Titel: | Ueber das Troknen des Torfs. Vom Hüttenverwalter v. Kirn in Christophsthal (Würtemberg). |
Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. XLIV., S. 185 |
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XLIV.
Ueber das Troknen des Torfs. Vom
Huͤttenverwalter v.
Kirn in Christophsthal (Wuͤrtemberg).
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
v. Kirn, uͤber das Troknen des Torfs.
Durch das Steigen der Preise des Holzes wird man in der neuesten Zeit in mehreren
Gegenden immer mehr auf die Benuzung des Torfs als
Brennmaterial angewiesen, dessen vortheilhafte Anwendung vorzüglich von dem
Trokenheitszustande abhängt, in welchem die verschiedenen Feuerungen damit gespeist
werden. Den Besizern von Torfstichen und allen denjenigen, welche schon längere Zeit
Torf in größeren Quantitäten als Brennmaterial angewendet haben, ist es bekannt, daß
in vielen Jahrgängen die Witterung von der Art ist, daß der Torf in der freien Luft
sehr unvollständig, bisweilen gar nicht troknet. Dieß führt dann folgende Nachtheile
herbei:
1) muß bei jeder Feuerung eine dem Wassergehalte des zu verbrennenden Materials
entsprechende Menge desselben verbrannt werden, um dieses Wasser zu verdampfen, welche für den Zwek der Feuerung verloren geht;
2) läßt sich nur in dem Grade, in welchem diese Verdampfung abnimmt, eine höhere
Temperatur erreichen;
3) vertheuert der Wassergehalt des nassen Torfs den Transport desselben im Verhältniß
dieses Gehaltes;
4) zerbricht der nasse Torf bei jeder Behandlung, als Verladen, Führen etc., sehr
viel leichter als trokener, namentlich wenn er längere Zeit in größeren Haufen auf
einander gelegen ist, wodurch er zum Theil unverkäuflich wird.
Der Werth des Torfs als Brennmaterial kann sich daher durch den Einfluß der Witterung
in einem Jahrgang außerordentlich vermindern, ja sogar beinahe auf nichts reduciren,
was bewirkt, daß die Torffelder den Werth bei weitem nicht haben, den sie haben könnten, wenn sich
Mittel fänden, dem Consumenten den Torf immer gleich troken zu liefern.
Um dieß zu bewirken, hat man schon verschiedene Versuche gemacht, und namentlich den
Torf in großen Scheunen aufgebeugt und möglichst viel Luftzug gegeben. Soll aber
diese Einrichtung von erheblichem Nuzen seyn, so müssen die Scheunen eine große
Quantität Torf fassen und, wenn sie nicht unverhältnißmäßig groß und deßhalb kostbar
seyn sollen, bis oben angefüllt werden. Durch das Füllen derselben und das längere
Aufeinanderliegen der großen Masse feuchter Torfstüke entstehen indessen die ad 4) beschriebenen Nachtheile, neben dem, daß völliges
Abtroknen, namentlich der unteren Schichten, nicht erreicht werden kann. Diese
Torfscheunen haben daher nur den Nuzen, daß die ganze Masse des dahin gebrachten
Torfs nicht nässer werden kann, als sie zuvor war; sie sind mithin bloß als trokene
Aufbewahrungsorte anzusehen.
Das einzige sichere Mittel, diesem Uebelstande abzuhelfen, ist, denjenigen Theil des
Torfs künstlich zu troknen, welcher in freier Luft gar
nicht oder nicht vollständig getroknet werden konnte. Es mag allerdings als ein
großes Unternehmen erscheinen, dieß bei einem ausgedehnteren Torffelde zu
bewerkstelligen, und dürfte bei den bisher üblichen Einrichtungen zum künstlichen
Troknen von Holz und Torf auch nicht leicht ausführbar seyn. Die neuerlich auf
mehreren französischen Glashütten eingeführten Holzdörreinrichtungen lassen sich aber zu diesem Behufe so zwekmäßig anwenden,
daß sich damit wenigstens sehr viel leisten läßt, was aus nachfolgender Beschreibung
einer solchen Einrichtung hervorgeht.
Statt daß man früher das Holz in großen gemauerten Räumen aufbeugte, diese heizte,
wenn dasselbe gehörig gedörrt war, öffnete, erkalten ließ, dann leerte, wieder
füllte und endlich den kalten Ofen wieder anfeuerte, hat man auf obigen Hütten lange
Gewölbe eingerichtet, die gehörig geheizt werden, aber bei dem Füllen und Leeren
nicht abgekühlt werden müssen, sondern fortwährend warm bleiben können, weil das
Holz auf eisernen Karren hinein- und wieder herausgebracht wird. Fig. 3 zeigt
den Horizontal- und Fig. 1 und 2 die
Verticaldurchschnitte einer solchen Einrichtung nach der Länge und Breite. Die Größe
des Gebäudes ist für ein mittleres Torffeld berechnet, in
dessen Mittelpunkt es aufzustellen wäre.
A sind 6 neben einander liegende Räume 60' lang, 6' breit, mit 5' hohen Widerlagern und 12''
hoch gesprengten Gewölben; a, b Bahnschienen, auf
welchen die eisernen Wagen laufen. Diese Räume sind bei a und b mit Blechthüren geschlossen. Fig. 1 und 2 sind bei c, c die Feuerherde, c, d
(Fig. 1)
ist die Feuergasse. Diese ist vornen unmittelbar über dem Feuer mit Gewölben a,
e und b, e, dann von e bis f mit Platten von Gußeisen, und von f bis d mit starkem
Eisenblech bedekt, welches die Wärme leicht durchläßt, indessen das sehr nahe
darüber befindliche Holz auf den eisernen Wagen doch vor dem Verbrennen schüzt. Von
dieser Feuergasse führen Oeffnungen g, g die Wärme an
den Seiten der Räume A unmittelbar in dieselbe. Bei
ihrer Anordnung ist aber zu bemerken, daß sie in der Nähe der Feuerungen c, c am weitesten von einander entfernt seyn müssen,
gegen die Mitte d aber näher zusammengedrükt werden,
damit sich die Wärme gleich vertheilt.
B und C sind bedekte Räume,
welche geschlossen werden können und theils der Feuerungen wegen vorhanden seyn
müssen, theils aber auch wegen dem Füllen und Leeren der Troknengewölbe erforderlich
sind. Es ist zu bemerken, daß die Bahnschienen etwa 2 Proc. Fall von B gegen C haben, damit die
geladenen Wagen ohne Mühe herausgebracht werden können. Die zuerst auf diese Art
erbauten Dörreinrichtungen hatten breitere Gewölbe, in welchen zwei Reihen kleinerer
Wagen neben einander aufgestellt waren, zwischen denen die Wärme durchgeleitet
wurde. Gegenwärtig hat man aber schmälere Gewölbe und nur eine Reihe größerer Wagen,
wodurch der Raum weit besser benuzt werden kann.
Um das Holz auf die leichteste und wohlfeilste Art von dem Holzgarten in das
Troknenhaus zu bringen, wird von ersterem zu lezterem eine bewegliche Bahn von
leichten Bauholzstüken gebildet, auf welchen die gefüllten Wagen leicht beigeführt
werden, da man sorgt, daß der Holzgarten, wo nicht höher, doch wenigstens eben so
hoch als die Soole der Troknengewölbe liegt. Auf diese Weise ist ein Mann im Stande,
einen gefüllten Wagen (gewöhnlich halten solche 2/3 Klafter gespaltenes Holz) in das
Troknengewölbe zu führen.
Soll ein solches Gewölbe gefüllt werden, so wird ein gefüllter Wagen nach dem anderen
auf der Seite B in dasselbe geführt, der zweite an den
ersten angehängt u.s.f., bis auf diese Art alle dahin gehörige Wagen hineingebracht
und an einander gehängt sind, so daß, wenn der erste auf der Seite C vorgezogen wird, die ganze Wagenreihe nachfolgt, was
auf der gegen diese Seite geneigten Bahn sehr leicht bewerkstelligt werden kann. Das
Füllen und Leeren eines Gewölbes geschieht immer gleichzeitig und erfordert nur sehr
wenige Zeit, da die gefüllten Wagen schon auf der Seite B bereit stehen müssen und die Wagen mit trokener Waare sogleich auf der
Seite C abgeführt werden. Während dieser Operation
werden die Feuerungen nicht unterbrochen und nach Beendigung derselben das Gewölbe
sogleich wieder oben und unten geschlossen. Nur ausnahmsweise werden einzelne Wagen aus den
Gewölben genommen und durch frisch gefüllte ersezt, weil das übrige schon mehr
trokene Holz das Wasser, welches aus dem neu hineingebrachten ausgetrieben wird,
gierig an sich zieht.
Fig. 4, 5 und 6 zeigen in
zwei Durchschnitten und einem Grundrisse die Einrichtung eines Wagens, wie er für
Gewölbe von obiger Weite erforderlich ist.
Da das Füllen und Leeren der Gewölbe sehr wenige Zeit erfordert und dieselben
fortwährend in gleicher Temperatur bleiben können, so läßt sich in einem Gewölbe,
das 6 bis 8 solcher Wagen enthält, wie dieß bei Glashütten mit einem Ofen der Fall
ist, lufttrokenes Holz in 30 bis 36 Stunden so vollständig dörren, daß es für den
Gebrauch in dem Glasofen tauglich ist.
Der Brennmaterialien-Aufwand bei diesen Dörreinrichtungen soll nicht viel über
die Hälfte desjenigen betragen, welcher bei den bisher üblichen Dörröfen, die
jedesmal bei dem Füllen und Leeren abgekühlt werden mußten, erforderlich war. Der
Grund hievon liegt aber nicht allein in dem Abkühlen des Ofens, sondern auch
wesentlich darin, daß das Holz nicht nur von einer Seite von der Wärme berührt wird,
sondern von allen Seiten zugleich und hauptsächlich von Unten herauf durchdrungen
werden kann, wo dieselbe am wirksamsten ist. Zum Abziehen der aus dem Holze
ausgetriebenen Wasserdämpfe sind oben an den Blechthüren, womit die Gewölbe
geschlossen sind, Oeffnungen angebracht, welche, so wie das Dampfen mehr aufhört,
nach und nach geschlossen werden müssen, damit keine Wärme ohne Noth entweicht. Der
Brennmaterialien-Aufwand wird nach Obigem zu 5 bis 6 Proc. des zu dörrenden
Holzes angenommen werden können.
Die Vortheile dieser Einrichtung für Torf sind mithin
folgende:
1) läßt sich kaum eine Behandlungsweise des Torfs denken, wo derselbe dem Zerbrökeln
weniger unterworfen wäre, da er bloß vom Torfstich auf den eisernen Wagen geladen
und von da getroknet oder gedörrt dem Consumenten übergeben wird;
2) kann man bei jeder, auch der ungünstigsten Witterung trokenen Torf erhalten, wenn
man die Vorsicht gebraucht, solchen in bedekten Wagen von dem Troknenhause aus dem
Consumenten zuzuführen;
3) wird der Torf äußerst gleichförmig troken;
4) kann man demselben den Grad von Trokenheit geben, der dem Zweke entspricht, zu
welchem der Torf bestimmt ist. Zu gewöhnlichen Ofen- und Küchenfeuerungen ist
es z.B. nicht nöthig, denselben so sehr auszutroknen, wie dieß bei Flammöfen zum Umschmelzen des Eisens,
Ziegelbrennereien etc. erforderlich ist;
5) kann in einem solchen Gewölbe augenbliklich gelöscht werden, wenn das zu troknende
Brennmaterial in Brand gerathen sollte, indem man die Wagen schnell herauslaufen
läßt.
In einem Troknenhause, das die Dimensionen von Fig. 1, 2 und 3 hat, können in 6
Gewölben, je zu 10 Wagen, 60 Wagen von 5' Länge, 5
1/2' Breite und 4 1/2'
Höhe aufgestellt werden, welche, da sie oben nach der Form des Gewölbes höher als
die Seiten des Wagens gefüllt werden, ungefähr 130 Kubikfuß fassen oder, den
Kubikfuß zu 5 Stük Torf gerechnet, 650 Stük, in runder Summe jedenfalls 600 Stük,
und somit alle 60 Wagen 36,000 Stük.
Es dürfte kaum zu bezweifeln seyn, daß Torf, der nicht völlig durchnäßt ist, in
diesen Gewölben in 36 Stunden so weit abgetroknet werden kann, daß er, wenn er auch
noch viele Feuchtigkeit enthält, für Oefen- und Küchenfeuerungen etc.
vollkommen tauglich ist. In 48 Stunden sollte aber solcher Torf für Flammfeuerungen
aller Art brauchbar gemacht (gedörrt) werden können. In den Monaten Mai, Junius,
Julius, August und September (zu 150 Tagen gerechnet) ließen sich daher, die
Troknenzeit zu 36 Stunden angenommen, 3,600,000 Stük troknen. Sollte aber z.B. nur
2/3 der Zeit bloß getroknet und 1/3 gedörrt werden, so würde sich ein Ausbringen ergeben von 3,300,000 Stük,
und zwar 2,400,000 Stük getroknet und 900,000 Stük gedörrt.
Was sodann den Kostenpunkt anbelangt, so
wird sich ein solchesTroknenhaus sammt eisernen Schienen etc.
herstellen lassen um
2500 fl.
80 eiserne Wagen à 20 fl.
1600 –
Holzschienen vom Torfstich zum
Troknenhause
300 –
–––––––
Summe
4400 –
Interesse hieraus zu 4 Proc.
176 –
Erhaltungskosten des Ganzen
154 –
–––––––
Summe
330 –
Bei 3,300,000 Stük betrifft es mithin das Tausend ungefähr 6 kr. Um 14 kr. sollten
1000 Stük Torf durchschnittlich in das in der Mitte des Torffeldes liegende
Troknenhaus geschafft und daselbst getroknet werden können, da sie bloß auf die
Wagen geladen und auf Schienenwegen beigeführt werden dürfen und die Feuerungen in
gleichem Gange zu erhalten sind. Der ganze Kostenbetrag von tausend Stük, zu 2/3 zu
troknen und 1/3 zu dörren, würde sich daher auf ungefähr 20 kr. ohne Brennmaterialbelaufen, was jedenfalls schon durch
den wohlfeileren Transport trokener leichter Waare gegen die nicht ausgetroknete schwere,
wenn die Entfernung einigermaßen bedeutend ist, völlig ausgeglichen wird.
Obschon der Brennmaterialien-Aufwand zu dem Troknen einer größeren Quantität
desselben Materials, wie oben bemerkt, nie in Rechnung genommen werden kann, wenn
sich das Troknen nicht durch Sonne und Luft hätte bewerkstelligen lassen, weil bei
dem Verbrennen des wasserhaltigen Brennmaterials in jedem Falle eine gewisse
Quantität hievon einzig um den Wassergehalt zu verflüchtigen verwendet werden muß,
welche für den Zwek der Feuerung gänzlich verloren
ist, so kann auch schon deßhalb kein besonderer Aufwand für Brennmaterial berechnet
werden, weil sich
1) bei dem Stechen und Verladen des Torfs unvermeidlich viele Abfälle ergeben,
welche, wenn sie nicht zu diesen Troknenöfen verwendet werden, unbenuzt liegen
bleiben und verderben;
2) wie oben angeführt, bei diesem Verfahren sehr viel Torf ganz und verkäuflich bleibt, welcher im anderen
Falle in Stüke geht und unverkäuflich wird;
3) oberhalb der Troknengewölbe in dem Raume D (Fig. 2) noch
eine solche Temperatur vorhanden ist, daß immer eine große Quantität für die
Feuerungen der Troknengewölbe bestimmte Torfstüke ohne besonderen Aufwand daselbst
getroknet werden können.
So nüzlich mithin diese Trokneneinrichtungen für Besizer von Torffeldern sind, eben
so sehr werden sie ihren Nuzen bei Fabriken bewähren, welche größere Quantitäten
Torf sehr troken darstellen (dörren) müssen, indem sie nicht kostbarer als die
bisher üblichen derartigen Einrichtungen sind, und weit mehr leisten. (Riecke's Wochenblatt für
Land- und Hauswirthschaft, Nr. 13.)