Titel: | Anleitung zur Prüfung des Essigs auf seinen Gehalt an Essigsäure; von Dr. Fr. Otto. |
Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. LXIX., S. 281 |
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LXIX.
Anleitung zur Pruͤfung des Essigs auf
seinen Gehalt an Essigsaͤure; von Dr. Fr. Otto.Aus dessen Lehrbuch
der Essigfabrication, Braunschweig 1840; Verlag von Friedrich
Vieweg und Sohn.A. d. R.
Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
Otto, Anleitung zur Pruͤfung des Essigs auf seinen Gehalt an
Essigsaͤure.
Bekanntlich hängt der Werth eines Essigs nicht allein von dem größeren oder
geringeren Gehalte desselben an Essigsäure ab; der ächte Weinessig wird z.B. in den
Haushaltungen dem Branntweinessig bei gleichem Gehalt an Säure doch vorgezogen, weil
derselbe ein sehr angenehmes Aroma enthält. Bei ein und derselben Art des Essigs und
bei sonst tadelloser Beschaffenheit wird aber allerdings der Gehalt an Essigsäure
den Maaßstab für den Werth des Essigs abgeben, und es ist deßhalb eine sichere und
leichte Methode der Bestimmung des Säuregehalts von derselben Wichtigkeit, als die
Bestimmung des Alkoholgehalts in dem käuflichen Branntwein und Spiritus, weil der
Geschmak eben so wenig, als bei diesen ein zuverlässiges Bestimmungsmittel der
Stärke abgibt.
Die schwächeren Sorten des Essigs, welche in den Handel kommen, enthalten zwischen
2–4 Proc., die stärkeren zwischen 4–6 Proc., die stärksten 6–8
Proc. Essigsäurehydrat.
Es kann die Frage aufgeworfen werden, ob es nicht zwekmäßig sey, den Säuregehalt
durch das specifische Gewicht (durch ein Aräometer), also auf dieselbe Weise zu
ermitteln, wie man den Alkoholgehalt des Spiritus und Branntweins bestimmt.
Dieß könnte geschehen, wenn der Essig ein reines Gemisch von Essigsäure und Wasser
wäre, jedoch selbst dann wären höchst genau gearbeitete Instrumente und eine sehr
große Sorgfalt bei der Prüfung erforderlich, um dadurch richtige Resultate zu
erhalten, weil selbst ein sehr beträchtlicher Unterschied im Säuregehalt nur eine
sehr geringe Abweichung im spec. Gew. bewirkt. So zeigt eine verdünnte Essigsäure,
welche 3 Proc. Säure enthält, ungefähr ein spec. Gew. von 1,005, eine verdünnte
Essigsäure aber, welche die doppelte Menge, also 6 Proc. Säure enthält, zeigt ein
spec. Gew. von 1,009. Diese geringe Differenz von 0,004 ist aber nur durch sehr
genaue Instrumente und durch sehr sorgfältige Versuche zu ermitteln, und gleichwohl
ist die Differenz im Säuregehalte so bedeutend, daß die stärkere Sorte Essig mehr
als den doppelten Werth besizt.
Aber auch von diesen Schwierigkeiten abgesehen kann das spec. Gew. besonders deßhalb
nicht als Erkennungsmittel der Stärke des Essigs dienen, weil der Essig nicht
Essigsäure und Wasser allein enthält, sondern weil in den verschiedenen Sorten
verschiedenartige und sehr verschiedene Mengen von fremdartigen Substanzen enthalten
sind, die das spec. Gew. eben so wie die Essigsäure vergrößern. Hieraus ergibt sich,
daß ein starker Essig, welcher wenig fremdartige Substanzen enthält, und ein
schwacher Essig, welcher viele fremdartige Substanzen enthält, ganz gleiches spec. Gew. besizen. Kommt z.B. in einem Essige von 3 Proc.
Säuregehalt auch nur 1 Proc. Zuker, Gummi oder Schleim vor, so ist das spec. Gewicht
schon eben so groß, als das eines 6procentigen Essigs, der frei von diesen
Substanzen wäre.
Man benuzt nun allgemein als Bestimmungsmittel des Säuregehalts des Essigs die Sättigungscapacität desselben, weil diese in geradem
Verhältnisse zu jenem steht.
Zwei Classen von Körpern, nämlich die Säuren und die Basen
charakterisiren sich
gegenseitig dadurch, daß sie beim Zusammentreffen ihre Eigenschaften gegenseitig
vernichten, sich, wie man sagt, neutralisiren oder sättigen.
Die Säuren z.B. färben im aufgelösten Zustande die blaue
Lakmusfarbe roth, sezt man dann eine gewisse Menge einer Base hinzu, so kommt die blaue Farbe wieder zum
Vorschein. Die Menge der zur Wiederherstellung der blauen Farbe erforderlichen Base
ist abhängig von der Menge der vorhandenen Säure, und sie ist für jede Säure genau
bekannt.
Färbt man daher einen Essig durch etwas Lakmus roth, so kann man aus der Menge der
zur Wiederherstellung der blauen Farbe erforderlichen Base die Menge der Essigsäure
berechnen, die in dem Essig enthalten ist.
Die Frage ist nun, welche Base am geeignetsten zu dieser Prüfung ist. Man benuzt sehr
allgemein das kohlensaure Kali, da die Kohlensäure bei
einiger Vorsicht nicht hinderlich ist, und dasselbe vor dem reinen Kali viele
Vorzüge besizt.
Im Allgemeinen wird also die Prüfung auf folgende Weise ausgeführt werden: man wägt
eine gewisse Menge des Essigs ab, wirft in denselben ein Stük Lakmuspapier und fügt
unter gelinder Erwärmung des Essigs so lange kohlensaures Kali hinzu, bis die rothe
Farbe des LakmuspapiersDas Lakmuspapier wird leicht auf folgende Weise bereitet. Man übergießt 1
Loth Lakmus mit einigen Lothen warmen Wassers, läßt es einige Stunden stehen
und bestreicht mit der blauen Tinktur mittelst eines Pinsels oder
Federbartes feines Briefpapier einigemal, nämlich so oft, bis es hellblau
gefärbt erscheint. Nach dem Troknen wird es in Streifen geschnitten und ist
dann zum Gebrauch fertig. eben wieder in die blaue Farbe umgeändert ist; aus der Quantität des hiezu
nöthigen kohlensauren Kali's berechnet man die Menge der Essigsäure, wie gleich
weiter gezeigt werden wird.
Das kohlensaure Kali muß aus der Apotheke unter dem Namen„kohlensaures Kali aus Weinstein“
gekauft werden, und man muß dasselbe in einem trokenen, gut
verkorkten Glase aufbewahren, da es aus der Luft Feuchtigkeit anzieht.
Vor der Prüfung sezt man das Gefäß mit dem kohlensauren Kali auf einer Waage ins
Gleichgewicht; was es nach beendeter Prüfung an Gewicht verloren hat, ist das
Gewicht des verbrauchten kohlensauren Kali's.
100 Gran kohlensaures Kali neutralisiren genau 87 Gran der concentrirtesten
Essigsäure.
Angenommen, man habe 4 Loth (960 GranEin Loth = 240 Gran, 1 Quentchen also = 60 Gran.) eines Essigs zur Prüfung abgewogen; das Glas mit dem kohlensauren Kali auf
der Waage ins Gleichgewicht gebracht, und nach beendetem Versuche gefunden, daß
dasselbe 60 Gran an Gewicht verloren habe, so waren 60 Gran kohlensaures Kali
erforderlich, um die Essigsäure in den 4 Loth Essig zu neutralisiren. – Da
nun 100 Gran kohlensaures Kali 87 Gr. Essigsäure anzeigen, so zeigen die 60 Gr.
kohlensaures Kali 52 2/10 Gr. davon an (100 : 87 = 60 52 2/10). Diese 52 2/10 Gr.
Essigsäure sind in den 960 Gr. Essig enthalten, und es enthalten 100 Gr. Essig also
5 4/10 Gr. (960 : 52,2 = 100 : 5,4). Der Essig enthält 5 4/10 Proc. Essigsäure. Es
ist dieß die Stärke des gewöhnlichen Branntweinessigs.
Fassen wir diese Verhältnisse näher ins Auge, so ergibt sich, daß 11 Gr. kohlensaures Kali bei Anwendung von 4 L. Essig stets 1 Proc. Essigsäure
anzeigen, und ich rathe daher, stets diese Menge von Essig zur Prüfung zu verwenden;
die verbrauchten Grane des kohlensauren Kali's durch 11 dividirt, geben den
Procentgehalt des Essigs an Essigsäure.
Erfordern hienach 4 Loth eines Essigs 49,5 Gr. kohlensaures Kali, so enthält derselbe
49,5/11 = 4,5 (4 1/2) Proc. Essigsäure, erfordern dieselben 69 Gr. kohlensaures
Kali, so ist der Säuregehalt 69/11 = 6,3 (über 6 1/4) Proc.
Wem eine größere genaue Tarirwaage zu Gebote steht, der wird nach dem Mitgetheilten
mittelst des kohlensauren Kali's leicht und genau den Gehalt an Essigsäure im Essige
bestimmen können.
Erleichterungen der Operation lassen sich mehrere finden. So kann man sich in dem
Gefäße, in welchem man die 4 Loth Essig abwiegt, den Stand der Flüssigkeit durch
einen Feilstrich am Glase bezeichnen, wonach man dann das Gefäß bei jedem Versuche
stets bis zu diesem Punkte füllt, und so das Wägen vermeidet. Zwekmäßig ist es in
diesem Fall, das Gefäß nicht sehr weit, sondern lieber eng und hoch zu nehmen, damit
man beim Messen keinen beträchtlichen Fehler begehen kann. Eine Glasröhre vom
Mechanikus hiezu angefertigt ist am geeignetsten.
Ferner kann man das kohlensaure Kali in Wasser lösen und ebenfalls messen. Man nehme
z.B. auf 11 Quentchen (2 3/4 Loth) des vollkommen
trokenen kohlensauren Kali's (ich erwähne noch einmal, daß es aus Weinstein bereitetes
seyn muß), 49 Quentchen (12 1/4 Loth) Wasser, wo dann jedes Quentchen (60 Gr.) dieser Auflösung 11 Gran
des kohlensauren Kali's enthält. Man lasse sich nun vom Mechanikus ein Röhrchen
machen, welches ganz angefüllt oder bis zu einem bemerkten Punkte genau 60 Gran
dieser Lösung faßt, und jedes solches Maaß derselben muß dann in den 4 Loth Essig 1
Proc. Essigsäure anzeigen. Zur größeren Genauigkeit kann man noch das kleine
Röhrchen in 4 gleiche Theile graduiren lassen, um Viertelprocente noch genau
bestimmen zu können. – Hätte man z.B. zur Sättigung 5 Maaß und den vierten
Theil des Maaßes an Kalilösung bedurft, so enthält der Essig 5 1/4 Proc.
Essigsäure.
Das Gefäß, in welchem man die Sättigung des Essigs vornimmt, muß geräumig seyn, weil
starkes Aufschäumen dabei Statt findet, auch muß man dasselbe, wie schon erwähnt,
erwärmen können; eine Obertasse oder ein Becherglas, die man in warmes Wasser
stellen kann, sind dazu anwendbar. Noch zwekmäßiger ist es aber, eine Glasröhre von
ungefähr 1 Zoll Weite und ungefähr 12 Zoll Länge zu nehmen, in dieser den Punkt
durch einen Feilstrich zu bemerken, bis zu welchem sie 4 Loth Essig faßt, und nun
die Sättigung in dieser Röhre selbst auszuführen.Zwei Maaß, das eine für 4 Loth Essig, das zweite für ein Quentchen der
erwähnten Kalilösung werden bei dem Mechaniker nicht über einen Gulden
kosten, und jeder Mechaniker wird dieselben nach dem Mitgetheilten leicht
anfertigen können. Durch Einstellen in heißes Wasser ist der Essig dann zu erhizen, weßhalb die
Röhre nur zugeblasen, nicht mit einem Fuße versehen seyn darf.
Noch weit einfacher aber ist die Operation der Prüfung auf den Säuregehalt, wenn man
dazu einen Acetimeter anwendet.
Ich will dasselbe hier so beschreiben, daß es von jedem Mechaniker angefertigt werden
kann.
Fig. 58 zeigt
das ganz einfache Instrument. Es besteht aus einer einen halben Zoll weiten und 12
Zoll langen Glasröhre, die an dem einen Ende offen und an dem anderen zugeschmolzen
ist. Die gleich zu beschreibenden Theilungen werden auf demselben mittelst Demant
bezeichnet.
Bis an den Punkt a faßt das Instrument 1 Gramm
Wasser.
Der Raum zwischen a und b
faßt genau 10 Grammen (100 Decigrammen) Wasser bei 13° R.
Die Räume zwischen b und c, c
und d, d und e u.s.w. fassen
jeder 2,080 Gr. (208 Centigrammen) Wasser von derselben Temperatur, deren Volumen
dem Volumen von 2,07 Gr. Ammoniakflüssigkeit von 1,369 Proc. Ammoniakgehalt gleich
ist. 2,07 Gr. von
dieser Ammoniakflüssigkeit sind nämlich gerade erforderlich, um 1 Decigramm
concentrirter Essigsäure (Eisessig) zu neutralisiren.
Diese lezten Räume, nämlich zwischen b und c, c und d u.s.w., werden
noch jeder in 4 Theile getheilt, und man bezeichnet sie nach der Abbildung mit 1, 2,
3 u.s.w. Sie zeigen die Procente an Essigsäure an.
Um mit diesem Acetimeter einen Essig zu prüfen, füllt man den Raum bis a mit Lakmustinctur, die man sich zu diesem Zweke aus 1
Quentchen Lakmus und 4 Loth Wasser bereitet.
Dann gießt man vorsichtig und genau bis b von dem zu prüfenden Essig, welcher nun mit der
Lakmustinctur eine rothe Flüssigkeit bildet.
Nun sezt man von der Probeflüssigkeit (wie schon erwähnt,
einer Ammoniakflüssigkeit von 1,369 Proc. Gehalt an Ammoniak) allmählich so viel
hinzu, bis nach dem Umschütteln die rothe Farbe der Flüssigkeit sich eben wieder in
Blau umändert. – Der Stand der Flüssigkeit in der Röhre nach beendetem
Versuche ergibt den Gehalt an Essigsäure in Procenten. Hätte man z.B. bis g von der Probeflüssigkeit zusezen müssen, um die blaue
Farbe wieder herzustellen, so enthält der Essig 4 1/2 Proc. Essigsäure.
Um genaue Resultate mit diesem übrigens sehr leicht zu behandelnden Instrumente zu
erhalten, ist es erforderlich, daß man bei dem Eingießen der verschiedenen
Flüssigkeiten vorsichtig zu Werke gehe; man gieße stets nicht auf einmal bis an den
vorgezeichneten Strich, sondern bleibe immer etwas darunter, und warte dann ab, bis
die an den Glaswänden haftende Flüssigkeit herabgelaufen ist.
Besondere Aufmerksamkeit und Sorgfalt ist noch bei dem Zugeben der Probeflüssigkeit
nothwendig. Nach dem Zugeben einer Portion derselben verschließe man die Oeffnung
der Röhre mit dem Daumen, und kehre dann dieselbe einigemal um, damit die
Probeflüssigkeit sich mit dem Essig gehörig mische, was man an der Gleichartigkeit
der Färbung leicht erkennt; dann ziehe man den Daumen von der Oeffnung auf die Weise
ab, daß man die an demselben haftende Flüssigkeit an dem Rande der Röhre wieder
abstreicht. Anfangs braucht man mit dem Zusezen der Probeflüssigkeit nicht sehr
ängstlich zu seyn, sobald aber die hellrothe Farbe anfängt dunkler zu werden, darf
man nur sehr geringe Quantitäten auf einmal zugeben, damit man nicht mehr zusezt,
als zur Wiederherstellung der blauen Farbe eben erforderlich ist.
Hat man sehr starke Essige zu prüfen, welche mehr Procente enthalten, als auf den
Instrumenten bemerkt sind (was indeß wohl nur sehr selten der Fall seyn dürfte), so
kann man dasselbe doch anwenden, wenn man den Raum zwischen a
und b durch einen Punkt β in zwei Theile theilen läßt. Man füllt dann bis β mit dem zu prüfenden Essige, und ergänzt das
bis b noch Fehlende durch Wasser. Es leuchtet ein, daß,
wenn man nun die Prüfung mit der Probeflüssigkeit vornimmt, die erhaltenen Procente
mit 2 multiplicirt den wahren Gehalt des Essigs an Essigsäure anzeigen.
Hat man im Gegentheil nur sehr schwache Essige zu untersuchen, so kann man die
Probeflüssigkeit mit einem gleichen Gewichte Wassers verdünnen, wo dann bei der
Prüfung 2 Grade des Acetimeters 1 Proc. Essigsäure anzeigen werden.
So leicht und sicher man mit diesem Acetimeter den Gehalt an Essigsäure ausmitteln
kann, so sehr ist, wie leicht einzusehen, dessen Genauigkeit von der Genauigkeit
abhängig, mit welcher die Probeflüssigkeit dargestellt worden ist.
Um diese Darstellung zu erleichtern, habe ich folgende Tabelle berechnet:
Aezammoniakfluͤssigkeit
Um 1000 Theile der
Probefluͤssigkeit von 1,369 Proc. Ammoniakgehalt
darzustellen sind
erforderlich:
welche in 100 anAmmoniak
enthaͤlt
zeigt ein
specifisches Gewicht von
an Aezammoniakfluͤssigkeit
an Wasser
12,000
0,9517
114,08
886,02
11,875
0,9521
115,3
994,7
11,750
0,9526
116,5
883,5
11,625
0,9531
117,8
882,2
11,500
0,9536
119,0
881,0
11,375
0,9549
120,0
880,0
11,250
0,9515
121,7
878,3
11,125
0,9550
123,0
877,0
11,000
0,9555
124,5
875,5
10,954
0,9556
125,0
875,0
10,875
0,9559
126,0
874,0
10,750
0,9564
127,3
872,7
10,625
0,9569
129,0
871,0
10,500
0,9574
130,4
869,6
10,375
0,9578
132,0
868,0
10,250
0,9583
133,5
866,5
10,125
0,9588
135,0
865,0
10,000
0,9593
137,0
863,0
9,975
0,9597
138,0
861,4
9,750
0,9602
140,4
859,6
9,625
0,9607
142,2
857,8
9,500
0,9612
144,0
856,0
9,375
0,9616
146,0
854,0
9,250
0,9621
148,0
852,0
9,125
0,9626
150,0
850,0
8,000
0,9631
152,0
848,0
Aezammoniakfluͤssigkeit
Um 1000 Theile der
Probefluͤssigkeit von 1,369 Proc. Ammoniakgehalt
darzustellen sind
erforderlich:
welche in 100 anAmmoniak
enthaͤlt
zeigt ein
specifisches Gewicht von
an Aezammoniakfluͤssigkeit
an Wasser
8,875
0,9636
154,0
846,0
8,750
0,9641
156,4
843,6
8,625
0,9645
158,7
841,3
8,375
0,9654
163,5
836,5
8,250
0,9659
166,0
834,0
8,125
0,9664
168,5
831,5
7,875
0,9673
173,8
826,2
7,750
0,9678
176,6
823,4
7,625
0,9683
179,5
820,5
7,500
0,9688
182,5
817,5
7,375
0,9692
185,6
814,4
7,250
0,9697
188,8
811,2
7,125
0,9702
192,0
801,0
7,000
0,9707
195,6
804,4
6,875
0,9711
199,0
801,0
6,750
0,9716
202,8
797,2
6,625
0,9721
206,6
793,4
6,500
0,9726
210,6
789,4
6,375
0,9730
214,7
785,3
6,250
0,9735
219,0
781,0
6,125
0,9740
223,5
776,6
6,000
0,9745
228,0
772,0
5,875
0,9749
233,0
767,6
5,750
0,9754
238,0
762,0
5,625
0,9759
243,3
756,5
5,500
0,9764
249,0
751,0
5,375
0,9768
254,7
745,3
5,250
0,9778
260,8
739,0
5,125
0,9778
267,0
733,0
5,000
0,9783
273,8
726,2
Der Gebrauch dieser Tabelle ergibt sich fast von selbst. Man kauft aus einer Apotheke
oder von Droguisten Ammoniakflüssigkeit (Salmiakgeist,
Salmiakspiritus) und läßt sich das spec. Gewicht derselben ganz genau bei einer Temperatur von 13° R. ermitteln. Von der Genauigkeit dieser Bestimmung hängt die Genauigkeit
des ganzen Prüfungsverfahrens ab, deßhalb darf man sich auf die gewöhnlichen
Angaben, z.B. in den Preiscouranten, durch aus nicht
verlassen.
Angenommen, das spec. Gew. sey zu 0,971 gefunden, so sucht man diese Zahl oder die
ihr nächst kommende in der zweiten Spalte der Tabelle auf; man findet daneben in der
ersten Spalte, daß diese Ammoniakflüssigkeit 6,875 Proc. Ammoniak enthält, die
dritte und vierte Spalte
zeigen an, daß von derselben 199 Theile (Quentchen) mit 801 Theilen (Quentchen)
Wasser zu vermischen hat, um die Probeflüssigkeit von 1,369 Proc. Ammoniakgehalt
darzustellen.
Man kann sich auch in dem Falle, daß die einmal nach dem spec. Gew. der
Ammoniakflüssigkeit gemischte Probeflüssigkeit fast verbraucht ist, eine andere
Quantität der lezteren bereiten, ohne das spec. Gew. einer käuflichen
Ammoniakflüssigkeit zu kennen, nämlich auf folgende Weise.
Sobald die Probeflüssigkeit, die man sich am zwekmäßigsten gleich mit dem Instrumente
von dem Mechaniker hat anfertigen, oder aber die man sich in einer Apotheke nach
meiner Tabelle hat mischen lassen, und die ich zur Unterscheidung die Normalprobeflüssigkeit nennen will, fast verbraucht ist,
kaufe man aus einer Apotheke oder von einem Droguisten eine beliebige Menge, etwa 1
Pfd. Ammoniakflüssigkeit; das spec. Gew. derselben braucht gar nicht bestimmt zu
werden; man mischt nun dieselbe mit 4 Theilen, also im genannten Falle mit 4 Pfd.
Regenwassers oder destillirten Wassers. Mit dieser Mischung prüfe man nun im
Acetimeter einen Essig, dessen Säuregehalt man vorher ganz
genau durch die Normalprobeflüssigkeit ausgemittelt, wir wollen annehmen zu
5 Proc., gefunden hat.
Zeigt auch diese Mischung den Gehalt an Essigsäure genau zu 5 Proc. an, so besizt
dieselbe die Stärke der Normalprobeflüssigkeit, und sie ist als Probeflüssigkeit
sofort anwendbar. Nur selten aber wird dieser Fall eintreten; in der Regel wird sie
den Säuregehalt des Essigs zu gering angeben, was dann den Beweis liefert, daß sie zu viel Ammoniak enthält, also noch mit Wasser
verdünnt werden muß, um die Probeflüssigkeit darzustellen.
In welchem Verhältnisse diese Verdünnung vorzunehmen sey, ersieht man leicht aus der
Anzahl von Procenten, welche diese Mischung anzeigt. Gesezt, sie gäbe den Gehalt des
obigen Essigs nur zu 4 1/2 Proc. an, statt zu 5 Proc., wie es die richtige
Probeflüssigkeit thut, so ist natürlich in 4 1/2 Theilen derselben gerade so viel
Ammoniak, als in 5 Th. der lezteren enthalten, und man muß auf 4 1/2 Th. noch 1/2
Th. Wasser zugeben, also z.B. auf 4 1/2 Pfd. derselben noch 1/2 Pfd. Wasser. Oder
hätte die Normalflüssigkeit im Essige 4 1/2 Proc. Säure gezeigt, die Mischung aus 1
Ammoniak und 4 Wasser aber nur 3 1/8 Proc., so müssen 3 1/8 Pfd. derselben mit 1 3/8
Pfd. Wasser verdünnt werden (4 4/8 weniger 3 1/8 = 1 3/8), um eine Flüssigkeit zu
geben, die wie die Normalflüssigkeit den Gehalt in diesem Essige auch zu 4 1/2 Proc.
anzeigt, daher mit dieser gleich stark seyn muß.
Sollte die bereitete Mischung den Gehalt an Essigsäure höher angeben, als die
Normalprobeflüssigkeit, was indeß nur selten der Fall seyn wird, so ist dieselbe
schwächer, man muß dann noch Ammoniak zugeben und den Versuch von Neuem
beginnen.
Obgleich ohne alle Ausnahme die Anwendung der Ammoniakflüssigkeit vor der Anwendung
des kohlensauren Kali's bedeutende Vorzüge besizt, so habe ich doch noch das
erwähnte Acetimeter auch für das kohlensaure Kali anwendbar zu machen gesucht.
Wenn man sich 8 Quentchen (2 Loth) von dem früher erwähnten reinen, kohlensauren Kali
aus Weinstein in 144 Quentchen (36 Loth) Wasser auflöst, so erhält man eine
Flüssigkeit, die mit der Ammoniakprobeflüssigkeit fast ganz gleiche
Sättigungscapacität besizt2,19 Gramme dieser Lösung enthalten nämlich 0,115 Gramme kohlensaures Kali,
und diese sind zur Sättigung von 0,100 Grammen Essigsäure erforderlich. 2,19
Gramme dieser Lösung nehmen aber den Raum von 2,08 Grammen Wasser ein, weil
ihr spec. Gew. größer als das des Wassers ist., und die man daher statt derselben zur Prüfung benuzen kann. Die Darstellung
dieser Probeflüssigkeit ist viel leichter, aber die Prüfung damit erfordert mehr
Aufmerksamkeit, weil die entweichende Kohlensäure heftiges Aufschäumen verursacht;
man darf nur wenig davon auf einmal in das Acetimeter zu dem Essig geben, und durch
vorsichtiges Bewegen die Mischung mit dem Essig langsam vor sich gehen lassen.
Einige Versuche lassen am besten die nöthigen Vorsichtsmaßregeln erkennen. Durch
Einsezen in warmes Wasser muß auch hier der Essig erwärmt werden.
Ich bin absichtlich bei der Prüfung des Essigs auf seinen Gehalt an Säure sehr ins
Einzelne gegangen, weil dieser Gegenstand in den meisten früheren Werken über
Essigfabrication gar nicht oder doch höchst oberflächlich und unverständlich
abgehandelt worden ist, und weil ich sog ern den Zwek erreichen möchte, daß die
Essigfabrikanten demselben mehr Aufmerksamkeit schenkten, als bis jezt geschieht.
Abgesehen davon, daß bei einer und derselben Art von Essig bei dem Verkaufe der
Werth desselben von dem Säuregehalt abhängig ist, und daß nur mit Hülfe des
Acetimeters immer gleich starke Waare geliefert werden kann, ist es bei der
Fabrication des Essigs wichtig und interessant, die Essigmischungen von Zeit zu Zeit
auf die Zunahme an Säuregehalt zu untersuchen, was ganz besonders bei dem Verfahren
der sogenannten Schnellessigfabrication in die Augen fällt.