Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 74, Jahrgang 1839, Nr. C., S. 440 |
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C.
Miszellen.
Miszellen.
Ueber eine von Hrn. Pauwel's gebaute Hochdruk-Dampfmaschine und über die
Gefahrlosigkeit dieser Art von Dampfmaschinen.
Hr. Pauwels zeigte der Akademie der Wissenschaften in
Paris vom 21. Okt. l. J. an, daß er soeben zwei Hochdruk-Dampfmaschinen mit
veraͤnderlicher Expansion zu je 150 Pferdekraͤften vollendet habe, und
daß sich diese Kraft durch den Mechanismus der Absperrung bis auf 225
Pferdekraͤfte steigern laͤßt. Die Umwandlung der geradlinigen Bewegung
in eine rotirende geschieht an diesen fuͤr die hohe See bestimmten Maschinen
bloß mittelst zweier Gliederungen. – Hr. Arago
ergriff bei dieser Gelegenheit das Wort, um neuerdings zu entwikeln, daß bei den in
Frankreich bestehenden Verordnungen die Maschinen mit niederem Druke mehr den
zufaͤlligen Explosionen ausgesezt sind, als die anderen. Denn jeder Kessel
dieser lezteren muß mit der hydraulischen Presse unter einem Druke probirt werden,
der drei Mal groͤßer ist als jener, den er auszuhalten bestimmt ist. Ein
Kessel, der mit einem Druke von einer Atmosphaͤre zu arbeiten haͤtte,
wird z.B. mit einem Druke von dreien probirt; einer, der fuͤr 10
Atmosphaͤren Druk bestimmt ist, hingegen mit einem Druke von 30. Da nun aber
die HHrn. Dulong und Arago bei
ihren uͤber die Spannkraft des Dampfes angestellten Versuchen es nie
uͤber einen Druk von 25 Atmosphaͤren hinaus zu bringen vermochten, so
kann der fuͤr 30 Atmosphaͤren probirte Kessel diesen Druk nie
erreichen. Dagegen kann an dem fuͤr einen Druk von nicht mehr dann 3
Atmosphaͤren probirten Kessel dieses Maximum sehr schnell durch mancherlei
zufaͤllige Umstaͤnde, z.B. durch eine offene Thuͤr, durch einen
staͤrkeren Luftzug u. dgl. erreicht werden. Was die uͤbrigen Ursachen
der Explosionen, namentlich das Sinken des Wassers unter ein bestimmtes Niveau, betrifft, so treffen
diese die Kessel mit hohem ebenso, wie jene mit niederem Druke. Diese
Erlaͤuterungen hielt Hr. Arago zu geben
fuͤr nothwendig, theils weil die bestehende Verordnung in den Augen mancher
bereits paradox erschien, theils wegen der Vorurtheile, in denen man beinahe
allerwaͤrts gegen die Kessel mit hohem Druke befangen ist. (Echo du monde savant, No. 484.)
Merkwürdig kurze Zeit, in der ein Dampfboot
ausgeruͤstet wurde.
Nach den in englischen Blaͤttern erschienenen Berichten ward kuͤrzlich
auf der Werfte von Chatham ein Dampfschiff von bedeutender Tonnenladung vom Stapel
gelassen, welches in der unglaublich kurzen Zeit von 8 Wochen vollkommen fix und
fertig gemacht worden war. Die Regierung soll diesen Versuch angestellt haben, um zu
erfahren, welches die kuͤrzeste Zeit ist, in der ein derlei Schiff
hergestellt werden kann. Die Zahl der Arbeiter war vollkommen frei gegeben. Die
Arbeiter hingen an dem Schiffe wie Bienen an einem Stoke, und machten so viele
Arbeitsstunden, als sie konnten. Fuͤr Arbeitslohn war die Summe von 4000 Pfd.
St. bewilligt, und die allenfalls hievon uͤbrig bleibende Summe sollte unter
die Arbeiter vertheilt werden.
Ueber die Benuzung des Dampfes als Löschmittel bei
Feuersbrünsten.
Hr. Picard richtete im Februar 1838 an die Pariser
Akademie der Wissenschaften eine Notiz in Betreff der Benuzung des Dampfes bei
Feuersbruͤnsten. Der Vorschlag fand damals unter den Ingenieurs wenig
Beifall, wahrscheinlich weil man daraus, daß man an einigen Dampfkesseln die
Feuerung durch einen Gasstrom zu bethaͤtigen pflegt, abnahm, daß der Dampf
eine ganz andere, als die von dem Proponenten erwartete Wirkung haben
koͤnnte. Dessen ungeachtet scheint es aber, daß der Dampf unter gewissen
Umstaͤnden mit Nuzen zu dem angedeuteten Zweke verwendet werden kann, wie aus
nachstehendem Schreiben, welches Hr. Colladon in Genf an
Hrn. Arago richtete, hervorgeht. „Ich
errichtete, schreibt Hr. C., gemeinschaftlich mit Hrn. Duchesne in Avignon eine Krappfabrik, in der wir mit mehreren neuen
Methoden Versuche machten. Die Triebkraft der Fabrike liefern zwei
Dampfmaschinen zu 18 Pferdekraͤften, welche waͤhrend der Dauer der
Arbeiten Tag und Nacht in Gang sind. Die Nachbarschaft zwischen diesen
Dampfmagazinen und unseren Troknenkammern veranlaßten uns auf Benuzung des
Dampfes bei eintretender Feuersgefahr zu denken. Wir leiteten daher in eine der
Troknenkammern provisorisch eine Roͤhre, durch welche der Dampf von einem
Kessel herbeistroͤmen konnte. Die Kammer, welche 117 Kubikmeter
Rauminhalt hat, empfaͤngt nur durch die unten an ihr angebrachten
Oeffnungen Luft, und endigt sich oben in ein Gewoͤlbe und in einen
Rauchfang von 0,40 Centim. Durchmesser. Zum Versuche haͤngten wir
ungefaͤhr zwei Meter unter der Woͤlbung eine aus tannenen Latten
zusammengesezte Huͤrde von 8 Quadratmeter Oberflaͤche auf, auf der
wir eine 0,40 Centim. dike Schichte scharf getrokneter Holzspaͤne
ausbreiteten. Diese Holzmasse ward von Unten an mehreren Stellen zugleich in
Brand gestekt. Kaum war die Thuͤre der Kammer geschlossen, als die Flamme
schon bis an das Gewoͤlbe reichte und bei dem Rauchfange hinausschlug.
Wir ließen nun Dampf in die Kammer ein, worauf das Feuer alsogleich merklich
abnahm, und in weniger als zwei Minuten gaͤnzlich erloschen schien. Da
wir jedoch die Dampfeinleitung unterbrechen mußten, indem etwas an der
Roͤhre in Unordnung gerathen war, so brannte das Feuer neuerdings wieder
auf. Wir brachten die Roͤhre wieder in Ordnung, und nunmehr war das Feuer
in 10 Minuten gaͤnzlich geloͤscht. Wir bemerkten bei diesem
Versuche, daß der Dampf die Lebhaftigkeit der Flamme ziemlich rasch
daͤmpft, daß es aber eine verhaͤltnißmaͤßig laͤngere
Zeit braucht, bis auch die Kohlen, welche zu glimmen fortfahren,
verloͤschen. Die Muͤndung des Hahnes, bei welcher der Dampf
eintrat, hatte 0,03 Centim. Durchmesser. Bei einem zweiten Versuche, bei dem der
Dampf durch eine Muͤndung von 0,01 Centim. eintrat, beschraͤnkte
der Dampf gleichfalls die Lebhaftigkeit des Feuers gar sehr; allein zur
voͤlligen Ausloͤschung des Holzes waren beinahe 20 Minuten Zeit
erforderlich. Brennende vegetabilische Koͤrper werden uͤbrigens
durch den Dampf noch leichter ausgeloͤscht, als brennende Fette; so
brannten z.B. brennende Kerzen, welche in die Kammer gestellt worden, noch ganz
gut, als die
Spaͤne und selbst die Latten schon gaͤnzlich verloschen waren.
Wenn unsere Fabrik vollkommen eingerichtet seyn wird, werden wir weitere
Versuche anstellen und deren Resultate seiner Zeit bekannt machen. Es kommen in
den Krappfabriken ziemlich haͤufig Feuersbruͤnste vor; denn wenn
die Krappwurzel stark getroknet ist, wird sie so leicht entzuͤndbar, daß
selbst die besteingerichteten Troknenkammern einer Entzuͤndung nicht
immer vorbeugen koͤnnen. Man erstikt das Feuer gewoͤhnlich durch
Verstopfung aller Luftzugaͤnge bald; immer verliert aber der Krapp hiebei
bedeutend an Guͤte. Wuͤrde sich der Dampf als ein wirksames
Loͤschmittel bewaͤhren, so waͤre er weit vorzuziehen, da er
dem Krappe keinen Schaden bringt, und da er sich auf das einfache Oeffnen eines
Hahnes schnell und leicht in der ganzen Kammer verbreiten wuͤrde. Der
Dampf erstikt das Feuer, indem er die Luft aus der Stelle treibt; indem er deren
Eintritt durch die Luftloͤcher hindert; und indem er sich auf allen
Theilen, die noch nicht brennen, verdichtet und sie dadurch feucht und zur
Entzuͤndung unfaͤhig macht. Es ist Schade, daß man sich dieses
Schuzmittels unter manchen Umstaͤnden, unter denen es mit großem Erfolge
angewendet werden koͤnnte, noch beinahe nirgendwo bediente. So
koͤnnte man z.B. in gewissen Theilen der Spinnereien, namentlich in den
Klopfkammern, wo am leichtesten Feuer ausbricht und die sich gewoͤhnlich
in der Nachbarschaft der Kessel befinden, Nuzen daraus ziehen; ebenso auf den
Dampfschiffen, und uͤberall, wo ein arbeitender Dampfkessel zur
Verfuͤgung steht, und wo das Feuer an einem Orte ausbricht, dessen
Zugaͤnge leicht abgesperrt werden koͤnnen.“ (Comptes rendus de l'Académie, 1839. No. 14.)
Der Themsetunnel.
Man erreichte bei dem Baue des so mannichfach beurtheilten und von so vielen
Calamitaͤten heimgesuchten Themsetunnels am 29. Aug. l. J. endlich den Punkt,
bis zu welchem das Wasser bei niederem Stande oder bei der Ebbe reicht, womit alle
weiteren Gefahren eines Durchbruches des Wassers wegfallen. Der Tunnel hat dermalen
in Allem eine Laͤnge von 920 Fuß, und es bleiben bis zu seiner
gaͤnzlichen Vollendung nur mehr 380 Fuß an dem Ufer von Middlesex zu bauen
uͤbrig. Woͤchentlich bringen die Arbeiter eine Streke von 9 Fuß
fertig, so daß man mit Ende des naͤchsten Jahres den Tunnel dem Verkehre
eroͤffnen zu koͤnnen hofft. (Mechanics'
Magazine, No. 839.)
Nasmyth's pneumatischer Spiegel.
Hr. Nasmyth zeigte bei der Versammlung der British Association in Birmingham einen von ihm
erfundenen, sogenannten pneumatischen Spiegel aus Spiegelglas vor. Das Glas hatte 3
Fuß 3 Zoll im Durchmesser und 3/16 Zoll Dike. Es war auf einem concaven gußeisernen
Lager mit Bienenwachs luftdicht befestigt worden. Durch Aussaugen der Luft hinter
dem Spiegel, was Hr. N. mit dem Munde und mit Huͤlfe eines Sperrhahnes
bewerkstelligte, wurde die Oberflaͤche des Glases sogleich concav, so zwar,
daß die Brennweite eine verschiedene war, je nachdem mehr oder weniger Luft
ausgesogen worden. Hr. N. zweifelt nicht, daß er das Glas auf diese Weise selbst bis
zum Bruche zu bringen vermag. – Hr. Forbes
bemerkte, daß er in diesem lezteren Falle den Bruch zu untersuchen wuͤnschte,
indem wohl auf keine andere Weise eine so regelmaͤßig wirkende Bruchkraft,
wie der Druk der Luft, zu erzielen seyn duͤrfte; und indem aus der
Untersuchung der Bruchstelle wohl einige Ausschluͤsse in Bezug auf die
Aggregationskraft und Elasticitaͤt der Molecuͤle hervorgehen
duͤrften. Selbst fuͤr die Geologie koͤnnte, wie er meint,
vielleicht einiges Licht hieraus zu entnehmen seyn. (Athenaeum, No. 619.)
Eine Maschine zur Fabrication der Krazen.
Bei der lezten Versammlung der British Association in
Birmingham erregte unter den zur Ansicht ausgestellten Gegenstaͤnden das
Modell einer Maschine, welche zur Fabrication der bei der Verarbeitung der Wolle so
unentbehrlichen Krazen bestimmt ist, besondere Aufmerksamkeit. Die Maschine windet
den Draht von einem Haspel ab, biegt und schneidet ihn in Stuͤke von
gehoͤriger Laͤnge, bohrt die Loͤcher, stekt die Zaͤhne in diese
und treibt sie so weit, als es noͤthig ist, ein; endlich biegt sie diese
Zaͤhne mit groͤßerer Genauigkeit, als es der gewandteste Arbeiter zu
verrichten vermag, unter dem erforderlichen Winkel. Eine derlei Maschine leistet
ebensoviel als 10 Arbeiter dermalen leisten; und eine Dampfmaschine von 5
Pferdekraͤften reicht hin, um 100 solcher Maschinen in Bewegung zu sezen.
(Mechanics' Magazine, No. 840.)
Ueber die Fabrication des chinesischen Papieres.
Hr. Jobart, den die belgische Regierung bei Gelegenheit
der lezten Industrieausstellung nach Paris abgeordnet hatte, erstattete einen
ausfuͤhrlichen Bericht uͤber seine Sendung. Besonders
ausfuͤhrlich handelt dieser Bericht uͤber die Papierfabrication und
die mit dieser zusammenhaͤngenden Industriezweige Frankreichs. Es wird darin
behauptet, daß vielleicht keine Fabrication in den lezten 10 Jahren in Frankreich so
große Fortschritte gemacht haben duͤrfte, als jene des Papieres. Das
franzoͤsische Papier hat sich dem englischen in Hinsicht auf Vollkommenheit
angenaͤhert, ist aber dabei im Preise sehr gesunken, waͤhrend das
englische gleich theuer blieb. Der Bericht erwaͤhnt ferner mit besonderem
Lobe der Fortschritte, welche in Frankreich die Fabrication des chinesischen
Papieres, dessen man sich zu den besseren Abdruͤken von Kupferstichen und
Lithographien bedient, machte. Hr. Jobart ergreift diese
Gelegenheit, um eine Beschreibung des Verfahrens, welches man in China selbst bei
der Fabrication dieses Papieres befolgt, mit dem Bemerken mitzutheilen, daß er seine
Aufschluͤsse von einem Belgier, Namens Breton, der
23 Jahre in China zubrachte, hat. Obwohl das Meiste hievon schon aus aͤlteren
Schriften uͤber China bekannt ist, so sind doch mehrere Notizen darin
enthalten, die unseren Lesern angenehm seyn werden, und die uns daher gleichfalls
zur Mittheilung dieses Berichtes veranlaßten. Das Capital, heißt es in dieser
Beschreibung, welches in China zur Anlegung einer Papierfabrik erforderlich ist,
scheint, dem Bedarfe an Geraͤthen nach zu schließen, sehr unbedeutend. Ein
Paar gußeiserne Kessel, einige hoͤlzerne Bottiche, ein mit Stuk gedekter
Trokenapparat, mehrere Bambusgeflechte, und einige Formen, die gleichfalls sehr
kuͤnstlich aus Bambus zusammengesezt sind, bilden beinahe das ganze
Fabrikmobiliar. Das Verfahren selbst ist folgendes. Man taucht die aus dem
Papier-Maulbeerbaume gebildeten Buͤndel, welche aus
abgeblaͤtterten Reisern von der Dike eines Gaͤnsekieles bestehen, in
einen Kessel mit siedendem Wasser, und nimmt sie wieder heraus, wenn in Folge des
Schwindens des unteren Endes der Rinde ungefaͤhr ein Zoll langes Stuͤk
des Holzes sichtbar geworden. Ist dieß der Fall, so breitet man die Reiser auf einer
Huͤrde aus, und schlaͤgt sie auf dieser so lange mit
Bambusstoͤken, bis sich die Rinde mit dem flachsartigen Faserstoffe davon
abloͤst. Dieser leztere wird, um ihn von aller Rinde zu befreien, von Weibern
wie Flachs gehechelt. Die gehechelte seidenartig glaͤnzende Faser gibt man in
eine Art steinernen Moͤrsers, der bis zu seiner Muͤndung in den Boden
eingesezt ist, und dessen Staͤmpel, welcher aus einem Stuͤk harten
Holzes besteht, in der Mitte des Moͤrsers mittelst eines aus starken
Bambusstoͤken zusammengesezten Rahmens senkrecht erhalten wird. Dieser
Staͤmpel wird von Arbeitern mit Hebeln, auf denen sie, um sich weniger zu
ermuͤden, bald sizen, bald stehen, auf und nieder bewegt, bis die Fasermasse
dadurch in eine gleichmaͤßige Zeugmasse verwandelt worden. Diese Masse bringt
man, wenn das Papier keine Leimung bekommen soll, mit reinem Wasser, und wenn man
ihm eine solche geben will, mit Reiswasser in eine Buͤrte. Aus dieser
schoͤpfen zwei Arbeiter mit ihrer Form ein Blatt nach dem anderen, wobei sie
theils, um die Zeugmasse gleicher zu vertheilen, theils um sie schneller abtropfen
zu machen, die Form mit einem ausgekerbtem Stabe leicht erschuͤttern.
Zwischen die einzelnen ausgehobenen Blaͤtter wird kein Flanell gelegt, wie es
bei uns zu geschehen pflegt, sondern man schichtet sie in Haufen auf, und bringt nur
an dem einen ihrer Enden kleine Stuͤkchen Holz, welche zum Fassen und
Ausheben derselben dienen, zwischen sie. Die Blaͤtter werden sodann auf der
aus Stuk gebildeten Platform, unter der man ein Feuer unterhaͤlt,
ausgebreitet, und mit einer feinen Buͤrste gezwungen, sich an diese Platform
anzulegen. In ein Paar Secunden sind sie vollkommen troken, wo man sie dann im
Zigzag so faltet, wie sie im Handel zu uns kommen. Das ganze Material einer großen
chinesischen Papierfabrik ist keine 1500 Fr. werth. Ein Rieß von 100 großen Blaͤttern, welches
in Frankreich mit 60 bis 80 Fr. bezahlt wird, kostet in China nicht mehr als 8 bis 9
Fr. Die Blaͤtter der chinesischen Buͤcher sind, weil sie der in China
uͤblichen Drukmethode gemaͤß nur auf einer Seite bedrukt werden
koͤnnen, durchaus gedoppelt. Das Druken selbst geschieht auf folgende Weise.
Ein Schriftkundiger schreibt die fuͤr den Druk bestimmten Werke mit einem
Pinsel sauber auf Papier. Dieses Papier wird mit der Schrift nach Abwaͤrts
gekehrt auf die zum Druke bestimmten Holzbloͤke, die aus einem sehr zarten in
China einheimischen Holze bestehen, geleimt. Ist das Papier troken geworden, so
befeuchtet man es etwas weniges mit einem Schwamme und nimmt es von dem Bloke ab,
auf dem sodann die Schriftzuͤge zuruͤkbleiben. Weiber und Kinder
schneiden hierauf mit kleinen staͤhlernen Instrumenten die Schriften aus, so
daß erhaben gravirte Bloͤke, wie man sie in der Kattundrukerei hat, zum
Vorscheine kommen. Mit diesen Bloͤken wird gedrukt; man hat aber weder eine
Presse, noch eine Walze, noch irgend andere Vorrichtungen; sondern das ganze
Verfahren besteht einfach darin, daß man mit einer in die Schwaͤrze
getauchten Buͤrste leicht uͤber den Bloͤk hinfaͤhrt; daß
ein Kind das Ende eines Blattes an den Rand des Blokes haͤlt, waͤhrend
ein zweites Kind das andere Ende aufgehoben und gespannt erhaͤlt; und daß der
Druker mit einer trokenen Buͤrste uͤber den Ruͤken des
Papierblattes hinfaͤhrt, um es an der Schwaͤrze ankleben zu machen.
Ein guter Arbeiter zieht gewoͤhnlich nach jeder Schwaͤrzung drei
Abdruͤke von einem Bloke ab, wobei er nach jedem mit seiner Buͤrste
etwas staͤrker anhaͤlt. Da die zum Druke verwendete Schwaͤrze
ausloͤschlich ist, so werden alle alten Papiere abgewaschen und wieder unter
den Staͤmpel gebracht. Hr. Breton sah auch eine
Art sehr zaͤhen Pakpapieres, welches kaum leichter als Musselin zu zerreißen
ist, und dessen sich der gemeine Chinese haͤufig als Saktuch bedient, aus
Floretseide bereiten. Als die Englaͤnder das erste endlose Papier nach China
brachten und damit den chinesischen Fabrikanten etwas fuͤr sie Unerreichbares
zu zeigen waͤhnten, erboten sich diese sogleich Papier von jeder
Laͤnge und Breite zu liefern. Sie hielten auch wirklich Wort, und zwar ohne
daß sie mehr thaten, als daß sie die englische 80,000 Fr. kostende Maschine durch
einen langen Bottich ersezten, der kaum uͤber 40 Fr. kostet. Ihr Verfahren
ist folgendes. Sie stampfen Floretseide auf die angegebene Weise, und sezen die
dadurch erlangte Zeugmasse in dem langen Bottiche der Sonne aus. Die Seide steigt,
da sie specifisch leichter ist als das Wasser, allmaͤhlich an dessen
Oberflaͤche empor, um auf dieser ein Haͤutchen zu bilden, welches
durch die Sonne gar bald eine solche Consistenz bekommt, daß es einem leichten Zuge
zu widerstehen im Stande ist. Ein gewandter Arbeiter erfaßt sodann das Ende dieses
Haͤutchens zwischen zwei duͤnnen Latten, und zieht es hierauf langsam
aus dem Bottiche, in welchem man das Wasser waͤhrend des Ausziehens des
Haͤutchens bestaͤndig auf der Hoͤhe der Wand, an der es
ausgezogen wird, erhaͤlt. An der frei gewordenen Wasserflaͤche erhebt
sich neue Seidenmasse, welche sich stets an das Ende des Haͤutchens ansezt,
so daß man aus dem Bottiche bis zur Erschoͤpfung der in ihm enthaltenen
Zeugmasse ein ununterbrochenes Blatt ausziehen kann. Gewoͤhnlich gibt man den
Blaͤttern bei 3 Fuß Breite 20 Fuß in der Laͤnge. Zum Behufe des
Troknens breitet man sie auf Gras, auf dem man sie umkehrt. Die chinesischen
Papierfabriken sehen daher von Weitem wie Bleichen aus. Handelt es sich um endloses
Papier, was uͤbrigens der Chinese fuͤr unnuͤz haͤlt, so
wird das Haͤutchen auf einen an dem Bottiche befindlichen Cylinder
aufgerollt, wobei man zwischen die Windungen bereits trokenes Papier einlegt. Dieses
Seidenpapier, welches gelblich ist, dient hauptsaͤchlich zum Einwikeln
verschiedener Gegenstaͤnde. Es ist nicht von ganz gleicher Dike, jedoch so
stark, daß ein Streifen von 3 Millimeter ein Gewicht von einem Kilogramm zu tragen
vermag, ohne darunter zu reißen. Seine Staͤrke verdankt es den Seidenfasern,
von denen einige nach der Fabrication 2 bis 3 Centim. Laͤnge haben. Es
waͤre wohl der Muͤhe werth, diese Art der Papierfabrication auch in
Frankreich und Italien, wo man so viele Floretseide zur Verfuͤgung hat, daß
vor einigen Jahren ein Chemiker sie als Duͤnger zu benuͤzen vorschlug,
zu versuchen. (Echo du monde savant. 1839, No. 490.)