Titel: | Verbesserungen an den Maschinen, welche zur Zurichtung der Baumwolle und anderer Faserstoffe zum Spinnen dienen, und worauf sich David Cheetham der jüng., Baumwollspinner von Hollin's Mill in der Grafschaft Ehester, am 5. Junius 1838 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. C., S. 418 |
Download: | XML |
C.
Verbesserungen an den Maschinen, welche zur
Zurichtung der Baumwolle und anderer Faserstoffe zum Spinnen dienen, und worauf sich
David Cheetham der
juͤng., Baumwollspinner von Hollin's Mill in der Grafschaft Ehester, am 5. Junius 1838 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of arts. April 1840, S.
76.
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Cheetham's Verbesserungen an den Maschinen zum Spinnen der
Baumwolle etc.
Meine Erfindung betrifft die Anwendung gewisser Mechanismen oder Vorrichtungen,
wodurch die Wikler sowohl von der Kardir-, als der Vorspinn-Maschine
(drawing frame) her auf Spulen oder Cylinder
aufgewunden, und nicht wie gewöhnlich in Kannen gelegt werden. Es wird auf diese
Weise die Zurichtung des Faserstoffes für den Vorspinn- und
Spinn-Proceß sehr erleichtert, indem die Wikler in eine für diese Processe
weit besser geeignete Form gebracht werden.
Der für den ersten dieser Zweke bestimmte Apparat erhellt aus dem Fronteaufrisse Fig. 49, aus
der Endansicht Fig.
50, und aus dem Grundrisse Fig. 51, an denen gleiche
Theile durchaus mit gleichen Buchstaben bezeichnet sind. Es ist dabei angenommen,
als befände sich der Apparat unmittelbar vor den Abgabswalzen einer gewöhnlichen
Kardir- oder Vorspinnmaschine, und zwar an der Stelle, die sonst an diesen
Maschinen die Kannen einzunehmen pflegen.
Das unbewegliche Gestell a, a, a trägt die horizontalen
Wellen b, b und c, c. An
ersterer ist der Spulenrahmen oder Wagen d, d
angebracht, in welchem die Zapfen oder die Welle der Spule e auf die der von dem trompetenförmigen Führer her gelangende Wikler
aufgewunden werden soll, in Ausschnitten oder Fenstern, welche Kreis-Segmente
bilden, ruhen. Die Spule selbst ruht auf der Oberfläche der umlaufenden Walze f, und kommt durch die zwischen den beiden Oberflächen
stattfindende Reibung zum Umlaufen.
Um den Lauf des Wiklers an die Spule und dessen Aufwindung auf diese deutlicher zu
machen, habe ich in Fig. 50 und 51 bei g, g die Abgabswalzen einer Kardir- oder
Vorspinnmaschine abgebildet. Wie man sieht, läuft der Wikler h durch den trompetenförmigen Führer i und den
Drukhebel oder Finger j, den man in Fig. 52 und 53 einzeln für
sich und von verschiedenen Seiten abgebildet erblikt, an die Spule e. Das Ende dieses Hebels j
ruht auf dem Umfange der Walze f, und da dessen Ende
belastet ist, so kann bei dem Durchgange des Wiklers durch das Oehr und unter dem
Ende des Hebels an die
Spule jeder Druk auf denselben ausgeübt werden, ohne daß man den Hebel auf die
Oberfläche der Spule wirken zu lassen braucht.
Das Stirnrad k, welches in ein an der Welle c angebrachtes Getrieb eingreift, wird mit der
Kardir- oder Vorspinnmaschine, mit der dieser verbesserte Spulenrahmen in
Zusammenhang steht, in Verbindung gesezt. Durch die an der Welle c befindlichen Getriebe m
und durch das an der Welle b befindliche Rad n erhält die Welle b und
mithin auch die Walze oder Trommel f ihre
Umlaufsbewegung; und durch die Berührung, in welcher leztere mit der Spule e steht, wird diese so umgetrieben, daß der von dem
Hebel j herbeigeführte Wikler auf sie aufgewunden wird.
Damit dieses Aufwinden jedoch in spiralförmigen Touren erfolge, ist der ganze Wagen
d, d mit der Spule e und
der Walze f an den Wellen b,
c in erforderlichem Maaße verschiebbar. Bewerkstelligt wird diese
Verschiebung durch das an dem Ende der Spulenspindel angebrachte Getrieb o, welches in ein Stirnrad p
eingreift, das an der Seite des verschiebbaren Wagens d
an einem Zapfen aufgezogen ist. An diesem lezteren Rade befindet sich das
Winkelgetrieb q und dieses greift in ein ähnliches, an
dem obern Ende der Welle r angebrachtes Winkelgetrieb.
An dem untern Ende der Welle r ist ferner ein Getrieb
s angebracht, welches in eine Verzahnung t eingreift, die vorne an dem Maschinengestelle a, a festgemacht ist. Durch das Umlaufen der Welle r und des in die Verzahnung t eingreifenden Getriebes s wird also der
Wagen d mit der Spule und den übrigen Theilen vor dem
trompetenförmigen Führer i und den den Wikler abgebenden
Walzen hin und her geschoben, so daß der Wikler vermöge dieser seitlichen Bewegungen
und der oben beschriebenen rotirenden Bewegung von einem Spulenende zum anderen in
gleichförmigen Spiralwindungen auf die Spule aufgewunden wird.
Da die Spule in Folge ihrer Reibung an der Trommel f
umgetrieben wird, so muß sie, wenn der Wikler aufgewunden zu werden beginnt und wenn
daher ihr Durchmesser ein kleinerer ist, viel rascher umlaufen, als wenn die Spule
beinahe voll geworden. Es ergibt sich hieraus eine sich selbst adjustirende
Oifferentialbewegung, durch welche die Aufnahmsgeschwindigkeit der Spule dem
steigenden Durchmesser derselben angepaßt wird, während die Abgabe des Wiklers von
der Kardir- oder Vorspinnmaschine stets eine und dieselbe bleibt. Da die
Spindel der Spule in dem Wagen in den krummlinigen Fenstern oder Spalten u läuft, so kann die Spule in dem Maaße, als sie sich
füllt emporsteigen, ohne daß das an ihrem Ende befindliche Getrieb o in das Stirnrad p
einzugreifen aufhörte.
Eine andere Vorrichtung von meiner Erfindung ersieht man aus Fig. 54, wo eine
gewöhnliche Vorspinnspule v abgebildet ist, die ich
jedoch auf andere Weise in dem Haspel aufziehe. Ich bringe nämlich an den Enden der
Spulenspindel bei u einen Einschnitt an, und befestige
an der Haspellatte einen spizen Zapfen w, auf dem sich
die Spule dreht, anstatt daß ich der gewöhnlichen Methode gemäß das spize Ende der
Spulenspindel in einer in der Haspellatte befindlichen Pfanne laufen lasse. Bei
dieser Einrichtung werden die Spindelenden im Falle eines Herabfallens geschüzt und
die Lager erhalten, anstatt gebrochen, wie dieß bei der älteren Einrichtung häufig
vorzukommen pflegt.
Die zweite Methode, deren ich mich bediene, um die Wikler cylindrisch aufzuwinden,
ist eine Modification der ersteren. Anstatt nämlich die Wikler in Spiralen auf eine
horizontale Spindel aufzuwinden, winde ich sie hier in aufgerollten Windungen auf
eine geradestehende Spindel. Fig. 55 zeigt im Aufrisse
zwei stehende Spindeln a, a, welche den Spulen der
zuerst beschriebenen Maschine entsprechen. Von den beiden an dem Ende dieser
Spindeln befindlichen Scheiben ist die eine b fixirt,
die andere c dagegen lose, so daß sie in dem Maaße, als
sich Wikler aus ihr ansammelt, nach aufwärts geschoben werden kann. Anstatt die
Wikler bei deren Aufwindung auf einer Reibungswalze umlaufen zu lassen, bringe ich
hier die Reibungswalze d auf den aufgewundenen Wiklern
an. Die beiden Reibungswalzen d, d sind nämlich an einer
verschiebbaren horizontalen Welle e, e befestigt, und
diese Welle kann sich in Armen, welche aus dem Gestelle f, f,
f entspringen, so hin und her bewegen, daß die Walzen d von dem Mittelpunkte an den Umfang der Scheiben b, c gelangen können und umgekehrt. Das Gestell f ist selbst wieder einer Schiebebewegung theilhaftig,
jedoch nicht in waagerechter, sondern in senkrechter Richtung, und zwar an den
Pfosten g, g. Diese Bewegung ist erforderlich, damit
sich die Walzen der Höhe oder Dike der cylindrisch aufgewundenen Masse anpassen
können. Die Triebkraft, durch welche die Maschine in Bewegung gesezt wird, kann auf
irgend eine sachdienliche Weise auf die horizontale Welle e,
e wirken, wie z.B. mittelst eines Treibriemens und einer Rolle h, oder mittelst eines mit der Kardir- oder
Vorspinnmaschine in Verbindung gebrachten Räderwerkes. Wenn die Welle e auf solche Weise in Uebereinstimmung mit der
Geschwindigkeit, mit der die Abgabe des Wiklers geschieht, umgetrieben wirb, so
werden auch die Walzen d, d mit derselben
Geschwindigkeit umlaufen; zugleich werden die von der Kardirmaschine durch die
trompetenförmigen Führer i, i herbeigelangenden Wikler
durch eine in der oberen Scheibe c, c befindliche Spalte unter die Walze d, d gelangen, und sich um die Flächen der unteren
Scheiben b schlingen.
Die oberen Scheiben c, c können sich wie gesagt an den
Spindeln a, a schieben; dagegen verhüten die Arme k, k, durch welche sie mit dem Gestelle f verbunden sind, das Umlaufen derselben mit den
Spindeln und unteren Scheiben b, b. Der Umfang einer
jeden der Rollen d spielt in dem Ausschnitte der oberen
Scheibe, so daß er also mit der oberen Fläche der unteren Scheibe oder mit dem auf
diese aufgewundenen Wikler in Berührung kommen kann. Wenn demnach die Walzen d umlaufen, so bringt die an ihrer Oberfläche
stattfindende Reibung die unteren Scheiben und deren Spindeln zum Umlaufen, woraus
denn folgt, daß die Wikler, wie sie aus den trompetenförmigen Führern austreten,
flach auf die Oberfläche der unteren Scheiben gelegt werden. An dem unteren Theile
der einen der Spindeln a befindet sich ein Getrieb l, und dieses greift in ein Rad m ein, welches am Grunde der Maschine an einem Zapfen aufgezogen ist.
Dieses Rad führt ein Excentricum oder einen herzförmigen Däumling n, dessen Umfang auf zwei Reibungsrollen oder Zapfen o, o wirkt, welche an dem unteren Theile der
horizontalen Schiebstange p, p angebracht sind. An
diesem Stabe ist ein senkrechter gabelförmiger Stab q
befestigt, der mit seiner Gabel eine an der verschiebbaren Welle e befindliche Rolle r
umfaßt. So wie sich also die Spindel a dreht, führt das
Rad m das Excentricum n
herum, wo dann, indem dieses auf die Rollen o, o wirkt,
die Stange p und mit ihr auch der gabelförmige Stab q hin und her geschoben wird. Es wird mithin die
langsame Hin- und Herbewegung auch an die verschiebbare Welle e so wie an den trompetenförmigen Führer fortgepflanzt,
wodurch die Walzen d, d und die Wikler von dem Rande der
Scheiben b gegen deren Mittelpunkt hin und umgekehrt
bewegt werden. Die Wikler werden somit in aufgerollten Curven auf die Scheiben b, b, gelegt, und diese Aufwikelungen werden so lange
fortwähren, bis die cylindrische Masse derselben die gewünschte Dike oder Höhe
erlangt hat. Dabei werden die verschiebbaren Scheiben c,
c durch die zwischen den beiden Scheiben angesammelte Masse an den Spindeln
emporgehoben.
Bemerken muß ich, daß ich es zur Verhütung eines zu schweren Aufdrükens des Gestelles
f und der Welle i auf
die auf der Scheibe b, b befindlichen Wikler für
zwekmäßig erachte, ein Gegengewicht für den Wagen f
anzubringen. Es kann dieß auf irgend eine der gewöhnlich üblichen Methoden
geschehen.