Titel: | Beschreibung einer neuen, von Hrn. Regnier erfundenen Methode das Porzellan in die Kapseln einzusezen. Von Hrn. Brongniart, Director der Porzellanfabrik in Sèvres. |
Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. XXXIX., S. 200 |
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XXXIX.
Beschreibung einer neuen, von Hrn. Regnier erfundenen Methode
das Porzellan in die Kapseln einzusezen. Von Hrn. Brongniart, Director der Porzellanfabrik in
Sèvres.
Aus dem Bulletin de la Société
d'encouragement. Aug. 1839, S. 308.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Regnier's neue Methode das Porzellan in die Kapseln
einzusezen.
Hr. Jean Marie Ferdinand
Regnier, der nunmehr 20 Jahre an der Fabrik in Sèvres
angestellt ist, hat im Lauft dieser Zeit nicht nur viele auf das Formen der Stüke
bezügliche Methoden erfunden, und dadurch diesen Theil der Fabrication auf einen
hohen Grad von Vollkommenheit gebracht, sondern die Fabrik verdankt ihm namentlich
zwei Erfindungen, welche in zwei ganz verschiedenen Richtungen bereits zu höchst
merkwürdigen Resultaten führten.
Die erste dieser Erfindungen besteht in dem Formen durch den Guß (façonnage par coulage), welches Hr. Regnier im Jahre 1814 einführte, im
Jahre 1820 wieder aufnahm und in den Jahren 1822 und 1825 verbesserte. Die Fabrik
ist mittelst dieses Verfahrens im Stande, die ganz geraden, glatten und vollkommenen
Porzellanplatten, auf die man selbst ziemlich große Oehlgemälde copiren kann,
herzustellen; und ebenso auch chemische Instrumente, Röhren, Retorten u. dergl. zu
fabriciren, welche besser sind als die modellirten, und dabei wenigstens um die
Hälfte wohlfeiler sind als die alten.
Die zweite Erfindung, welche von weit größerer Wichtigkeit ist, ist noch gänzlich
unbekannt, da ich sie, um der königl. Fabrik die Ehre ihrer weiteren Ausbildung zu
bewahren, so geheimnißvoll als möglich betreiben ließ. Es handelt sich nämlich bei
ihr um eine eigenthümliche Methode beim Einsezen der Stüke in die Kapseln (encastage), in Folge deren die Kosten des Brennens der
Teller bedeutend vermindert werden, da bei deren Befolgung eine weit größere Anzahl
von Tellern auf einmal in demselben Räume gebrannt werden kann.
Ich will nun diese Methode der Oeffentlichkeit übergeben und zugleich auch die
Vortheile, die sie gewährt, hervorheben.
Man versteht unter dem Einsezen jene wichtige Operation, bei der die aus der
Porzellanmasse geformten Stüke in höchst feuerbeständige thönerne Gehäuse, welche
man Kapseln (etuis oder cazettes) nennt, eingetragen werden. Der Zwek, den man hiebei hat, ist,
den Stüken eine gehörige Unterlage zu geben, die gegenseitige Berührung derselben zu
verhüten, sie vor den unmittelbaren Einwirkungen des Feuers zu schüzen, und der
Beschmuzung derselben durch den Rauch, die Asche etc. vorzubeugen. Es ist dieß eine
in mehrfacher Beziehung wichtige Operation; denn sie hat einen sehr großen Einfluß
auf den Preis der Stüke, und sie ist auch eine der Hauptursachen, warum selbst das
ordinärste Porzellan immer noch theurer war als das schönste Fayence. Eines der
Elemente des hohen Preises des Porzellanes beruht nicht bloß auf der hohen
Temperatur, welche das Brennen desselben erheischt, sondern auf dem großen Räume,
den jedes Stük im Ofen einnimmt. Verminderung dieses Raumes ohne Steigerung der
Gefahr des Mißlingens war demnach ein sehr großer Fortschritt in der
Porzellan-Fabrication. Von besonderer Wichtigkeit war sie für die Fabrication
von flachen und stark ausgehöhlten Stüken, wie z.B. der Teller, Schalen,
Compote- und Salatschüsseln etc.; denn von den hohen Stüken konnte man
ohnedieß mehrere in eine Kapsel einsezen.
Auf Erzielung dieser Raumverminderung waren alle Anstrengungen der Fabrikanten
gerichtet, und nicht wenig wurde dadurch auch im Laufe von 30 Jahren gewonnen. Vor
34 bis 36 Jahren brannte man in Sevres die Teller noch in Kapseln mit glattem Boden;
um diese Zeit erst höhlte man den Boden der Kapseln aus (weßhalb man ihnen den Namen culs-de-lampe gab), so daß an Raum erspart
wurde, indem man den oberen Teller oder die obere Schüssel immer in die Aushöhlung
des unteren einsezte. Hiedurch wurde beinahe ein Drittheil an Raum erspart; denn man
konnte nunmehr je nach der Sorgfalt, mit der die Kapseln gearbeitet worden, in einen
Stoß von 2 Meter Höhe 29 bis 30 Teller einsezen, während früher ihrer nur 20
unterzubringen waren.
Hr. Regnier hat nun aber eine
neue Einsezmethode erfunden, gemäß welcher beinahe zweimal so viele Teller eingesezt
werden können, als in einem aus gewöhnlichen Kapseln bestehenden Stoße Raum haben.
Diese neue Methode erhellt aus dem Durchschnitte Fig. 55, wo man sie auf
das Einsezen von Tellern, bei denen der Vortheil am größten ist, angewendet sieht.
Die rechte Seite derselben Figur zeigt zum Vergleiche die gewöhnliche und noch
dermalen allgemein gebräuchliche Methode des Einsazes. Man sieht hieraus, daß der
Regnier'sche Einsaz aus doppelten Kapseln besteht,
von denen die äußere stärkere Kapsel den die Teller enthaltenden Kapseln, welche
hienach sehr dünn gearbeitet werden können, als Träger dient. Die äußere Kapsel
besteht von der untersten Kapsel des Stoßes angefangen nur aus Ringen mit Leisten
a, a, a, die eine geringere Höhe haben als die
Randleisten der gewöhnlichen Kapseln, und welche zwei Tellerkapseln und mithin auch
zwei Teller tragen. Diese Ringe mit Leisten werden aus der gewöhnlichen Kapselmasse,
die in Sevres aus gleichen Theilen Burgunder- oder Champagnerthon und einem
aus den Kapseln selbst bereiteten Cemente zusammengesezt wird, geformt. Die unteren
Kapseln hingegen, welche man in Fig. 60 und 61 sieht,
werden aus einer viel feineren und vollkommen feuerbeständigen Thonmasse fabricirt.
Diese Thonmasse, welche in 100 Theilen aus 40 Theilen geschlämmten Burgunder-
oder Champagnerthones, 30 Theilen gewöhnlichen Cementes, und 30 Theilen Quarzsandes
aus der Grube von Aumont oder von irgend einem anderen Orte zusammengesezt wird, hat
nur eine Schwindung von 0, 06; sie senkt sich nicht, verzieht sich nicht, und
erzeugt weder Kräze noch Splitter, was alles sehr beachtenswerthe Eigenschaften
sind. Es erhellt hieraus, daß eine der Tellerkapseln auf der Randleiste der anderen
aufruht, und daß je zwei Kapseln auf der oberen Leiste des Ringes ausruhen, so daß
also jeder Ring zwei Kapseln und zwei Teller trägt. Die Kapselscheiben fallen
gänzlich weg, da man sie bei der Gestalt der Tellerkapseln und der Unschmelzbarkeit
ihrer Masse gänzlich entbehren kann, ohne daß man deßhalb eine Beschädigung des
Porzellans zu befürchten hätte.
Aus dieser Beschreibung, welche nicht nach dem gemacht ist, was seyn könnte, sondern nach dem,
was seit mehr dann zwei Jahren beinahe bei jedem Brande in Anwendung kam, geht klar
hervor, daß bei diesem Einsaze in Hinsicht auf die Höhe eine sehr bedeutende
Raumersparniß Statt findet. Denn derselbe Raum, der bei dem bisherigen Einsaze nur 4
Teller faßte, vermag nach dem Regnier'schen Einsaze ihrer
7 aufzunehmen, was bezüglich der Höhe eine Netto-Ersparniß von 75 Proc.
gibt.
Wie bereits oben gesagt, ist diese Art des Einsazes auch auf stark ausgetiefte Stüke
anwendbar; doch ist hier der Vortheil minder bedeutend. Wie man nämlich aus Fig. 58 und
59 sieht,
beträgt die Ersparniß für die Salatschüsseln nur 40 bis 45, und für die Näpfe nur 25
Proc. der Höhe.
Es fragt sich nun, ob dieser Gewinn nicht durch irgend andere Umstände aufgewogen
oder wenigstens gemindert wird; denn in der Industrie ist stets sorgfältig zu
erwägen, ob das, was auf der einen Seite gewonnen wird, nicht auf der anderen wieder
verloren geht. Die Art oder Methode des Einsazes bedingt mehrerlei Kosten und
Verluste. Was die ersteren betrifft, so folgen sie theils aus dem Preise des Thones
und der sonstigen zu den Kapseln verwendeten Materialien, theils aus der den Kapseln
gegebenen Form. Was dagegen leztere anbelangt, so zerfallen sie in jene, welche die
Kapseln betreffen, und welche auf deren größerer oder geringerer Dauerhaftigkeit
beruhen, und in jene, welche durch die Verhältnisse, in denen die Kapseln zu den
Stüken, die in ihnen gebrannt werden, stehen, hervorgebracht werden. Zu lezteren
gehören: 1) eine zu schwache Brennung, wenn die Kapseln zu dik oder doppelt sind; 2)
die Kräze, welche die Kapseln auf den Stüken erzeugen, und welche von einem Fehler
in der Masse und von hieraus folgenden Sprüngen herrühren; die Senkung oder sogar
das Schwinden der Kapseln im Feuer, welches, wenn es nicht im Voraus aus das
Genaueste berechnet wird, leicht einen Verlust an Stüken erzeugen kann, der größer
ist als der Gewinn an Raum.
Ich habe die neue Einsazmethode, deren Idee mir von Hrn. Regnier im Jahre 1836 mitgetheilt worden war,
während dreier Jahre in allen diesen Beziehungen geprüft und studirt, und im Großen
alle jene Versuche vorgenommen, die zur Erprobung ihrer Vortheile und Nachtheile
erforderlich waren. Mehrere dieser Versuche führten zu wesentlichen Verbesserungen,
und durch sie ist die neue Methode auf einen solchen Grad von Vollkommenheit
gediehen, daß sie zum wahren Gewinne für die Porzellan-Fabrication bekannt
gemacht werden kann.
Um ebenso schnell als sicher zu einem Resultate zu gelangen, in welches ich volles Vertrauen
sezen konnte, ließ ich über alle die Umstände, die beim Brennen der nach dem neuen
Verfahren eingesezten Stüke vorkamen, ein genaues Protokoll führen. Dieses in
Gegenwart des Hrn. Regnier und
öfter auch unter meinen Augen aufgesezte Protokoll wurde alle 14 Tage bei den
Versammlungen der Mitglieder der Verwaltung der Fabrik vorgelesen und discutirt, so
daß man also in die Resultate und Schlußfolgerungen, die ich daraus ziehen werde,
alles Vertrauen sezen kann.
Ich werde demnach die alte Methode, mit aller Sorgfalt und aller Ersparniß befolgt,
mit der neuen, auf welche gleiche Sorgfalt verwendet ward, vergleichen. Ich werde
den Vergleich sowohl bezüglich auf die Kosten der Rohstoffe und der Facon, als auch
bezüglich der Dauer der Kapseln, und bezüglich der Verluste, die durch sie veranlaßt
werden können, durchführen. Es wird sich hieraus mit Gewißheit ergeben, ob die
Methode des Hrn. Regnier einen
Vortheil vor der alten Methode gewährt, und wie groß dieser Vortheil anzuschlagen
ist. Um zu Resultaten zu gelangen, die einem sehr annehmbaren mittleren
Durchschnitte möglichst nahe kommen, habe ich meinen Vergleich und meine
Berechnungen durchaus für 20 gewöhnliche flache Teller angestellt.
Gewoͤhnlicheroder alter
Einsaz.
Einsaz
nach Regnier.
A. Kosten der per Brand
verbrauchten
Kapseln.
1) Kosten der nach obigem
Verhaͤltnisse
zusammengesezten Kapselmasse fuͤr
20 Teller, im Gewichte von 76
Kilogr. und zu 7 Centim. das
Kilogramm
5 Fr. 35 Cent.
Fuͤnf doppelte Ringe fuͤr den
Einsaz nach Regnier zu 58
Kilogrammen.
2 Fr. 20 C.
Zwanzig Kapseln oder innere
Traͤger
1 – 85
–
4 Fr. 5 Cent.
2) Façon der Kapseln.
Fuͤr 20 Kapseln mit Scheiben fuͤr
den gewoͤhnlichen Einsaz
4 Fr. –
–
Fuͤr 20 Kapseln und 40
doppelte Ringe fuͤr den neuen Einsaz
4 Fr. –
–
–––––––––––––––––––––––––––
9 Fr. 35 Cent.
8 Fr. 5 Cent.
–––––––––––––––––––––––––––
B. Dauer der
Kapseln.
3) Bei dem gewoͤhnlichen
Einsaze dauern die Kapseln nur durch
vier Brande, und die Scheiben durch 12, folglich
ist fuͤr erstere der vierte und
fuͤr leztere der zwoͤlfte
Theil obigen Betrages zu nehmen. Dieß
also macht fuͤr
jeden Brand
2 Fr. 10
Cent.
Bei dem neuen Einsaze dauern die
aͤußeren Ringe nur durch vier
Braͤnde, die inneren Kapseln dagegen
wenigstens durch 12; mithin kommt auf
jeden Brand
1 Fr. 20 Cent.
–––––––––––––––––––––––––––
Mithin betraͤgt der
Verbrauch an Kapseln fuͤr jeden
Brand von 20 Tellern
2 Fr. 10 Cent.
1 Fr. 20 Cent.
Transport
2 Fr. 10 Cent.
1 Fr. 20 Cent.
C. Kosten des Brandes von 20
Tellern im Verhaͤltnisse des
Raumes, den sie
im Ofen einnehmen.
20 Teller brauchen bei dem
gewoͤhnlichen Einsaze im
Ofen einen Raum von 185 Kubikdecim.,
was, den Decimeter zu 0 Fr. 8 Cent,
gerechnet, gibt
14 Fr. 80 Cent.
20 Teller brauchen bei dem Einsaze
nach Regnier nur 102 Kubikdecim., was,
wenn man den Decimeter in Betracht
des groͤßeren Durchmessers der
Stoͤße gleichfalls zu 0 Fr.
8 Cent. rechnet, gibt
8 Fr. 20 Cent.
–––––––––––––––––––––––––––
Mithin kostet der Brand von 20
Tellern mit Einschluß des Verbrauches an
Kapseln, nach den beiden Methoden
16 Fr. 90 Cent.
9 Fr. 40 Cent.
D. Kosten, die jenen des
Brennens
beigerechnet
werden muͤssen,
und zwar im Verhaͤltnisse der
Beschaͤdigungen, welche
die Teller lediglich durch die Kapseln
allein erleiden koͤnnen.
Es wird hier angenommen, daß die
Teller, da sie gewoͤhnlich gut
sind, zu 1 Fr. 50 Cent, das Stuͤk, oder zu 30 Fr. die
20 zu rechnen sind.
1) Kraͤze, welche die
Kapseln auf den Tellern erzeugen.
Bei dem gewoͤhnlichen
Einsaze schlagen wir die durch
die Kraͤze verdorbenen Teller zu
50 Proc. an. Die kraͤzigen Teller
sind zwar nicht ganz verloren, allein sie
verlieren ein Drittheil an Werth, so daß
die 20 Teller, die rein 30 Fr. gegolten
haͤtten, nur zu 25 Fr. anzuschlagen sind.
Der Verlust betraͤgt
mithin
5
Fr. – –
Bei dem neuen Einsaze betrugen die
durch Kraͤze und Sand verdorbenen
Teller selten 22 Proc. nimmt man aber fuͤr 20
Teller selbst 25 Proc. an, so sinkt der
Werth von 5 Tellern auf 1 Fr., so daß
sie nur 5 Fr. statt 7 Fr. 50 C. werth sind.
Der Verlust betraͤgt mithin
2
Fr. – –
–––––––––––––––––––––––––––
Mithin kosten die nach beiden
Methoden gebrannten Teller
21 Fr. 90 Cent.
11 Fr. 90 Cent.
2) Bringt man noch andere Verluste
in Rechnung, wie z. B. jene, welche
durch ein Schiefwerden, das aus einer Form-
veraͤnderung der im Allgemeinen
duͤnnen Unterlagen hervorgeht,
oder durch das Ankleben einiger Teller an
den Unterlagen bei zu großer Enge dieser
lezteren veranlaßt werden, so kann man
noch einen weiteren Verlust von 5
Proc., d. h. einen verlornen Teller auf 20
annehmen, wonach sich der Brand von 20
Tellern in runden Zahlen berechnet
auf
22
Fr. – –
14
Fr. – –
Dieß will nun sagen, daß sich der Gewinn bei der neuen Methode
selbst unter den ungünstigsten Verhältnissen immer noch auf 36 Proc. beläuft. Ich
habe den Gewinn überall auf das Niedrigste angeschlagen, die Kosten und Verluste
hingegen im Maximum genommen und sämmtliche Angaben wiederholt verificirt, so daß
man überzeugt seyn kann, daß der für die neue Methode zu 36 Proc. angeschlagene
Gewinn eher unter der Wahrheit bleibt, als dieselbe übersteigt. Von welcher
Wichtigkeit eine so bedeutende Ersparniß für das Porzellan, dessen hoher Preis
hauptsächlich durch das Brennen bedingt ist, seyn muß, erhellt von selbst; auch
gaben sich deßhalb die Fabrikanten, die im Laufe der lezten zwei Jahre von unserem
vortheilhaften Verfahren Laut bekamen, alle Mühe dasselbe herauszubringen. Da ich
immer der Ansicht war, daß eine königliche Fabrik hauptsächlich nur eine Schule und
Lehranstalt für andere seyn soll, und daß sie sich daher nur die Ehre der Priorität
in den Erfindungen und Verbesserungen zu sichern bedacht seyn soll, so nehme ich
keinen Anstand unser Verfahren, nachdem es diese Stufe erreicht hat, der
Gesellschaft hiemit bekannt zu geben.
Fig. 55 ist
ein senkrechter Durchschnitt einer Kapsel, in welche bei gleicher Höhe auf der
linken Seite nach dem Verfahren Regnier's vier, auf der rechten dagegen nach dem gewöhnlichen
Verfahren nur zwei Teller eingesezt sind.
Fig. 56 ist
ein senkrechter Durchschnitt einer Kapsel mit Compoteschalen.
Fig. 57 ist
ein senkrechter Durchschnitt einer Kapsel mit Näpfen.
Fig. 58 ist
ein Durchschnitt der inneren Kapsel für Näpfe.
Fig. 59 ein
Durchschnitt einer inneren Kapsel für Compoteschalen.
Fig. 60 und
61 zeigen
die obere und untere Kapsel, zwischen welche die Teller gesezt werden.
a, a, a sind die Ringe mit den Leisten.
Anhang.
Die Commission der chemischen Künste erstattete der Société d'encouragement durch Hrn. Gaultier de Claubry einen Bericht über die
Erfindungen des Hrn. Regnier.
Da dieser Bericht eine getreue Bestätigung dessen ist, was in dem obigen Aufsaze des
Hrn. Directors Brongniart
gesagt worden, so begnügen wir uns, als Anhang nur das beizufügen, was darin über
das Gießen der Porzellanplatten vorkommt.
Die für die Porzellanmalerei bestimmten Platten wurden ehedem ausgewalzt oder auf der
Drehscheibe angefertigt. Man brauchte hiezu nicht nur sehr gewandte Arbeiter, sondern diese
Platten waren beim Brennen überdieß sehr vielen Gefahren ausgesezt. Da die größten
Platten nicht über 730 Millimeter hatten, so waren die Maler gezwungen, die Gemälde,
welche sie copiren sollten, bedeutend zu verkleinern. Hr. Regnier liefert nun aber mittelst des Gusses
Platten von 1, 20 Meter, und er könnte ihrer noch größere erzeugen, wenn die
dermaligen Oefen zu deren Aufnahme geeignet wären. Das Verfahren ist so einfach, daß
gewöhnliche Arbeiter bei einiger Aufmerksamkeit sehr gut danach zu arbeiten im
Stande sind. Dabei haben die gegossenen Platten eine größere Gleichförmigkeit im
Korne und viel weniger Fehler, weßhalb sie denn auch beim Brennen weit weniger
Unfällen ausgesezt sind.
Wie sorgfältig man auch bei der Zubereitung der Platten nach dem alten Verfahren zu
Werke gegangen seyn mag, so werden nach dem Brennen derselben doch sehr oft die
durch die Walze hervorgebrachten Wellenlinien bemerkbar, selbst wenn man vorher
keine Spur davon entdeken konnte. Nicht minder selten stehen beim Brennen deren
Ränder auf, wodurch sie gleichfalls für den Maler unbrauchbar werden. Die gegossenen
Platten dagegen haben keinen dieser Fehler.
Mehrere chemische Apparate, wie z.B. Röhren und Retorten, welche ehemals modellirt
wurden, werden dermalen gleichfalls gegossen, wodurch sie nicht nur um die Hälfte
wohlfeiler geworden sind, sondern auch wesentlich an Güte gewonnen haben.
Man bediente sich des Gusses schon seit langer Zeit bei der Fabrication gewisser
hohler Stüke; namentlich befolgte man ihn in der Fabrik in Tournay mehrfach; doch
blieb seine Anwendung stets auf gewisse Gegenstände und Localitäten beschränkt. Hr.
Regnier hat durch
Ausdehnung desselben auf die Fabrication von chemischen Geräthen und von Platten für
die Porzellanmalerei, und durch glükliche Modificationen, die er daran vorzunehmen
wußte, dessen ganze Wichtigkeit dargethan, und man kann sagen, daß dieses Verfahren
für die Fabrication von hohlen Stüken, und zwar nicht bloß aus Porzellanmasse,
sondern auch aus vielen anderen Massen von größter Bedeutung werden wird. Die Preise
werden sich dadurch für diese Gegenstände weit niedriger stellen lassen, und die
noch im Wege stehenden Schwierigkeiten dürften nicht so schwer zu beseitigen
seyn.
Das Gießen geschieht, indem man eine gehörig verdünnte Porzellanmasse, wie man sie
unter dem Namen Schliker (barbotine) kennt, mit trokenen
Gypsoberflächen, die dem Schliker die Feuchtigkeit entziehen, in Berührung bringt.
Es ist nicht möglich, hier in die für jeden einzelnen Fall erforderlichen
Operationen und Modificationen einzugehen. Nur auf die Schwierigkeit wollen wir noch
aufmerksam machen, womit
man zu kämpfen hatte, wenn man in dem Falle, wo man den überschüssigen Schliker
wegzuschaffen hatte, gleichmäßige Diken erzielen wollte. Diese Schwierigkeit, welche
Hr. Regnier lange von der
Erzeugung der Porzellanplatten durch den Guß abhielt, wußte derselbe glüklich zu
bemeistern.
Die Gesellschaft überreichte Hrn. Regnier für seine Erfindungen ihre Medaille aus Platin.