Titel: | Verbesserte Methode Verzierungen oder Muster auf Gaze, Musselin und Tull, so wie auch auf verschiedenen Arten von Wollentuch und anderen Geweben zu erzeugen, und Verbesserungen an den hiezu dienlichen Apparaten, worauf sich John Heathcoat, Tullfabrikant in Tiverton in der Grafschaft Devon, am 4. Mai 1837 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. VIII., S. 26 |
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VIII.
Verbesserte Methode Verzierungen oder Muster auf
Gaze, Musselin und Tull, so wie auch auf verschiedenen Arten von Wollentuch und anderen
Geweben zu erzeugen, und Verbesserungen an den hiezu dienlichen Apparaten, worauf sich
John Heathcoat,
Tullfabrikant in Tiverton in der Grafschaft Devon, am 4. Mai 1837 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of arts. Okt. 1839, S.
25.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Heathcoat's verbesserte Methode Verzierungen auf Gaze, Musselin und
Tull zu erzeugen.
Der erste Theil dieser Erfindungen betrifft eine neue Methode Verzierungen oder
Figuren, welche aus Bordüren, sogenannten Neiges, Ansezspizen oder schmalen Streifen
irgend eines geeigneten Fabricates bestehen, zu erzeugen, indem man diesen
Fabricaten dadurch, daß man sie auf Stifte bringt, welche zu deren Aufnahme in
Kreisen, Curven, Winkeln oder anderen Figuren gestellt worden, neue Formen und
Gestalten gibt. Wie dieß geschehen soll, wird aus der nachfolgenden Beschreibung der
Abbildungen hervorgehen. Zum Voraus bemerke ich nur, daß ich mich übrigens gerade
nicht an die hier zu beschreibende Maschinerie binde, sondern daß ich im Allgemeinen die
Erzeugung verschiedener Verzierungen mittelst Stiften, diese mögen auf einem
Cylinder oder irgend einer ebenen oder gewölbten Oberfläche angebracht seyn, als
meine Erfindung anspreche. Ebenso erkläre ich als meine Erfindung die Erzeugung
verschiedener Verzierungen aus Neigen, Borduren, Ansezspizen u. dergl., wobei ich an
bestimmten Stellen Räume lasse, durch welche die Erzeugung von Curven oder scharfen
Winkeln erleichtert und zugleich gestattet werden soll, daß man mit den genannten
Fabricaten Verzierungen erzeugen kann, ohne daß man sie zu falten oder zu verdrehen
braucht. Die zur Bildung eines Musters nöthigen Einziehungen, und die neue Form,
welche die Bordüren dadurch erlangen, daß man sie auf die für sie bestimmten Stifte
bringt, so wie die Eigenthümlichkeit dieses Theiles meiner Erfindung werden zur
Genüge aus Fig.
12 erhellen. Auch wird hieraus hervorgehen, daß, je nachdem man den
Stiften Verschiedene Stellungen gibt, hiedurch auch höchst mannichfaltige Muster
erzeugt werden können.
Der zweite Theil meiner Erfindung betrifft gewisse Maschinerien, Werkzeuge oder
Apparate, welche zur Verfertigung von Verzierungen der angegebenen Art dienen
sollen. Fig.
10 ist eine seitliche Ansicht oder ein Aufriß einer Maschine, welche aus
dem großen Cylinder A und dem kleinen Cylinder B, die sammt Zugehör in dem Gestelle C aufgezogen sind, bestehen. Der Kranz des großen
Cylinders ist mit Löchern, welche zur Aufnahme der Stifte a,
a dienen, versehen. Diese Löcher sind je nach dem Muster, welches erzeugt
werden soll, in Curven oder anderen Figuren gestellt, wie dieß am deutlichsten aus
dem in Fig.
11 gegebenen Grundrisse dieser Maschine erhellt. Die Stifte werden von
einer krummlinigen Platte D, die innerhalb oder unter
dem oberen Theile des Cylinderkranzes auf der Welle des Cylinders A ruht, getragen. Diese Platte ist so geformt und wird
mittelst des Bandes e so in ihrer Stellung erhalten, daß
die Stifte in dem Maaße, als sie allmählich mit dem kleinen Cylinder B in Berührung kommen, in den durchlöcherten Cylinder
A zurükgedrängt werden, wodurch die Bordüren oder
sonstigen Muster von den Stiften frei werden. Wenn der Cylinder seine
Umlaufsbewegung fortsezt, sinken die Stifte sodann vermöge ihres eigenen Gewichtes
herab, so daß sie wieder über den Cylinder A
hinausragen, in welcher Stellung sie hierauf von der krummlinigen Platte D erhalten werden, während sie sich nach einander gegen
den oberen Theil des Kreises bewegen, wie dieß am besten aus Fig. 13 erhellt.
Auf diese Stifte nun werden die Bordüren oder sonstigen Fabricate, die am
geeignetsten von Spulen I, I ablaufen dürften,
gebracht.
Durch das Umlaufen des Cylinders A werden sie gegen den
Cylinder B vorwärts geführt, welcher seinerseits den
Tull oder das sonstige Fabricat von der Walze H abnimmt
und es auf dem oberen Theile seiner Oberfläche dem Cylinder A annähert. Da sich die Oberflächen beider Cylinder mittelst der an ihren
Wellen angebrachten und in einander eingreifenden Räderwerke gleichzeitig und
gleichmäßig bewegen, so werden der Tull und die Bordüre an einander gebracht und
zwischen den Cylindern zusammengepreßt. Ueber dem kleinen Cylinder drükt die
Kleisterwalze E, deren Oberfläche der Gestalt, welche
die Bordüre auf dem Cylinder A bekommen soll entsprechen
muß, auf den Tull. Der Kleister oder Kitt, welcher bloß da, wo die Bordüre
angebracht werden soll, auf den Tull aufgetragen wird, wird, wenn der eben
angegebene Druk auf ihn wirkt, die Bordüre fest auf den Tull kleben. Die Walze E wird mittelst einer kleinen Walze F, die mit ihrer unteren Seite in einen mit Kitt
gefüllten Trog untertaucht, mit Kitt oder Kleister versehen. Da die Walzen E und F durch die an ihren
Wellen aufgezogenen Räder verbunden sind, und mit den Cylindern A, B in gehörigem Verhältnisse stehen, so wird auf jenen
Theil des Tulles oder sonstigen Fabricates, welches die Bordüre als Verzierung
bekommen soll, eine entsprechende Menge Kitt oder Kleister aufgetragen. Ich habe es
geeignet gefunden, die Walze F mit Wollentuch oder
irgend einem anderen elastischen Stoffe zu überziehen, damit dieser allen
Unebenheiten des unter ihm weglaufenden Materiales nachgibt.
G ist ein zur Aufnahme des Tulls bestimmter Cylinder,
welcher seine Bewegung durch einen über den Cylinder B
laufenden Riemen mitgetheilt erhält. Der Tull wird hiedurch von ihm abgezogen, und
zugleich wird auch die Neigung, an dem Cylinder B hängen
zu bleiben, welche derselbe haben könnte, aufgehoben. Damit jedoch der Tull nicht
ausgestrekt oder in die Länge ausgespannt werde, so wie auch damit er besser von dem
Cylinder abgehe, lasse ich unter dem Tull einige Seidenfäden über den Cylinder B laufen. Diese Fäden streifen nämlich den Tull von dem
Cylinder ab, und bleiben auch bis zur gänzlichen Beendigung der Operation und bis
der Tull von dem Cylinder G genommen wird, mit ihm in
Berührung.
Gegen jeden der beiden Cylinder A, B drüken nasse
Schwämme b, b, welche allen allenfalls an ihnen hängen
gebliebenen Kleister oder Kitt beseitigen. Der Cylinder B, der durch ein Räderwerk und einen Treibriemen die übrigen Cylinder und
Walzen in Bewegung bringt, wird mittelst eines Trittes, der auf das an dessen Welle
fixirte Sperrrad wirkt, oder mittelst einer anderen Vorrichtung in Thätigkeit
gesezt. c ist eine Feder, welche auf den Cylinder A drükt, und dadurch den Druk regulirt, der zwischen den beiden
Cylindern auf den Tull und die Bordüre ausgeübt wird.
Der Trog, welcher den Kleister oder Kitt enthält, ist so regulirt, daß eine gehörige
Quantität von diesem an der Oberfläche der Walze F
hängen bleibt, während aller überschüssige Kleister durch den Druk, den die Seite
des Troges gegen die Walze ausübt, abgehalten wird.
Ich finde es für gut, den Tull oder das sonstige Fabricat, an welchem die Bordüre
angebracht werben soll, abwechselnd unter und über den Drähten d weglaufen zu lassen, um ihn dadurch ausgebreitet und
in mäßiger Spannung zu erhalten. Ebenso sollen an der Spule K und dem Cylinder G Spannungsschnüre und
Gewichte angebracht werden, damit man den Seidenfäden und der fertigen Arbeit die
Spannung zu geben im Stande ist.
Damit die einzelnen Theile des Apparates anschaulicher werden, habe ich an dem
Grundrisse Fig.
11 das zu bearbeitende Fabricat ganz weggelassen. Bemerken muß ich auch,
daß es gut ist, wenn man die nassen Schwämme b, b durch
Hebel oder Federn gegen die Oberflächen der Cylinder A
und B andrüken läßt.
Ich habe, um mein Verfahren besser zu versinnlichen, ein ohne Unterbrechung
fortlaufendes Muster, wie ich es unter dem Namen Bordüre (border) verstehe, abgebildet; es ist jedoch klar, daß, wenn zwischen
einzelnen Theilen des Musters leere Zwischenräume gelassen werden, nach Belieben des
Fabrikanten und nach der hienach getroffenen Anordnung der Stifte und der Walze,
womit der Kleister auf den Tull aufgetragen wird, auch verschiedene
unzusammenhängende Verzierungen, wie Bouquets u. dergl., hervorgebracht werden
können. Will man nach meinem Verfahren Brüsseler Spizen oder sogenannte Honiton
Sprigs nachahmen, so muß man zu der Bordüre ein Material nehmen, welches sowohl
seiner Form als auch seiner sonstigen Beschaffenheit nach den mit der Hand oder mit
Nadeln geklöppelten Spizen vollkommen ähnlich ist. Man kann in diesem Falle die
Verzierungen auch auf dieselbe Weise an den Tull nähen, wie dieß an den Brüsseler
Spizen, Honiton Sprigs, zu geschehen Pflegt: ein Verfahren, welches man, wenn man es
für nöthig erachtet, auch dann einschlagen kann, wenn es sich um Nachahmung von
Chantilly und anderen Blonden handelt.
Die Stifte, wie in Fig. 14 einer abgebildet ist, eignen sich vorzüglich dann, wenn die
Bordüren Löcher oder offene Stellen, mit denen sie leicht auf die Stifte gestekt
werden können, haben. Hat die Bordüre ein dichteres Gewebe, so müssen die Stifte
kleiner seyn.
Ich bediente mich des allgemeinen Ausdrukes Kleister oder Kitt, weil man einen solchen aus
verschiedenen Gummisorten oder anderen klebenden Substanzen zusammensezen kann. Ich
fand arabisches Gummi, welches mit Wasser zu einem Schleime von Rahmsconsistenz
angemacht worden, ganz entsprechend, gründe jedoch auf keine derlei Composition
irgend einen Anspruch.