich habe zwar oben eine eigenthümliche Methode zur Verfertigung der zu meinem Zweke
bestimmten elastischen Kautschukbänder beschrieben; allein ich binde mich deßhalb
keineswegs ausschließlich an sie. Obschon ich es ferner am besten halte, das
Fabricat auf solche Art zu beginnen, daß ich das elastische Gewebe an die Nadeln
steke, so ist doch offenbar, daß das elastische Gewebe auch zulezt, und bevor man
die Fabricate aus dem Stuhle nimmt, mit diesen verbunden werden kann. Man braucht
nämlich nur ein Stük elastischen Gewebes an so viele Nadeln zu steken, als in
Thätigkeit waren, die lezten Maschen durch das elastische Gewebe zu ziehen, und dann
die einzelnen Maschen allmählich und mittelst der Operation, welche die
Strumpfwirker das Abbinden (binding off) nennen, durch
einander zu ziehen und zu befestigen. Oder man kann durch die Maschenreihe, welche
durch das elastische Gewebe gezogen worden, einen Faden aus Baumwolle oder einem
anderen Faserstoffe ziehen, und diesen dann zu beiden Seiten befestigen, womit das
elastische Gewebe gleichfalls an dem gewirkten Fabricate befestigt seyn wird. Ich
halte mich übrigens durchaus an keine bestimmte Art der Verbindung der elastischen
Gewebe mit gewirkten Fabricaten, in so lange diese Verbindung mittelst des
Strumpfwirkerstuhles hervorgebracht wird.