Titel: | Verbesserungen in der Bleiweißfabrication, worauf sich Horace Cory, in Narrow Street Limehouse, Grafschaft Middlesex, am 3. Nov. 1838 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. LXVI., S. 386 |
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LXVI.
Verbesserungen in der Bleiweißfabrication, worauf
sich Horace Cory, in
Narrow Street Limehouse, Grafschaft Middlesex, am 3.
Nov. 1838 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Dec. 1839,
S. 234.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Cory's Bleiweißfabrication.
Meine Erfindung betrifft: 1) die Verbindung der Bleiweißfabrication mit dem
Kalkbrennen, indem ich das bei diesem lezteren ausgetriebene kohlensaure Gas,
welches sonst in die atmosphärische Luft zu entweichen pflegt, auf entsprechende
Bleiauflösungen wirken lasse. Sie betrifft 2) eine eigenthümliche Methode, nach der
ich das kohlensaure Gas auf die Bleiauflösungen wirken lasse.
Fig. 14 ist
ein Aufriß und Fig.
15 ein Grundriß meiner Apparate, woran einige Theile im Durchschnitte
dargestellt sind. X ist ein nach Graf Rumford's System gebauter Kalkofen,
der durch eine Röhre mit der Kammer Y, in der die
Bleiauflösung der Einwirkung des kohlensauren Gases ausgesezt wird, in Verbindung
steht. Diese Kammer ist durch die Scheidewände a, a, b,
b in mehrere Fächer abgetheilt, die so eingerichtet sind, daß das Gas einen
großen Umweg machen muß, bevor es an dem Punkte c, an
dem es in die atmosphärische Luft entweicht, anlangt. Die aus Kupfer oder einem
anderen entsprechenden Materielle bestehenden und mit kleinen Löchern versehenen
Platten sind an ihren Enden nach Abwärts gebogen und passen mit diesen Enden lose in
Furchen ein, so daß man sie, im Falle sich ihre Löcher verstopfen sollten, leicht
ausheben kann. Der untere Theil der Kammer bildet eine Schrägfläche, wie man bei e, e sieht. Die Bütte Z
liefert der Kammer fortwährend Bleiauflösung. n, o sind
die Sättigungsgefäße, in denen die Bleiauflösung bereitet wird. p, q sind die Bottiche, in welche die Auflösung mittelst
der Pumpen s hinaufgepumpt wird, und in denen man sie
sich sezen läßt, bis sie klar geworden. f, g, k sind die
Fällungsgefäße, in denen sich das Bleiweiß abscheidet, und l endlich sind die Gefäße, in denen das Bleiweiß zum Troknen zubereitet
wird, und welche ich die Puddelgefäße (puddling vats)
nenne. r, r, r sind drei Pumpen, welche man mittelst
einer dreiarmigen Kurbel, die von einer Dampfmaschine oder einer anderen Triebkraft
in Bewegung gesezt wird, zum Spielen bringen kann. Diese Pumpen sind, wie die
Zeichnung zeigt, durch Röhren mit den Bottichen p, q,
mit den Fällungsgefäßen f, g, h und auch mit der Bütte
Z in Verbindung gebracht, und an diesen Röhren befinden sich
Sperrhähne, womit die Communication hergestellt oder abgesperrt werden kann.
Die Bildung des Bleiweißes geht auf folgende Weise von Statten. Die Bleiauflösung,
welche fortwährend dem oberen Fache der Kammer zufließt, fällt, wie in Fig. 14 durch
Pfeile angedeutet ist, als feiner Regen durch die durchlöcherten Platten, und kommt
in diesem Zustande mit dem kohlensauren Gase in Berührung, indem dieses den unter
den Platten d befindlichen Raum durchstreicht. Die in
der Kammer herabfallende Bleiauflösung unterliegt hiebei der Einwirkung des
kohlensauren Gases, und wird hiedurch allmählich in Bleiweiß verwandelt. Da das Gas
einen sehr weiten Weg zu durchlaufen hat, bevor es an die Mündung c gelangt, so wird an dieser eine nur sehr geringe Menge
in die atmosphärische Luft entweichen. Die der Einwirkung des kohlensauren Gases
unterlegene Bleiauflösung gelangt in den unteren, mit dem schrägen Boden
ausgestatteten Theil der Kammer, aus dem sie in das eine oder andere der
Fällungsgefäße f, g, h abfließt, je nachdem die Klappe
i, j oder k geöffnet
ist. Während sich das Bleiweiß in diesen Gefäßen zu Boden sezt, wird die Auflösung
aus dem Bottiche wieder über die durchlöcherten Platten emporgeschafft, damit sie
abermals und abermals in der Kammer der Einwirkung des kohlensauren Gases
unterliege, bis deren Umwandlung in Bleiweiß vollbracht ist. Ist dieß der Fall, so
läßt man die Flüssigkeit, nachdem sie den Niederschlag abgesezt hat, durch die
Röhren m, m in die Gefäße n,
o abfließen, um sie daselbst neuerdings mit Blei zu sättigen. Dagegen wird
das zu Boden gefallene Bleiweiß mit einer Rakel in eines der Puddelgefäße l, l geschafft.
Was die Erzeugung des Gases betrifft, so wird der Kalkofen durch den Trichter B mit Kalksteinen gefüllt; und wenn sodann der Dekel A geschlossen und die Gasrohre abgesperrt worden, zündet
man das Feuer an und leitet den Brand auf die bekannte Weise. Wenn das Feuer gut
brennt, zieht man den Dekel A auf, damit das sich
entwikelnde kohlensaure Gas durch die Leitungsröhre in die Kammer Y gelangen, und in dieser die durch Pfeile angedeutete
Richtung verfolgen kann. Ich muß übrigens bemerken, daß, obwohl ich der hier
beschriebenen Art von Kalkofen den Vorzug gebe, ich mich doch durchaus nicht an ihn
binde, da dessen Einrichtung mannichfache Veränderungen erleiden kann, in so lange
man das aus dem Kalkofen entweichende kohlensaure Gas zur Erzeugung von Bleiweiß
verwendet, anstatt daß man es in die atmosphärische Luft entweichen läßt.
Die Bleiauflösung, deren ich mich gewöhnlich bediene, erzeuge ich durch Auflösen von
Bleiglätte in Essigsäure oder in einer Auflösung von essigsaurem Blei. Uebrigens muß
ich bemerken, daß folgende Beschreibung auch dann gilt, wenn andere Auflösungsmittel
angewendet werden. Ich vermenge in den Sättigungsgefäßen n,
o Bleiglätte und eine Auflösung von essigsaurem Blei in solcher Art, daß
dadurch eine basische Bleiauflösung erzeugt wird. Diese Auflösung lasse ich von Zeit
zu Zeit mittelst der Pumpen s, s in die Gefäße p, q schöpfen, so daß sich in einem dieser Gefäße stets
eine hinreichende Menge abgestandener basischer Auflösung befindet.
Um die in den Gefäßen p, q enthaltene Auflösung gehörig
verwenden zu können, müssen die Sperrhähne der Röhren so adjustirt werden, daß die
Auflösung, wenn man die Pumpen in Bewegung sezt, in die Bütte Z emporgehoben wird, und dann aus dieser bei der Mündung y abfließt, so daß sämmtliche durchlöcherte Platten d, d gleichmäßig damit übergossen werden. Die Auflösung
fällt, wie bereits gesagt, durch die Löcher dieser Platten, erfährt dabei die
Wirkung der Kohlensäure, und fließt sodann in eines der Fällungsgefäße, z.B. durch
die Klappe j in das Gefäß g.
Wird hierauf die Communication mit dem Gefäße q
unterbrochen, und der in das Gefäß g führende Hahn
geöffnet, so wird die Auflösung aus dem Fällungsgefäße g
wieder durch die Kammer gepumpt, damit sie, nachdem sie der Wirkung des kohlensauren
Gases unterlegen, wieder in das Gefäß g zurükkehre,
u.s.f., bis die Auflösung eine genügende Einwirkung der Kohlensäure erlitten hat.
Ist dieß der Fall, so läßt man das gebildete Bleiweiß sich in dem Gefäße absezen,
und ist die Abscheidung erfolgt, so läßt man das Auflösungsmittel in eines der
Sättigungsgefäße abfließen, um es daselbst neuerdings mit Bleiglätte zu vermengen.
Das zu Boden gefallene Bleiweiß zieht man mit einer Rakel oder auf andere Weise in
eines der Puddelgefäße, in welchem es auf die gewöhnliche Art behandelt und von der
ihm anhängenden Auflösung befreit wird, um endlich dem üblichen Troknungsprocesse
unterstellt zu werden. Hieraus ergibt sich, daß stets eines der Gefäße p, q und einer der Fällungsbottiche zur Fortsezung der
Operation in Bereitschaft ist, während in einem anderen Bottiche die Abscheidung des
Bleiweißes von Statten geht, und aus dem dritten das abgeschiedene Bleiweiß
herausgeschafft werden kann. Deßhalb sind auch die Pumpen r während der ganzen Dauer der Operation in ununterbrochener Bewegung.
Alle Flüssigkeit, welche allenfalls in zu großer Menge emporgepumpt wurde, fließt
durch die Röhre t in den mit dem schrägen Boden
versehenen Theil e, e der Kammer.
Ich habe oben gesagt, daß ich mir die Bleiauflösung gewöhnlich durch Auflösen von Bleiglätte in
Essigsäure oder in einer Auflösung von essigsaurem Bleie bereite, was Alles zur
Genüge bekannt ist, und auch keinen Theil meiner Erfindung ausmacht; denn
dergleichen Auflösungen waren bereits früher in der Bleiweißfabrication
gebräuchlich, gleichwie man aus ihnen auch schon früher dadurch das Bleiweiß
abschied, daß man kohlensaures Gas durch sie strömen ließ. Meine Erfindung liegt
also, was diesen Theil des Verfahrens betrifft, lediglich darin, daß ich die
Bleiauflösung in Gestalt eines Regens oder auf irgend andere Weise höchst fein
vertheilt der Einwirkung des Gases ausseze, und auf diese Art eine vorteilhaftere
Wirkung desselben erziele.
Endlich muß ich bemerken, daß man die beiden hier angegebenen Processe, nämlich das
Brennen von Kalk und die Erzeugung von Bleiweiß nicht durchaus mit einander zu
verbinden braucht. So kann man z.B. das aus dem Kalkofen entweichende kohlensaure
Gas auch mittelst eines geeigneten Gebläses durch Gefäße, in denen die
Bleiauflösungen enthalten sind, treiben lassen. Ferner kann man das kohlensaure Gas
des Kalkofens in einem Gasometer, wie man ihn an den Gaswerken zu haben pflegt,
sammeln, und dann zur Bleiweißbereitung verwenden. Ebenso kann man den zweiten Theil
meiner Erfindung für sich allein benuzen, und kohlensaures Gas, auf welche Weise es
immer erzeugt worden seyn mag, durch die beschriebene Kammer Y leiten. Auch versteht sich, daß die Einrichtung und der Bau dieser
Kammer mannichfach modificirt werden kann, so lange man dabei bleibt, die Auflösung
in höchst dünne Strömchen vertheilt, der Einwirkung des durch den Apparat
streichenden kohlensauren Gases auszusezen.Es versteht sich, daß nach diesem Verfahren nur ein krystallinisches Bleiweiß
erzeugt wird, welches weniger dekt, als das amorphe Bleiweiß, wie es die
sogenannte holländische Methode liefert; man vergleiche polyt. Journal Bd. LXXIV. S. 224. A. d. R.