Titel: | Verbesserungen an den Karden oder Krazen zum Kardiren verschiedener Faserstoffe, worauf sich John Potter, Spinner in Ancoats bei Manchester, und William Horsfall, Kardenfabrikant in Manchester, am 20. April 1839 ein Patent ertheilen ließen. |
Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. III., S. 6 |
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III.
Verbesserungen an den Karden oder Krazen zum
Kardiren verschiedener Faserstoffe, worauf sich John Potter, Spinner in Ancoats bei Manchester, und
William Horsfall,
Kardenfabrikant in Manchester, am 20. April
1839 ein Patent ertheilen ließen.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Jan. 1840,
S. 30.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Potter's u. Horsfall's verbesserte Karden oder Krazen.
Unsere Erfindung betrifft die Fabrikation eines neuen Materiales, welches statt des
bisher gewöhnlich gebräuchlichen Leders zur Aufnahme der Kardendrähte dienen soll.
Wir Verschaffen uns zu diesem Zweke zuvörderst ein eigenes Gewebe, welches wir
folgendermaßen erzeugen. Wir nehmen nämlich als Kette ein Material, welches bei der
möglich größten Stärke die geringste Elasticität besizt, wie z.B. ein Hanf-
Flachs- oder Baumwollgarn, welches aus zwei oder drei zusammengedrehten
Strängen besteht. Diese Kette verweben wir mit Wollengarn zu einem Gewebe, welches,
um es vom Oehle und anderen Unreinigkeiten zu befreien, gewaschen oder gewalkt wird.
Durch das Walken dieses Gewebes nach der Breite, d.h. nach der Richtung der
Wollenfasern, bekommt es die gehörige Dike und die Fähigkeit, in der Richtung der
Kette einer sehr bedeutenden Spannung und Gewalt zu widerstehen, während der Körper
selbst außerordentlich weich und porös verbleibt. Unserer Erfahrung nach eignet sich
für die meisten Krazen ein derlei Gewebe von solcher Dike, daß ein Stük von einem
Yard in der Länge, und von 27 Zoll Breite 14 bis 15 Unz. Avoirdup. wiegt, obwohl,
wie sich von selbst versteht, dieses Verhältniß auch mannichfach modificirt werden kann. Schafwolle von
mittlerer Qualität scheint sich besser als die feineren und gröberen Wollen zur
Fabrication dieses Gewebes zu eignen. Für Leute, die in der
Wollenwaaren-Fabrication bewandert sind, werden diese wenigen Andeutungen
genügen, um sie in Stand zu sezen, dieses Gewebe zu verfertigen.
Wenn das Gewebe zur Verfertigung von Bandkrazen (fillet-cards) bestimmt ist, so reißt man es der Länge nach in
Streifen von gehöriger Breite; will man dagegen Blattkrazen (sheet-cards) fabriciren, so zerschneidet man es nach der Quere oder
nach der Richtung des Einschusses, wobei man wie bei der Verwendung von Leder zu den
Karden an allen Seiten zum Behufe der Befestigung der Krazen an dem Cylinder der
Kardirmaschine hinlänglichen Raum gestattet. Zur Erleichterung der weiter
vorzunehmenden Operationen kann man eine beliebige Anzahl der solchermaßen
abgerissenen Streifen oder Stüke durch Zusammennähen ihrer Enden zu einem langen
Bande verbinden.
Das solchermaßen erzeugte Fabricat läßt man sodann durch die im Handel unter dem
Namen Kautschukfirniß bekannte Kautschukauflösung laufen, damit es an seiner
Oberfläche etwas von dieser Auflösung aufnehme. Ist dieß geschehen, so windet man es
fest auf und beläßt es einige Minuten lang in diesem Zustande. Nach Ablauf dieser
Zeit rollt matt es wieder ab, und läßt es nochmal durch die Auflösung laufen, damit
es eine weitere Quantität davon aufnehme. Sodann rollt man es abermals fest auf, und
beläßt es so lange in diesem Zustande, bis die Auflösung in den Zeug eingedrungen
ist und von ihm absorbirt wurde. Gewöhnlich muß man den Zeug, um ihn vollkommen
gesättigt zu erhalten, auch noch ein drittes Mal durch die Auflösung laufen, und
dann gleichfalls wieder aufgewunden lassen, bis die ganze Masse gleichmäßig von der
Auflösung durchdrungen ist. Daß dieß der Fall ist, erkennt man, wenn der Zeug
halbdurchsichtig geworden. Ist dieß der Fall, so windet man den Zeug ab, und sezt
ihn zum Behufe des Eintroknens der Auflösung der atmosphärischen Luft aus. Nach
erfolgter Troknung läßt man den Zeug abermals ein oder zweimal durch die Auflösung
laufen, damit er hiebei noch mehr von dieser aufnehme, und damit sich die Poren, die
bei der ersten Behandlung offen blieben, nunmehr ausfüllen. Wenn diese Behandlung
gehörig geleitet worden, so wird das Fabricat dem Gewichte nach beinahe aus einem
Drittheile Kautschuk und aus zwei Drittheilen Gewebe bestehen, was jedoch
mannichfachen Modificationen unterliegen kann. Da die Bereitung des
Kautschukfirnisses zur Genüge bekannt ist, und man ihn auch käuflich haben kann, so
halten wir es nicht für nöthig, uns ausführlicher darüber zu verbreiten.
Wenn die Behandlung unseres zur Fabrication der Krazen bestimmten Materiales so weit
gediehen, so überziehen wir es an seinen beiden Seiten mit einer aus Oker und
weichem Kleister bereiteten Mischung, wodurch nicht nur dem Kautschuk seine
Klebrigkeit genommen, sondern zugleich auch das Einsezen der Kardendrähte
erleichtert und dem Materiale ein lederartiges Aussehen gegeben wird. Nach dem
Troknen dieses Anstriches lassen wir das Material zwischen einem Paare beschwerter
Walzen durchlaufen, oder wir sezen es auf sonstige andere Weise einem bedeutenden
Druke aus, damit es hiedurch eine größere Festigkeit und Dichtheit, oder überhaupt
die zur Fabrication der Krazen geeigneten Eigenschaften erlange: d.h., daß es in der
Richtung seiner Dike einen hohen Grad von Elasticität bekomme, und diese Elasticität
den in dasselbe eingesezten Kardendrähten mittheile, während es in seiner
Längenrichtung beinahe unelastisch ist. Das Material ist in diesem Zustande zur
Aufnahme der Kardendrähte geeignet. Zum Einsezen dieser lezteren bedienen wir uns
der gewöhnlich gebräuchlichen Maschine; auch befolgen wir das hiebei gebräuchliche
Verfahren mit dem einzigen Unterschiede, daß wir anstatt des Leders das oben
beschriebene Material nehmen.
Obwohl wir die oben angegebene Methode im Allgemeinen für die dem gewünschten Zweke
am besten entsprechende halten, so finden wir für gewisse einzelne Fälle doch
folgende Modificationen für passender. Anstatt nämlich den Zeug in der Kette aus
Flachs, Hanf oder Baumwolle, und im Einschusse aus Wolle zu weben, nehmen wir ein
ganz aus Schafwolle gearbeitetes Fabricat, welches wir in so weit walken, daß ein
Stük von einem Yard in der Länge und von 27 Zoll Breite 10 bis 12 Unzen Avoirdup.
wiegt. Diesen Zeug sättigen wir auf die oben beschriebene Weise mit
Kautschukauflösung, und wenn derselbe hierauf mit einem Anstriche aus Oker und
Kleister überzogen worden, so pressen wir ihn zwischen Walzen oder auf andere Weise,
womit er zum Gebrauche fertig ist.
Das oben beschriebene Verfahren eignet sich allerdings ganz gut zur Sättigung des
Gewebes mit dem Kautschuk; da dasselbe jedoch etwas langsam von Statten geht, so
bedienen wir uns gewöhnlich einer Maschinerie, mit deren Hülfe wir auf wohlfeilere
Weise dasselbe Resultat erlangen, und die wir nunmehr näher beschreiben wollen.
Fig. 12 und
13 zeigt
den Apparat in verschiedenen Ansichten. Fig. 14 und 15 sind
einzelne Theile desselben. Die beiden Pfosten A, A sind
durch drei in sie eingezapfte Balken B, B, B zu einem
Gestelle Verbunden, in welchem sich die beiden Blätter C,
D, die von gleicher Gestalt sind, frei an ihren Zapfen E, E bewegen können. Die Gestalt dieser Blätter ersieht man
deutlicher aus Fig.
14, wo eines derselben in größerem Maaßstabe abgebildet ist. An jedem der
Pfosten befindet sich eine Stellschraube F, womit das
Blatt D in jener Stellung festgestellt werden kann, in
der es den Druk des gegenüberliegenden Blattes C
auszuhalten hat. In den Zapfen E, E des Blattes C sind zwei Hebel G, G
befestigt, und jeder dieser Hebel ist mit einem Gewichte G ausgestattet, womit die Blätter C, D mit
irgend einer beliebigen Kraft an einander gedrükt werden. I,
I sind zwei dreiekige Platten, welche man in Fig. 13 durch punktirte
Linien, in Fig.
15 dagegen in größerem Maaßstabe abgebildet sieht. Auf den Rüken einer
jeden dieser Platten ist ein dünner Metallstreifen J
genietet, der sich zwischen den beiden Blättern C, D
nach Abwärts erstrekt. In jedes dieser Blätter sind zwei Spalten K, K geschnitten, und durch diese Spalten sind die
beiden Metallstreifen L, L, die an ihren Enden durch
Spiralfedern mit einander verbunden sind, geführt. Diese beiden Federn, welche
mittelst der beiden Metallstreifen L, L auf die
Metallstreifen J, J wirken, nähern die beiden dreiekigen
Platten I, I mit irgend einer beliebigen Kraft an
einander. M ist ein Zeugstreifen, und dieser ist auf
einen kurzen hölzernen Cylinder, durch den ein Draht gestekt ist, der zwischen zwei
Trägern ruht, so ausgewunden, daß er beliebig abgewunden werden kann. Dieser
Zeugstreifen geht, nachdem er über die Walzen N, O
gelaufen, zwischen den beiden Blättern C, D und den
dreiekigen Platten I, I durch, und nimmt hiebei von der
Kautschukauflösung, womit der von den Blättern und Platten gebildete Raum ausgefüllt
ist, auf. Sodann gelangt er unter der Walze P hinweg an
einen kurzen hölzernen Cylinder Q, der an einer Welle
aufgezogen ist, an der sich, um den Streifen beim Aufwinden in gehöriger Richtung zu
erhalten, zwei metallene Scheiben befinden. Eine dieser Scheiben, welche an der
Welle festgemacht ist, trägt an ihrer vorderen Seite einen kurzen Zapfen, mit dessen
Hülfe der hölzerne Cylinder umgedreht wird. Die andere dagegen, welche beweglich
ist, wird mittelst einer Schraube an der Welle befestigt, so daß, wenn der Streifen
vollkommen aufgewunden worden, durch Abnahme der Schraube der ganze Wikler
abgenommen, und wieder in die frühere Stellung bei M
gebracht werden kann, um ihn abermals durch die Kautschukauflösung laufen zu lassen.
Die Welle Q, die in zwei Pfosten läuft, kann mit sammt
ihren Scheiben mit einer an dem einen ihrer Enden angebrachten Kurbel umgedreht
werben. Wenn der Zeug bei seinem zwei bis dreimaligen Durchlaufen durch die
Kautschukauslösung hinreichend mit dieser getränkt worden, so windet man ihn auf
einen Haspel oder eine andere derlei Vorrichtung, auf der das Auflösungsmittel
verdunsten kann, auf. Da die Aufgabe der Gewichte H darin besteht, die
Kautschukauflösung in den Körper des Zeuges hinein zu treiben, so müssen sie von
solcher Größe seyn, daß sie den erforderlichen Druk ausüben, was von der Breite und
Dike des der Behandlung unterliegenden Zeuges abhängt. Die Appretur bekommt der Zeug
zulezt, indem man ihn noch einmal, jedoch auf etwas andere Weise durch die Maschine
laufen läßt. Anstatt ihn nämlich über die Walze O zu
leiten, muß derselbe jezt direct von der Walze N an das
Blatt C, längs dessen Oberfläche er hinzieht, laufen,
und dann zwischen den beiden Blättern C, D durchgehen,
um sodann direct auf einen Haspel oder Cylinder aufgewunden zu werden. Da der von
den Blättern und den dreiekigen Platten gebildete Raum mit Kautschukauflösung
gespeist wird, so wird jezt nur die eine Seite des Zeuges, die beim Aufwinden
desselben auf den Haspel nach Außen gerichtet seyn muß, von dieser Auflösung
aufgetragen erhalten. Während dieses Theiles der Operation müssen die Gewichte H, H viel kleiner seyn als früher, und eine solche
Regulirung bekommen, daß sie so viel Kautschukauflösung auf der Zeugoberfläche
belassen, als zur Ausfüllung der beim Troknen offen gebliebenen Poren erforderlich
ist. Nach Verdünstung des Auflösungsmittels gibt man auch der anderen Seite des
Zeuges einen gleichen Appret; und nachdem dieß geschehen, trägt man auf beide
Oberflächen einen Anstrich aus Oker und Kleister auf, womit der Zeug, nachdem er
noch gepreßt worden, zum Behufe der Fabrication von Krazen fertig ist. Es bedarf
kaum der Erinnerung, daß diese Maschine nicht bloß zur Behandlung von Zeugstreifen,
sondern wenn man ihr gehörige Dimensionen gibt, auch zur Behandlung ganzer Stüke
dieses Zeuges dienen kann.