Titel: | Ueber eine leichte Methode zur Darstellung der Chromsäure und ihr Verhalten zur Schwefelsäure; von I. Fritzsche. |
Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. LXX., S. 290 |
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LXX.
Ueber eine leichte Methode zur Darstellung der
Chromsaͤure und ihr Verhalten zur Schwefelsaͤure; von I. Fritzsche.
Aus dem Bull. scient. de St. Petersb. Bd. VI. S.
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Fritzsche, uͤber die Bereitung von
Chromsaͤure.
Wenn man zu concentrirter Schwefelsäure vorsichtig eine warme concentrirte Lösung von
saurem chromsaurem Kali nach und nach hinzusezt, so erhält man bald einen copiösen
Niederschlag von schön carmoisinrother Farbe, dessen Menge bei weiterem Zusaze der
Lösung sich noch bedeutend vermehrt; man darf jedoch einen gewissen Punkt dabei
nicht überschreiten, weil sonst beim Erkalten der Flüssigkeit saures schwefelsaures
Kali herauskrystallisirt und den Niederschlag verunreinigt. Dieser besteht aus
kleinen Krystallen, welche man dadurch troken erhält, daß man zuerst die
Flüssigkeit, aus der sie sich nur schwer absezen, so viel als möglich abgießt und
sich dann eines Trichters als Filter bedient, in dessen Röhre man einen nicht ganz
anschließenden Glasstöpsel legt, über welchen man etwas Sand oder grobes Glaspulver
schüttet; nachdem so die Flüssigkeit möglichst abgelaufen ist, bringt man die
feuchte Masse auf einen Ziegelstein, legt diesen unter die Evaporationsgloke und
erhält so nach einiger Zeit ein ziemlich trokenes Krystallmehl von carmoisinrother
Farbe. Dieses ist Chromsäure, welche nur durch anhängende Mutterlauge noch von
Schwefelsäure verunreinigt ist, wovon man sie jedoch durch Umkrystallisiren
vollkommen trennen kann; als ich ungefähr eine Unze davon in kochendem Wasser gelöst
und die nach dem Abkühlen erhaltenen Krystalle durch Liegen auf einem Ziegelsteine
unter der Evaporationsgloke von der Mutterlauge befreit hatte, gab schon diese erste
Krystallisation nach der Reduction durch Chlorwasserstoffsäure und Alkohol kaum eine
Spur eines Niederschlages mit Barytsalzen. Die größeren Krystalle, welche man durch
Umkrystallisiren erhält, haben nicht die schön rothe Farbe des Niederschlages,
sondern sind braunroth; sie geben jedoch, wenn man sie in einem heißen trokenen
Mörser reibt, ein Pulver von derselben Farbe, wie die feinen Krystalle des
Niederschlages, und die Farbenveränderung hat daher denselben Grund wie die beim
Zinnober, welcher sie auch ähnlich ist.
Ich hatte anfangs vermuthet, der rothe Niederschlag sey die von Gay-Lussac beschriebene Verbindung der Chromsäure mit
Schwefelsäure, weil bei seiner Entstehung die Bedingungen, unter welchen diese
Verbindung sich bilden soll, gegeben waren; man soll dieselbe nämlich unmittelbar
als rothen Niederschlag erhalten, wenn man aufgelöste Chromsäure mit Schwefelsäure in hinreichend
concentrirtem Zustande zusammenmischt. Ich untersuchte deßhalb den nach meiner
Methode erhaltenen rothen Niederschlag auf seinen Schwefelsäuregehalt, erhielt aber
von 1,960 Grammen desselben nur 0,492 Gr. schwefelsauren Baryt, welchem 0,169 Gr.
oder 8,62 Proc. wasserfreie Schwefelsäure (= 10,66 Proc. Schwefelsäurehydrat)
entsprechen, und ich hatte daher keineswegs mit einer Verbindung von gleichen Atomen
der beiden Säuren zu thun, sondern die Schwefelsäure war nur dem feinen
Krystallmehle mechanisch anhängend.
Ich zersezte nun, um die Doppelsäure darzustellen, nach Gay-Lussac's Vorschrift chromsaures
Bleioxyd kochend durch Schwefelsäure, und dampfte die erhaltene Flüssigkeit ab; es
bildeten sich viele Krystalle, die Flüssigkeit wurde jedoch nach der Ausscheidung
des größten Theiles derselben immer heller von Farbe, und war endlich nur noch
schwach gelblich gefärbt, bestand aber nun fast aus reiner Schwefelsäure, während
auch die zulezt gebildeten Krystalle nur eine geringe Menge derselben enthielten.
Eine der ersten Krystallisationen, welche ich zuerst auf einem Ziegelsteine
getroknet und dann noch zwischen trokenem Fließpapiere gerieben hatte, gab von 3,460
Gr. nur 0,062 G. schwefelsauren Baryt, und auch auf diesem Wege hatte ich also keine
Verbindung der beiden Säuren erhalten.
Als ich ferner eine Portion der rothen pulverförmigen Chromsäure in Wasser auflöste,
mit Schwefelsäure vermischte und nun abdampfte, erhielt ich ebenfalls eine fast von
Schwefelsäure freie Chromsäure, und concentrirte Schwefelsäure als Mutterlauge, so
daß mir also auf keine der von Gay-Lussac
angegebenen Methoden die Darstellung einer chemischen Verbindung von Schwefelsäure
und Chromsäure gelang. Ich muß daher die Existenz derselben gänzlich in Zweifel
ziehen, und glaube auch, daß man hier keineswegs berechtigt seyn kann, auf Grund des
Isomorphismus der beiden Säuren eine Verbindung derselben in wandelbaren
Verhältnissen anzunehmen; die Chromsäure ist wasserfrei und also nicht isomorph mit
wasserhaltiger Schwefelsäure, schwerlich aber möchte die Verwandtschaft der
Schwefelsäure zum Wasser geringer seyn als zur Chromsäure.
Die Abhandlung, in welcher Gay-Lussac die Entdekung
der Doppelverbindung bekannt macht (Annales de Chimie et de
Phys. Bd. XVI. S. 102), ist leider sehr kurz und es fehlen ihr alle
Details; möchte ihn die meinige doch vermögen, die Richtigkeit seiner Angaben selbst
einer Prüfung zu unterwerfen.