Titel: | Beschreibung eines vollkommen sicheren Knallgasgebläses; von W. H. Weekes. |
Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. CVI., S. 449 |
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CVI.
Beschreibung eines vollkommen sicheren
Knallgasgeblaͤses; von W.
H. Weekes.
Aus Sturgeon's Annals of Electricity and Chemistry Bd.
IV. S. 192
Mit Abbildungen auf Tab.
VI.
Weeke's Beschreibung eines vollkommen sichern
Knallgasgeblaͤses.
Um das Knallgasgebläse gegen Explosionen zu sichern, hat man bisher hauptsächlich
zweierlei Methoden angewandt; die eine besteht darin, sowohl das Sauerstoff-
als das Wasserstoffgas in einen besonderen Behälter zu bringen und sie dann in dem
zur Wasserbildung erforderlichen Verhältniß unmittelbar erst vor ihrem Austritt am
Ende der Gasröhre sich vermischen zu lassen und hierauf zu entzünden. Diese Methode
hat ohne Zweifel das Verdienst vollkommener Sicherheit, allein ich war bei
vieljähriger Anwendung derselben nie im Stande, einen so hohen und gleichförmigen
Hizgrad hervorzubringen, wie mit Gasarten, welche vorher schon vermischt worden
sind. Die zweite Methode besteht darin, die Gasarten in dem erforderlichen
Verhältnisse mit einander zu vermischen, ehe man sie in das Gebläse leitet und dann
ein Zurüktreten der Oxy-Hpdrogenflamme durch irgend ein Sicherheitsmedium zu
verhüten. Bekanntlich ist das Knallgas unter einem gewissen Temperaturgrade nicht
entzündlich; die Hize z.B., welche ein gewöhnliches Zunderholz im glühenden Zustande
besizt, kann einen Strom dieses Gases nicht entzünden, es sey denn, daß das Holz
vorher zu einer Flamme angefacht wird; es muß daher auch jede Substanz, welche das
Gas durch ihre Zwischenräume frei passiren läßt und zugleich die Temperatur des
brennenden Stroms unter den Punkt seiner möglichen Verbrennung vermindert, auch
nothwendig seine Rükkehr in glühendem Zustande zum Gasreservoir verhindern. Um
dieses zu bewirken, hat man entweder eine auf einander geschichtete Reihe
Drahtgazescheiben, oder mit Eisen- und Stahlfeile gefüllte Röhren, vorzüglich
aber Bündel dünner Drähte, welche der Länge nach in eine messingene Röhre
eingeschlossen wurden, angewandt. Die Erfahrung hat mir jedoch gelehrt, daß
wenigstens die Drahtbündel nicht immer die Explosionen verhindern, denn wenn
zufällig Feuchtigkeit zwischen sie gelangt oder sie rosteten, was bei häusigem
Gebrauch derselben unfehlbar eintreten wird, so ist eine Explosion und die
Zertrümmerung des Apparats nothwendige Folge davon. Den unten beschriebenen Apparat,
wobei ein mit Kieselkörnchen gefülltes Sicherheitsrohr angewandt wird, habe ich aber
viele Jahre lang und in einigen tausend Fällen benuzt und vollkommen sicher
befunden.
Beschreibung des
Knallgasgeblaͤses.
Fig. 6 auf
Taf. VI ist ein senkrechter Durchschnitt durch die Mitte des Apparates, welcher sich
nach der Zeichnung ohne Beihülfe von Buchstaben deutlich genug beschreiben läßt; der
Körper desselben besteht aus einem cylindrischen Gefäß von 11 Zoll in der Höhe und 4
1/2 Zoll Durchmesser; es ist aus Kupferblech von beiläufig 1/16 Zoll Dike verfertigt
und steht fest auf einem kreisrunden Fuß aus demselben Material, welcher um 1 1/4
Zoll darüber hinausreicht. Die kreisförmige Scheibe oben auf dem Cylinder, worauf
die Röhren mit ihrem Zubehör angebracht sind, ist nicht für immer an ihrer Stelle
befestigt, sondern mit einem Rand versehen, welcher 3/8 Zoll tief in den Cylinder
hineinpaßt; die zwei einander berührenden Flächen werden entweder so abgeschliffen,
daß sie luftdicht passen oder mit irgend einem Kitt, welcher bei einer niedrigen
Temperatur schmilzt, gedichtet. Ein solcher Kitt ist deßwegen nöthig, damit man mit
Hülfe einer Weingeistlampe in wenigen Secunden den Dekel des Instruments leicht
beseitigen und wieder an seine Stelle bringen kann, obgleich es nur selten vorkommt,
daß man in das Innere des Cylinders gelangen können muß. Wie man in dem
Querdurchschnitt sieht, sind auf der kupfernen Scheibe, welche den Dekel des
Instruments bildet, neben einander (in einer durch ihren Mittelpunkt gehenden Linie) drei messingene Röhren
angebracht; dieselben sind an ihrem unteren Rand für immer in den Dekel gelöthet und
an ihrem unteren Ende, um sie in der erforderlichen Stellung fest zu erhalten, von
einem zweiten Röhrenstük concentrisch umgeben. Ich will nun den Zwek einer jeden
derselben erklären.
Die Röhre zur Rechten ist 2 3/4 Zoll hoch, hat 1 1/4 Zoll im Durchmesser und ist oben
mit einem Dekel versehen, welcher auf die lederne Unterlage luftdicht aufgeschraubt
werden kann. An der Seite dieser senkrechten Röhre geht eine zweite horizontal
heraus, welche 3/4 Zoll lang und mit einem Sperrhahn versehen ist; an ihrem
entgegengesezten Ende ist sie mit der anstoßenden Sicherheitsröhre verbunden, welche
leztere 3 Zoll lang ist, 7/8 Zoll im Durchmesser hat und an deren anderem Ende auf
eine Entfernung von 5/8 Zoll ein starkes Messingstük herausreicht, das gehörig
durchbohrt ist und mit der Hauptröhre verbunden werden kann; in der Oeffnung dieses
Verbinbungsstükes werden die verschiedenen Gasröhren, gerade und krumme, deren man
bedarf, genau eingerieben; sie lassen sich dann bei den verschiedenen Operationen
viel schneller ansteken und wieder beseitigen, als wenn man sie, wie es gewöhnlich
geschieht, an das Verbindungsstük anschrauben würde. Die messingenen und rein
abgedrehten Gasröhren endigen sich, wie man aus der Zeichnung sieht, in eine
kugelförmige Erweiterung, welche sie vor Ueberhizung und Zerstörung schüzt, wenn man
die Gasflamme lange Zeit auf feuerfeste Körper leitet, welche sich auf einem Stük
Holzkohle oder anderen Unterlagen befinden.
Diejenige der drei Röhren auf dem Dekel, welche sich in der Mitte befindet, ist 1 3/4
Zoll hoch, hat 1 1/8 Zoll im Durchmesser und ist oben mit einer Messingplatte
bedekt, welche in der Mitte eine kegelförmige Oeffnung (von 3/8 Zoll Durchmesser am
oberen Rand) hat; in diese Oeffnung paßt ein kegelförmiges Ventil aus Messing
vollkommen luftdicht, wenn man den nöthigen Druk auf dasselbe ausübt. Lezteres
geschieht auf eine sehr einfache Art; an die breite Basis des Kegels ist nämlich ein
dünner Messingdraht gelöthet, der einen Zoll hoch über das horizontale Querstük der
senkrechten Stüzen hinaufreicht, die mittelst einer kleinen Schraube auf jeder Seite
der Hauptröhre etwas unter dem Rand ihres kreisförmigen Dekels angebracht sind.
Ueber diesem Draht bis zu einer Höhe von 3/4 Zoll und lose auf ihm so wie auf der
Kegelbasis ruhend, ist eine Stahlfeder (aus Stahldraht von beiläufig 1/16 Zoll
Dike), welche fünf oder sechs Windungen macht, angebracht. Auf dem oberen Ende der
Spirale ruht, ebenfalls lose, eine kreisförmige Scheibe aus Messing, welche 3/8 Zoll
im Durchmesser hat, 1/8 Zoll dik und deren obere Fläche eine vollkommene Ebene ist, während die untere
etwas concav und mit einem herabhängenden Rand versehen ist, um das obere Ende der
erwähnten Spirale in seiner gehörigen Lage zu erhalten. Auf der oberen Fläche dieser
kleinen Messingscheibe ruht das Ende einer Schraube, welche in ihrer Längenrichtung
durchbohrt ist und frei über den senkrechten von dem Kegelventil aufsteigenden Draht
geht. Die hohle Schraube hat sehr feine Gänge, und wenn sie an ihrem randrirten Kopf
gedreht wird, wirkt sie auf die auf der Spiralfeder ruhende Messingscheibe, indem
die Mutter der Schraube in dem Führungsstük eingeschnitten ist, und so kann man
mittelst der Spirale sehr leicht einen Druk von beliebiger Stärke auf das
Kegelventil ausüben, ohne die freie Spielung des Ventils selbst zu hindern.
Die dritte oder enge Röhre, welche zur Linken auf dem Dekel des Instruments
angebracht ist, kann 1 1/2 Zoll Höhe und beiläufig 5/8 Zoll inneren Durchmesser
haben; sie wird bloß mit einem randrirten aufgeschraubten Dekel und einer
untergelegten Lederscheibe verschlossen, um sie beim Gebrauch des Apparates
luftdicht zu erhalten.
An der linken Seite des kupfernen Cylinders, beiläufig 1 1/2 Zoll unter seinem Dekel,
steht ein massiver Sperrhahn heraus, welcher sich entweder wie gewöhnlich in eine
Schraube oder auch in einen halbkugelförmigen Ansaz endigt, in dessen Mitte sich
eine glatte cylindrische Oeffnung befindet, um eine entsprechende Röhre, welche
luftdicht eingepaßt werden kann, aufzunehmen. Dieser Sperrhahn steht durch ein
gewöhnliches Ansazstük mit einer runden kupfernen Büchse von beiläufig 1 1/4 Zoll
Durchmesser in Verbindung, die innerhalb des Cylinders gut angelöthet ist. Von dem
Hintertheil dieser Büchse und mit ihrer Oeffnung communicirend, geht quer durch die
Mitte des Cylinders eine kupferne Röhre von 3/8 Zoll Bohrung herab, deren unteres
Ende parallel mit der Basis des Gefäßes ist; dieses Ende ist mit vier oder fünf
Löchern von der Stärke einer großen Striknadel versehen und reicht bis zu einem
halben Zoll auf den Boden des Cylinders hinab; um die Röhre in ihrer diagonalen Lage
sicher zu erhalten, ist sie fest an den Rüken der erwähnten kupfernen Büchse
elöthet. Bis auf 3/4 Zoll geht unter dem Mittelpunkt des Bodens des kupfernen
Cylinders eine messingene Röhre von beiläufig 5/8 Zoll Bohrung herauf, welche man
natürlich nur in der Durchschnittszeichnung sehen kann. Diese Röhre wird für
gewöhnlich mit einem guten Hahn verschlossen und dient nach Beseitigung dieses
lezteren zum Auslassen des Wassers, wenn der Apparat in Verbindung mit einem
Reservoir von gemischten Gasarten benuzt wird.
Das bisher beschriebene Instrument ist wohl so tragbar, als man es verlangen kann, da
es ganz aus Metall besteht und sammt den Sperrhähnen, der Sicherheitsröhre etc., nebst einem halben
Duzend Gasröhren von 1/25 bis 1/10 und 1/8 Zoll Bohrung nur 3 Pfd. wiegt.
Zusammenstellung des
Apparates.
Nachdem man die untere Oeffnung des kupfernen Gefäßes mit einem guten elastischen
Kork verschlossen hat, schraubt man die Kappe auf der Röhre zur Linken los und gießt
durch einen kleinen Trichter so lange Wasser in den Cylinder, bis es nur mehr 3/4
Zoll vom Boden der Röhren entfernt ist, und also einen Raum leer läßt, welcher in
der Durchschnittszeichnung unschraffirt dargestellt ist. Nachdem der Trichter
beseitigt und die Röhre zur Linken wieder verschlossen ist, nimmt man nun die
Lederscheibe der Hauptröhre zur Rechten weg, um sie, jedoch nicht zu dicht, mit
einem Stük guten, weichen und schwach befeuchteten
Schwamms von gleichförmiger Textur auszustopfen, worauf man ihre Lederscheibe wieder
aufsezt und sie luftdicht schließt.
Um Kieselkörnchen zum Beschiken der bereits beschriebenen Sicherheitsröhre zu
gewinnen, schlämmt man eine Quantität sogenannten Triebsand (welchen man in Menge
auf allen unseren macadamisirten Straßen findet) wiederholt mit Wasser, bis nur mehr
Kieselkörnchen rükständig sind. Diese werden zuerst getroknet und dann die großen
und unregelmäßigen von den brauchbaren durch ein geeignetes Sieb getrennt, welches
nur die feineren und gleichförmigsten Körnchen hindurchläßt; mit diesen wird die
Sicherheitsröhre genau gefüllt, so daß zwischen den
Körnern keine Bewegung oder Plazveränderung stattfinden kann, wenn die Röhre an
ihren Sperrhahn angeschraubt wird, worauf man endlich die zu dem beabsichtigten
Versuch geeignete Gasröhre mit der zubereiteten Sicherheitsröhre verbindet.
Das Ventil auf der in der Mitte des Instruments befindlichen Messingröhre, dessen
Einrichtung ich so ausführlich beschrieben habe, kann zwar ein
Hydro-Oxygengasgebläse dieser Art durchaus nicht sicherer machen, denn das
mit Kieselkörnchen gefüllte Sicherheitsrohr ist, wie ich mich durch zwölfjährige
Praxis überzeugt habe, so verläßlich, daß ich mich keinen Augenblik bedenken würde,
mein Kieselrohr ohne alles Zwischenmittel geradezu an einen mit tausend Kubikfuß
Knallgas gefüllten Gasometer anzuschrauben, und neben demselben zu operiren; wenn
das Knallgasgebläse in allgemeinen Gebrauch kommen soll, so ist es aber außer seiner
absoluten Sicherheit auch noch unumgänglich nöthig, daß sich Jedermann von dieser
Sicherheit desselben augenscheinlich überzeugen kann. Aus diesem Grunde habe ich das
beschriebene Ventil beibehalten, auf welches ganz leicht jeder beliebige Druk
ausgeübt werden kann, indem man den randrirten Kopf der senkrechten Schraube
dreht.
Nachdem die erwähnten Anordnungen getroffen worden sind, bringt man das
Knallgasgebläse gegen das linke Ende eines starken und ziemlich schweren Tisches von
geeigneter Höhe (man sehe Fig. 7) und stellt dann
die Verbindung zwischen dem Gebläse und dem Gasbehälter durch eine etwa drei bis
vier Fuß lange Kautschukröhre her, deren eines Ende man an den Sperrhahn des
Gasbehälters, das andere aber an denjenigen des Gebläses anschraubt. Der Gasbehälter
soll ganz im Bereich der linken Hand des Experimentators seyn. Die verschiedenen
Gasbehälter, welche nach dem hydrostatischen Princip wirken, fand ich für das
Knallgasgebläse nicht geeignet, weil man dabei einen Gehülfen nicht wohl entbehren
kann und damit auch keinen gleichförmigen Druk zu erzielen im Stande ist; beide
Uebelstände sind aber bei dem auf der Tafel abgebildeten Gasbehälter und Gasometer
(welcher mehrere Kubikfuß Knallgas faßt) vermieden; seine Einrichtung ist so
einleuchtend, daß sie keiner näheren Beschreibung bedarf.
Behandlung des Apparates.
Nachdem die nöthigen Vorbereitungen getroffen sind, stellt sich der Experimentator an
die lange Seite des Tisches dem Gebläse B gerade
gegenüber; er hat dann mit seiner rechten Hand den entzündeten Gasstrom und die
verschiedenen Unterlagen, worauf sich die zu schmelzenden Körper etc. befinden, ganz
in der Gewalt, während er mit seiner linken Hand den Gasbehälter A und die Speisung des Gebläses B von ihm aus dirigirt. Vor Allem belastet er die umgestürzte Gasgloke mit
dem erforderlichen Gewicht, worauf er den Hahn zunächst am Sicherheitsrohre
aufdreht, entweder ganz, oder so weit es nöthig erachtet wird. Hierauf stellt er die
Verbindung mit dem Gasbehälter her, indem er mit seiner linken Hand nacheinander die
anderen zwei Sperrhähne öffnet, worauf man sogleich ein fortwährendes Gurgeln hört,
weil das Gas in der kupfernen Röhre, welche in dem Cylinder des Gebläses angebracht
ist, herab und durch das Wasser in diesem Cylinder wieder hinauf steigt. Man kann
nun sogleich ein Licht an das Ende der Gasröhre halten und einen Flammenkegel von
zwei bis zwölf Zoll Länge auf den zu behandelnden Gegenstand leiten (die Länge und
der Durchmesser der Flamme hängen von dem Druk auf die umgestürzte Gasgloke –
den sogenannten Gasometer – und von der Oeffnung der angewandten Gasröhren
abDie Länge der Flamme ist von keiner praktischen Wichtigkeit, der Punkt der
größten Hize ist wirklich nahe an der Oeffnung der Röhre, von welcher das
Gas ausströmt. So wenig aber die Länge der Gasflamme bei den Versuchen in Betracht
kommen kann, so vortheilhaft ist die möglichste Vergrößerung ihres
Durchmessers, weil sie uns nicht nur in Stand sezt, dieselbe aus viel
größere Körper wirken zu lassen, sondern überdieß die Hize dadurch bedeutend
verstärkt wird. Gerade diese Vergrößerung ihres Durchmessers läßt sich aber
mittelst des beschriebenen Gebläses leichter als mit allen mir bekannt
gewordenen Apparaten dieser Art bewirken, besonders auch, wenn man die
Gasflamme niederwärts auf einen Körper wirken lassen will.A. d. O.. So lange man mit dem Apparat fortarbeiten will, ist es Behufs temporärer
Unterbrechungen des Gasstroms unnöthig, den Hahn am Gasbehälter (A), welcher mit der Kautschukröhre direct verbunden ist,
abzusperren; denn nachdem der Hahn an der linken Seite des Gebläses (B) abgesperrt ist – durch diesen soll man immer
vorzugsweise den Gasstrom absperren und reguliren – wird die Gasflamme
augenbliklich erlöschen und zwar mit einem nur ganz schwachen Knall, welcher einzig
durch die Explosion des noch zwischen dem Knopf der Gasröhre und dem vorderen Ende
der Sicherheitsröhre zurükgebliebenen Knallgases entsteht.
Bemerkungen uͤber das
Sicherheitsprincip.
Ich habe schon bei Beschreibung der Durchschnittszeichnung erwähnt, daß das Wasser
3/4 Zoll unter dem Dekel des kupfernen Cylinders steht und dieser Zwischenraum also
so lange durch atmosphärische Luft ausgefüllt bleibt, bis dieselbe durch das
hineingelassene Knallgas ausgetrieben ist, was bald erfolgt, wenn man den Apparat in
Thätigkeit sezt. Diese Anordnung ist nöthig, damit das Wasser bei dem fortwährenden
Durchstreichen der Knallgasblasen nicht in die senkrechte Hauptröhre aufsteigen
kann, welche bekanntlich mit SchwammSchon vor mehreren Jahren habe ich im Mechanics'
Magazine (polyt. Journal Bd.
XXVI. S. 295 und Bd. XXVII. S.
27 Bemerkungen über die Verbrennung der gemischten
Gasarten und einen Apparat zur sicheren Verbrennung des Knallgases
mitgetheilt, bei welchem als Sicherheitsmedium lediglich der gewöhnliche
Badeschwamm angewandt war; man kann sich jedoch auf denselben nur dann
vollkommen verlassen, wenn man die von mir daselbst angegebenen
Vorsichtsmaaßregeln streng befolgt, denn sonst können und werden
Explosionen, auch wenn der Schwamm troken wird und einschrumpft, dennoch
eintreten; bei dem mit Kieselkörnchen gefüllten Sicherheitsrohr und der
sonstigen Einrichtung des neuen Gebläses ist aber selbst dem sorglosesten
Experimentator jede Gefahr unmöglich gemacht.A. d. O. ausgefüllt ist; der Schwamm in dieser hat zu verhindern, daß irgend eine
Feuchtigkeit in Folge des Zerplazens der Gasblasen in den Sperrhahn und von da
zwischen die Kieselkörner der Sicherheitsröhre gelangen kann; diesen Zwek erfüllt er
auch vollkommen. Angenommen nun der entzündete Gasstrom könnte durch irgend eine
Veranlassung zurüktreten und durch die Sicherheitsröhre zurükbrennen, so wäre schon
die Schwammschichte in der Hauptröhre hinreichend, ihn auszulöschen; und selbst den
Fall gesezt, der Schwamm sollte den Lauf des Gases nicht aufhalten, so wäre der
Erfolg bloß der, daß eine nur drei bis vier Kubikzoll betragende Quantität
explodiren, somit das Kegelventil in der mittleren Röhre sich heben und ein keinen
weiteren Schaden bringender Knall erfolgen würde. Natürlich kann sich eine solche
Explosion niemals auf die eigentlich gefährliche Stelle, nämlich auf den mit dem
Gebläse verbundenen Gasbehälter ausdehnen, weil die Flamme eine Wassersäule von
beinahe einem Fuß Höhe von oben nach unten durchstreichen müßte.
Zusaz.Ueber die Fixirung mikroskopischer Lichtbilder mittelst des
Knallgas-Mikroskops.
Das Hydro-Oxygengas- oder Knallgas-Gebläse ist bekanntlich in
der neuesten Zeit vielfach zu mikroskopischen Untersuchungen benuzt wordenEine Beschreibung von Pritchard's Knallgas-Mikroskop findet man im
polytechnischen Journal Bd. LXIV. S.
350.A. d. R.; endlich hat man es auch zur Darstellung mikroskopischer Lichtbilder auf
Metallplatten, nach dem Daguerre'schen Verfahren, angewandt. Bereits am 29. November
des Jahres 1838 legten Hr. Professor Dr. Göppert und Hr. Director Gebauer (in Breslau) der schlesischen
Gesellschaft für vaterländische Cultur gelungene Proben
solcher Lichtbilder vor und in der allgemeinen Versammlung dieses Vereins am 29.
November des vorigen Jahres erstatteten sie hierüber folgenden gemeinschaftlichen
Bericht:Uebersicht der Arbeiten und Veränderungen der schlesischen Gesellschaft für
vaterländische Cultur im Jahre 1839, (Breslau 1840) S. 84.
„Wir begnügten uns bisher mit der vorläufigen Anzeige, welche aus den
hiesigen Zeitungen in die preußische Staatszeitung vom 5. Decbr. und andere
politische Blätter, so wie auch in die keinem Naturforscher unbekannte
Zeitschrift des Herrn von
Froriep: „Neue Notizen, im December, Nr. 252, S.
231,“ überging. Obschon wir Willens waren, später ausführlicher
darüber zu berichten, so sahen wir uns doch durch die jüngst (aus dem
Oesterreichischen Beobachter entlehnte) in der preußischen Staatszeitung vom 4.
März enthaltene, während des Drukes des Berichtes der Section erschienene Notiz,
daß Herr von Ettingshausen
dergleichen ebenfalls dargestellt habe,Man vergl. S. 78 in diesem Bde. des polytechn. Journals. veranlaßt, an unsere ältere Beobachtung zu
erinnern, woran wir einen kurzen Bericht über das ganze Verfahren und die
Anwendung des Hydro-Oxygengas-Mikroskops zu dergleichen Zweken
überhaupt knüpfen wollen.
Die schlesische Gesellschaft für vaterländische Cultur vermehrte auf unsern
Vorschlag ihren physikalischen Apparat durch ein mittelst des Drummond'schen
Lichtes erleuchtetes Mikroskop, gewöhnlich
Hydro-Oxygengas-Mikroskop genannt, welches in der That
vortreffliche Dienste leistet, wenn es sich darum handelt, nicht etwa specielle
Untersuchungen anzustellen, sondern bereits erlangte mikroskopische Resultate
einem größeren Auditorium mitzutheilen. Von den thierischen Organisationen
lassen sich nach den Erfahrungen unseres Freundes, Herrn Professors Purkinje, die Structur der
Oberhaut und der übrigen Horngebilde, die Darmzotten, die Capillargefäße, nach
ihren mannichfaltigen Verzweigungen, die Knochen, Zähne, das Muskel-,
Nerven- und Drüsengewebe, nach zwekmäßiger Präparation darstellen, so wie
auch die äußeren Bedekungen aller Thierklassen, Haare, Schuppen, Panzer,
Flügeldeken, Flügel, der verschieden geformten Augen, Fühlhörner, Extremitäten,
Eingeweide, und bei sorgfältiger Zubereitung auch das Nervensystem, kleine,
durchsichtige Thiere, Larven von Wassernymphen, kleine Wasserkrebse, Infusorien
der größeren Art, einen eben so trefflichen als belehrenden Anblik gewähren.
Jedoch viel nüzlicher und brauchbarer ist das Instrument für die Anatomie der
Pflanzen, wo es so oft darauf ankommt, die mikroskopische Structur eines
größeren Abschnittes zu übersehen, als man jemals unter einem gewöhnlichen
Mikroskop zu überbliken vermag, wie z.B. Querschnitte von Pflanzenstämmchen, um
das Verhältniß und die Lage der Gefäße und Zellen zu einander deutlich zu
machen. Hinreichend klar erschien uns unter Anderm das Zellgewebe in seinen
verschiedenen regelmäßigen und unregelmäßigen Formen, Haare, wie z.B. die in den
Luftgängen der Blumenstiele der Nymphaea-Arten, die festen Secrete in den Zellen (die
Stärkemehlkörner und die Krystalle oder Raphiden),
ferner die Spiralgefäßbündel, die Spiralgefäße selbst aber nur im abgerollten
Zustande, die Umrisse der Pollen nebst dem heraustretenden Inhalte, den
gegliederten Ring der Fruchtkapsel der Farrnkräuter u.s.w., so daß man in der
That, wie einer von uns (Göppert) bereits gethan, einen fast vollständigen
Cursus der Anatomie und Physiologie der Pflanzen, der nur bei einigen genauem,
die Wandungen der Gefäße z.B. betreffenden Parthieen durch das zusammengesezte
Mikroskop nachzuhelfen ist, einem größern Publicum, mit Hülfe dieses
Instruments, zu erläutern vermag. Unser Verfahren hiebei war, daß wir das zu
verwendende Wasser- und Sauerstoffgas aus getrennten Gasbehältern unter
0,7 Meter (2 Fuß) Wasserdruk in ein Rohr mit Platinspize gegen einen drehbaren
Kalkcylinder entzündet treten ließen, und das durch das Erglühen des Kalkes
erzeugte LichtHerr Director Gebauer wiederholte auch in der allgemeinen Sizung am
28. Oktober die merkwürdigen Versuche von Gaudin, durch Schmelzen der Thonerde mittelst der
Knallgasflamme Sapphir und durch Zusaz eines
Minimums von chromsaurem Kali Rubin
darzustellen (polytechnisches Journal
Bd. LXXIII. S. 316.), mit
gleichem glüklichen Erfolge, indem die so erhaltenen Producte dieselbe
Härte wie jene Edelsteine und die Sapphire auch gleiche Durchsichtigkeit
zeigten.A. d. O. durch zwei 5 1/2zöllige Linsen von 12 Zoll Brennweite und eine kleinere von 6 Zoll
Brennweite auf einen kleinern Brennraum concentrirten, in welchen wir das Object
stellten. Hinter das Object wurden die Vergrößerungslinsen passend eingefügt und
die erzeugten Bilder auf einer gegenüber gestellten weißen Tafel aufgefangen.
Rükt man die Tafel, auf welche das Bild fällt, dem Instrumente hinreichend nahe,
so erhält dasselbe so bestimmte Umrisse, wie es zur Darstellung einer Zeichnung
nothwendig wird. Nimmt man statt des Schirmes ein mattgeschliffenes Glas, so
erscheint das Bild mit solcher Helligkeit, daß eine Durchzeichnung mit großer
Genauigkeit stattfinden kann. Die Deutlichkeit und Schärfe der Bilder wird noch
um Vieles erhöht, wenn man die von Herrn Seligue mit so vielem Erfolge angewandte
Combination mehrerer achromatischer Linsen auch hier versucht, wozu wir
treffliche, von Hrn. Schiel in Berlin gefertigte Linsensäze, die Combination 1, 2, 3,
und 3, 4, 5, verwendeten. Jedoch darf man seine Erwartungen nicht zu hoch
spannen, und nicht vergessen, daß hier immer nur die Schatten der Gegenstände
sichtbar werden, und daß daher das Instrument, möchte es auch noch so sehr
verbessert werden, niemals das gewöhnliche Mikroskop an Schärfe und Bestimmtheit
der Umrisse auch im entferntesten zu ersezen, geschweige zu feineren
mikroskopischen Untersuchungen zu dienen vermag. Die oben genannten Gegenstände
mikroskopischer Anatomie lassen sich allerdings darstellen, aber sehr zarte,
durchsichtige, wie Längsschnitte engwandiger Zellen und Gefäße, so wie
Vertiefungen (Punkte), Streifen, Spiralwindungen auf den Wänden derselben, wie
überhaupt äußerst durchsichtige Objecte, wie sie bei dem Studium der
Entwikelungsgeschichte der Thiere und Pflanzen vorkommen, kann man, weil sie einen zu geringen Schatten werfen, niemals
auf eine Weise verdeutlichen, daß man irgend eine genaue Vorstellung davon zu
erlangen vermöchte. So sieht man, um dieß nur durch ein paar Beispiele zu
beweisen, die Zellen, aber nicht die Intercellulargänge, wie schon erwähnt; man
erkennt die in den Luftgängen der Nymphaea-Arten sizenden Haare, aber nicht die punktirte
Beschaffenheit ihrer Zellen; man erkennt das Sazmehl in den Zellen der Kartoffel
als schwärzliche Körnchen, ohne natürlich auch nur einen Begriff von ihrer
eigentlichen Structur, der concentrischen Beschaffenheit ihrer Häute zu
erlangen; bei dem Querschnitte eines dikotyledonen Stämmchens erscheinen die
Rindenzellen nicht, wenn sie zu viel grüne Körner oder andere feste Secrete
enthalten, und eben so wenig die Bast- und Markstrahlenzellen, weil sie
zu eng sind, um das Licht hindurchzulassen, aber wohl die Zellen des Markes, die
punktirten Gefäße und die größeren Holzzellen und dergleichen mehr. Bei weichen
Pflanzentheilen, die sich nur unter Wasser deutlich zeigen lassen, steigern sich
noch die Schwierigkeiten, insofern es äußerst schwer hält, Objecte ohne
Luftblasen zwischen Glasplatten einzuschließen. Sind die lezteren vorhanden, so
tragen sie augenbliklich zur Veränderung des Focus bei, und der Gegenstand wird
nur theilweise oder unvollkommen dargestellt. – Dessen ungeachtet kamen
wir eben durch diese Versuche auf den Gedanken, die glänzende Entdekung von
Herrn Daguerre auf diese
Weise auch zur Fixirung mikroskopischer Bilder zu verwenden. Wir verfuhren dabei
ganz nach der von demselben publicirten Beschreibung bei der Behandlung der dazu
zu verwendenden plattirten Kupferplatten, und brachten nur die zubereitete
jodirte Platte anstatt in die Camera obscura, in den
Focus der Vergrößerungs-Linse des
Hydro-Oxygengas-Mikroskops, und sezten sie 15 bis 20 Minuten lang
der Einwirkung des Knallgaslichtes aus – eine Zeit, die, unserer
Erfahrung gemäß, vollkommen ausreichte. – Alles,
was wir nun mittelst des Hydro-Oxygengas-Mikroskopes zu zeigen
vermögen, läßt sich natürlich auf diese Weise auch auf die jodirte
Kupferplatte fixiren, und zwar in der Art, daß das erhaltene Bild eine
Mattweiße Abbildung der durchsichtigen Theile des Objectes darstellt, der
Körper des Objectes selbst aber unbezeichnet bleibt, indem an seiner Stelle
die Platte nur mit Metallglanz erscheint. – Jedoch können wir
nicht umhin, zu bemerken, daß diese Versuche, ungeachtet des erwünschten
Erfolges, doch, rüksichtlich ihrer Umständlichkeit und der Kostspieligkeit der
dazu erforderlichen Apparate, gegenwärtig wenigstens,
mehr wissenschaftlich interessant, als eben von großem praktischem Nuzen zur
Anfertigung mikroskopischer Zeichnungen, wie vielleicht Viele und auch wir
anfangs hofften, zu seyn scheinen. So angenehm es uns auch war, dem
Dagurrre'schen Verfahren zuerst auf diese Weise eine größere Anwendbarkeit
gegeben zu haben, sind wir doch weit davon entfernt, das von uns Erlangte
überschäzen zu wollen, und schrieben diese Bemerkungen nur nieder, um auch
Andere davor zu bewahren.“