Titel: | Ueber die Klebrigkeit verschiedener Flüssigkeiten bei gleicher Temperatur, und über die Klebrigkeit gleicher Flüssigkeiten bei verschiedenen Temperaturen. Von Hrn. Dr. Andr. Ure. |
Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. LVI., S. 308 |
Download: | XML |
LVI.
Ueber die Klebrigkeit verschiedener
Fluͤssigkeiten bei gleicher Temperatur, und uͤber die Klebrigkeit gleicher
Fluͤssigkeiten bei verschiedenen Temperaturen. Von Hrn. Dr. Andr. Ure.
Aus einem Vortrage vor der British
Association zu Birmingham im Athenaeum. Nr.
619.
Ure, uͤber die Klebrigkeit der Fluͤssigkeiten bei
gleicher und verschiedenen Temperatur.
Da ich aufgefordert wurde, ein Gutachten über die neue Patentlampe des Hrn. Parker, in der das Oehl, bevor es an
den Docht gelangt, durch die Flamme der Lampe auf 200 bis 250° F. erhizt
wird, abzugeben, so war es für mich von Wichtigkeit, den Grad der Flüssigkeit der
Oehle bei verschiedenen Temperaturen zu wissen.
Das Licht der neuen Lampe übertrifft, wenn sie mit dem äußerst wohlfeilen, klebrigen,
jedoch beinahe geruchlosen Wallfischthrane, den man in den südlichen Meeren
erbeutet, gespeist wird, an Weiße und Reinheit das Licht der besten mechanischen
Lampe, selbst wenn diese mit dem besten vegetabilischen Oehle oder sogar mit
Wallrathöhl gespeist wird. Diesen Vorzug verdankt die Lampe zum Theil der Form ihres
Rauchfanges, zum Theil dem Umstande, daß das Oehl beständig mit dem Grunde der
Flamme auf gleicher Höhe erhalten wird; großen Theils muß er aber auch der höheren
Temperatur und der größeren Flüssigkeit des Oehles, bei der das Oehl leichter
verbrennt, als wenn es kalt und klebrig ist, zugeschrieben werden. Die vorläufige
Erwärmung des Oehles scheint eine ähnliche Wirkung zu haben, wie die vorläufige
Erhizung der Gebläseluft an den Hohöfen. Da ich jedoch bereits der Society of Civil Engineers eine auf die fragliche Lampe
bezügliche Abhandlung übergeben habe, will ich hier nicht weiter auf diesen
Gegenstand eingehen.Man findet diese Abhandlung im polyt. Journale Bd. LXXIV. S. 202. A. d. R.
Ich habe in der eben erwähnten Abhandlung die Resultate einiger Versuche angedeutet,
welche ich damals über die Klebrigkeit einiger Flüssigkeiten anstellte. Ich bediente
mich bei diesen Versuchen eines Apparates, der aus einem kleinen gläsernen Heber und
einer Platinschale bestand, in welcher sich eine abgemessene Menge der Flüssigkeit,
die durch den Heber laufen sollte, befand. Da ich seither Grund hatte zu vermuthen,
daß in den früher gegebenen numerischen Daten in Folge der in der Stellung des
Hebers vorgefallenen Veränderungen einige Irrungen untergelaufen seyn möchten,
wiederholte ich dieselben mit einem etwas anders geformten Apparate, der keinen derlei Irrungen
ausgesezt war. Ich brachte nämlich die Flüssigkeit kalt oder bis auf eine gewisse
Temperatur erwärmt, in einen gläsernen Trichter, der sich in eine gleichweite
Glasröhre von ungefähr 1/8 Zoll im Durchmesser und drei Zoll Länge endigte. Dieser
Trichter ruhte in einem chemischen Ständer, und ließ, wenn man den hölzernen Pfropf
aus der Glasröhre auszog, seinen Inhalt in einen unter ihn gesezten gläsernen Becher
ausfließen. Neben dem Apparate stand ein Chronometer, der in Secunden die während
des Ausflusses verstrichene Zeit andeutete. Bei sämmtlichen Versuchen ward eine und
dieselbe Menge Flüssigkeit, nämlich 2000 Gran-Maaße bei 65° F.
genommen. Bei Flüssigkeiten von gleichem specifischem Gewichte und gleichem Volumen,
und bei Anwendung eines und desselben Gefäßes wechseln die Ausflußzeiten nach dem
Grade der Klebrigkeit der Flüssigkeiten, so daß also die Ausflußzeit als Maaß für
leztere gilt. Die Ausflußzeiten bedürften eigentlich bei heißen Flüssigkeiten wegen
der durch die Hize bedingten Erweiterung der Glasröhre einer Correction; ich habe
jedoch eine solche unterlassen, da sie in der Praxis doch nicht von Belang seyn
würde.
2000 Gran-Maaße Wasser liefen
bei
60° F.
in 14 Secunden
aus.
68
– 13 –
–
164
– 12 –
–
Wenn der Trichter und die Glasröhre etwas mit Oehl bestrichen worden, übrigens aber
vollkommen rein waren, indem man siedendes Wasser durch dieselben laufen ließ,
flossen
2000 Gran-Maaße bei
150° F.
in 24 Secunden
142
– 23 –
94
– 24 –
56
– 25 –
ab.
Hieraus erhellt, wie groß die Repulsion zwischen Oehl und Wasser ist, und wie sehr
diese Repulsion den Abfluß des Wassers durch eine kleine Oeffnung verzögert.
2000 Gran-Maaße
Terpenthinöhl von
0,874
spec. Gew
flossen bei
65° F.
in 14 Sec. ab.
brennzeliger Holzgeist
0,830
–
–
65
– 14 1/2 –
Alkohol
0,830
–
–
65
– 16
–
Salpetersäure
1,340
–
–
65
– 13 1/2 –
Schwefelsäure
1,840
–
–
65
– 21
–
ddo.
1,840
–
–
262
– 15
–
gesät. Kochsalzauflös.
1,200
–
–
65
– 13
–
Wallrathöhl
0,890
–
–
65
– 45 1/2 –
2000 Gr.-Maaße
fein. Repssamenöhl v.
0,920
spec. Gew.
flossen bei
65° F.
in 100 Sec. ab.
feiner Robbenthran
0,925
–
–
65
– 66 –
fein. südl. Wallfischthran
0,920
–
–
65
– 66 –
Wallrathöhl
–
–
254
– 15 –
Repsöhl
–
–
254
– 17 –
südlicher Wallfischthran
–
–
250
– 17 –
Das Repsöhl ist so klebrig, daß es in Lampen der gewöhnlichen Art nur schwer brennt;
dagegen gibt es in der Parker'schen Lampe ein sehr
lebhaftes Licht. An meinem früheren Apparate betrug die Verschiedenheit des Niveau
an den beiden Heberschenkeln, welche den Druk, unter dem die Flüssigkeit ausfloß,
bedingte, nur einen halben Zoll, und daher brauchten 2000 Gran-Maaße
Wallrathöhl bei 64° F. 2700 Secunden zum Abflusse, während dasselbe Volumen
Terpenthinöhl in 95 Secunden abfloß. Es scheint daher, daß die Flüssigkeit eines
klebrigen Oehles mit der Abnahme des Drukes in einem sehr raschen Verhältnisse
abnimmt. Daher wird ein Oehl, welches in einer mechanischen Lampe, in der es durch
ein Pumpwerk auf das Niveau des Grundes der Flamme emporgehoben wird, sehr gut
brennt, in einer französischen Ring- oder Sinumbrallampe, an der die Speisung
unter einem sehr geringen Druke geschieht, ein sehr unbedeutendes Licht geben.
Hr. Professor Forbes machte,
nachdem Hr. Ure seinen Vortrag
geendigt hatte, die Bemerkung, daß diese Versuche für ihn von größtem Interesse
seyen, indem es bei den Forschungen, mit denen er sich dermalen beschäftigt, von
größter Wichtigkeit ist, während der ganzen Dauer eines Versuches oder während einer
ganzen Reihe von Versuchen ein fortwährend gleiches Lampenlicht zu haben. Selbst die
besten der gewöhnlichen Lampen sind so vielen Unregelmäßigkeiten unterworfen, und
die Ursachen hievon lassen sich so wenig entdeken, daß man hiedurch ganz entmuthigt
werden möchte. Das Instrument, dessen sich Hr. Forbes bediente, um die eintretenden geringen
Temperatur-Veränderungen zu messen, war so empfindlich, daß dessen Zeiger
selbst an einer scheinbar ganz gut brennenden Lampe in einer beständigen
oscillirenden Bewegung war, und selbst um einige Grade spielte, woraus hervorgeht,
daß die Hize der Flamme beständig wechselte. Selbst an Lampen, deren Dochte mit der
äußersten Sorgfalt gearbeitet worden waren, wäre ein solcher Wechsel unverkennbar;
die Dochte von Locatelli in Paris gaben noch unter allen
das stätigste Licht.