Titel: | Ueber den dermaligen Stand der Spinnereien, Webereien und Drukereien im Departement des Oberrheins. Im Auszuge aus einem von der Departements-Jury über die im Jahre 1839 gehaltene Industrieausstellung erstatteten Berichte. |
Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. XV., S. 64 |
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XV.
Ueber den dermaligen Stand der Spinnereien,
Webereien und Drukereien im Departement des Oberrheins. Im Auszuge aus einem von der
Departements-Jury uͤber die im Jahre 1839 gehaltene Industrieausstellung
erstatteten Berichte.Wir entnehmen diesem Berichte, der von den HHrn. J. Zuber Vater, Nicol. Schlumberger,
Cam.
Bourcart, Ed.
Schwartz, Fred. Japy und Marozeau unterzeichnet ist, nur das auf
die Spinnereien, Webereien und Zeugdrukereien des Departements des Oberrheines
Bezügliche, indem die übrigen Industriezweige daselbst mit Ausnahme der
Maschinenwerkstätten von minder bedeutendem Umfange sind. A. d. R.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhausen, No. 60.
Ueber den dermaligen Stand der Spinnereien im Departement des
Oberrheins.
I. Baumwollspinnerei.
Die Zahl der thätigen Spindeln, welche im Jahre 1834 sich auf 530,000 belief, hat
sich seither um 153,000 vermehrt, so daß man dermalen in Summa 683,000 zählt, welche
in 52 Etablissements vertheilt sind. 350,000 derselben werden durch Dampfmaschinen,
und 330,000 durch Wasserkraft in Bewegung gesezt.
Man erzeugt Gespinnst von jeder Feinheit, von Nr. 4 angefangen, welches aus Abfall
gesponnen wird, bis zu Nr. 200, wozu lange amerikanische Baumwolle genommen wird.
Ungefähr 2/3 des Gespinnstes bestehen aus Nr. 28 bis 40, und sind zum Weben von
Kattunen bestimmt.
Der Verbrauch an Baumwolle läßt sich für 27 Spindeln täglich auf 1 Kilogr.
anschlagen, was also für die 683,000 Spindeln täglich 25,296 Kilogramme, oder für
das Jahr von 300 Tagen 7,588,800 Kilogr., oder den Ballen im Durchschnitte zu 175
Kilogr. gerechnet 43,365 Ballen ausmacht. Rechnet man das Kilogr. im Durchschnitte
zu 2 Fr. 70 Cent., so gibt dieß im Ganzen für den Rohstoff einen Werth von
20,489,895 Fr.
Den Abfall zu 8 Proc. gerechnet gibt diese Wolle an Gespinnst 6,981,696 Kilogr.,
welche bei dem dermaligen Werthe des Kilogr. zu 4 Fr. eine Summe von 27,926,784 Fr.
repräsentiren. Zieht man hievon den Werth des Rohstoffes im Betrage von 20,489,895
Franken ab, so restiren für Fabricationskosten und Handelsgewinn 7,436,889 Fr., oder
1,07 Fr. auf das Kilogr.
Die Spinnereien des Departements, welche im Allgemeinen gut gebaut und auch gut
unterhalten sind, repräsentiren, die Spindel zu 35 Fr. angeschlagen, einen Werth von
23,905,000 Fr. Die Zahl der in ihnen verwendeten Arbeiter beläuft sich ungefähr auf 14,000, so daß einer
auf 49 Spindeln trifft.
Die vorzüglichsten der in den Spinnereien des Departements eingeführten
Verbesserungen bestehen in der Einführung der Spindelbänke mit Verzahnungen anstatt
der Vorspinnmaschinen; und in der immer mehr in Aufnahme kommenden Anwendung der
sogenannten Couloirs zur Vereinigung der Wikler oder Bänder der Kardir- und
Zugstühle. Ferner kennt man mehrere englische Verbesserungen in der
Baumwollspinnerei, wozu namentlich die mechanischen Spüler (renvideurs mechaniques); die mechanische Reinigungskarde, der Double
Speeder, der für die gewöhnlichen Feinheitsnummern mit Vortheil die Spindelbank
ersezt, gehören. Leider machen aber die Inhaber der Einführungs-Patente für
diese Maschinen so hohe Anforderungen, daß bisher noch kein Haus im Stande war, sich
dieselben anzueignen.
Im Jahre 1834 betrug die Differenz zwischen dem Preise der rohen und jenem der
gesponnenen Baumwolle in den Gespinnsten von Nr. 30 bis 40 noch 3 Fr. 20 Cent. per Kilogr. Dermalen ist diese Differenz auf 1 Fr. 7
Cent. herabgesunken. So lange in Frankreich Spinnereien bestehen, war die für die
Veredlung des Rohstoffes treffende Summe noch nie so gering; und es steht zu
befürchten, daß bei dem Verluste, der für manche Fabriken offenbar daraus erwachsen
muß, mehrere derselben nothwendig ihre Arbeiten werden einstellen müssen. Erhöht
wird diese ungünstige Stellung der Fabriken noch durch die Speculationen, welche
seit einem Jahre in Hinsicht auf die rohe Baumwolle betrieben werden, und deren
Gelingen hauptsächlich dem den Seehäfen eingeräumten Monopole zuzuschreiben ist, und
durch Herabsezung der Ausfuhrprämie für Baumwollgespinnste und Baumwollgewebe. Man
könnte demnach diesem so höchst wichtigen Industriezweige wohl zu Hülfe kommen, wenn
man Maßregeln ergriffe, welche den Preis des Rohstoffes herabzudrüken im Stande
wären, und wenn man die Ausfuhr durch eine verständige Erhöhung der Prämie
begünstigte.
II. Weberei.
1. Baumwollen- und
Wollengewebe für den Druk und zum rohen Verkaufe. Calicos, Musseline,
Jacconets etc., Mousselines-Laine.
Die Weberei hat seit dem Jahre 1834 im Departement bedeutende Veränderungen
erfahren. Die Zahl der mechanischen Webestühle hat sich beinahe verdoppelt; jene
der Schlichtmaschinen stieg nicht in demselben Verhältnisse, indem man sich
früher schon zur Zubereitung der Ketten für die Handwebestühle dieser Maschinen bediente. Die
Zunahme der mechanischen Webestühle hat allerdings einen Theil der
Handwebestühle außer Thätigkeit gesezt; allein doch nicht so viele, als dafür
mechanische errichtet wurden; denn das Departement erzeugt dermalen eine um 1/3
größere Menge von Geweben als im Jahre 1834. Während man nämlich in diesem Jahre
920,000 Stüke, welche im Durchschnitte 32 Stab lang waren, erzeugte, wurden
ihrer im J. 1838 nicht weniger als 1,200,000 zu 36 bis 42 Stab erzeugt. Schlägt
man ein Stük im Durchschnitte zu 28 Fr. im Werthe an, so gibt dieß eine Summe
von 33,600,000 Fr., und zieht man hievon den Werth des Gespinnstes mit
24,000,000 Fr. ab, so bleibt für die Façon die Summe von 9,600,000 Fr.,
wovon die Hälfte den von den Arbeitern gewonnenen Arbeitslohn repräsentirt. Der
Arbeitslohn für die Handweberei ist so herabgesunken, daß die Weber nicht davon
leben könnten, wenn sie nicht größten Theils nebenbei Akerbau trieben, und nur
jene Zeit, wo sie der Akerbau nicht beschäftigt, am Webestuhle zubrächten. Die
Handweber, denen diese Aushülfe fehlte, mußten sich anderweitige Beschäftigung
suchen, und gingen, wenn sie nicht in den mechanischen Webereien Aufnahme finden
konnten, zu anderen Industriezweigen über. Uebrigens bedroht die Zunahme der
mechanischen Webereien und das nochwendig hieraus folgende fortwährende Sinken
des Arbeitslohnes der Handweber einen wichtigen Theil unserer Bevölkerung mit
einer Verarmung, die von den Freunden der Menschheit nicht unberüksichtigt
bleiben darf. Zum Glüke erhebt sich ein neuer Industriezweig, nämlich die
Fabrication wollener Gewebe zum Druke, die besonders dann in Aufnahme kommen
würde, wenn man mit Errichtung von Wollenspinnereien vorschritte. Die Krisis von
1837 drükte die Weberei ebenso wie die ganze Baumwollindustrie; sie führte eine
bedeutende Verminderung des Arbeitslohnes herbei, und legte den Fabrikanten
große Opfer auf. Dafür veranlaßte sie aber auch Versuche und Anstrengungen,
denen man mehrere Fortschritte verdankt; darunter z.B. die Einführung der
Fabrication mehrerer Gewebe, die im Elsaß gar nicht oder nur wenig erzeugt
wurden, wie z.B. der Jacconets, der gemusterten Musseline, der Organdis etc. Man
zählte im Anfange des J. 1839 5908 mechanische Webestühle und 256
Schlichtmaschinen.
2. Gemusterte Gewebe in Baumwolle,
Wolle, Seide und Leinen, welche auf dem Jacquartstuhle erzeugt
werden.
Mülhausen zählt in 4 Fabriken 110 Jacquartstühle, auf denen hauptsächlich
baumwollene Möbelzeuge erzeugt werden. In einer dieser Fabriken fing man an damascirte
Tischteppiche aus farbigen Baumwollgespinnsten nach Art derjenigen, welche die
Engländer aus Wolle und Baumwolle fabriciren, zu erzeugen: ein Fabricat, welches
sich sowohl durch seine Vollkommenheit als durch seine Wohlfeilheit auszeichnet.
Ferner erzeugt man Gewebe aus reiner Floretseide sowohl, als aus solcher und aus
Wolle. Endlich machte man auch mit der Fabrication von Leinendamast einen
Anfang. Man kann die Stüke, welche aus den 4 genannten Fabriken hervorgehen,
jährlich auf 3000 bis 3500 zu 31 bis 36 Stab, und deren Werth zu 250 bis 300,000
Fr. anschlagen. Die Weber verdienen dabei des Tages 2 bis 2 1/2 Fr.
3. Farbige Baumwollzeuge,
Baumwoll-Leinwand, Schnupf- und Halstücher, Ginghams, Roben
und Madras.
Die Fabrication farbiger Baumwollzeuge, deren Hauptsiz in dem Thale St.
Marie-aux-Mines ist, beschäftigt daselbst, und in der Umgegend von
Ribeauvillé, Mülhausen und Colmar gegen 20,000 Arbeiter. Ihre Lage ist
seit 1834 ungefähr dieselbe geblieben; dafür sind aber an ihren Producten
bedeutende Fortschritte bemerkbar. Kattunleinwand, die man früher nur von einer
Sorte fabricirte, wird dermalen von den feinsten Nummern angefangen bis zu jenen
hinauf erzeugt, deren Werth hauptsächlich in ihrer Stärke gelegen ist. Farbige
Halstücher, broschirt und mit Seide vermengt, sind seit einigen Jahren sehr in
Aufschwung gekommen. Ginghams werden nur mehr zur Ausfuhr fabricirt; doch ist es
bei dem hohen Preise der Baumwolle kaum mehr möglich, hierin mit dem Auslande
Concurrenz zu halten. Dasselbe gilt auch von der Fabrication von Roben und
Madras für Indien, deren Production dermalen sehr unbedeutend ist. Die
Türkischrothfärberei, die in 8 Anstalten betrieben wird, behauptet ihren alten
Ruf, leidet aber unter dem hohen Preise des Robstoffes, bei dem es schwer ist,
auf fremden Märkten mit Gewinn zu verkaufen. – Man kann annehmen, daß in
dem hier abgehandelten Fache jährlich 400,000 Stüke zu 30 Stab fabricirt werden,
was, wenn man das Stük im Durchschnitte zu 35 Fr. anschlägt einen Werth von
14,000,000 Fr. repräsentirt. Von dieser Summe kommen 4 1/2 Mill. auf 1,000,000
Kilogr. Gespinnst von Nr. 5 bis 140; 3 1/2 Mill. Fr. auf Farbstoffe und
Brennmaterial; 4 Mill. Fr. auf Arbeitslohn, und 2 Mill. Fr. auf allgemeine
Kosten. Der Arbeitslohn vertheilt sich folgendermaßen: ein Aufseher verdient
täglich 2 Fr., ein Weber 1 1/3 bis 1 1/2 Fr., Weiber und Kinder 60 bis 70
Cent.
III. Zeugdrukerei.
Die Kattundrukerei bot im Jahre 1834 die günstigsten Aussichten. Große
Verbesserungen, welche man in mehrfacher Beziehung gemacht hatte, sezten die
Fabrikanten in Stand Fabricate zu liefern, welche sich durch Haltbarkeit und
Schönheit der Farben, durch guten Geschmak und Mannichfaltigkeit der Muster
auszeichneten. Die allerdings schon bedeutende Production überschritt noch
keineswegs den Bedarf, und sowohl im In- als im Auslande fand der Fabrikant
leicht Absaz zu einem Preise, der ihm einen mäßigen Gewinn sicherte. Dieser überaus
günstige Stand der Dinge führte nicht nur eine Erweiterung der bereits bestehenden
Fabriken, sondern auch die Errichtung vieler neuer nach sich. Die Production
steigerte sich hiedurch in hohem Maaße, und zwar leider in einem Augenblike, wo der
Absaz im Auslande durch den deutschen Zollverein und die amerikanische Handelskrisis
beinahe vernichtet war. Nothwendige Folge hievon war eine unerhörte plözliche
Entwerthung der in den Magazinen aufgespeicherten Fabricate, und damit Verluste,
unter denen viele Häuser erlagen. Erst in neuester Zeit und seit sich der Zustand
des amerikanischen Handels wieder bessert, erwacht wieder die frühere Thätigkeit in
den Fabriken. Man hat in mehreren Theilen der Fabrication Ersparnisse eingeführt und
Vereinfachungen getroffen; auch kam der Walzendruk mit einer oder mehreren Farben
wieder entschieden in Gunst, so daß man im Stande war, die Preise zu erniedrigen.
Leider gestattete aber der hohe Preis der Baumwolle noch immer nicht im Preise so
weit herabzugehen, daß man auf fremden Märkten die Concurrenz zu halten
vermöchte.
Wenn auch nur wenige Verbesserungen von Belang, die in der Kattundrukerei gemacht
wurden, aufgeführt werden können, so läßt sich doch im Allgemeinen sagen, daß die
besseren Methoden sich sehr verbreitet haben. Eine interessante Neuigkeit waren auf
der Anstellung vierhändige auf der Walzendrukmaschine
gedrukte Muster in lauter ächten Farben, die bisher noch nicht so gedrukt werden
konnten, daß man sie gleichzeitig denselben Färbeoperationen unterziehen konnte, von
der Kattunfabrik der HHrn. Haußman, Jordan, Hirn und
Comp. Hrn. Adolph Hirn, dem Erfinder dieses Verfahrens,
gebührt das Verdienst, die Indiennen-Fabrication um einen Schritt vorwärts
gebracht zu haben, und zwar um einen Schritt, der um so wichtiger ist, als er mit
einfachen und wohlfeilen Mustern neue und sehr mannichfaltige Effecte
hervorzubringen gestattet.Bei einer Discussion, welche in der Société industrielle durch diese Mittheilung
veranlaßt wurde, ward beschlossen, daß die Gesellschaft in ihrem Bulletin
nachstehende Ausschlüsse über diesen Gegenstand geben soll. „Das
gleichzeitige Aufdruken oder Nebeneinanderdruken mehrerer ächten Farben
mittelst der zwei- und dreifachen Walzendrukmaschine ist nichts
Neues, sondern ward schon auf mehrfache Weise versucht. Seit Jahren
schon wußte man bei dieser Art von Druk das ächte Blau (durch
Schwefelarsenik reducirten und in Aezkali aufgelösten Indigo) mit den
Krappfarben zu vereinen. Nur das ächte Grün bot für die Ausführung im
Großen noch Schwierigkeiten dar. Diese zu heben, ist den HHrn. Haußman, Jordan, Hirn und Comp. zum größeren
Theile gelungen, und man bemerkt wirklich unter den von diesem Hause
ausgestellten Fabricaten ziemlich schönes ächtes Grün, obwohl es
zugleich mit dem Rosa, dem Violett etc. (womit das Grün gleichzeitig
gedrukt worden seyn mußte) die Krappfärberei und Seifenpassagen
durchmachte.“ A. d. O. – Erwähnung verdient auch die glükliche Idee, die Fantaisiemuster mit einem
Grund zu versehen, welcher selbst ein Dessin bildet und auf der einfachen oder
doppelten Walzendrukmaschine gedrukt wird. Man kann nämlich auf diese Weise mit sehr
einfachen, von der Hand gedrukten Mustern eine große Mannichfaltigkeit erzielen. Man
war durch dieses Verfahren veranlaßt, über die Mittel zur Reservirung der
verschiedenen mit der Walze oder von der Hand gedrukten Mordants und Farben
Untersuchungen anzustellen, die auch zu den günstigsten Resultaten führten.
Der seit dem Jahre 1834 im Elsaß bekannte Druk mit der Perrotine eignet sich nicht
gut für die Dessins der dortigen Fabriken, weßhalb denn auch kaum mit vier oder fünf
solchen Maschinen gearbeitet wird.
30 Fabriken, welche 10,000 Männer und Weiber und 4000 Mädchen und Knaben
beschäftigen, erzeugen dermalen im Departement des Oberrheins jährlich 600,000 Stük
Indiennen zu 36 bis 38 Stab, und 55,000 Stüke Mousseline, Organdis, Jacconets. Die
Triebkraft liefern 16 Wasserräder von der Kraft von 312 Pferden, und 13
Dampfmaschinen zusammen von 180 Pferdekräften.
Der Werth der Fabricate läßt sich zu 56 Fr. per Stük auf
36,680,000 Fr. anschlagen. Davon kommen auf die 655,000 Stük roher Calicos zu 28 Fr.
per Stük 18,340,000 Fr.; auf die Farbstoffe und
chemischen Producte zu 10 Fr. per Stük 6,550,000 Fr.;
auf das Brennmaterial zu 2,50 Fr. per Stük 1,637,500
Fr.; auf Arbeitslohn zu 7 1/2 Fr. per Stük 4,912,500
Fr.; auf Interessen und allgemeine Kosten zu 8 Fr. per
Stük 5,240,000 Fr.
Der Werth der Mobilien und Immobilien der 30 Fabriken kann auf 8 Millionen Fr., und
das Betriebscapital zu 23 Mill. Fr. angeschlagen werden.
Der Druk auf Seiden- und Wollenzeuge ward schon vor dem Jahre 1834 von einigen
Elsasser Häusern betrieben. Ersterer wurde seither aufgegeben; lezterer dagegen hat
große Fortschritte gemacht, so daß es dermalen wenige Indiennen-Fabrikanten
gibt, die nicht auch auf Wolle druken. Mehrere Verbesserungen von Werth wurden in
dieser Beziehung gemacht, und unter den Neuerungen verdient das Aufdruken von
Reservagen mit der Walze erwähnt zu werden. In diesem Jahre dürften 25 bis 30,000
Stüke Mousseline-de-laine zu 36 Stab im Werthe von 4,050,000 Fr.
gedrukt werden, wonach der Mittelpreis des gedrukten Fabricates sich zu 3 Fr. 75
Cent. der Stab berechnen würde. Von obiger Summe kommen 2,160,000 Fr. auf die rohen
Stüke, von denen der Stab 2 Fr. gilt; der Rest auf Arbeitslohn, Farbstoffe und
allgemeine Kosten. Ein Theil der gedrukten Gewebe hat Ketten aus Baumwolle.
IV. Drukwalzen-Stecherei.
Die Zahl der Anstalten, welche sich mit dem Graviren von Drukwalzen befassen, ist
seit dem Jahre 1834 von 4 auf 10 gestiegen. Sie beschäftigen 200 Arbeiter, und
liefern jährlich gegen 1200 Walzen, wovon 1000 für das Elsaß und die Normandie
gehören, die übrigen 200 aber nach Oesterreich, Preußen, Spanien, der Schweiz und
nach Baden gehen. Im Jahre 1838 wurden Walzen im Werthe von 70,000 Fr. ausgeführt.
Die Ausfuhr nach Rußland, wohin früher viele Walzen gingen, ist dermalen gesperrt.
Bei den großen Fortschritten, welche dieser Industriezweig machte, und bei den
anerkannten Vorzügen der Elsasser Gravirung vor der englischen, würde die Ausfuhr an
gravirten Walzen noch viel bedeutender seyn, wenn das Kupfer nicht einen so großen
Einfuhrzoll in Frankreich zahlen müßte, und wenn der auf die gravirten Walzen
gelegte Ausfuhrzoll nicht so bedeutend wäre. Bei einigen hierauf bezüglichen
Modificationen im Zolltarife dürften die französischen Walzen im Auslande leicht
überall mit den englischen concurriren können.
––––––––––
Als Anhang fügen wir noch Einiges auf die Tuch- und die Papierfabrication
Bezügliches bei.
Tuchfabrication. 12 Fabriken erzeugen mit 1000 Arbeitern,
von denen einer des Tages im Durchschnitte 1 Fr. 50 Cent. verdient, jährlich 60,000
Meter Tuch für den Walzendruk im Werthe von 1,080,000 Fr., indem der Meter im
Durchschnitte 18 Fr. kostet. Außerdem werden noch 100,000 Meter farbiges Tuch
fabricirt, welche, den Meter zu 24 Fr. gerechnet, einen Werth von 2,400,000 Fr.
repräsentiren. Alle diese Fabricate sind von guter Qualität; besonders sind die
Druktücher in ganz Europa bekannt.
Papierfabrication. Das Departement erzeugt jährlich
550,000 Kilogr. weißes Papier, und hievon treffen 330,000 Kilogr. auf die Fabrik der HHrn. Brüder
Kiener zu Lutterbach, die eine Maschine nach Didot's System errichtet haben; 120,000 Kilogr. auf die
Fabrik der HHrn. J. Zuber und Comp. zu Noppentzwiller,
die mit ihrer Patentmaschine arbeiten; und 100,000 Kilogr. auf die fünf kleineren
Fabriken, die sich seit Einführung der Maschinen in der Papierfabrication noch
erhalten haben. Von den 300 Arbeitern verdient einer im Durchschnitte 1 1/2 Fr. des
Tages. Man verarbeitet nur Lumpen. – Die bekannte
Papier-Tapeten-Fabrik zu Rixheim, in welcher zuerst der Druk mit
Walzen eingeführt wurde, liefert jährlich 250 bis 300,000 Rollen im Werthe von
ungefähr 500,000 Fr. Unter den von ihr ausgestellten Fabricaten zeichneten sich der
Druk mit geglättetem Bronze, welcher die Vergoldung ersezt, und die mit der Walze
gauffrirten Papiere, welche die sonst zu Tapeten verwendeten Maroquins und gepreßten
Leder ersezen, und unendlich wohlfeiler kommen, aus.