Titel: | Verbesserte Methode Natron und andere Producte aus Kochsalz zu gewinnen, worauf sich Oglethorpe Wakelin Barratt, Metallvergolder von Birmingham in der Grafschaft Warwick, am 19. Januar 1839 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. XCII., S. 417 |
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XCII.
Verbesserte Methode Natron und andere Producte
aus Kochsalz zu gewinnen, worauf sich Oglethorpe Wakelin Barratt, Metallvergolder von
Birmingham in der Grafschaft Warwick, am 19. Januar
1839 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts. Oktbr. 1839, S.
87.
Barratt's verbesserte Methode Natron aus Kochsalz zu
gewinnen.
Bei der gewöhnlichen Gewinnung des Glaubersalzes durch Zersezung des Kochsalzes mit
Schwfeelsäure unter Anwendung einer starken Hize wird salzsaures Gas entbunden,
welches sich schwer verdichten läßt. Durch die neue Fabricationsmethode soll nun
diese Zersezung ohne Anwendung von Wärme und ohne daß salzsaures Gas dabei
entweicht, auf folgende Weise bewerkstelligt werden.
Man seze auf 130 Gewichtstheile Kochsalz, welche in 400 Th. Wasser aufgelöst worden,
100 Th. concentrirte Schwefelsäure zu, und bringe in diese Mischung 60 Th.
metallischen Zink in Stüken von mäßiger Größe. Das nach dem Eintragen des Zinkes
sich entwikelnde Wasserstoffgas fange man auf gewöhnliche Weise in einem der
Apparate auf, deren man sich bekanntlich zum Auffangen und Verbrennen der Gase
bedient. Das gesammelte Gas kann verbrannt, und das Licht und die Wärme, welche sich
hiebei entwikeln, zu verschiedenen Zweken verwendet werden.
Wenn sich der Zink aufgelöst hat und dem schwefelsauren Natron die zu seiner Bildung
und Krystallisation erforderliche Zeit gelassen worden, gieße man die darüber
stehende klare Flüssigkeit, welche salzsaures Zink und einen Theil schwefelsaures
Natron enthält, ab, und dampfe sie ein, um beim Abkühlen das noch darin enthaltene
schwefelsaure Natron krystallisirt zu erhalten. Das auf solche Art gewonnene Natron
wasche man sodann mit einer heißen gesättigten Kochsalzauflösung, wodurch ihm aller
salzsaure Zink, der allenfalls noch daran hängen geblieben seyn mochte, entzogen
wird.
Bei dem hiemit beschriebenen Processe, bei welchem zur Zersezung des Kochsalzes keine
Wärme angewendet wird, entweicht kein salzsaures Gas.
Ein zweites Verfahren hat zum Zweke, einen Theil des salzsauren Gases, welches sich
entwikelt, wenn das Kochsalz anfänglich in der Kälte mit der Schwefelsäure vermengt
wird, aufzufangen, und hierauf die Zersezung des Kochsalzes und die Erzeugung von
schwefelsaurem Natron nach obigem Verfahren zu Ende zu führen. Bei diesem Verfahren
hat man sich eines entsprechenden Apparates zu bedienen. Der bekannte Woulfe'sche Apparat leistet ganz gute Dienste.
Man seze auf 130 Gewichtstheile Kochsalz 100 Theile concentrirte Schwefelsäure zu,
und zwar in einem Gefäße, welches so eingerichtet seyn muß, daß das Gemisch zum
Behufe der Beförderung der Zersezung des Kochsalzes von Zeit zu Zeit mit einem
tauglichen Geräthe umgerührt werden kann. Das sich hiebei entwikelnde salzsaure Gas
sammle man mittelst des in die Woulfe'schen Vorlagen
gebrachten Wassers als flüssige Salzsäure auf. Wenn kein Gas mehr übergeht, und
bevor man noch den Kitt von den Gefäßen abnimmt, seze man der Mischung 400 Th.
Wasser zu; und nachdem dieß geschehen, nehme man die Vorlagen mit der flüssigen
Salzsäure ab, und trage in die Mischung so viel Zink ein als erforderlich ist, um
die Zersezung des Kochsalzes zu Ende zu führen. Die bei diesem Verfahren
anzuwendende Menge Zinkes wird ungefähr um ein Dritttheil geringer seyn, als die bei
dem ersten Verfahren angegebene. Das nach Eintragung des Zinkes sich entwikelnde
Wasserstoffgas wird gleichfalls gesammelt: und das erzeugte schwefelsaure Natron
wird nach dem bereits angegebenen Verfahren durch Krystallisation gewonnen.
Aus der bei den beiden hier beschriebenen Methoden sich ergebenden Auflösung von
salzsaurem Zinke kann das Zinkoxyd mit irgend einem Fällungsmittel niedergeschlagen
werden. Am geeignetsten hiezu fand der Patentträger den Kalk. Auf 64 Theile
aufgelösten Zinkes werden 56 Th. Kalk von bester Qualität, die mit Wasser zu
Kalkmilch angemacht worden, genügen. Sollte jedoch die Auflösung, nachdem man diese
Kalkmenge zugesezt, bei Anwendung der bekannten Reagentien noch überschüssige Säure
zeigen, so müßte so lange Kalk zugesezt werden, als noch eine saure Reaction zu
bemerken. Das hiedurch gefällte Zinkoxyd muß, um es so viel als möglich von dem
anhängenden salzsauren Kalke zu reinigen, mit einer großen Menge Wasser ausgewaschen
werden. Man kann es dann anstatt metallischen Zinkes zur Zersezung neuer Quantitäten
Kochsalz verwenden, wenn man es nicht lieber als Farbmaterial, oder bei der
Glasfabrication, oder zu irgend einem anderen Zweke benüzen will. Will man das Oxyd,
welches aus einer Auflösung von salzsaurem Zinke, die 64 Th. Metall enthält, gefällt
worden, anstatt metallischen Zinkes anwenden, so muß jedoch etwas an Gewicht
zugegeben werden. Daß man auch natürlichen kohlensauren Zink (Galmey) oder
schwefelsauren Zink (weißen Vitriol) anstatt des metallischen Zinkes und des
Zinkoxydes benüzen kann, ist offenbar; beide zeigen sich jedoch unter den
gewöhnlichen Umständen minder vortheilhaft, als der metallische Zink.
Schließlich bemerkt der Patentträger, daß er sich an gar keine bestimmten Apparate, und eben so
wenig an die angegebenen Mischungsverhältnisse binde, obwohl er diese für die
vortheilhaftesten hält.