Titel: | Verbesserte Methode flüssiges Ammoniak zum Gebrauche beim Färben, beim Scheuern und verschiedenen anderen Arbeiten zu fabriciren, worauf sich William Watson d. jüng., Chemiker in Leeds, am 20. Novbr. 1838 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. XCV., S. 431 |
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XCV.
Verbesserte Methode fluͤssiges Ammoniak
zum Gebrauche beim Faͤrben, beim Scheuern und verschiedenen anderen Arbeiten zu
fabriciren, worauf sich William
Watson d. juͤng., Chemiker in Leeds, am 20. Novbr. 1838 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts. Nov. 1839, S.
149.
Watson's Methode fluͤssiges Ammoniak zu
fabriciren.
Der Zwek meiner Erfindung liegt in einer wohlfeilen Darstellung von flüssigem
Ammoniak, welches, wenn es auch keine reine Ammoniakauflösung genannt werden kann,
doch den in den Färbereien, bei der Behandlung von Metallen und verschiedenen
anderen Arbeiten erforderlichen Grad der Reinheit besizt. Mein Fabricat ist, wenn es
auch unrein ist, doch ganz und gar von den bisher unter den Namen
Ammoniakflüssigkeit, Gasflüssigkeit oder Gaswasser gebräuchlich gewesenen unreinen
Ammoniakauflösungen verschieden. Es unterscheidet sich ebenso auch von den zum Theil
gereinigten Ammoniakauflösungen, deren man sich bei der Behandlung der Orseille oder
des Persio bedient, und die aus den oben genannten Flüssigkeiten erzeugt werden.
Die unreinen Ammoniakauflösungen erhält man durch Destillation von Knochen und
anderen thierischen Stoffen, und bei der Bereitung von Leuchtgas aus den
Steinkohlen. Sie enthalten in rohe Zustande so viele fremdartige Substanzen, wie
z.B. Oehl, Theer etc. beigemengt, daß ein Gebrauch derselben zu industriellen Zweken
unmöglich ist. Um sie dieser Unreinigkeiten zu entledigen, pflegte man das Ammoniak
bisher mit Schwefel- oder Salzsäure zu verbinden, um durch Abdampfung dann
schwefelsaures oder salzsaures Ammoniak zu gewinnen, welche Salze man sodann
dadurch, daß man sie der Einwirkung der Wärme aussezte, oder durch Krystallisation noch weiter reinigte.
Aus dem auf diese Weise erzielten Ammoniaksalze trieb man, indem man es mit frisch
gelöschtem Kalke in eine Retorte brachte, gasförmiges Ammoniak aus, welches man in
Wasser leitete, um flüssiges Ammoniak zu erlangen.
Nach meinem Verfahren soll nun das flüssige Ammoniak aus dem Gaswasser gewonnen
werden, und zwar ohne Anwendung von Schwefel- oder Salzsäure, und ohne
Eindampfung und Krystallisation. Ich bringe nämlich das an den Gaswerken gesammelte
Gaswasser mit frisch gelöschtem Kalke, dessen Menge von der Beschaffenheit des
Gaswassers abhängt, in eine Retorte oder in ein anderes sachdienliches Gefäß, um
unter Anwendung von Wärme ein Ammoniakgas daraus auszutreiben, welches von
ziemlicher Reinheit ist, und welches, wenn man es in Wasser leitet, eine
Ammoniakauflösung gibt. Wenn die Destillation so weit getrieben worden, daß zugleich
mit dem Ammoniak auch eine bedeutende Menge Wasserdampf aus der Retorte übergeht,
nehme ich die zuerst aufgefangene Ammoniakflüssigkeit ab, und sammle das, was bei
weiterer Fortsezung der Destillation übergeht, in einer zweiten Vorlage, um es, da
es sehr unrein ist, bei der nächstfolgenden Destillation mit frischem Gaswasser noch
einmal in die Retorte zu bringen.
Das in der ersten Vorlage Gesammelte muß mit oder ohne Beimengung einer geringen
Menge Kalkes neuerdings der Destillation unterworfen werden, und zwar mit derselben
Vorsicht, die bei der ersten Destillation beobachtet wurde: d.h. man leitet das
Destillat so lange es hauptsächlich aus Ammoniakgas besteht, in Wasser, und wenn bei
längerer Einwirkung der Wärme mit dem Ammoniak auch Wasserdampf übergeht (was man
daran erkennt, daß die von der Retorte ausgehenden Röhren, durch welche der Dampf
strömt, durch die Verdichtung des Dampfes erhizt werden), so wechselt man die
Vorlagen, wo dann die Destillation so lange fortgesezt wird, bis alles oder beinahe
alles Ammoniak übergegangen ist. Das zweite Destillat soll bei einer folgenden
Destillation gleichfalls wieder noch einmal in die Retorte gebracht werden.
Das, was bei der zweiten Destillation in der ersten Vorlage aufgefangen wird, ist
eine Ammoniakauflösung, welche für die gewöhnlichen Fabrikzweke einen hinreichenden
Grad von Reinheit besizt. Man kann jedoch, wenn man es noch reiner haben will, auf
dieselbe Weise auch noch ein drittes Mal destilliren, und auch bei dieser
Destillation nur das zum Gebrauche aufbewahren, was anfänglich ohne Beimengung von
Wasserdampf überging, und in Wasser aufgefangen wurde.