Titel: | Bericht des Hrn. Gaultier de Claubry über die von Hrn. Victor Discry, in Paris rue de Popincourt, No. 68, in der Porzellanmalerei gemachten Verbesserungen. |
Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. X., S. 32 |
Download: | XML |
X.
Bericht des Hrn. Gaultier de Claubry uͤber die von Hrn.
Victor Discry, in
Paris
rue de Popincourt, No. 68, in der Porzellanmalerei gemachten
Verbesserungen.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. Mai 1839, S. 169.
Ueber Discry's Verbesserungen in der Porzellanmalerei.
Hr. Discry, Porzellanfabrikant in Paris, hat der
Gesellschaft eine Menge Proben von Porzellan überreicht, welches nach besonderen,
von ihm erfundenen Methoden verziert wurde. Ihre Commission für die chemischen
Künste hat diese Erzeugnisse untersucht, und in deren Auftrag habe ich die Ehre,
Folgendes zu berichten.
Es werden in der Porzellanmalerei zwei Arten von Farben angewendet: die Scharffeuer- und die Muffel-Farben.
Bisher kannte man nur eine kleine Anzahl von ersteren, und man war wenigstens bei
einer fortgesezten Arbeit dahin gekommen, immer nur eine einzige dieser Farben auf
ein Stük, alle übrigen Farben aber nach und nach aufzutragen, und in der Muffel
einzubrennen.
Bisher war es auch allgemein der Brauch, daß der Maler mittelst einer besondern Art
von Pinsel jene Farbe auf das Stük auftrug, welche die Grundfarbe bilden sollte. Die zahlreichenzahreichen Versuche, die man angestellt, um diese Farben durch Eintauchen zu
erhalten, führten nur zu isolirten Resultaten, so daß eine fabrikmäßige Befolgung
dieses Verfahrens erst zu begründen war. Hr. Discry,
Eigenthümer einer bedeutenden Anstalt, und mit großer Beharrlichkeit begabt,
beschäftigte sich 15 Monate hindurch mit Versuchen hierüber, deren Ergebnisse im
höchsten Grade beachtungswerth sind.
Es gelang ihm bis jezt, die Bereitung von 24 Scharffeuer-Farben, mit denen er
das Porzellan auf das Glänzendste zu verzieren im Stande ist. Da sich bei seinem Verfahren zugleich große
Ersparnisse ergeben, so kann deßhalb der Preis des mit Scharffeuer-Farben
bemalten Porzellans bedeutend billiger gestellt werden, als bisher.
Geübte Maler allein können mittelst der genannten Pinsel einen Vollkommen gleichen
Grund erhalten, und je nach der Beschaffenheit der Stüke, deren täglich 24 bis 40
bemalen. Nach dem Verfahren des Hrn. Discry mittelst des
Eintauchens vermag ein einziger Arbeiter 12–1500 ganz gleiche Stüke
zuzubereiten. Denn wenn das Verfahren, worauf sich dieser Theil der Arbeit gründet,
richtig ausgeführt wird, so wird auf jeden Theil des Stükes eine vollkommen gleiche
Menge Farbe aufgetragen.
Es verdient dieß besonders beachtet zu werden; denn bei der Verfertigung eines
Services z.B. muß nothwendig jedes Stük zum anderen sehen, was, wie man leicht
begreift, bei Anwendung des Pinsels nur bei großer Uebung und Sorgfalt möglich seyn
kann.
Um die Wichtigkeit der Erfindung des Hrn. Discry
darzuthun, wollen wir nun dieses Verfahren, welches er befolgt, so wie die
Ergebnisse, die daraus hervorgehen, betrachten.
Die Stüke werden, wenn sie bis zum Glasiren fertig sind, in die Flüssigkeit, welche
den färbenden Stoff schwebend enthält, getaucht, sodann an der Luft getroknet,
hierauf in den gewölbten Raum (globe) des Ofens gebracht, glasirt, und im Scharffeuer gebrannt. Sie bekommen hiedurch eine ganz
gleichmäßige Farbe, und wenn sich die Vortheile des Verfahrens des Hrn. Discry hierauf allein beschränkten, so würde dieses
Verfahren nur auf die Verzierung einer kleinen Anzahl von Stüken anwendbar seyn.
Vermöge der Reserven, die man auf bestimmten Theilen der Stüke anbringt, kann die
Farbe des Bades beim Eintauchen an diesen Punkten nicht haften, und bringt man
alsdann das Stük in den Verglühofen, so kann man, nachdem die Reserve in ihm
zerstört worden, allen weiß gebliebenen Theilen eine neue Farbe geben. Es können
sodann diese Theile an bestimmten Punkten mit einer neuen Reserve bedekt und in eine
andere Farbe getaucht werden, u.s.w., so daß die Stüke mehrere Farben erhalten, und
erst glasirt werden, wenn alle Scharffeuer-Farben aufgetragen sind. Nach dem Auftragen der Glasur
werden die Stüke unter den gewöhnlichen Vorsichtsmaßregeln gebrannt.
Es geht hieraus hervor, daß man das Porzellan mittelst des Eintauchens mit mehreren
Scharffeuer-Farben unter der Glasur bemalen kann, was folgende Vortheile mit
sich bringt.
Man kann leicht für eine beliebige Reche von Stüken, die man in dasselbe Bad
eintaucht, eine ganz gleiche Farbe erlangen.
Die Unfälle, welche sich im Feuer ereignen und bedeutende Verluste veranlassen, sind
verhältnißmäßig viel seltener, da man durch einmaliges Brennen mehrere Farben
erhält.
Alle Ausgaben, welche durch den Arbeitslohn für das Einsezen in die Kapseln und das
Herausnehmen aus ihnen, das Einsezen der Kapseln in den Ofen und das Ausnehmen
derselben veranlaßt werden, stellen sich zum wenigsten in demselben Verhältnisse
geringer.
Und da zu gleicher Zeit das Auftragen der Farben binnen einer Zeit vollbracht werden
kann, die im Vergleiche mit dem älteren Verfahren so sehr viel kürzer ist, daß ein
Arbeiter 12–1500 Stüke bemalen kann, während er früher nur 24 bis 40 fertigen
konnte, so wird das Verfahren des Hrn. Discry eine
bedeutende Verminderung des Preises des bemalten Porzellans zur Folge haben, und
somit auch den Verbrauch an solchem bedeutend erweitern.
Wenn es nun auch leicht ist, alle die Vortheile, die wir so eben angegeben haben, zu
verwirklichen, so darf man doch nicht glauben, daß alle Stüke genau auf eine und
dieselbe Weise zubereitet werden können. Hr. Discry
befolgt je nach der Beschaffenheit der Stüke zwei verschiedene Methoden, die
vermengt nur zu schlechten Resultaten führen würden. Das Brennen selbst erfordert je
nach der Zahl und der Beschaffenheit der auf die Stüke aufgetragenen Farben
besondere Sorgfalt: nur aus der Gesammtheit dieser Operationen ergeben sich alle die
Vortheile des in Rede stehenden Verfahrens.
Unter den Farben, die Hr. Discry im Scharffeuer leicht erhält, nennen wir das Chalcedon, welches eben so rein ist als jenes, welches man auf
chinesischem Porzellan trifft.
Unter den Resultaten, die er nach Belieben hervorbringt, führen wir auch an, daß er
mit einem und demselben Bade und wechselweise mehrere Abstufungen derselben Farbe zu
erzeugen vermag, wodurch die Anzahl der zur Erzielung aller gewünschten
Schattirungen erforderlichen Bäder sehr vermindert wird.
Das im Scharffeuer erzeugte Sèvresblau erhält man durch Eintauchen bei dem
Verfahren des Hrn. Discry mit solcher Leichtigkeit, daß
man es wirklich verschwenderisch bei der Verzierung von Servicen benuzen kann. Diese
herrliche Farbe erhält hiedurch noch mehr Werth.
Es sind nicht nur einige Proben, welche Hr. Discry
vorgelegt hat; seine Niederlagen sind mit Stüken aller Art angefüllt, die nach
seinem Verfahren verfertigt wurden, und in diesem Augenblike arbeitet er an einem prächtigen Service,
wovon jedes Stük eine merkwürdige Vollkommenheit darbietet.
In Folge seiner wichtigen Verbesserungen an dem bisher befolgten Verfahren kann Hr.
Discry für Scharffeuer
bemaltes Porzellan um denselben Preis liefern, wie das mit Muffelfarben bemalte, und
zwar viel vollkommener, reicher und glänzender, und mit Ersparniß der Hälfte an Geld
und Zeit.
Die Commission hat die Werkstätten Discry's zwei Mal
besucht, und in ihrer Gegenwart nach seinem Verfahren arbeiten lassen. Der Director
der königl. Manufactur von Sèvres gesellte sich ihr bei einem dieser Besuche
bei, mit dem Wunsche, seine Einsicht und lange Erfahrung zur Bestätigung der
wichtigen Ergebnisse, über die wir so eben berichtet, zu benuzen.
Bei einem dieser Besuche wurde eine große Anzahl von Stüken, welche vor der
Commission eingetaucht worden, bezeichnet, um sie, nachdem sie aus dem Ofen kamen,
untersuchen zu können. Die Gleichförmigkeit der Färbung, welche sie zeigten, hat
vollkommen alles das bestätiget, was die Commission nach den in den Magazinen des
Hrn. Discry vorfindlichen Stüken hierüber ausgesprochen
hatte.
Die Commission schlägt demnach vor, Hrn. Discry für seine
wichtigen Erfindungen den Dank der Gesellschaft auszudrüken, und diesem zum Beweise
der Anerkennung seiner Verdienste auch eine ihrer Medaillen beizufügen.