Titel: | Verbesserungen an den Kutschenfedern, worauf sich Louis Mathurin du Maurier, in Lombard Street, in der City of London, auf die von einem Ausländer erhaltenen Mittheilungen am 3. Jan. 1839 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. V., S. 18 |
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V.
Verbesserungen an den Kutschenfedern, worauf sich
Louis Mathurin du
Maurier, in Lombard Street, in der City of London, auf die von einem Auslaͤnder
erhaltenen Mittheilungen am 3. Jan. 1839 ein
Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts. Okt. 1839, S.
10.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Maurier's Kutschenfedern.
Die Erfindung welche unter diesem Patente begriffen ist, besteht in einer Verbindung
von Hebeln und Schiebern mit eigenthümlich geformten Federn. Der Zwek derselben ist Verminderung der
an einer Kutsche erforderlichen Anzahl von Hebeln und zugleich auch Verhütung des
Umstürzens der Eilwagen und anderer derlei Fuhrwerke, selbst wenn eines der an einer
Achse befindlichen Räder um 12 Zoll höher zu stehen kommen sollte, als das
andere.
Zur Verständigung und Versinnlichung dieser Federn sind in Fig. 5 bis 8 mehrere Ansichten eines
mit denselben ausgestatteten Fuhrwerkes gegeben. Ich habe dazu nur zu bemerken, daß
die Federn nicht nur an dreikästigen Eilwagen der abgebildeten Art, sondern
überhaupt an jedem vierräderigen Fuhrwerke, und mit gewissen. Modificationen auch an
zweiräderigen angebracht werden können. In sämmtlichen Figuren sind zur Bezeichnung
gleicher Theile gleiche Buchstaben beibehalten.
Fig. 5 ist ein
Längenaufriß eines Eilwagens mit drei Kästen. Fig. 6 ist ein Grundriß
des Wagengestelles, an welchem der größeren Deutlichkeit wegen Kasten und Räder
weggelassen sind. Fig. 7 ist eine Ansicht des hinteren Theiles, woran man den Kasten nur im
Umrisse angedeutet sieht, und wobei der Wagen als auf einer ebenen Straße laufend
gedacht ist. Fig.
8 gibt eine ähnliche Ansicht, jedoch ist hier das eine der Räder höher
gestellt als das andere, um zu zeigen, daß der Kasten der bedeutenden Neigung der
Radachse ungeachtet horizontal gestellt bleibt.
A, A ist ein eiserner oder hölzerner Balken, welcher die
Federn B, B trägt. Diese sind durch die Glieder oder
Bänder D, D mit den Hebeln C, an deren Enden die Bänder festgemacht sind, verbunden. Der Balken A ist unmittelbar über der Radachse nach der Quere des
Kastens angebracht, und besizt mehr Breite als Dike. Ein ähnlicher Balken ist an den
Seiten des Kastens befestigt, und zwar sowohl an dem vorderen als an dem hinteren
Theile. Die Hebel C, C ruhen in Lagern, die an dem
unteren Theile des Balkens A angebracht sind. Die Federn
B, B sind in ihrer Mitte durch ein Band und mit
Schrauben und Schraubenmuttern an einander befestigt. Die obere Feder, welche die
größere ist, ruht direct auf zwei Reibungsplatten b, b,
die auf den Balken A, A geschraubt sind; die untere
dagegen ruht auf einer elastischen Platte c, c. An jedem
Ende der Federn kann eine Reibungsrolle so angebracht werden, daß dadurch deren
Bewegung erleichtert wird. C, C sind, wie bereits oben
gesagt worden, Hebel, welche in dem unteren Theile des Balkens A, A aufgezogen sind; das eine Ende dieser Hebel steht
an der Stelle f, f mit dem Bande D in Verbindung; das andere Ende ist zu dem gleich näher anzugebenden
Zweke gabelförmig gebildet. Die beiden Bänder sind an ihren unteren Enden bei f mit dem kurzen Arme der Hebel
C verbunden, während sie auf dem Scheitel der Federn B, B, auf dem sie beide ruhen, mit einer Schraube und
Schraubenmutter festgemacht sind. Die Enden der Bänder D,
D sind verdikt, damit ein Ausschnitt, welcher zur Aufnahme des Kopfes der
Hebel C, C dient, in ihnen angebracht werden kann. Diese
Einrichtung ist getroffen, um die Bänder zu verstärken; um zu verhüten, daß nicht
das ganze Gewicht dieses Theiles des Wagens aus den Verbindungsbolzen falle; und um
dadurch allenfallsigen Brüchen vorzubeugen. E, E sind
zwei krummlinige Schieber, in denen eine Reibungsrolle F
läuft. Diese leztere ist an der Gabel g der Hebelenden
C, C angebracht. Die Schieber sind mit ihrem Fuße an
der Achse festgemacht; ihr äußeres Ende wird von einer Stüze G getragen, welche auf der Achse oder dem Querbalken festgemacht ist. Die
Curve dieser Schieber muß nach dem Grade der Neigung, welche die Kutsche auszuhalten
im Stande seyn soll, berechnet seyn. Man kann sie z.B. so anfertigen, daß der Wagen
eine Neigung von ungefähr 30 Zoll verträgt, ohne deßhalb umzustürzen. Damit sich die
Reibungsrolle F nicht zu rasch abnüze, kann man sie aus
gehärtetem Eisen, aus Stahl oder Gußeisen verfertigen lassen.
H, H in Fig. 5 und 6 sind Bänder, welche
einerseits an den Federn B, B und andererseits an der
Langwied oder an der anderen Radachse festgemacht sind. Sie verhüten das Abweichen
der Federn B, B von der senkrechten Stellung und die
Neigung derselben nach Vor- und Rükwärts, wenn der Wagen bergan oder bergab
fährt.
An mehreren Wagen sind die vorderen Räder durch keine Langwied oder Schwanenhälse mit
den hinteren Rädern verbunden. Das neue System ist auch auf diese, so wie auf alle
anderen Arten vierräderiger Fuhrwerke anwendbar; nur muß in diesem Falle der Kasten
durch Stangen oder Ketten, wie man sie in Fig. 5 und 6 bei H, H sieht, mit dem vorderen und Hinteren Theile des
Wagengestelles verbunden werden. Dasselbe System läßt sich übrigens auch auf
zweiräderige Wagen anwenden, indem es dazu nichts weiter braucht, als daß man den
oben beschriebenen Apparat auf einen Rahmen statt auf die Achse bringt.
Das Spiel dieser zusammengesezten Federn geht nun folgendermaßen von Statten. Wenn
der Wagen auf ebenem Boden läuft, so genügt die Elasticität der Federn B, B, um jede Erschütterung des Kastens des Wagens zu
verhüten, wobei die Glieder oder Bänder stets ihre senkrechte Stellung beibehalten,
während die Rollen F der Hebel C,
C auf der Mitte des Schiebers E ausruhen, wie
man in Fig. 7
sieht. Wenn dagegen eines der Räder hoher zu stehen kommt als das andere, so bewegt
sich der dem tiefer stehenden Rade zunächst liegende Hebel in dem Schieber empor, und der dem
höher stehenden Rade zunächst liegende Hebel in demselben Verhältnisse herab, wie
dieß aus Fig.
8 zu ersehen ist. Die Hebel C, C behalten
demnach stets dieselbe horizontale Stellung bei, und somit bleibt auch die Stellung
des Kutschenkastens dieselbe. In dem Maaße, als das Rad wieder auf mehr ebenen Boden
gelangt, kommt auch die Rolle F wieder in ihre frühere
Stellung.
Schließlich erklärt der Patentträger, daß er wohl wisse, daß man bereits früher Wagen
an Hebeln, welche auf Federn wirkten, aufhängte, und daß er demnach keineswegs
gesonnen sey, die Uebertragung des Gewichtes des Wagens auf die Federn B, B mittelst der Hebel C, C
und der Bänder D, D als seine Erfindung anzusprechen.
Dagegen erklärt er als solche: 1) die Anwendung der Schieber E, E in Verbindung mit einer für Kutschen geeigneten Art von Feder; und 2)
die Verbindung der einzelnen Theile zu einem Ganzen, wodurch dem Umwerfen der Wagen
wesentlich vorgebeugt wird.