Titel: | Beschreibung einer sich selbst justirenden Briefwaage von der Erfindung des Hrn. G. Riddle in London. |
Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. LXXIII., S. 430 |
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LXXIII.
Beschreibung einer sich selbst justirenden
Briefwaage von der Erfindung des Hrn. G. Riddle in London.
Aus dem Mechanics' Magazine No. 853. S.
178.
Mit einer Abbildung auf Tab. VII.
Riddle's sich selbst justirende Briefwaage.
Hr. Riddle, der bekannte
Erfinder eines Bleistiftes, der nie gespizt zu werden braucht, hat drei Arten sich
selbst justirender Waagen zum Wägen der Briefe vorgelegt, welche sehr zierlich und
zwekgemäß zu seyn scheinen. Die beiden ersten dieser Waagen fußen auf demselben
Principe wie die alte Krummhebelwaage, wie man aus der in Fig. 15 gegebenen
Abbildung, die wir sogleich näher beleuchten wollen, ersieht.
Die geradestehende Säule A endigt sich an ihrem oberen
Ende in zwei divergirende Arme, welche einen graduirten Kreisbogen B, auf den die Unzen und Viertelunzen gezeichnet sind,
zwischen sich tragen. An dem einen Ende des schlangenförmigen Hebels C befindet sich eine Waagschale oder ein Aufhänghaken
D, in den man den abzuwägenden Brief bringt; an dem
anderen Ende dagegen ist ein schweres Gewicht E
angebracht. An diesem Hebel befindet sich ferner ein Zeiger F, der sich mit ihm längs des Kreisbogens B
bewegt. Das Gewicht E sucht beständig in senkrechter
Stellung zu verbleiben; bringt man aber einen Brief in die Waagschale D, so wird das Gewicht aus dieser Stellung gebogen, wo
dann die Länge des wirkenden Hebels eine Verlängerung erleidet, bis das Gewicht ein
genaues Gegengewicht des Briefes ausmacht, und wo dann die Stellung des Zeigers an
dem graduirten Bogen dieses Gewicht andeutet.
Die Riddle'sche Waage der ersten Classe reicht, um sie so
compendiös als möglich zu machen, nur bis drei Unzen, und dabei sind die
Gradeintheilungen sehr deutlich und leserlich. Da unter tausend Briefen kaum einer
mehr als eine halbe Unze, und unter 50,000 kaum einer mehr als eine ganze Unze
wiegt, so wird eine bis zu drei Unzen reichende Waage für die meisten Fälle genügen;
man kann übrigens nach demselben Principe auch Waagen verfertigen, die bis zu 16
Unzen und darüber hinaus reichen. Da die Eintheilung dieser Waage auch für
Viertelunzen getroffen ist, so eignet sich dieselbe sowohl für fremde als für
englische Briefe, was bisher noch an keiner englischen Briefwaage der Fall war. Man
hat von einigen Seiten dieser Waage das Schwingen derselben zum Vorwurfe gemacht;
allein es ist klar, daß ihre Schwingungen stets mit der Zartheit des Instrumentes in
genauem Verhältnisse stehen werden. An den neuesten Waagen des Hrn. Riddle ist die höchste Genauigkeit ohne alle
Schwingungen erlangt, so daß diese Waagen für alle jene Fälle, in denen es sich bei
großer Genauigkeit auch um große Geschwindigkeit beim Wägen handelt, höchst
empfehlenswerth zu seyn scheinen.