Titel: | Verbesserungen in der Fabrication der Stärke, und in der Verwendung der bei ihr sich ergebenden Abfälle zu verschiedenen nüzlichen Zweken, worauf sich Orlando Jones, Buchhalter in Rotherfield-Street, Islington in der Grafschaft Middlesex, am 27. Februar 1839 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. XCIII., S. 420 |
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XCIII.
Verbesserungen in der Fabrication der
Staͤrke, und in der Verwendung der bei ihr sich ergebenden Abfaͤlle zu
verschiedenen nuͤzlichen Zweken, worauf sich Orlando Jones, Buchhalter in
Rotherfield-Street, Islington in der Grafschaft Middlesex, am 27. Februar 1839 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of arts. Okt. 1839, S.
94.
Jones, Verbesserungen in der Fabrication der
Staͤrke.
Ich habe 1) entdekt, daß die Vermengung der mehligen Substanzen, aus denen Stärke
gewonnen wird, mit zukerhaltigen Stoffen durch Beförderung der geistigen Gährung
vortheilhaft wirkt. 2) daß ein bei der Stärkefabrication gemachter Zusaz von Hefen
oder anderen Gärungsstoffen gleichfalls der geistigen Gährung förderlich ist. 3) daß
man sich bei der Fabrication der Stärke mit Vortheil der Essigsäure bedienen kann,
um den Kleber von dem Stärkmehle zu scheiden.
Obschon sich nun verschiedene zukerhaltige Substanzen zu meinem Zweke eignen, so gebe
ich doch jener den Vorzug, die ich mir auf die weiter unten anzugebende Weise aus
dem bei der Stärkefabrication bleibenden schlammigen Rükstande bereite. Diese
zukerhaltige Substanz wende ich zugleich mit dem Mehle oder dem sonstigen zur
Stärkefabrication dienenden mehligen Stoffe, während derselbe dem Maischprocesse
unterliegt, an. Die Hefen oder sonstigen Gährungsstoffe können dem Mehle oder den
sonstigen mehligen Stoffen gleichfalls in den Sezfässern, und während die
Flüssigkeit eine Temperatur von ungefähr 15° R. hat, zugesezt werden. Der
Essigsäure, auf welche Weise sie gewonnen worden seyn mag, bediene ich mich
entweder, indem ich das Mehl vorläufig in ihr einweiche, wo dann keine weitere
geistige Gährung nöthig ist; oder ich bediene mich ihrer nach Beendigung dieser
Gährung zum Behufe der Auflösung und Scheidung des Klebers von dem Stärkmehle.
Um den als Rükstand bleibenden Schlamm in eine süße oder zukerhaltige Flüssigkeit zu
verwandeln, seze ich irgend einer bestimmten Menge desselben dem Maaße nach 1/20 bis
1/40 gewöhnlicher käuflicher Schwefelsäure zu. Das richtige Verhältniß hängt von der
Natur und Beschaffenheit des Schlammes, welche man nur durch die Uebung und Untersuchung
kennen lernen kann, ab. Diese Mischung koche ich zwei bis vier Stunden lang, was
gleichfalls von der Beschaffenheit des Schlammes und der Stärke der Säure abhängt.
Nach geschehenem Versieden der Flüssigkeit neutralisire ich sie mit Kalk oder einem
anderen Alkali, worauf ich dann, wenn sich der Bodensaz abgesezt hat, die süße
Flüssigkeit, die hiemit zum Gebrauche fertig ist, abziehe. Oder ich erwärme 100
Gallons des Schlammes in einem Gefäße auf 20 bis 24° R., seze ihm 2 bis 4
Bushels fein gemahlenes Malz zu, und erhöhe die Temperatur nach tüchtigem Umrühren
der Masse auf 52 bis 57° R. Wenn die Mischung eine bis zwei Stunden lang auf
dieser Temperatur erhalten worden, ziehe ich die süße Flüssigkeit zu weiterem
Gebrauche ab.
Die auf diese Weise erzeugte süße zukerhaltige Flüssigkeit benüze ich zur Beförderung
der geistigen Gährung bei der Stärkefabrication; oder ich lasse sie gähren und
destillire Alkohol aus ihr; oder ich lasse sie in saure Gährung übergehen und
bereite Essig aus ihr. Auch die Flüssigkeit, welche bei der geistigen Gährung des
zur Stärkefabrication verwendeten Mehles oder mehlartigen Stoffes (die Fabrication
mag nach dem alten oder nach dem neuen Verfahren geleitet worden seyn), entsteht,
kann nach Beendigung der geistigen Gährung entweder auf Essig oder auf Alkohol
benüzt werden.
Um meine in der Stärkefabrication gemachten Verbesserungen noch deutlicher zu machen,
will ich, ohne daß ich mich jedoch deßhalb genau an die hier anzugebenden
Verhältnisse bände, folgendes Beispiel geben. Man verseze 400 Gallons Wasser mit 80
Gallons der süßen Flüssigkeit, erwärme das Ganze, und rühre, wenn es eine Temperatur
von 15° R. erreicht hat, 100 Bushels Mehl oder der sonstigen mehligen
Substanz darunter. Sodann seze man 10 bis 15 Gallons Hefen oder eine zur Erregung
der Gährung hinreichende Menge eines anderen Gährungsstoffes zu, rühre die
Flüssigkeit, um sie gleichmäßig in Gährung zu bringen, um, und ziehe nach beendigter
geistiger Gährung die oben stehende Flüssigkeit ab, um Weingeist aus ihr zu
destilliren. Dem nach dem Abziehen der obenstehenden Flüssigkeit zurükbleibenden
Mehle seze man 400 Gallons starke Essigsäure zu. Wenn es damit 3 bis 4 Tage hindurch
unter zeitweisem Umrühren gestanden, wasche man es mit Essig oder Wasser durch Siebe
in einen Behälter, in welchem man es sich sezen läßt. Nachdem sodann die Essigsäure
davon abgelassen worden, scheide man den Schlamm von dem Stärkmehle, welches endlich
auf die in der Stärkefabrication gewöhnlich gebräuchliche Art und Weise ausgewaschen
und zum Gebrauche fertig gemacht werden kann. Sollte der Schlamm noch Stärkmehl
enthalten, so müßte man ihn nochmals mit Essig versezen, und ihn, nachdem man ihn gut
umgerührt, der Ruhe überlassen, damit sich die Stärke daraus abscheiden, und nach
Beseitigung des Schlammes auf gewöhnliche Weise weiter behandelt werden kann.
Man kann übrigens das Verfahren auch dahin modificiren, daß man 400 Gallons kalte
oder auf 15° R. erwärmte Essigsäure mit 100 Bushels Mehl vermengt; und daß
man die Masse, nachdem man sie durch 2, 3 oder 4 Tage zeitweise umgerührt, durch
Siebe wäscht und dann auf die oben angegebene Weise weiter behandelt. Ferner kann
man unter 400 Gallons kaltes oder auf 15° R. erwärmtes Wasser 100 Bushels
Mehl mengen, und die Mischung bis zur Beendigung der geistigen Gährung sich selbst
überlassen. Nachdem sodann die über dem Mehle stehende Flüssigkeit, aus der sich
Weingeist destilliren läßt, abgelassen worden, kann man dem zurükbleibenden Mehle
400 Gallons kalte oder auf 15° R. erwärmte Essigsäure zusezen und gut damit
umrühren. Nach Ablauf von 2 bis 4 Tagen wird endlich der Rükstand durch Siebe
gewaschen und auf die bereits oben angegebene Weise weiter behandelt.