Titel: | Beschreibung eines in der neuesten Zeit entdekten Verfahrens schwarz und braun zu färben. |
Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. LII., S. 209 |
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LII.
Beschreibung eines in der neuesten Zeit entdekten
Verfahrens schwarz und braun zu faͤrben.Aus folgender Drukschrift entnommen: „Neue und wichtige Erfindung für die
Färberei, ohne Eisenverbindungen schwarz etc. zu
färben.“ Paris 1838, François
Lacarrière.A. d. R.
Ueber eine neue Methode schwarz und braun zu
faͤrben.
1. Schwarz auf Seide.
Zur Darstellung des dunkelsten Blauschwarz löse man aufs
Pfund (28 Loth) rohe oder entschälte Seide 1 Loth Blauholzextract in heißem Wasser. In dem hierauf bis auf
28–35° R. gekühlten Bade arbeitet man die Seide gut durch und läßt sie
bei dunkelm Schwarz noch 10–11 Minuten darin liegen, spültDie Vorschrift, die Seide nach dem Durchnehmen im Blauholzextract-Bade
zu spülen, ehe man sie in das Bad von
doppeltchromsaurem Kali bringt, ist nicht zwekmäßig, weil hiebei offenbar
Farbstoff verloren geht, es ist besser, das Spülen zu unterlassen, wie bei
der Wolle.E. D. und ringt aus. Die Flotte muß so viel Wasser erhalten, daß man die Seide
vollkommen durchnässen kann.
Während dem löst man im Wasser 1 Loth rothes chromsaures
Kali (doppeltchromsaures Kali) auf und färbt in dieser Lösung die Seide
aus, bis sie die verlangte Farbe hat, was in der Regel sehr bald der Fall ist.
– Diese Lösung kann kalt, lauwarm oder heiß seyn.
Das schönste Kohlschwarz entsteht durch Anwendung von wärmeren und stärkeren Lösungen des Blauholzextracts und des rothen
chromsauren Kali's.
Alle Schattirungen von Grau werden gebildet, je nachdem die beiden Lösungen schwächer
und kälter angewendet werden.
Man solle sich wohl hüten, das rothe chromsaure Kali zu stark in Anwendung zu
bringen.
Hält man nicht so fast auf Reinheit der Farbe, so kann man gleich mit dem
Blauholzextract-Bade das rothe chromsaure Kali oder seine Lösung vermengen,
und somit in einem Bade fortarbeiten; man spült dann die Seide nicht aus. Doch soll
die Seide aus dem Bade alle färbenden Theile bereits an sich gezogen haben; denn
sonst gehen welche durch Verbindung mit dem chromsauren Kali verloren, indem durch
die nahe Verwandtschaft beider Stoffe sie sich gleich niederschlagen.Sollte heißen: „durch die Oxydation, welche das chromsaure Kali
hervorbringt“; der Stoff sollte immer mit Blauholzextract
gefärbt seyn, ehe man das chromsaure Kali zur Befestigung der Farbe
einwirken läßt, wie dieses aus der vorhergehenden Abhandlung deutlich
erhellt.E. D.
Das gleiche Verfahren gilt auch für Schwarz auf Pelze.
2. Schwarz auf Wolle und
Tuch.
30 Pfd. Wolle oder Tuch werden 1/2 Stunde in einer Lösung von 2 Pfd. Blauholzextract
in so wenig Wasser als möglich gekocht, worauf sie in ein kochendheißes Bad von 1/2
Pfd. rothem chromsauren Kali gebracht werden. Sogleich wird der Stoff schwarz und kann sofort gewaschen und gewalkt werben.
Es entsteht Grau, wenn man statt 30 Pfd. 50–60 Pfd.
Stoff nimmt. Nach der Menge des Stoffes, nach der größern Hize oder dem längern
Färben kann man dieses Grau verschieden darstellen.
Färbt man in einem Kessel, so wird die Lösung von chromsaurem Kali, nachdem man sie
mit Blauholzextract angekocht, gleich zum Bade von Blauholzextract gegossen. Die
verlorene Kraft des Blauholzextracts kann man herstellen, wenn man etwas Alaun
zusezt.Es ist nicht einzusehen, wie der Alaun die verlorene Kraft des
Blauholzextracts wieder herzustellen im Stande seyn soll.E. D.
Färbt man in zwei Kesseln, so kann das Bad von chromsaurem Kali lange Zeit gebraucht
werden; denn der Stoff wird dabei nicht zersezt, sondern wirkt bloß oxydirend, macht
das Blauholzextract unlöslich und befestiget es auf der Wolle oder dem Tuche.
3. Schwarz auf Baumwolle und
Leinen.
Das Verfahren ist das gleiche, wie bei Seide oder Tuch; zulezt gebraucht man noch
Oehlbäder aus im Wasser gelöster, mit 6 Proc. Oehl versezter Soda. – Es wird
auch angerathen, dem Bade von Blauholzextract im Anfange etwas Kleien zuzusezen.
Es ist übrigens nicht zu verkennen, daß namentlich auf Baumwolle die Darstellung
eines schönen Schwarz nicht so leicht ist, als auf Tuch oder Seide. Die deßwegen
angestellten Versuche gaben folgende Resultate:
1) Wendet man das Bad von chromsaurem Kali zu stark an, so wird die Farbe
graugrünlich oder gelblich. Es ist daher rathsam, dieses Bad schwach zu gebrauchen,
wenn gleich die Operation langsamer vor sich geht;
2) sezte man zum chromsaurem Kali Essig, Schwefelsäure oder eine andere starke Säure,
so wurde eine mehr ins Braune stechende Farbe hervorgebracht. Durch Zusaz von Kreide
wurde zwar manchmal die vorhandene nachtheilige Säure entfernt, doch ist hier ein
Fingerzeig, wie wachsam man auf die Reinheit des chromsauren Kali seyn müsse. Dazu
mahnt auch die Erfahrung, daß die Färbung leidet, wenn man zu diesem Stoffe
Kochsalz, schwefelsaures Kali oder Alaun sezt. Die nachtheilige Wirkung eines zu
starken Gebrauches dieses Stoffs kann man vermeiden, wenn die Baumwolle wieder in
das Bad von Blauholzextract gebracht wird;
3) das Schwarz ward schöner, wenn man die Baumwolle, wie man zu sagen pflegt, vorher
animalisirt, z.B. durch Tränken mit Wasser, in welchem Eiweiß oder Blut abgerührt
wurde. Auch wenn die schon schwarz gefärbte Baumwolle in etwas Eiweiß enthaltendem
Wasser behandelt wurde, färbte sie sich bedeutend schöner;
4) brachte man mit chromsaurem Kali Blauholzabsud in Anwendung, so entstand die Farbe
in der Kälte weit langsamer und weniger gesättigt schwarz; mit Hülfe der Wärme und
längerer Behandlung erfolgte jedoch auch noch eine schöne Farbe; dieß geschah
besonders leicht, wenn das Bad von Blauholzabsud schon eine Zeit lang an der Luft
stand;
5) das Schwarz gewann viel an Schönheit, wenn man die Baumwolle zulezt schwach öhlte,
d.h. mit einer Mischung tränkte, welche durch Schütteln oder starkes Rühren einer
Lösung von kohlensaurem Natron oder Potasche mit schlechtem Baumöhl entstanden. Je
geringer das Baumöhl ist, um so brauchbarer ist es hier.
Auch durch Blauholzextract und chromsaures Kali schön blauschwarz gefärbter Baumwolle, wie z.B. mit Eiweiß getränkter, gab man
durch das Oehlbad ein tiefes Schwarz. Will man dieses Bad vor dem
Färben anwenden, so ist anzurathen, dabei viel Potasche zu gebrauchen (z. V. 1 Pfd.
Oehl, 5–6 Pfd. Potasche, 32 Pfd. Wasser) das Garn oder Zeug damit zu tränken,
4 Tage an der Luft zu troknen, auszuspülen, zu troknen und erst dann im Bade von
Blauholzextract und chromsaurem Kali zu färben.
6) Durch Zusaz von Seife zum Bade von chromsaurem Kali erhält man besonders schöne
Farben. Am besten ist russische Thranseife. Die Anwendung dieser Seife ist überdieß
dienlich, wenn die Baumwolle einen braunen, graugrünlichen oder gelblichen Stich
erhalten hat.Die Erfahrung hat gelehrt, daß man auf Baumwolle
durch Blauholzextract und doppeltchromsaures Kali allein, ohne Anwendung von
Alaun oder anderen Alaunerdemordants nie ein Blauschwarz oder andere
angenehme Nüancen von Schwarz hervorzubringen im Stande ist; sowohl die
grauen als die schwarzen Farben, welche nach der neuen Art auf Baumwolle
erzielt werden, erhalten durch den Einfluß des Lichts und der Luft auch bald
ein schlechtes Aussehen. Bei Schafwolle und Seide gelingt das Verfahren
hingegen sehr leicht, und wenn auf diesen Faserstoffen die Nüancen auch
etwas zu wünschen übrig lassen, so hat die beschriebene Methode wegen der
Schnelligkeit, womit sie ausgeführt werden kann, in dieser Hinsicht doch
vielen Werth.E. D.
Diese Beobachtungen finden ihre Nuzanwendung auch beim Färben von Wolle und
Seide.
4. Schwarz auf Holz.
Dasselbe wird zuerst anhaltend mit Blauholzextract, dann mit rothem chromsaurem Kali
gekocht.
Statt Blauholzextract kann man auch Blauholzabsud anwenden. Diesen muß man aber lange
Zeit an der Luft stehen lassen oder mit Essig versezen. Auch bedarf er beim Färben
größerer Wärme.
Aechtes Braun auf Seide, Wolle und
Baumwolle.
In einer Lösung von Catechu werden die Stoffe im
heißen Wasser durchgenommen und sodann in einer Lösung von rothem chromsaurem
Kali. Daraus geht ein sehr schönes und nicht minder ächtes Braun hervor.Das Braunfärben mit Catechu und doppeltchromsaurem Kali ist allerdings
eine werthvolle Erfindung, welche fast in allen Färbereien schon benuzt
wird. Ein, wenn auch nicht ganz so lebhaftes, Braun wie nach der hier
angegebenen Methode erhält man mit bedeutender Ersparung an chromsaurem
Kali nach folgendem Verfahren (welches in der zweiten deutschen Ausgabe
von Vitalis' Grundriß der Färberei, Stuttgart
1839, angegeben ist): „25 Loth gestoßenes Catechu werden eine
Viertelstunde lang mit 18 Pfd. Wasser, 2 Pfd. Essig, 16 Loth
Kupfervitriol und 8 Loth Salmiak gekocht, worauf man die Flüssigkeit
bloß 10 Minuten lang sich sezen läßt, dieselbe vom Bodensaz abgießt
und das baumwollene Garn oder Gewebe noch warm darin durchnimmt.
Lezteres wird sodann gut ausgerungen, und ohne es vorher zu troknen,
durch ein lauwarmes Bad von rothem chromsaurem Kali (1 Loth in 8
Pfd. Wasser aufgelöst) passirt, wodurch sich der Farbstoff vollends
auf der Faser befestigt. Zu helleren Nüancen nimmt man die Hälfte
oder ein Drittel von sämmtlichen Substanzen.“
E. D.
Aechtes Chamois auf
Baumwolle.
Gleiches Verfahren, jedoch mit Anwendung von Knoppernextract oder Gallus, oder Eichenrinde statt Catechu.
Aechtes Braunroth und
Violettbraun.
Man beobachtet das gleiche Verfahren, nur gebraucht man statt Catechu Fernambukextract. Braunroth entsteht auf Baumwolle,
auf Wolle und Seide Violettbraun.
Mit mehreren oxydirten Farbstoffen lassen sich ebenso durch Behandlung mit rothem
chromsaurem Kali ächte Farben hervorbringen.
Die Vorzüge, welche die hier angegebenen Verfahren zum Färben gewähren, stellen
sich aus dem Vergleiche der alten und neuen Art deutlich heraus. Wir dürfen uns
daher begnügen, dieselben nur in Kurzem herauszuheben:
1) durch Entfernung des Eisens und jeglicher Eisenverbindung werden die Stoffe
nicht im geringsten angegriffen;
2) man kann kalt, lauwarm oder warm färben, was namentlich für Glanz und
Haltbarkeit der Seide großer Gewinn ist;
3) die Flotten können beständig in Vorrath gehalten werden;
4) das Färben geht schnell und mit wenig Kosten vor sich;
5) die Farben sind ächter als die bisherigen.
Ueberflüssig ist es zu bemerken, daß man bei dieser neuen Färbeart alle bekannten
Veränderungs- und Verschönerungsmittel in Anwendung bringen kann.