Titel: | Verbesserungen in der Bleiweißfabrication, worauf sich Thomas Robert Sewell, Tullfabrikant in Carrington, Grafschaft Nottingham, am 14. Julius 1838 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. LXVII., S. 390 |
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LXVII.
Verbesserungen in der Bleiweißfabrication, worauf
sich Thomas Robert
Sewell, Tullfabrikant in Carrington, Grafschaft
Nottingham, am 14. Julius
1838 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts. Nov. 1839, S.
141.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Sewell's Bleiweißfabrication.
Meine Verbesserungen in der Bleiweißfabrication lassen sich in folgende vier
Abschnitte bringen. 1) betreffen sie die Bereitung eines Bleioxydes, welches sich
besser zur Umwandlung in Bleiweiß eignet, als die im Handel vorkommende Bleiglätte.
2) die Erzeugung eines vorzüglichen Bleiweißes, welches in gleichen Gewichtstheilen
weniger Blei und mehr Kohlensäure enthält, als das nach den gewöhnlichen Methoden
durch Präcipitation erzeugte. 3) die Benüzung einer Kohlensäure, welche sich besser
zur Bereitung von Bleiweiß eignet, als jene, die sich bei der Verbrennung von
Holzkohle oder anderen kohlehaltigen Stoffen entwikelt. 4) endlich ein Verfahren,
nach welchem das Bleiweiß von den Substanzen, die sich bei dessen Bereitung damit
vermischen können, gereinigt wird.
Das Bleioxyd bereite ich mir nun folgendermaßen. Ich nehme das zum Theile oxydirte
Blei, welches man bei der Bereitung von Mennig oder rothem Bleioxyde erzeugt, in
jenem Zustande, in welchem es sich befindet, wenn man es zum Behufe seiner
Umwandlung in Mennig eben in den Ofen bringen will. Dieses Präparat, welches zum
Theil aus metallischem Bleie, zum Theil aus Bleioxyd und aus etwas Mennig besteht,
bringe ich in einen Ofen, der in Hinsicht auf seinen Bau den zur Mennigbereitung
dienlichen ähnlich ist. In diesem Ofen oder auch in einem anderen sachdienlichen
Behältnisse seze ich es 3 bis 4 Stunden einer Rothglühhize aus, wobei es fleißig mit
einer eisernen Rakel oder einem anderen Werkzeuge umgewendet werden muß, damit
sämmtliche Theile der Einwirkung der Wärme unterliegen. Bei dieser hohen Temperatur
entsteht kein Mennig, sondern der bereits gebildete Mennig wird vielmehr wieder
zersezt und das metallische Blei wird oxydirt, so daß die ganze Masse am Ende nur
aus dem gewünschten Bleioxyde besteht. Das heiße Bleioxyd schaffe ich schnell aus
dem Ofen in ein Gefäß, in welchem ich es von der Luft abgesperrt abkühlen lasse,
womit es dann zum Gebrauche fertig ist.
Den zweiten Theil meiner Erfindung bewerkstellige ich nach zweierlei Methoden; d.h.
nach der einen fälle ich das Bleiweiß aus den Bleiauflösungen mittelst kohlensaurer
Alkalien; nach der anderen dagegen fälle ich es mittelst Kohlensäure, welche ich auf die
weiter unten zu beschreibende Weist erzeuge.
Zum Behufe der Fällung des Bleiweißes nach der ersten dieser Methoden verwende ich
eine Auflösung des Bleioxydes in verdünnter Salpeter- oder Essigsäure. Diesen
Auflösungen, von denen ich den sauren Vorzug gebe, seze ich so viel Kali-,
Natron- oder Ammoniakauflösung zu, als eben zur Neutralisirung der Säure der
Auflösung erforderlich ist. Diese Alkalien müssen vorläufig mit so viel Kohlensäure
verbunden worden seyn, als nothwendig ist, um das Bleioxyd in Bicarbonat anstatt in
Carbonat umzuwandeln.
Um dieses Erfolges sicher zu seyn, leite ich, wenn ich mich der Kohlensäure zur
Fällung bedienen will, die auf die später anzugebende Weise entwikelte Kohlensäure
unter Umrühren durch eine Auflösung von Blei in Essigsäure, welche neutral oder
sauer ist, oder aus einer Mischung dieser Salze bestehen kann, wobei ich jedoch den
Gaszufluß einige Minuten, nachdem die Flüssigkeit sauer auf das Lakmuspapier zu
reagiren beginnt, unterbreche.
Die Kohlensäure verschaffe ich mir nach irgend einer der 5 Methoden, die ich nun
sogleich angeben will. 1) Ich vermenge einen Theil Holzkohle, Kohksstaub, oder
irgend einer anderen kohlenstoffhaltigen Substanz mit ungefähr 7 Theilen
schwefelsauren Kalkes, nachdem beide Ingredienzien vorher zu Pulver gemahlen worden.
2) Ich vermenge auf gleiche Weise einen Theil Holzkohle, Kohksstaub etc. mit
ungefähr 10 Th. schwefelsauren Baryts. 3) Ich vermenge eben so einen Theil
Holzkohle, Kohksstaub etc. mit ungefähr 8 Th. schwefelsauren Strontians. 4) Ich
vermenge 3 Th. Holzkohle, Kohksstaub etc. mit ungefähr 50 Th. kohlensauren Kalkes
und 120 Th. Schwefelblei. Alle diese Mischungen bringe ich in Retorten, wie man sich
ihrer bei der Steinkohlen-Destillation bedient, um sie in diesen so lange
einer lebhaften Rothglühhize auszusezen, als noch Gas aus ihnen entwikelt wird. Das
Gas leite ich in einen hydraulischen, gehörig mit Wasser versehenen Apparat, und aus
diesem in einen Gashälter, aus dem es gepumpt oder auf andere Weise durch ein mit
Wasser gefülltes Gefäß getrieben und mit den Materialien, welche in Bleiweiß zu
verwandeln sind, in Berührung gebracht wird. 5) Ich bringe Holzkohlen, Kohks oder
andere derlei kohlige Substanzen in kleine Stüke zerbrochen in einer irdenen Retorte
zum hellen Rothglühen, und leite sodann einen Dampfstrom über sie, wodurch der Dampf
zersezt und kohlensaures Gas in Verbindung mit geringen Mengen anderer der
Bleiweißerzeugung unschädlicher Gase erzeugt wird. Diese Gase lasse ich, nachdem ich
sie in einem Gasbehälter gesammelt, gleichfalls auf die angegebene Weise wirken.
Das Auswaschen des erzeugten Bleiweißes, welches den vierten Theil meiner Erfindung
ausmacht, bewerkstellige ich unter Anwendung von Druk in einem Apparate, den ich
sogleich näher angeben werde. Auf welche Weise das Bleiweiß erzeugt worden seyn mag,
so enthält es gewöhnlich Säuren und andere Substanzen beigemengt, welche durch
Waschen desselben mit Wasser weggeschafft werden müssen, bevor man zum Troknen des
Fabricates schreitet. Dieses Waschen muß mehreremale wiederholt werden. Wegen der
großen Menge Wasser, die hiezu genommen werden muß, ist es schwer und kostspielig,
aus dem Waschwasser die Säuren und sonstigen darin enthaltenen Stoffe wieder zu
gewinnen. Um diesem Uebelstande zu begegnen, vollbringe ich die Waschung unter
Anwendung eines pneumatischen oder hydrostatischen Drukes, wodurch ich nicht nur im
Stande bin das Bleiweiß mit einer verhältnißmäßig geringen Wassermenge zu reinigen,
sondern wodurch auch die Zeit, die sonst zur Abscheidung des Bleiweißes nöthig ist,
bedeutend abgekürzt wird.
Fig. 8 zeigt
einen Querdurchschnitt eines starken gußeisernen Gefäßes a,
a, welches innen mit Kupfer ausgefüttert ist, damit das Bleiweiß nicht mit
dem Eisen in Berührung kommen kann. Auf diesem Gefäße wird mit Schrauben ein starker
Dekel b befestigt. In dem Gefäße ist c das Beken, welches zur Aufnahme des zu waschenden
Bleies bestimmt ist.
Fig. 9 ist ein
ähnlicher Querdurchschnitt des Gefäßes, auf dem hier der Dekel festgemacht ist, und
welches man hier in umgekehrter Stellung abgebildet sieht.
Fig. 10 ist
ein Längendurchschnitt desselben Gefäßes, welches hier in einem starken hölzernen
Gestelle aufgezogen ist.
Fig. 11
endlich ist ein ähnlicher Durchschnitt, an welchem man das Gefäß in umgekehrter,
d.h. in jener Stellung sieht, in welcher es sich während des Waschens befindet.
Rund um das Gefäß herum läuft eine Riefung d, d, welche
zur Aufnahme der Liederung dient, womit ein luftdichter Verschluß des Dekels
hergestellt werden soll. An dem Dekel ist eine dike durchlöcherte Kupferplatte, von
der man in Fig.
12 und 13 einen Theil im Grundrisse und in einem senkrechten Durchschnitte in
größerem Maaßstabe abgebildet sieht. Die Löcher sind an dem Dekel zunächst gelegenen
Theile versenkt, und diese Versenkung, welche mit sämmtlichen Löchern eine
Communication herstellt, bildet einen seichten Canal zwischen der Platte und dem
Dekel. In Bohrlöcher, welche durch den Dekel gebohrt sind, sind kupferne Röhren f, f, f eingesezt, die mit dem hinter der Platte e befindlichen seichten Canale communiciren, und zur
Ableitung des Wassers dienen, welches während des Waschprocesses durch die Löcher
der Platte sikerte. Das Gefäß a, a ruht mit den hohlen,
mit Kupfer ausgefütterten Zapfen g, h in dem Gestelle.
Der eine dieser Zapfen g wird, wenn der Apparat in
Thätigkeit ist, mit einem Pfropfe i verstopft. Durch den
Zapfen h dagegen ist eine Röhre gestekt, damit von der
Röhre l her ein Wasserstrom in dieselbe gelangen kann.
Die beiden Röhren l, h stehen durch eine Stopfbüchse mit
einander in Verbindung, und an dem Ende der Röhre befindet sich ein gebogenes
Röhrenstük n, welches dem Wasserstrahle die Direction
gibt.
Wenn das Gefäß mit Bleiweiß gefüllt, und der Dekel auf die in Fig. 10 ersichtliche
Weise auf ihm befestigt worden, so muß man es in die in Fig. 11 angedeutete
Stellung umstürzen. Dieß geschieht mittelst eines Zahnrades, welches in ein Getrieb
eingreift und mit einer Kurbel umgetrieben wird, oder auf irgend andere Weise. Das
Wasser, welches sodann mit einer Drukpumpe durch die Röhre l und das Röhrenstük n eingetrieben wird,
gelangt auf den Scheitel des in dem Gefäße befindlichen Bleiweißes, und wird durch
das Bleiweiß sowohl, als durch ein auf die Platte e
gelegtes Filtrirmaterial e getrieben, wo es dann rasch
durch die in dieser Platte befindlichen Löcher in den hinter ihr laufenden seichten
Canal bringt, und durch die Röhren f, f, f aus dem
Apparate entweicht. Dieses Durchtreiben von Wasser durch den Apparat und das
Bleiweiß muß so lange währen, bis das Wasser ganz rein abfließt. Das Bleiweiß wird
bei diesem Verfahren auf dem unteren Theile des Gefäßes in eine compacte Masse
zusammengepreßt. Nachdem man das über dieser stehende Wasser durch Ausziehen des
Pfropfes bei i abfließen ließ, kehrt man das Gefäß
wieder um, d.h. man bringt es in die in Fig. 10 angedeutete
Stellung, in welcher man die Spindel p herabschraubt und
in den Dekel einkeilt. Zieht man hierauf die Bindeschrauben aus, so kann man den
Dekel durch Umdrehen der Schraubenmutter q emporheben,
so daß sich das Bleiweiß zum Behufe des Troknens aus dem Apparate herausschaffen
läßt.