Titel: | Beschreibungen der neueren, von Hrn. Pelletan erfundenen, auf die Zukerfabrication bezüglichen Apparate, so wie auch der rotirenden Dampfmaschine desselben. |
Fundstelle: | Band 75, Jahrgang 1840, Nr. LXXVI., S. 450 |
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LXXVI.
Beschreibungen der neueren, von Hrn. Pelletan erfundenen, auf die
Zukerfabrication bezuͤglichen Apparate, so wie auch der rotirenden Dampfmaschine
desselben.Obwohl wir bereits Gelegenheit hatten, in den lezten Bänden unserer Zeitschrift
auf die verschiedenen Erfindungen des Hrn. Pelletan aufmerksam zu machen, so blieb doch
immer noch Vieles dunkel, da wir bisher nur von einem der Apparate eine nicht
ganz vollständige Abbildung zu liefern im Stande waren. Unsere Leser werden uns
daher gewiß Dank wissen, wenn wir aus dem oben angegebenen Werke die
vollkommenste Zusammenstellung, die bisher von allen diesen Apparaten gegeben
wurde, und zu welcher der Erfinder selbst die Zeichnungen lieferte, mittheilen.
Wir verweisen auf das polytechn. Journal Bd.
LIII. S. 39, LXXI. S. 330,
LXXII. S. 45. A. d. R.
Aus Hrn. v. Moléon's Description de l'exposition industrielle et artistique
de 1839, Tom. I. S. 11.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Pelletan's Apparate zur Zukerfabrication.
I. Von dem Levigator.
Um diesen für die Zukerfabrication so höchst wichtigen Apparat gehörig würdigen zu
können, muß man sich das ältere, bei dieser Fabrication übliche und noch dermalen in
vielen Fabriken gebräuchliche Verfahren vergegenwärtigen. Man pflegt nämlich die zu
einem Breie geriebenen Runkelrüben in kleinen Massen in Säke zu bringen, und diese
Säke zwischen Geflechte gelagert in einer hydraulischen Presse auszupressen. Dieses
Verfahren erheischt einen bedeutenden Aufwand an Arbeit; es geht langsam von
Statten; der Saft ist dabei der Einwirkung der Luft, welche ihm nachtheilig ist und
die schleimige Gährung hervorruft, ausgesezt; und wie kräftig auch die Pressen seyn
mögen, so bleibt doch immer noch ein Viertheil des in den Runkelrüben enthaltenen
Saftes in dem Marke zurük.
Der Levigator arbeitet nach einem ganz anderen Principe; denn er beruht auf der
Auswaschung des Markes mit reinem Wasser, welches den Zuker aus diesem aufnimmt. Das
Mark kommt stets mit neuem Wasser in Berührung, bis einerseits das Wasser mit Zuker
gesättigt, und andererseits das Mark beinahe gänzlich erschöpft ist.
Der Vorzug dieses Verfahrens vor der Anwendung der Pressen war offenbar; die einzige
Schwierigkeit lag darin, dasselbe im Großen leicht und auf eine rasch von Statten
gehende Weise ausführbar zu machen. Der Levigator leistet dieses vollkommen.
Der Apparat besteht aus einer großen Rinne von 15 Fuß Länge und 2 Fuß im Durchmesser,
welche durch quere Scheidewände in 24 von einander unabhängige Fächer abgetheilt
ist. Diese Rinne ist unter einem Winkel von 15° geneigt, damit, wenn von Oben
Wasser in sie
gegossen wird, dieses durch Ueberlaufen von einem Fache in das andere und endlich
unten aus dem Apparate abfließe. Außerdem sind aber auch noch Canäle angebracht,
welche bewirken, daß die Flüssigkeit einen möglichst langen Weg durchläuft. In diese
große Rinne nun ist eine Art Archimed'scher Schraube
solchermaßen getaucht, daß auf jedes ihrer Fächer eines der Schraubenfragmente
trifft. Wenn diese Schraube umläuft, so sammeln ihre Fragmente das Mark, welches
sich in dem Wasser der Fächer, denen sie angehören, befindet, um dasselbe in das
nächst obere Fach zu schaffen, bis es endlich an dem obersten Fache aus dem Apparate
austritt. Die Kupferplatten, aus denen die Schraubenwindungen bestehen, sind
durchlöchert, so daß sie Schapfen bilden, welche das Mark emporschaffen, die
Flüssigkeit hingegen durchlassen. Das Mark bewegt sich demnach nach der einen, die
Flüssigkeit nach der anderen Richtung; das Mark tritt erschöpft aus dem Apparate und
die ablaufende Flüssigkeit zeigt 5° am Aräometer, wenn der natürliche
Runkelrübensaft 6° zeigt.
Eine Schwierigkeit, die sich anfänglich bei der Anwendung dieses Apparates zeigte,
und welche darin bestand, daß sich die Löcher der Kupferplatten in kurzer Zeit
verlegten, ward glüklich beseitigt. Jeder Theil der Schraube durchläuft nämlich nur
5/6 des Cylinderumfanges, so daß in der Länge der Schraube ein Sechstheil leer
bleibt. 24 Messer, von denen jedes einem Schraubengange entspricht, reinigen
fortwährend das Innere. Alle diese Messer steigen nämlich, indem sie der Fläche der
Schrauben folgen, gemeinschaftlich empor, um endlich bei dem Durchlaufen des leeren
Sechstheiles in Folge der Wirkung einer Schrägfläche plözlich wieder herabzusinken.
Der Apparat wird also durch seine eigene Umlaufsbewegung beständig in
diensttauglichem Stande erhalten. Am Grunde des Cylinders ist ein Drahtgitter
angebracht, welches zugleich mit der Schraube umläuft und den Saft vor seinem
Austritte aus dem Apparate filtrirt.
Der Levigator, der bereits in mehr dann 20 Fabriken Frankreichs, Belgiens und
Deutschlands eingeführt ist, und mit dem man täglich 35,000 Pfd. Runkelrüben
verarbeiten kann, gewährt große Vortheile. Er liefert beinahe allen in dem Marke
enthaltenen Zuker, und man erhält mit ihm ein Fabricat von der ersten Qualität. Der
aus ihm abfließende Saft hat gar keine Veränderung erlitten, und ist daher leichter
zu behandeln als der ausgepreßte Saft. Ein Mann und ein Weib reichen zu seiner
Bedienung hin, und daher ergibt sich bei seiner Anwendung am Arbeitslohne eine
Ersparniß von 3/4. Die größere Menge Wasser, die der mit ihm gewonnene Saft enthält,
wird beinahe unmerklich, indem dieser Saft leichter einzusieden ist, und beim Versieden nicht so
aufsteigt, wie der ausgepreßte Saft. Das aus dem Apparate austretende Mark gibt,
wenn man es in einer Cylindervorrichtung auspreßt, ein ebenso gutes Viehfutter', wie
das in den hydraulischen Pressen ausgepreßte Mark; es läßt sich besser aufbewahren
als dieses, und wird nicht so leicht sauer.
Der Levigator kostet 6000 Fr. Er dürfte, wie es scheint, und wie es auch Hr.
Dumas zugibt, auch im
Falle das Troknen der Runkelrüben allgemein in Aufnahme käme, der zur Auslaugung der
getrokneten Runkelrübe geeignetste Apparat seyn.
In der in Fig.
8 gegebenen Zeichnung des Levigators sind statt 24 nur 12 Fächer
angedeutet. Die aus Eisenblech gearbeitete Rinne A, A,
welche 15 Fuß Länge auf 2 Fuß Breite hat, und unter einem Winkel von 15°
geneigt ist, ist durch die senkrechten Scheidewände O, O
in 24 von einander unabhängige Fächer, an denen sich zur Aufnahme der gußeisernen
cylindrischen Welle C, C entsprechende Ausschnitte
befinden, abgetheilt. Längs der beiden Seiten dieser großen Rinne läuft eine
kleinere Rinne B, B, durch welche sämmtliche 24 Fächer
oben und abwechselnd rechts und links communiciren, so daß das oben in den Apparat
gegossene Wasser durch Ueberlaufen von einem zum anderen Fache gelangt. Die
seitlichen Canäle X, X, X bewirken eine solche
Communication zwischen den Fächern, daß die Flüssigkeiten vom Grunde des einen
Faches an die Oberfläche des anderen emporgelangen. D, D
sind kupferne Schneken, welche durch fünf Sechstheile des Umfanges der cylindrischen
Welle C laufen, und also längs des ganzen Apparates
einen ein Sechstheil betragenden leeren Winkel lassen. Parallel mit der auf diese
Weise gebildeten Schraube läuft ein in den Pfannen e, e
ruhender Balken E, E, von dem unter rechten Winkeln mit
ihm die Träger F, F auslaufen, die in den zwischen den
Schneken befindlichen Zwischenräumen bis an die Welle C,
C reichen. Diese Träger halten die Bogen I, I,
I, und diese tragen selbst wieder die Kupferplatten G, G, G, welche die durchlöcherten Schneken gleich Messern abkrazen. Alle
diese Messer steigen beim Umlaufen der Schneke mit dieser bis zu dem in der
Zeichnung dargestellten Momente empor, worauf sich dann das leere Sechstheil
darbietet und sämmtliche Messer sich an den Anfang der Schneken zurükziehen. Die an
den Messern befestigten Kupferplatten dienen zur Reinigung der cylindrischen Welle
C, C und zur Verhütung der Anhäufung des Markes in
der Mitte des Apparates. An der Welle der Schneke ist ein großes Zahnrad S aufgezogen, welches durch ein Winkelgetrieb T in Bewegung gesezt wird. An der Welle dieses lezteren
befinden sich zwei Rollen V, V, von denen die eine
fixirt, die andere lose ist, damit man den Apparat, je nachdem man den Treibriemen auf die fixe
oder auf die lose Rolle schiebt, in Bewegung oder außer Thätigkeit sezen kann. Die
Röhre R dient als Ablaufröhre für den Saft. List die
Oeffnung, bei der das erschöpfte Mark aus dem Apparate austritt. Das aus einem
Drahtgitter bestehende Filter P, welches zugleich mit
der Schraube umläuft, verhütet das Entweichen von Mark bei der Röhre R.
II. Von dem Apparate zum Versieden des
Zukers im luftleeren Raume.
Hr. Pelletan hat zuerst auf die
ganz außerordentlichen Wirkungen, die sich mit dem Dampfstrahle erzielen lassen,
aufmerksam gemacht. Er erkannte, daß ein Dampfstrahl, welcher bei einer engen
Mündung austritt und in einen cylindrischen Canal eingetrieben wird, die Luft mit
sich fortreißt, so daß hiedurch hinter ihm nach Belieben ein Vacuum von 20 Zoll
Queksilber und vor ihm ein ebenso starker Druk erzeugt werden kann. Auf diese
wichtige Eigenschaft gründet sich der von ihm angegebene Apparat zum Versieden des
Zukers im luftleeren Raume, welcher sich durch seine Einfachheit, durch die mit ihm
verbundene Kostenersparniß und durch die Leichtigkeit seiner Bedienung und Reparatur
auszeichnet.
Das Gefäß, worin der Zuker versotten wird, besteht aus einem kupfernen, einem
Dampferzeuger ähnlichen Cylinder, an dem an dem einen Ende nach Belieben ein
Dampfrost eingesezt und ausgezogen werden kann, da dieser Rost auf einer von
Schrauben getragenen Platte ruht. Der Cylinder communicirt durch eine weite, mit
einem Hahne und einem Ventile ausgestattete Röhre mit einer kleinen Säule, in der
sich beliebig ein aus kaltem Wasser bestehender Regen erzeugen läßt, und die unten
mit einer rotirenden Pumpe, welche durch eine später zu beschreibende rotirende
Maschine in Bewegung gesezt wird, communicirt. Diese Säule ist der Condensator oder
Verdichter. Der Apparat ist übrigens mit zwei Röhren, von denen die eine zum
Einsaugen des Syrups bestimmt ist, während bei der anderen der versottene Syrup
entweicht, ausgestattet. Ein Dampfstrahl erzeugt das Vacuum; ein zweiter erzeugt
mittelst der Luft einen Druk, durch den der Syrup, nachdem er versotten worden,
ausgetrieben wird. Es ist von großer Wichtigkeit, den Syrup in jedem Augenblike
prüfen zu können, um zu sehen, wie weit das Versieden bereits gediehen ist. Diese
Prüfung hat an allen früheren Apparaten ihre Schwierigkeiten; an dem Pelletan'schen Apparate dagegen kann man mit aller
Leichtigkeit zum Behufe der Prüfung nach Belieben mit Hülfe einer sehr sinnreich
eingerichteten Pumpe eine Pinte Flüssigkeit herausnehmen und wieder zurük
hineinschaffen.
Man kann mit diesem Apparate täglich 10,000 Pfd. Zuker versieden. Das Vacuum steigert
sich vom Anfange bis zum Ende der Operation, und beträgt zulezt immer 23 oder 24
Zoll. Das Füllen und Ausleeren ist in zwei Minuten geschehen, ohne daß man in den
Leitungscanälen je eine Verstopfung besorgen darf. Wenn man einen zum Auswechseln
bestimmten Rost zur Verfügung hat, so kann man versichert seyn, daß die Arbeit nie
eine Unterbrechung von mehr dann einer Stunde erleiden wird. Der Apparat arbeitet in
mehreren französischen und ausländischen Fabriken, z.B. bei Hrn. Duplaquet in St. Quentin, in der
Zukerfabrik in Château-Frayé bei Paris etc.; er kommt
wohlfeiler zu stehen, als irgend ein anderer Apparat von gleicher Kraft, und
erheischt keinen großen Raum. Er ist leicht aufzustellen, und in zwei Minuten kann
man, wie gesagt, seinen Inhalt an einen beliebigen Ort und selbst in ein höheres
Stokwerk schaffen, ohne daß man eine Verstopfung der Leitungscanäle besorgen darf.
Ein Apparat, welcher stündlich 20 Formen zu 40 Liter versiedet, kommt auf 10,000
Fr.
Man sieht diesen Apparat in Fig. 9. A, A ist ein horizontal liegender Cylinder von 10 Fuß
Länge auf 2 bis 2 1/2 Fuß Durchmesser. Der Rost B
besteht aus 5 Röhren von 18 Linien im Durchmesser, welche von der Platte Q aus bis zum Ende des Apparates und von dort aus wieder
zurüklaufen, so daß sie eine Röhrenlänge von ungefähr 100 Fuß oder eine
Heizoberfläche von 50 Quadratfuß geben. Dieser Rost ist in solcher Art auf der
Platte des Einsteigloches Q angebracht, daß man ihn
beliebig herausnehmen und zur Verhütung jeder Unterbrechung der Arbeit gegen einen
anderen vorräthig gehaltenen derlei Rost auswechseln kann. Die hohle Säule C ist mit zwei Gläsern Z
ausgestattet, bei denen man sieht, wenn die Flüssigkeit emporsteigt. Um dieses
Emporsteigen zu verhüten, braucht man nur das Ventil F
zu sperren. Von den beiden Hähnen C, D liefert der eine
den Dampf, während bei dem anderen das verdichtete Wasser ablaufen kann. Die in den
Cylinder untertauchende Röhre R endigt sich in ein T, und hat zwei Hähne S, S,
von denen der eine den Syrup zustießen läßt, während der andere zum Austreiben des
versottenen Syrups dient. Der große Hahn G überträgt
mittelst der Röhre I, I den in dem Condensator J, J erzeugten Dampf. Die Dampfstrahlbüchse L erzeugt mittelst des Dampfstrahles in dem ganzen
Apparate das Vacuum. Der Hahn K regulirt den Zufluß des
kalten Wassers zu dem Condensator. Mit der ganz aus Metall gearbeiteten Pumpe H kann man in jedem Augenblike einen Liter Flüssigkeit
aus dem Apparate nehmen, um sich von dem Grade, auf den das Versieden gediehen ist,
zu überzeugen. Ebenso leicht kann man mit dieser Pumpe die Flüssigkeit auch wieder in den
Apparat zurük hineinschaffen. Die rotirende Saugpumpe M
zieht aus dem Condensator fortwährend Luft und Wasser aus, und wird durch die neue
rotirende Dampfmaschine N des Hrn. Pelletan in Bewegung gesezt. Die
Dampfstrahlbüchse T dient zum Entleeren des Apparates,
indem sie in demselben einen Luft- und Dampfdruk erzeugt. Der Hahn U läßt zum Behufe der Erzeugung des Drukes die Luft
eintreten. Das Glas Y dient zur Beobachtung der Vorgänge
im Apparate. Die gemeinschaftliche Röhre O, O, O liefert
den Dampf zur Heizung des Apparates, zur Erzeugung des Drukes, zur Erzeugung des
Vacuums, und durch die Büchse P auch zum Betriebe der
rotirenden Maschine. Der Manometer V dient als Maaß für
das Vacuum.
Um nun diesen Apparat in Gang zu sezen, erzeugt man zuerst mit Hülfe des
Dampfstrahles L ein Vacuum von 15 Zoll. Dann füllt man
den Cylinder durch Oeffnen des Hahnes S, und hierauf
öffnet man zum Behufe der Heizung die beiden Hähne C, D.
Nunmehr überwacht man das Aufsteigen des Saftes bei dem Glase Z. Wenn die Flüssigkeit nahe daran ist in Sud zu kommen, so nimmt das
Vacuum ab, wo man es dann mittelst des Dampfstrahles L
wieder herstellt. Wenn der Condensator sich erhizt, so sezt man die Pumpe in Gang,
indem man den Hahn P öffnet und das kalte Wasser durch
den Hahn K zufließen, während dieser Zeit jedoch den
Hahn G offen läßt. Wenn man aus solche Weise die
Operation mit einem Vacuum von 14 Zoll beginnt, so wird dieses nach und nach von
selbst so steigen, daß es am Ende der Operation 23 bis 24 Zoll erreicht. Will man
sich von dem Zustande des Syrupes überzeugen, so sezt man die Pumpe H in Bewegung, und prüft den Syrup mit Hülfe des
Aräometers, oder auf irgend andere geeignete Weise. Nach Beendigung des Versiedens
schließt man den Hahn G, um in dem Condensator das
Vacuum zu erhalten, und öffnet den Hahn U, um Luft in
den Kessel eintreten zu lassen; ferner öffnet man die Büchse T, um einen Druk zu erzeugen, und endlich öffnet man einen der Hähne S, wo dann der Cylinder in zwei Minuten entleert seyn
wird.
III. Von dem
Flüssigkeits-Hebwerke (monte-liquide).
Dieser Apparat, welcher wohl die kräftigste und einfachste Vorrichtung zum Heben
großer Flüssigkeitsmassen auf eine mäßige Höhe seyn dürfte, ist eine der
glüklichsten Anwendungen der von Pelletan beobachteten
Wirkung des Dampfstrahles. Er arbeitet ohne Pumpe, ohne Kolben und ohne irgend einen
andern Mechanismus lediglich mit 5 Hähnen, und kann so große Flüssigkeitsmassen, als
man nur will, aus 15
Fuß Tiefe saugen und auf 20 Fuß Höhe heben. Sein Spiel beruht: 1) darauf, daß der
Dampfstrahl in einem Raume ein Vacuum erzeugt; 2) darauf, daß man mit ihm in einem
geschlossenen Raume die Luft comprimiren kann; 3) endlich darauf, daß ein aus Luft
und Dampf bestehendes Gemisch sich nur sehr wenig und sehr langsam verdichtet, wenn
es mit kalten Körpern in Berührung kommt.
In Fig. 10 und
11, wo
dieses Hebwerk abgebildet ist, ist A, A ein großer
geschlossener Cylinder, z.B. von 5 Hectoliter Rauminhalt. Die Röhre B, B, welche bis auf den Boden des Cylinders hinab
reicht, ist zur Aufnahme oder zur Austreibung der Flüssigkeit bestimmt; sie
communicirt mit 2 oder 4 Hähnen C, C, C, C, womit die
Röhren, die aufsaugen oder die Flüssigkeit heben sollen, geöffnet oder geschlossen
werden können. Die Röhre D führt Dampf von 2 oder 3
Atmosphären zu, und ist mit einem Dampfhahne E
ausgestattet. Die Wirkung des Dampfstrahles geht in der Büchse K, welche durch einen Hahn F
mit dem Cylinder communicirt, von Statten. G ist der
Hahn, durch den die äußere Luft zum Behufe der Erzeugung des Drukes in die Büchse
eindringt; H der Hahn, der die Luft und den Dampf nach
Außen leitet, wenn man das Vacuum erzeugt; I der Hahn,
durch den Luft und Dampf wieder in den großen Cylinder eintreten, wenn man einen
Druk erzeugen will.
Das Spiel dieses Apparates geht folgendermaßen von Statten. Wenn der Hahn G geschlossen, der Hahn F
geöffnet, der Hahn H und der Hahn I geschlossen ist, und wenn man den Dampfhahn E öffnet, so erzeugt sich in dem Cylinder A, A
ein Vacuum, wo dann die Flüssigkeit, um ihn zu füllen, bei der Röhre B, B in ihn eindringt.
Wenn der Hahn G geöffnet, der Hahn F geschlossen, der Hahn H geschlossen und der
Hahn I geöffnet ist, so wird, wenn man den Dampfhahn E öffnet, die äußere Luft bei dem Hahne G eintreten. Die Folge hievon ist, daß Luft und Dampf
durch den Hahn I in den Cylinder eindringen, und
daselbst die Flüssigkeit dermaßen comprimiren, daß sie in der Röhre B, B emporsteigt.
Die Schnelligkeit, mit der die Bewegungen der Flüssigkeiten von Statten gehen, hängt
lediglich von der Größe der Mündung, durch welche man den Dampf in die
Einsprizbüchse eintreten läßt, ab, so daß also ein derlei Cylinder selbst die
größten Wassermassen zu heben im Stande ist. Der in
Château-Frayé aufgestellte Apparat hebt 500 Liter Flüssigkeit
in zwei Minuten, mithin 15,000 Liter in der Stunde, obwohl die Dampfmündung nur 5
Millimeter Durchmesser hat. Beim Saugen ist der Verbrauch an Dampf bedeutend; sehr
gering ist er
hingegen beim Heben, indem hier der Druk von dem Dampfe und der Luft zugleich
ausgeübt wird.
Der beschriebene Apparat ist in den Zukerfabriken und überhaupt überall, wo
Flüssigkeiten, die einer raschen Veränderung unterliegen, gehoben werden müssen,
sehr zu empfehlen: denn seine Bewegungen gehen nicht nur rasch von Statten, sondern
der Cylinder sowohl als die Röhren entleeren sich jedesmal vollkommen, so daß sie
ganz rein bleiben. Der Apparat in Château-Frayé z.B. ersezt
eine bedeutende Anzahl von Pumpen, und wird nur von einem Knaben bedient.
Will man große Wassermassen mit sehr geringem Kostenaufwande heben, so soll man nur
den Druk allein wirken lassen, und in diesem Falle den Cylinder unter dem Niveau der
zu hebenden Flüssigkeit anbringen, damit sich der Cylinder von selbst fülle und
durch den Druk entleert werde. Mit Hülfe eines Dampferzeugers und eines großen
Gefäßes aus Eisenblech kann ein einziger zur Handhabung des Apparates aufgestellter
Arbeiter ungeheure Wassermengen heben, und zwar mit einem verhältnißmäßig um so
geringeren Aufwande an Dampf, als die Höhe, auf welche das Wasser gehoben werden
soll, gering ist. Man wird z.B. bei diesem Verfahren zur Hebung des Wassers auf 10
Fuß Höhe weit weniger Dampf brauchen, als dieß bei der Anwendung der besten
Dampfmaschinen der Fall ist.
Das Pelletan'sche Hebwerk findet sowohl in den Künsten und
Gewerben als auch in der Landwirthschaft eine höchst ausgedehnte Anwendung. Man kann
z.B. Wasser zur Steigerung der Kraft eines Gefälles, oder zur Erhaltung derselben
bei eintretender Trokenheit damit heben. Man kann nach diesem Systeme für sehr
geringe Kosten Bewässerungsmaschinen errichten. Man kann den Wasserspiegel der
Schleichen eines Canales mittelst einer seitlichen Aushöhlung, worin ein Druk
ausgeübt wird, erhöhen, und demnach Canäle herstellen, die nicht mehr Wasser
verbrauchen, als durch die Verdünstung verloren geht. Endlich hat man damit auch
eine Schöpfmaschine von unbegränzter Kraft zur Verfügung. Um die aus der Verdichtung
erwachsenden Kosten zu mindern, soll man die bei dem Schornsteine entweichende heiße
Luft von der Maschine ansaugen lassen.
IV. Von der rotirenden
Dampfmaschine.
Die Nachtheile, welche aus der Complicirtheit der Kolbenmaschinen hervorgehen, haben
bereits viele erfindungsreiche Männer veranlaßt, darauf zu denken, wie man den Dampf
anders als durch Druk auf einen Kolben wirken lassen könnte. Folge hievon waren die
Versuche mit Maschinen, an denen der bei einer Mündung ausströmende Dampf theils durch Reaction,
theils durch den Impuls wirkte, den er auf drehbare Flügel ausübte. Alle diese
Versuche scheiterten bisher, weil der Dampf zu wenig Masse hat und sich auch viel zu
rasch bewegt, als daß sich seine Bewegung nuzvoll an einen drehenden Körper
fortpflanzen könnte. Hrn. Pelletan gelang es jedoch, auch diese Aufgabe zur Lösung zu
bringen.
Versucht man die Bewegung, welche der Dampf besizt, wenn er als Strahl und unter
einem Druke von 3 bis 4 Atmosphären entweicht, zu benuzen, so wird man finden, daß
die im Laufe einer Secunde ausströmende Masse sehr gering ist, und daß ihre
Geschwindigkeit 500 Meter in der Secunde beträgt, d.h., daß sie größer ist als die
Geschwindigkeit einer Flintenkugel. Hieraus folgt, daß, wenn der Dampfstrahl auf
einen in der Runde beweglichen Körper gerichtet wird, er von diesem abweicht, ohne
ihm eine merkliche Bewegung mitgetheilt zu haben. Es ist zwar theoretisch richtig,
daß, wenn der bewegliche Körper eine bestimmte Umlaufsgeschwindigkeit erlangen
könnte, er dann den ganzen Impuls zu Nuzen bringen würde, gleichwie ein Schaufelrad
oder eine Turbine die Bewegung des Wassers nuzbar macht; allein die hiezu nöthige
Geschwindigkeit übersteigt alle in der Praxis thunlichen Gränzen.
Hr. Pelletan läßt, indem er
sich auch hier wieder des Principes des Dampfstrahles bedient, den Dampf zuerst in
einen cylindrischen Canal, der einen viel größeren Durchmesser hat als der
Dampfstrahl, strömen. Die Luft wird durch die Bewegung des Dampfes mit fortgerissen,
und hiedurch wird nicht nur die Masse vermehrt, sondern auch die Geschwindigkeit
dermaßen vermindert, daß die Bewegung des aus Luft und Dampf bestehenden Gemisches
nuzvoll und mit sehr geringem Aufwande an Kosten an den drehenden Körper
fortgepflanzt werden kann. Dem drehenden Körper selbst gab Pelletan einen solchen
Bau, daß er die Triebkraft soviel als möglich erschöpft; d.h. die Gase treten am
Umfange ein und in der Mitte aus.
Die Maschine ist höchst einfach; das einzige einer Adjustirung bedürfende Stük an ihr
ist die Welle, die den drehenden Körper trägt, und welche mit zwei Zapfen in Pfannen
läuft, welche sich außerhalb der Maschine befinden, fortwährend gefettet werden,
sich nie erhizen, und sehr leicht auszuwechseln sind. An der Welle befindet sich ein
Getrieb, eine ausgekehlte Rolle oder eine Trommel, womit die Bewegung mit Hülfe
eines Räderwerkes, einer Treibschnur oder eines Treibriemens an beliebige
Mechanismen weiter fortgepflanzt werden kann.
Es bestehen dermalen derlei Maschinen von 2, 4 und 20 Pferdekräften; nur an einer der ersteren wurde
jedoch bisher die Kraft und der Verbrauch an Brennmaterial mit Prony's Zaum gemessen. Es ergab sich dabei ein Verbrauch an Brennmaterial,
der kaum 4 Kil. Steinkohlen auf die Stunde und auf die Pferdekraft betrug, also ein
geringerer Verbrauch als an gewöhnlichen Dampfmaschinen von so geringer Kraft. Nach
einigen Versuchen, welche der Erfinder mit der Maschine von 20 Pferdekräften
anstellte, die jedoch noch nicht ganz zu Ende geführt sind, glaubte derselbe, daß an
dieser Maschine der Verbrauch nicht über 3 Kil. in der Zeitstunde auf die
Pferdekraft betragen dürfte. Viele Gelehrte sowohl als Ingenieurs sahen die neue
Maschine bereits arbeiten, und alle sind der Ansicht, daß sie der Industrie
Frankreichs in Kürze einen neuen Aufschwung geben werde.
Die neue Maschine saugt, da sie mit Dampf arbeitet, mit Gewalt große Mengen
atmosphärischer Luft ein, und kann also in dem Ofen, der den Dampf für sie erzeugt,
einen sehr lebhaften Zug bewirken. Hieraus folgt nicht nur eine große Ersparniß an
Brennmaterial, sondern auch eine gänzliche Verbrennung des Rauches. – Sie
kann ferner nicht bloß mit Dampf, sondern auch mit Luft, die im Voraus comprimirt
worden, arbeiten; ja dieser Betrieb ist sogar vortheilhafter als der directe Betrieb
mit Dampf. Die Maschine hat jedoch das Eigentümliche, daß sie comprimirte Luft von
15 bis 20 Atmosphären Druk vortheilhaft verwenden kann, während keine Kolbenmaschine
unter einem Druke von mehr dann 5 bis 6 Atmosphären zu arbeiten vermag. Man ist
hiedurch in Stand gesezt, in Luftbehältern von mäßiger Größe eine große Kraftmenge
anzusammeln, was ohne diese Maschine nicht möglich war.
Bekanntlich kann die Luft mit einem sehr geringen Aufwande an Brennmaterial bedeutend
ausgedehnt werden und dadurch eine große Spannkraft erlangen; denn ein Kilogr.
Holzkohle kann 10,000 Liter Luft auf eine Temperatur von 1000° C. treiben.
Diese Quelle von Kraft, die der Dampferzeugung wohl weit vorzuziehen seyn dürfte,
war bisher nicht auf die Dampfmaschinen anwendbar, indem weder die Pumpenstiefel
noch die Kolben eine gewisse Steigerung der Temperatur ertragen können, ohne einer
raschen Abnüzung zu unterliegen. Die neue Maschine dagegen paßt sich vollkommen zu
dieser Art von Krafterzeugung, indem sich an ihren Theilen keine Adjustirungen
befinden, und indem ihnen selbst hohe Temperaturen nicht schädlich werden
können.
Für die Eisenbahnen liefert die neue Maschine anstatt der dermalen gebräuchlichen
Locomotive einen einfachen, dauerhaften, ohne Stöße arbeitenden Apparat, womit eine
Geschwindigkeit von 20 Lieues in der Zeitstunde erzielt werden kann. Als Luftmaschine
eignet sie sich für stehende, längs der Eisenbahnen anzubringende Maschinen. Sie
läßt sich auch abtheilen, so daß jeder Wagen von seinem Motor unabhängig wird, und
weder Feuer trägt, noch Geräusch macht, noch irgend Gefahren mit sich bringt.
Gefälle und Curven werden bei der Anwendung der neuen Maschine ganz gleichgültig.
Bei ihrer Anwendung auf Dampfschiffen werden die Apparate um die Hälfte leichter,
und man kann eines guten Zuges sicher seyn, obwohl die Rauchfänge entbehrlich
werden. Als Luftmaschine benuzt macht sie nicht nur die Kessel überflüssig, sondern
sie bedingt auch eine große Ersparniß an Brennmaterial; ja sie dürfte die
Schifffahrt auf einen bisher noch ganz unerwarteten Grad der Vollkommenheit
bringen.
Die neue Maschine ersezt schon jezt alle stehenden Dampfmaschinen durch einen
einfachen, wenig kostspieligen und sehr dauerhaften Apparat, welcher die Anwendung
des Dampfes auch in kleineren Werkstätten einführen wird, und der sich namentlich
für alle Furnirsägen, für alle Arten von Kartoffel- und Runkelrübenreiben,
für alle Gebläse mit Ventilatoren, für alle Dreherwerkstätten, und für alle jene
Industriezweige eignet, bei denen eine wohlfeil kommende, sehr rasche
Rotationsbewegung erforderlich ist.
In Fig. 12,
13 und
14, wo
die Maschine abgebildet ist, ist A, A eine feststehende
Trommel aus Gußeisen oder aus starkem Eisenbleche, worin sich eine bewegliche
Trommel, auf die ein Gemisch aus Dampf und Luft wirkt, dreht. Die Trommel A, A besteht aus zwei Platten, welche durch Ueberschläge
schließen und die bloß an den Rändern abgedreht sind. Sie ist mit zwei Bändern auf
einer gußeisernen Platte Q, Q fixirt, die selbst auf
zwei gezimmerten Böken angebracht ist. Die eine Seite der feststehenden Trommel ist
in der Mitte bei T, T offen, damit die Gase bei dem
Canale B, B austreten, und bei der Mündung C, welche man mit einer Heizvorrichtung in Verbindung
bringen kann, entweichen können. Die Injectionsbüchse D
erhält den Dampf von dem Hahne V und saugt die Luft
durch eine Oeffnung E ein, welche man mit einem Ofen in
Verbindung bringen kann, um in diesem den Zug zu befördern. F ist die Einsprizmündung, durch welche der Dampf in den Canal G eingetrieben wird, um dann aus diesem tangental in die
stehende Trommel einzutreten. H, H ist eine bewegliche
Welle, die in den Zapfenlagern I, I ruht, und an der die
bewegliche Trommel L, L, und zum Behufe der
Fortpflanzung der Bewegung auch eine Rolle K angebracht
ist. Die Trommel L, L hat acht Arme oder Radien N, N, auf welche Blätter aus Eisenblech genietet sind.
Eines dieser Blätter hat in der Mitte bei M eine
Oeffnung, durch welche die Gase in den Canal B, B
entweichen können. Die
Enden der Radien und der Umfang der Trommel sind so zu adjustiren, daß sie mit
Genauigkeit, jedoch ohne Reibung in die stehende Trommel passen. An einem der Radien
N ist ein Kreisbogen O
befestigt, der gegen den nächsten Radius hin gerichtet ist, und welcher bei P eine Oeffnung läßt, durch welche die Gase dem
Mittelpunkte zu geleitet werden.
Eine Maschine, deren Trommel 0,80 Meter Durchmesser und 0,02 Meter Dike hat, erzeugt
mit einer einzigen Einsprizung eine Kraft von zwei Pferden. Die Welle läuft mit
einer Geschwindigkeit von 20 Umgängen in der Secunde um. Die Maschine besizt in dem
Momente, wo sie in Bewegung kommt, eine große Kraft, so daß sie also unmittelbar,
nachdem sie mit dem Zaume Prony's angehalten worden,
wieder in Bewegung kommen kann. An dem Punkte K beträgt
ihre Kraft mindestens 30 Kilogr. Man kann jede Kraft erzielen: 1) indem man die Zahl
der Dampfstrahle vermehrt; 2) indem man deren Durchmesser und die Dike der Trommel
erhöht; 3) indem man die Platten an einer oder mehreren Wellen vermehrt.