Titel: | Verbesserungen an den Fahrzeugen, welche durch Dampf oder eine andere Kraft getrieben werden sollen, und worauf sich George Smith, Capitän in der königl. großbritan. Marine, am 15. Novbr. 1838 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. XVII., S. 81 |
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XVII.
Verbesserungen an den Fahrzeugen, welche durch
Dampf oder eine andere Kraft getrieben werden sollen, und worauf sich George Smith, Capitaͤn in
der koͤnigl. großbritan. Marine, am 15. Novbr.
1838 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts. Nov. 1839, S.
171.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Smith's Dampfboote.
Meine Verbesserungen an den durch Dampf oder eine andere Kraft zu treibenden
Fahrzeugen zerfallen in zwei Theile. Der erste betrifft eine bessere Verwendung
gewisser Theile der Dampfboote, ohne deren bisherige Benuzung zu beeinträchtigen,
und zwar namentlich die Anwendung von Booten zum Deken des gewöhnlichen Ruderrades,
so wie auch zur Bildung des Daches der zu beiden Seiten der gewöhnlichen Ruderkästen
befindlichen Cajüten. Dabei können diese Boote, wenn Gefahr eintritt, oder bei
sonstigen Gelegenheiten auch als Rettungsboote oder zu anderen Zweken benuzt
werden.
Der zweite Theil betrifft einen eigenen Treibapparat, welcher entweder durch Dampf,
oder wenn die Maschinerie in Unordnung gerathen seyn sollte, oder wenn man es
überhaupt für besser halten sollte, auch durch die Mannschaft des Schiffes in
Bewegung gesezt werden könnte. Zugleich ist die Einrichtung getroffen, daß dieser
Apparat abgenommen werden kann, im Falle man das Schiff durch Segel treiben lassen
will; und daß er, um gegen Schüsse gesichert zu seyn, sich gänzlich unter Wasser
befindet.
Fig. 28 zeigt
einen Ruderkasten in einem theilweisen Querdurchschnitte. Man sieht hier ein
gewöhnliches Ruderrad an einem Fahrzeuge angebracht, und dem ersten Theile meiner
Erfindung gemäß mit einem kleinen Boote gedekt. Fig. 29 ist ein
theilweiser Grundriß desselben Ruderkastens. a, a ist
die Seitenwand des Schiffes; b die gewöhnliche
Fallreepstreppe; c die Welle des Ruderrades; d, e das äußere seitliche Gehäuse des Ruderrades; f, f das Boot, welches über dem Ruderrade angebracht,
und auf irgend eine Weise daselbst gehörig befestigt ist. Der obere Theil des
unbeweglichen oder fixirten Ruderkastentheiles muß so gebaut seyn, daß er die Ränder
des Bootes aufzunehmen und festzuhalten im Stande ist. Damit man das Boot, wenn man
seiner bedarf, mit Leichtigkeit in das Wasser hinablassen kann, sind an dem äußeren
Gehäuse des Ruderkastens mittelst der Gewinde h, h Hebel
g, g angebracht. Diese Hebel bleiben, so lange die
Boote das Dach der Ruderräder oder der Cajüten bilden, in der aus der Zeichnung
ersichtlichen horizontalen Stellung; so wie man dagegen die Boote im Wasser haben
will, befestigt man an den inneren Enden der Hebel Sinke oder Ketten i, i, welche man über die Stüzen oder Krahnen k, k führt. Mit Hülfe dieser Vorrichtung werden die
Boote seitlich emporgehoben, bis deren Seiten senkrecht zu stehen kommen, wo man sie
dann über die Seite des Schiffes fallen lassen kann, bis sie in die Stellung kommen,
welche in Fig.
28 und 29 durch Punkte angedeutet ist. In dieser Stellung werden die Hebel g mittelst der Ketten i
erhalten, während man die Boote von hier aus mit anderen Striken oder Ketten l, l in das Wasser hinabsinken läßt. Das Aufziehen der
Boote aus dem Wasser geschieht gleichfalls wieder auf dieselbe Weise.
Aus Obigem ergibt sich, daß die Boote, welche als Dach für die Nuderräder zu dienen
haben, in der Mitte keine Querbalken haben dürfen, indem diese sonst das Spiel des
Rades beeinträchtigen würden. Diese Querbalken lassen sich übrigens leicht
anbringen, nachdem das Boot von dem Ruderkasten emporgehoben wurde. Dasselbe gilt
auch für jene Boote, welche das Dach der Seitencajüten bilden.
Fig. 30 ist
ein senkrechter Durchschnitt durch einen Theil des Hintertheiles eines Schiffes, an
dem mein verbesserter Treibapparat angebracht ist. Der Durchschnitt ist in einer
Linie mit dem Kiele durch das sogenannte todte Holz des Hinterstevens geführt. Fig. 31 zeigt
denselben Apparat in einem theilweisen Grundrisse oder in einer horizontalen
Ansicht. a, a ist das todte oder stehende Holz des
Hinterstevens. b, b die von der Maschine herführende
Treibwelle, an der eine Reihe rotirender Schaufeln c so
angebracht ist, daß sie mit dieser Welle gleichsam wie mit ihrer Achse umlaufen. An
derselben Welle ist auch noch eine zweite Schaufelreihe angebracht, jedoch so, daß
sie frei an ihr umlaufen. Die Wellen und Büchsen der Räder müssen in dem Gebälke des
Hinterstevens bei e, e in gehörigen Anwellen laufen. An
der Nabe der Schaufel d bemerkt man das Winkelrad f, welches in ein anderes an einem Zapfen umlaufendes
Zahnrad g eingreift. Lezteres erhält seinerseits durch
das an der Treibwelle b aufgezogene Winkelrad h Bewegung mitgetheilt. Es werden auf solche Weise beide
Schaufelreihen nach verschiedenen Richtungen umgetrieben, wo dann deren schräge
Seiten bei ihrem Umlaufen das Schiff vorwärts treiben, gleichwie dieß durch eine Schraube oder durch die
Bewegung eines gewöhnlichen Ruders zu geschehen pflegt.
Damit dieser Apparat, im Falle man seiner nicht zum Treiben des Schiffes bedarf,
abgenommen werden kann, bewegen sich die oberen Theile i,
i der Anwellen e, e in den winkelig oder anders
geformten Falzen k, k, in denen sie mit Keilen l, l, welche man durch einen Theil des Gebälkes treibt,
festgehalten werden. Will man die Treiber abnehmen, so nimmt man die Keile aus,
beseitigt die Stüke i und zieht die Welle b aus den Büchsen oder Naben der Treiber oder Schaufeln
zurük, wo dann die Schaufeln mitsammt ihren Naben ausgehoben werden können. Die
Welle b läuft bei m durch
eine Stopfbüchse, die das Eindringen von Wasser in das Schiff verhindert. Für den
Fall, daß die Maschine in Unordnung käme, ist die Welle b so gebaut und so damit verbunden, daß sie leicht von ihr losgemacht
werden kann. Die Treiber könnten alsdann mit Tauen oder Ketten, welche über die in
den Rädern f, h befindlichen Kehlen o, o geschlungen würden, mit Hülfe der Spille oder
Schiffswinde von der Mannschaft in Bewegung gesezt werden. Wie diese Taue oder
Ketten anzubringen wären, ist für Sachverständige so klar, daß ich nicht dabei zu
verweilen brauche.
Fig. 32 gibt
die Ansicht des Hintertheiles eines Schiffes, an welchem zwei meiner verbesserten
Treibapparate, nämlich zu jeder Seite des Steuerruders einer, angebracht sind. Fig. 33 zeigt
dasselbe Fahrzeug von der Seite betrachtet. a, a sind
die Treiber; b, b die von der Dampfmaschine oder der
sonstigen Triebkraft herführenden Wellen; c ein Steg
oder ein Balken, in welchem man, wenn man es für nöthig erachtet, zu größerer
Stätigkeit des Ganzen das äußere Ende der Treibwellen ruhen lassen kann. Sowohl bei
dieser Anordnung des Treibapparates als bei der zuerst beschriebenen wird, indem
zwei Reihen von Schaufeln, die nach entgegengesezten Richtungen umlaufen, vorhanden
sind, das Spiel des Steuerruders nicht durch das von den Treibern an dasselbe
gelangende Wasser beeinträchtigt werden, wie dieß der Fall seyn würde, wenn nur eine
einzige Reihe umlaufender Schaufeln bestünde. Ich muß übrigens bemerken, daß man,
wenn man es für geeignet hält, auch die bekannten Schrauben anstatt der Schaufeln
benuzen kann.
Fig. 34 zeigt
einen Theil eines Dampfbootes, an welchem drei Boote dem ersten Theile meiner
Erfindung gemäß angebracht sind, von der Seite betrachtet. a ist das Boot, welches als Dach für das gewöhnliche Ruderrad b dient; c, c sind die
beiden anderen, über den Seitencajüten d, d angebrachten
Boote. Bei e, e ist die Stellung zweier anderer
umlaufender Schraubentreiber, die durch die Treibwellen f,
f
in Bewegung gesezt
werden, angedeutet. Diese Apparate können in Thätigkeit gesezt werden, wenn das
Ruderrad Schaden gelitten hat, wenn die Maschine in Unordnung geräth, oder wegen
Mangels an Brennmaterial nicht weiter dienen kann.