Titel: | Verbesserte Methode auf Oberflächen vertiefte oder erhabene Figuren oder Muster zu erzeugen und Abdrüke davon zu nehmen, worauf sich Charles Hancock, Thiermaler am Grosvenor Place, Hyde Park, in der Grafschaft Middlesex, am 25. Jan. 1838 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. LXVII., S. 268 |
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LXVII.
Verbesserte Methode auf Oberflaͤchen
vertiefte oder erhabene Figuren oder Muster zu erzeugen und Abdruͤke davon zu
nehmen, worauf sich Charles
Hancock, Thiermaler am Grosvenor Place, Hyde Park, in der Grafschaft
Middlesex, am 25. Jan. 1838 ein Patent
ertheilen ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions.
Maͤrz 1840, S. 140.
Hancock's Verfahren Oberflaͤchen mit erhabenen Zeichnungen
zum Abdruken zu erzielen.
Meine Erfindungen erhellen aus folgender Beschreibung.
1) Ich nehme eine Platte, einen Cylinder oder ein anderes Stük Metall, und mache die
Oberfläche, auf welche die Zeichnung kommen soll, auf irgend eine der gewöhnlich
gebräuchlichen Methoden rauh, so daß sie einen sogenannten Mezzotintengrund bekommt.
Auf diesen Grund trage ich die Umrisse des Gegenstandes auf, und wenn dieß geschehen
ist, so entferne ich durch Radiren oder Aezen die überflüssigen Theile der
Oberfläche, um hiedurch die gewünschten Formen und Schattirungen zu erhalten. Wenn
die Platte auf solche Weise zum Abdruke bereit ist, so schneide ich eine Tafel
Kautschuk von 1/4 bis zu 1/2 Zoll Dike in der Form und Größe der Platte aus, und
klebe diese an ihren Rändern mittelst flüssigen Kautschuks auf ein Stük eines
starken Canevasses oder anderen Zeuges, welches von solcher Größe seyn muß, daß es
rings um das Kautschukblatt herum einen der darauf wirkenden Gewalt entsprechenden
Rand bildet. Dieses Canevaßstük fixire ich sodann in dem Dekelrahmen einer
gewöhnlichen Drukerpresse, und zwar mit Hinweglassung des sonst gebräuchlichen
Druktuches. Damit das Papier oder das sonstige Material, auf welches der Abdruk
geschehen soll, nicht an dem Kautschukblatte kleben bleibe, lege ich ein einzelnes
Blatt sehr dünnen Papieres dazwischen. Die auf solche Art erzielten Abdrüke haben
einen ganz anderen Effect als die mit den gewöhnlichen Mezzotinplatten genommen,
d.h. die sonstigen Lichter erscheinen an meinen Abdrüken als Schatten, und die
Schatten dafür als Lichter. Im Allgemeinen wird der Effect durch die tiefen, von dem
Kupferstecher hervorgebrachten Schraffirungen, und dadurch, daß sich der Kautschuk
allen Unebenheiten der gravirten Oberfläche, von welcher der Abdruk genommen werden
soll, so genau anpaßt, bedeutend erhöht. Dieses Verfahren findet übrigens nicht
einzig und allein an Mezzotintgründen seine Anwendung, sondern es läßt sich auch auf
alle anderen Arten von rauhen Gründen, sie mögen körnig oder schraffirt seyn,
benuzen. Alle erforderlichen Schattirungen lassen sich nämlich durch das sogenannte
Aussparen (stopping out) und durch das Einheizen (biting in) erzielen. Nur darf man nie vergessen, daß der Effect stets
jenem ganz entgegengesezt ist, den man beim Kupferstiche in getuschter Manier
erhält; d.h. anstatt jene Theile, welche Schatten werden soll, tief zu stechen,
spare ich sie aus, und umgekehrt.
2) Wenn einige Theile eines Gegenstandes sehr erhaben werden sollen, und wenn diese
Stellen nur einen kleinen Theil der ganzen Platte bilden, so pflegt man gewöhnlich
den übrigen und größeren Theil wegzuschneiden. Anstatt nun dieses Verfahren, welches
mühselig und zeitraubend ist, zu befolgen, schneide ich kleine Metallstüke von der
Form, welche die stark erhabenen Theile bekommen sollen, aus und befestige sie mit
irgend einem Lothe oder Kitte auf den ihnen zukommenden Stellen der Hauptplatte.
Wenn, um ein einfaches Beispiel zu sezen, das Carreauaß einer Partie Spielkarten
gedrukt werden soll, so schlage ich ein Stük Metall von der Gestalt des Asses aus,
und befestige dieses mit einem geeigneten Lothe oder Kitte auf der Hauptplatte. Das
auf solche Weise aufgesezte Stük kann je nach den Zweken des Künstlers geäzt oder
gestochen werden.
3) Ich nehme eine Kupfer- oder Stahlplatte, die mit einem gewöhnlichen
Aezgrunde versehen worden, und lege ein Stük Seidenzeug, Drahtgitter, Glaspapier
oder überhaupt ein Stük eines Stoffs darauf, der, wenn man Druk darauf wirken läßt,
die ganze Oberfläche des Aezgrundes in viele kleine Hervorragungen theilt, und einen
Grund erzeugt, der wie ein in getuschter Manier gehaltener aussieht. Auf diesen
Grund übertrage ich die Zeichnung durch Aezen, Stechen, Aussparen oder auf irgend
andere Weise. Ebenso trage ich die Zeichnung auch mit lithographischer Kreide, mit
einer Oehlfarbe oder mit einer Auflösung von Siegellak in Weingeist auf, und äze
sodann in die übrigen Theile des Grundes. Ich erziele auf diese Weise durch
Verbindung des Zeichnens, Malens und Erhabengravirens eine Oberfläche mit erhabenen
Zeichnungen, von der in einer gewöhnlichen Drukerpresse Abdrüke genommen werden
können.
4) Ich nehme eine aus dünner Kautschukauflösung und gehörig verdünntem Aezgrunde
bereitete Mischung oder eine andere der Einwirkung der Säuren widerstehende
Composition, überziehe damit die ganze Oberfläche der Platte, und entferne sodann
mit einer Radirnadel oder einem anderen sachdienlichen Instrumente alle jene Theile,
die nicht erhaben erscheinen sollen. Oder ich male mit derselben oder einer anderen
ähnlichen Composition auf glatte gebogene oder wellenförmig gebildete
Metalloberflächen ganze Bilder oder nur jene Theile derselben, die erhaben
erscheinen sollen, und bringe diese Platten, wenn die Malerei vollkommen troken
geworden, mit der vorderen Seite nach Abwärts gerichtet auf solche Weise in einen
Behälter von gehörigen
Dimensionen, daß sie gleichmäßig und bis auf die gehörige Tiefe in die saure
Flüssigkeit, deren Einwirkung ich sie bis zur Erlangung des gewünschten Effectes
ausgesezt lasse, getaucht sind. Sollte ein Theil erhabener erscheinen müssen, so
wasche ich den Plattenblok oder Cylinder mit Terpenthingeist rein ab, trage auf die
gewöhnlich übliche Weise einen Grund auf, und lasse hierauf abermal die Säure
wirken; oder ich vertiefe diesen Theil auch mit Hülfe des Grabstichels. Zum Erhöhen
(working up) meiner Bilder bediene ich mich irgend
einer der beim Linienstiche oder Aezen gebräuchlichen Methoden. In einigen Fällen
erzeuge ich auf der ganzen Oberfläche einen Grund, wie man ihn für den Linienstich
zu geben pflegt, und male dann mit Mennigzeltchen- oder
Wasserfarben-Auflösung, oder mit irgend einer anderen den Grund schüzenden
Mischung, welche so verdünnt seyn muß, daß man damit malen kann, das Bild hinein.
Ist das Bild troken geworden, so wasche ich den zwischen den Strichen der Zeichnung
befindlichen ursprünglichen Grund mit Terpenthingeist oder Leinöhl heraus, und
vertiefe nach abermaligem Troknen den Grund durch Einwirkung von Säure, wobei ich
die beim Kupferstiche erforderliche Beihülfe leiste.
5) In einigen Fällen stellte ich nach folgendem Verfahren ein Relief dar. Ich
überziehe die ganze Oberfläche der Platte oder des Cylinders mit einer mit Wasser
angerührten Mischung aus Bleiweiß und Gyps, oder mit einer hinreichend verdünnten
Mischung aus Zinnober, Seife und Gummi; oder mit irgend einer anderen mit Wasser
mischbaren Composition. Will sich die Mischung nicht anlegen, so überwasche ich das
Metall mit einer Auflösung von Harz in Weingeist. Durch diesen Ueberzug kraze ich
dann das Bild mittelst einer Radirnadel bis auf die Oberfläche des Metalles ein; und
jene Theile, die für die Nadel zu breit sind, schaffe ich mit irgend einem anderen
entsprechenden Werkzeuge hinweg. Die auf diese Weise erzeugten Striche oder
ausradirten Räume fülle ich mit Wachs, oder mit verdünntem Aezgrunde, oder mit
irgend einer anderen in Säuren unauflöslichen Substanz aus; und wenn hierauf das
Ganze gehörig erhärtet ist, seze ich die Platte oder den Cylinder entweder mit einem
Male der Einwirkung der Säure aus, oder ich wasche zuerst die Composition, mit der
die Zeichnung angefertigt worden, mit Wasser weg, lasse dann die Säure wirken, und
beendige zulezt die ganze Arbeit mit einem Grabstichel oder mit anderen geeigneten
Werkzeugen. Ist Stereotypenmetall oder eine andere weiche Metalllegirung gebraucht
worden, so nehme ich zum Wegschaffen des Grundes Werkzeuge, die aus hartem Holze,
Bein oder Horn gearbeitet sind. In einigen Fällen verwende ich mit Gold aufgelegte
Metalle; und bisweilen vergolde ich die Platte oder den Cylinder nach dem ersten Einbeizen
(biting in), wobei ich nach den beim Plattiren oder
Vergolden gewöhnlich gebräuchlichen Methoden verfahre. In lezterem Falle trage ich
abermals einen Grund auf, indem ich sowohl die Zwischenräume als die Oberfläche
überfirnisse, und dann bloß den Grund der Striche wieder ausradire. Um das Gold aus
dem Grunde der Striche wegzubeizen, wende ich Salpetersalzsäure oder Königswasser
an. Wenn sodann aller Firniß mit Terpenthingeist weggeschafft worden, kann man durch
abermaliges Beizen mit den gewöhnlichen Säuren bedeutende Tiefen erlangen, ohne daß
man nochmal Aezgrund aufzutragen brauchte.
6) Zu sehr starken Reliefs verwende ich vorzugsweise lithographische oder andere
derlei Steine. Um aus diese zu zeichnen und zur Erzielung des Reliefs, bediene ich
mich der oben unter 4 und 5 angegebenen Stoffe, und zwar nach dem daselbst
beschriebenen Verfahren: nur mit dem Unterschiede, daß ich hier in diesem Falle
verdünnte Salpetersäure wirken lasse. Da jedoch Steine ihrer Dike und Schwere wegen
unbequem zu handhaben sind, und da sie in der Presse überdieß leicht in Trümmer
gehen, so nehme ich vertiefte Gypsabdrüke von ihnen, und gieße dann mit diesen
Modeln Platten aus Stereotypenmetall. Die Zwischenräume zwischen den Strichen tiefe
ich endlich mit einem Grabstichel bis zum erforderlichen Grade aus. Ich bediene mich
dieses Verfahrens zur Darstellung stark erhabener Zeichnungen hauptsächlich für
Vignetten, indem alle die offenen und sehr tiefen Theile ausgespart und dadurch
ausgetieft werden können, daß man auf die erhabenen Stellen des Gypsmodels mit Hülfe
einer Bürste noch mehr Gyps aufträgt.
7) Ich zeichne mit Wasserfarben, Syrup, Leim, und anderen Substanzen, welche von
verdünnten Säuren angegriffen werden, auf Metalloberflächen, und überstreiche, wenn
die Zeichnung fertig ist, die ganze Oberfläche der Platte mittelst eines Pinsels mit
einem Harzfirnisse oder mit Wachs, worauf die verdünnten Säuren keine Wirkung
äußern. Dann tauche ich die Platte in heißes Wasser, um den Syrup etc. zu erweichen
und lose zu machen, und wenn dieß geschehen, lasse ich auf gewöhnliche Weise die
verdünnte Säure wirken, damit diese die Zeichnung wegfresse, auf das unter dieser
befindliche Kupfer wirke, und dadurch die mit Harz oder Wachs überzogenen Theile in
gehöriger Erhabenheit zurüklasse. Dieses Verfahren, welches sich hauptsächlich für
den Druk von Seiden- und Baumwollzeugen und Papiertapeten eignet, läßt sich
dessen ungeachtet auch in den schönen Künsten anwenden, indem man die gewöhnlichen
Methoden in Kupfer zu
stechen auf einer und derselben Oberfläche damit in Verbindung bringen kann.
8) Ich erzeuge auf dünnen Platten aus Silber, Kupfer, Zink, Messing oder anderen
geschmeidigen Metallen folgendermaßen vertiefte und erhabene Figuren und Dessins.
Wenn beide Oberflächen der Platten vollkommen geglättet worden, drüke ich mit irgend
einem geeigneten harten Werkzeuge die gewünschten Dessins oder Figuren in dieselben,
oder ich bringe sie zu diesem Zweke unter einen Prägstämpel oder unter eine gravirte
Walze. Die Dessins erscheinen auf diese Weise auf der einen Seite vertieft, auf der
anderen erhaben. Man kann diese Platten mit der einen oder der anderen Seite nach
Oben gekehrt auf Blöken oder in Rahmen befestigen, und sodann Abdrüke davon
nehmen.
9) Um auf Glas, Porzellan, Fayence und andere Töpferwaare zu druken, bringe ich auf
Blöken, die aus einem elastischen Materiale, wie z.B. aus Kautschuk oder der zur
Verfertigung der Drukerballen und Walzen dienenden Mischung von Leim und Syrup
bestehen, vertiefte oder erhabene Dessins an; d.h. ich nehme mit diesen Substanzen
Abgüsse oder Abdrüke von Metallplatten oder Holzblöken, auf welche die zu
übertragende Zeichnung gestochen worden, oder auch von Metall- und
Gypsabgüssen. Ich gieße zu diesem Zweke den Kautschuk entweder in seiner
ursprünglichen flüssigen Gestalt oder auch in einer künstlich bereiteten Auflösung
von gehöriger Consistenz auf die gestochene Platte, den geschnizten Holzblok, oder
den Prägstämpel; und trage hievon unter jedesmaligem Abwarten des Eintroknens der
einzelnen Schichten so viele Schichten auf, als erforderlich sind, um den zu
erzeugenden Formen die gehörige Dike zu geben. Man erhält auf diese Weise
vollkommene, jedoch umgekehrte Facsimiles der ursprünglichen Model. Um mit ihrer
Hülfe die gewünschten Zeichnungen oder Figuren auf das Glas oder glasirtes Porzellan
zu übertragen, trage ich auf die Figuren einen Harzfirniß auf, und drüke sodann die
Formen gelinde gegen das Glas oder das Porzellan an. Da hiebei jene Theile des
Glases oder des Porzellans, auf denen die Form keinen Abdruk zurükläßt, ungeschüzt
bleiben, so erhalte ich, wenn ich nach dem Andrüken der elastischen Formen Flußsäure
auf das Glas oder das glasirte Porzellan wirken lasse, auf diesem eine erhabene
Copie des ursprünglichen Bildes. Um mit Hülfe solcher erhabener Formen auf Stein
erhabene Figuren und Bilder darzustellen, verfahre ich ganz auf die für das Glas
angegebene Art; nur nehme ich hier anstatt der Flußsäure verdünnte Salpetersäure als
Aezmittel. Um den elastischen Formen eine größere Festigkeit zu geben, mische ich
den flüssigen Kautschuk mit Kreide, Gyps oder einer anderen pulverförmigen und
leicht damit vermengbaren Substanz. Sollen die Formen dagegen aus Leim und Syrup
dargestellt werden, so schmelze ich diese beiden Substanzen in den in den
Buchdrukereien gebräuchlichen Mischungsverhältnissen in einem Leimhafen zusammen.
Mit dieser Composition kann man die Formen gleich auf einmal in ihrer ganzen Dike
gießen. Diese elastischen Formen nehmen die Schwärze oder die sonstige Farbe, mit
der man druken will, sehr leicht auf, und übertragen sie auch, wenn man nur einen
gelinden Druk auf sie wirken läßt, vollkommen auf den damit zu bedrukenden
Gegenstand.
10) Ich erzeuge mittelst Tull, Spizennez, Gaze, Draht- und Haargeweben und
anderen derlei gemusterten Stoffen Oberflächen, auf denen sich diese Muster
befinden, und bewerkstellige sodann auf die sogleich anzugebende Methode, welche
sich hauptsächlich zur Verzierung von Handschuhen und anderen Modeartikeln eignet,
Abdrüke dieser Oberflächen. Ich lege nämlich den Tull oder den sonstigen gemusterten
Stoff gehörig ausgespannt auf eine ebene Fläche oder um einen Cylinder; am besten
eignet sich jedoch hiezu ein Blatt Kautschuk, auf dem ich den Stoff mit Hülfe irgend
eines geeigneten Kittes fixire. Sodann trage ich auf den Tull ganz nach demselben
Verfahren, nach welchem man die Lettern zu schwärzen pflegt, die Farbe auf, und wenn
dieß geschehen, so nehme ich nach einer der beim Abdruken erhaben gemusterter
Oberflächen gebräuchlichen Methoden Abdrüke davon. In diesem Falle nun erscheint im
Abdruke der Tull mit seinem Muster farbig; man kann jedoch das Verfahren auch
umkehren, so daß der Tull farblos, die Zwischenräume zwischen den Maschen, aus denen
er besteht, dagegen farbig erscheinen. Ich spanne zu diesem Behufe den Tull oder den
sonstigen Zeug über eine Platte, eine Form, oder einen Cylinder, der mit Kautschuk
überzogen ist, und trage sodann mittelst einer anderen Platte oder Form oder
mittelst eines Cylinders, der gleichfalls aus einem derlei elastischen Materiale
bestehen soll, und auf den der Farbstoff gebracht worden, zwischen den leeren Räumen
des Tulles hindurch den Farbstoff auf den zu bedrukenden Zeug, der zwischen den
beiden Cylindern durchzulaufen hat, auf. Die Fäden des Tulles lassen an die von
ihnen bedekten Stellen keinen Farbstoff gelangen, und somit erscheint in diesem
Falle das Muster des Tulls weiß auf farbigem Grunde.
11) Den Druk mit mehreren Farben bewerkstellige ich nach folgendem Verfahren. Ich
trage zuerst die Umrisse des Bildes auf so viele Stüke Baumwollzeug, Papier, Tuch
oder Leder auf, als verschiedene Farben gedrukt werden sollen. An allen diesen
Umrissen spare ich alle jene Stellen, die nicht eine und dieselbe Farbe bekommen sollen, mit einer
Auflösung von Siegellak in Weingeist oder mit einer anderen derlei Composition aus.
Ferner nehme ich eine der Zahl der zu drukenden Farben entsprechende Anzahl Stüke
Baumwollzeuges, Waschleders oder auch eines anderen Materiales, welches die
Farbstoffe leicht aufnimmt und auch wieder abgibt, und tränke jedes dieser Stüke mit
einer der Farben. Um nun hiemit mehrfarbige Abdrüke zu bekommen, schlage ich
folgendes Verfahren ein. Ich nehme ein weißes Stük des Papieres, des Zeuges oder des
sonstigen zu bedrukenden Zeuges, und lege auf dieses mit der gefirnißten Seite nach
Oben gekehrt, einen der erwähnten Umrisse, an dem alle die Theile, die nicht eine
und dieselbe Farbe bekommen sollen, ausgespart sind. Auf diese theilweise gefirnißte
Oberfläche lege ich eines der erwähnten Zeugstüke, welches mit der Farbe, die man
den ungedekten Theilen der Zeichnung zu geben beabsichtigt, getränkt seyn muß; und
nachdem dieß geschehen, übertrage ich durch Ausübung eines Drukes auf die Kehrseite
des Zeugstükes dessen Farbstoff durch die ungedekten Theile auf die entsprechenden
Stellen des weißen Papieres oder Zeuges. Dasselbe Verfahren schlage ich mit allen
den übrigen Umrißzeichnungen ein, bis endlich das ganze Bild in allen seinen
verschiedenen Farben auf dem weißen Papiere oder Zeuge zum Vorscheine gekommen ist.
Der Druk kann auf irgend eine geeignete Weise ausgeübt werden. Wenn ich mich einer
Presse bediene, so finde ich das oben beschriebene Druktuch aus Kautschuk oder einen
mit Kautschuk überzogenen Cylinder besonders sachdienlich. – Der hier zulezt
beschriebene Druk mit Farben findet seine Anwendung besonders bei der Fabrication
von Papiertapeten, Calicos und anderen Gegenständen, auf welche große Farbmengen
aufgetragen werden müssen. In solchen Fällen, wo eine große Zartheit der Farben
erforderlich ist, trage ich die Farben nach dem beim gewöhnlichen Kupferstichdruke
üblichen Verfahren auf die Platten auf; d.h. ich fülle die ungefirnißten Theile der
Oberfläche mit Farbe, und wische an den benachbarten Theilen den überflüssigen
Farbstoff weg. Anstatt sich des Waschleders oder der sonstigen mit dem Farbstoffe
getränkten Substanz zu bedienen, kann man die Platten am Rüken des Baumwollzeuges
oder sonstigen Fabricates auch mittelst einer Bürste, eines Schwammes oder eines
anderen derlei Werkzeuges mit Farbe versehen. Bisweilen stelle ich meine
Coloriroberflächen auf folgende Weise dar: ich zeichne im Umrisse die Theile, welche
farbig werden sollen, und versenke dann entweder sie oder die sie umgebenden Stellen
nach den oben beschriebenen Arten zu graviren, auszusparen oder einzubeizen. Sodann
fülle ich die versenkten oder bedeke die erhabenen Theile mit Leder oder irgend
einer anderen Substanz, welche den Farbstoff an sich saugt, und welche ich mit verdünntem
Asphalte oder irgend einem anderen geeigneten Kitte auf der ausgetieften oder
erhabenen Oberfläche fixire. Von diesen Lederoberflächen nehme ich, nachdem sie auf
die gewöhnliche Weise oder nach einem der oben beschriebenen Verfahren mit Farbstoff
getränkt worden, nach einer der beim Flächendruke üblichen Methoden, Abdrüke.
Ich erkläre am Schlusse der Beschreibung der von mir erfundenen Methoden, daß in
allen diesen Methoden Processe vorkommen, die entweder ganz oder zum Theil alt oder
bekannt sind, und auf die ich daher durchaus keine Ansprüche mache; daß aber in
allen, sowohl in ihnen selbst, als in der Verbindung ihrer einzelnen Processe zu
einem Ganzen so viel Neues gelegen ist, daß sich die durch sie erreichbaren Effecte
auf keine der bisher bekannten Methoden mit gleicher Leichtigkeit und Wohlfeilheit
erzielen lassen.