Titel: | Apparat zur Anwendung heißer Luft in Verbindung mit Wasserdämpfen bei Schmiedefeuern; von Hrn. Groß. |
Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. LXXXIV., S. 339 |
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LXXXIV.
Apparat zur Anwendung heißer Luft in Verbindung
mit Wasserdaͤmpfen bei Schmiedefeuern; von Hrn. Groß.
Mit einer Abbildung auf Tab. V.
Groß's Apparat zur Anwendung heißer Luft bei
Schmiedefeuern.
Nachdem wir früher aus Riecke's Wochenblatt eine etwas unvollständige
Abbildung des Groß'schen Apparates zur Speisung der
Schmiedefeuer mit heißer Luft und Wasserdämpfen mitgetheilt haben, glauben wir die
genaue Beschreibung und Abbildung dieses sehr empfehlenswerthen Apparates, welche
die genannte Zeitschrift nunmehr in Nr. 18 bringt, nachliefern zu müssen.
In Fig. 67
zeigt A den Luftheizungskasten nach Abnahme des Dekels
oder der Rükwand; in h wird das Blasrohr aufgenommen;
c, c sind eingebohrte Löcher, welche zur Befestigung
des Dekels mittelst Schrauben dienen; f ist der
Wasserbehälter, wo bei a die daselbst entwikelten Dämpfe
nach der Esseform b aufsteigen.
B ist die untere waagrechte Fläche des Windkastens, die
zugleich als Dekel des Wasserbehälters dient; in b kommt
die Esseform zu liegen; c, c sind ebenfalls zwei Löcher,
durch welche der Windkasten mit Schrauben an den Wasserbehälter befestigt wird; k, k zeigt die Dike der Feuerwand an.
C stellt die obere Fläche oder vielmehr den oberen Rand
des Wasserbehälters vor, welche bei c, c mit der unteren
Fläche des Windkastens durch zwei Schrauben verbunden ist; bei d wird das Wasser eingefüllt.
D stellt den ganzen Apparat in seinem senkrechten
Querdurchschnitte dar, und zeigt zugleich, wie derselbe an der Esse anzubringen ist; e zeigt eine balancirende Klappe mit beweglichem
Gewichte und einer Scheibe von Kupfer, welche sich dem eindringenden Windstrome
öffnet und hierauf von selbst wieder schließt, wodurch das etwaige Aufsteigen des
Dampfes in den Blasebalg verhindert wird; i bezeichnet
eine dreiseitig prismatische Vorrichtung (Dampfgehäuse), wodurch die vom
Wasserbehälter aufsteigenden Dämpfe aufgefangen und in Gemeinschaft mit der erhizten
Luft durch die Esseform zum Feuer geleitet werden. (In Fig. B sieht man, wie dieses Dampfgehäuse auf dem Boden des Windkastens
aufsizt.) Bei g kann das Wasser mittelst eines Hahnes
oder eines Zapfens abgelassen werden.
E bezeichnet die Essekuppel von Eisenblech, welche
anstatt der bisher üblichen, eben so kostspieligen als schwerfälligen Kuppeln von
Stein etc. in mehreren neueren Werkstätten sowohl zur Zierde als zum Vortheil
derselben eingeführt worden ist. Wie sich übrigens von selbst versteht, so ist diese
Kuppel von dem hier beschriebenen Esseapparat völlig unabhängig.
Gleiche Buchstaben bezeichnen bei diesen Zeichnungen immer auch gleiche
Gegenstände.
Man ersieht hieraus, daß bei dem Groß'schen Apparate die
Erwärmung der Gebläseluft auf die einfachste Weise durch das Schmiedefeuer selbst
geschieht, indem die dike gußeiserne Feuerwand des Windkastens k beständig durch das Feuer heiß erhalten wird und ihre
Wärme der durch den Blasebalg zuströmenden kalten Luft mittheilt, ehe dieselbe durch
die Esseform ins Feuer gelangt. Auf gleiche Weise wird auch die vordere Seite des
Wasserbehälters durch ihre unmittelbare Berührung mit den glühenden Kohlen erhizt,
so daß beständig Wasserdämpfe durch die Oeffnung a des
Behälters aufsteigen. Eine frühere Vorrichtung im Innern des Windkastens, wo die
Luft durch Scheidewände gezwungen wurde, einen längeren Weg längs der heißen
Wandungen des Kastens zurükzulegen, ehe sie in die Esseform kam, zeigte sich nach
späteren Erfahrungen als überflüssig und für die Kraft des Luftstroms schädlich, so
daß jezt die ganze innere Einrichtung des Kastens nur
noch in der oberen Klappe bei e und dem Dampfgehäuse bei
i besteht, welches leztere bezwekt, die Wasserdämpfe
erst im Augenblike ihres Eintritts in die Esseform mit der erhizten Luft in
Berührung zu bringen. Die äußeren Umrisse des Apparats
haben wir früher (polyt. Journ. Bd. LXVII. S.
312) mitgetheilt, wo namentlich zu sehen ist, wie das Dampfgehäuse hinten
am Dekel des Apparats befestigt und mit einer kleinen Klappe versehen ist, durch
welche nöthigenfalls die Esseform bequem von Schlaken etc. geräumt werden kann.
Ueber die Vortheile, welche die Anwendung des warmen Windes bei Schmiedefeuern gewährt, hat
die Erfahrung bereits allenthalben entschieden, und wir wiederholen daher hier nur,
daß nach genauen Versuchen darüber die Ersparniß an Kohlen zu 1/4 bis 1/3, an Zeit
zu 1/5 bis 1/4 angeschlagen werden darf, während man überdieß besseres Eisen erhält
und weniger Abgang an demselben Statt hat. Namentlich dürfte die Thatsache
interessant seyn, daß, während die Institutsschmiede der königl. Thierarzneischule
in Stuttgart in den ersten 15 Jahren durchschnittlich einen jährlichen Zuschuß von
250 fl. erforderte, derselbe seit Anwendung des Gebläses mit heißer Luft und
Wasserdämpfen, bei übrigens gleicher Arbeitsleistung, auf Null herabgesunken
ist.
In Berüksichtigung der verschiedenen Feuerarbeiter läßt Hr. Lehrschmied Groß in Stuttgart Apparate von sechserlei verschiedener Größe, so wie auch doppelte,
fertigen, nämlich
Nr.
0 fuͤr Großhammerschmiede zu Raffinir-
und Bauschfeuer zu
150 –
160 fl.
–
1 fuͤr Hammer- und Grobschmiede zu
66 –
75 –
–
2 fuͤr kleinere deßgleichen zu
50 –
55 –
–
3 fuͤr gewoͤhnliche Schmiede und
Schlosser zu
35 –
40 –
–
4 fuͤr kleinere deßgleichen zu
22 –
25 –
–
5 fuͤr Nagelschmiede zu
12 –
14 –
Doppelte für Schmiede und
Schlosser zu
70 –
80 –
Um die angegebenen Preise werden die Apparate ganz fertig bis zum Einsezen geliefert,
und damit beim Einsezen und bei der Behandlung keine Fehler begangen werden, wird
jedem Exemplar eine gedrukte Gebrauchsanwendung beigegeben.
So bedeutend auch an sich die Zahl der bereits abgesehen Apparate in Würtemberg und
anderen Ländern seyn mag, so erscheint sie doch immer noch gering, wenn man die Zahl
der Schmiedefeuer und den großen Vortheil der fraglichen Apparate dabei ins Auge
faßt. Als Hindernisse, welche bisher einer allgemeineren Verbreitung derselben im
Wege stunden, möchten wir außer den leider bei so vielen tief eingewurzelten
Vorurtheilen für das Alte und gegen das Neue besonders anführen, daß nicht selten
die einzelnen Gußtheile des Apparats auf mangelhafte Weise zusammengesezt wurden
oder der ganze Apparat auf fehlerhafte Weise an der Esse angebracht wurde, daß
manche aus übel verstandener Sparsamkeit kleinere Apparate zu großen Feuern und
schwerer Arbeit gebrauchen wollten, daß oft die Beschaffenheit des Blasebalgs oder
seiner Hebelverhältnisse fehlerhaft war etc. – lauter Umstände, welche der
Verbreitung dieser Apparate nicht förderlich seyn konnten.