Titel: | Ueber die Entfärbung des Palmöhls; von W. Davidson. |
Fundstelle: | Band 76, Jahrgang 1840, Nr. CVII., S. 459 |
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CVII.
Ueber die Entfaͤrbung des
Palmoͤhls; von W.
Davidson.
Aus dem Edinburgh new philosoph. Journal. Jan. bis April
1840, S. 256.
Davidson, uͤber Entfaͤrbung des
Palmoͤhles.
Das Palmöhl hat man lange in geringer Menge bei der Fabrication gelber Seife
angewendet, es kann aber wegen der großen Menge Farbstoff, welchen es enthält,
niemals den Talg selbst bei gelber Seife ersezen, wenn ihm nicht theilweise oder
ganz sein Farbstoff entzogen wird. Die Seifenfabrikanten haben sich zu diesem Zweke
der Salpetersäure bedient, und sie hat die Wirkung, dem Oehle eine blaßgelbe Farbe
zu geben. Sobald aber die mit ihm vereinigte Säure durch das Alkali bei der
Seifenbereitung gesättigt wird, kommt die dunkelrothe Farbe des Oehles wieder zum
Vorschein. Dieses Verfahren hilft also nichts. Es ist daher ein Bedürfniß Palmöhl so
zu entfärben, daß seine Farbe nicht im Geringsten beim Zusezen des Alkali's wieder
zum Vorschein kommt. Denn aus den im Großen angestellten Versuchen von
Seifenfabrikanten hat sich ergeben, daß Palmöhl mit Natron eine so gute Seife
bildet, als dieses Alkali mit Talg. Chlorkalk besizt die Eigenschaft, dem Palmöhl
seine Farbe gänzlich zu entziehen. Wird aber der Kalk nicht von ihm abgeschieden, so
werden seine Eigenschaften zerstört. Dieß kann indessen leicht durch folgendes
Verfahren bewirkt werden, und da der Preis des Palmöhles 10 Proc. und darüber
wohlfeiler ist als Talg, so leuchtet das Vortheilhafte bei Anwendung des erstern
ein.
Man nimmt 7 bis 14 Pfd. Chlorkalk und ungefähr zwölfmal so viel Wasser. Der Chlorkalk
wird in einem Mörser oder in einem Apparate ähnlicher Art zerrieben, unter
allmählichem Zusezen eines Theiles Wasser, so daß die Masse zuerst einen
schlüpfrigen und weichen Teig bildet, und dann des übrigen, welches dem Ganzen die
Consistenz von Sahne gibt. Der Zwek dieses sorgfältigen Zerreibens ist, jedes
Theilchen von dem Pulver zu zermalmen, so daß es nachher zu inniger Vereinigung mit
dem Oehle geeignet ist. Dann werden 112 Pfd. Palmöhl flüssig gemacht, und wenn das
Ganze geschmolzen ist, so entfernt man das Feuermaterial von dem Ofen, gießt die
Chlorkalklösung hinein und rührt sorgfältig mit einem Stüke Holz um, so daß sich das
Ganze innig verbindet. Man läßt es dann erkalten und hart werden, zertheilt es
nachher in so kleine Stüke als möglich und sezt diese zwei oder drei Wochen der Luft
und dem Lichte aus. Hierauf wird es in das Gefäß gebracht, welches sogleich
beschrieben werden soll; es wird dieselbe Gewichtsmenge Schwefelsäure (welche zuvor mit etwa 20
Theilen Wasser verdünnt wurde), wie vom Chlorkalke, zugesezt, bei einer mäßigen Hize
gekocht, bis das Oehl klar von dem hölzernen Rührer abläuft. Beim Beginnen des
Siedens schäumt die Flüssigkeit leicht auf, was durch beständiges Rühren und
gelegentlich durch Zusezen von kaltem Wasser gemäßigt werden muß. Nachdem das Ganze
hinlänglich gekocht hat, was je nach der angewandten Menge verschieden ist, kann man
es erkalten lassen, worauf das Palmöhl oben sich befindet und die saure Flüssigkeit
mit dem unlöslichen schwefelsauren Kalk zu Boden gesunken ist. Bei diesem Verfahren
ist die Anwendung von mehr Säure vorgeschrieben worden, als zur völligen Zersezung
des Chlorkalkes erforderlich ist. Aber ein Ueberschuß von Säure erleichtert die
Klärung des Oehles und kann für eine künftige Operation aufbewahrt werden, um keinen
Verlust zu erleiden.
Das sich am besten dazu eignende Gefäß ist ein gußeiserner, mit Blei ausgelegter
Kessel, welcher über einem gewöhnlichen Ofen angebracht ist; denn dieses Metall wird
von dem entweichenden Chlor und der Säure weniger angegriffen als Eisen oder Kupfer.
Aus diesem Grunde dürfen auch keine aus den leztern beiden Metallen verfertigte
Mörser zum Zerreiben des Chlorkalkes mit Wasser gebraucht werden.
Ein beträchtlicher Vortheil wird dadurch erhalten, daß man das Palmöhl einige Zeit
mit dem Chlorkalke in Verbindung läßt, ehe man es mit Schwefelsäure kocht, denn
selbst eine Woche bewirkt eine beträchtliche Veränderung in dem Fortschreiten der
Entfärbung. Dieß läßt sich leicht erklären. Das Chlor des Chlorkalkes wirkt in dem
einen Falle allmählich auf das Oehl, so daß es dasselbe seiner Farbe beraubt, und
wird ganz darauf verwendet. Kocht man aber sogleich, nachdem beide vereinigt sind,
so entweicht eine beträchtliche Menge Chlor. Auch erspart man dadurch viel, daß man
den ganzen Chlorkalk in Gestalt eines dünnen Breies mit dem Oele verbindet, statt
ihn in klarer Auflösung damit zusammenzubringen; denn bei dem lezteren Verfahren
vereinigt sich ein beträchtlicher Theil der Flüssigkeit nicht völlig mit dem Oehle,
und man benüzt folglich nicht seine ganze entfärbende Kraft. Es wird jedoch weit
mehr Säure erfordert, wenn sich der ganze Chlorkalk mit dem Oehle verbunden hat, als
wenn man eine klare Auflösung gebrauchte. Da aber Schwefelsäure viel wohlfeiler als
Chlorkalk ist, so ist ein Ueberschuß derselben weniger kostspielig als ein
Ueberschuß von lezterem. Diese Behandlung mit der größten Menge von Chlorkalk,
welche angegeben wurde, macht das Palmöhl so weiß wie gewöhnlicher käufliches Talg,
wenn sich das Oehl und
der Chlorkalk nur innig mit einander verbunden haben und die Masse eine oder zwei
Wochen der Luft und dem Lichte ausgesezt wurde, und es kann zur Bereitung von weißer
Seife gebraucht werden. Soll es aber zur Bereitung gelber Seife angewendet werden,
so braucht es nicht so sehr gebleicht zu werden und es ist daher weit weniger
Chlorkalk und Schwefelsäure erforderlich.
Zusaz.
Dr. Fyfe hat das von Davidson vorgeschlagene Verfahren mit einem Palmöhl
versucht, dessen Farbe sehr dunkel war, und es gelang vollkommen dasselbe so weit zu
bleichen, daß es zur Bereitung weißer Seife verwendet werden konnte. „Ich
finde, sagt Fyfe, bloß einen Einwand gegen das
Gelingen der praktischen Anwendung dieses Verfahrens. Der Chlorkalk bleicht bei
seiner ersten Anwendung bis zu einem gewissen Grade, und das vollständige
Bleichen scheint nachher durch die Einwirkung des Lichtes bewirkt zu werden.
Hieraus folgt die Nothwendigkeit, das erstarrte Oehl in Stüke zu zerbrechen und
es häufig umzurühren, so daß immer neue Oberflächen dem Lichte ausgesezt werden.
Geschieht dieß nicht, so geht die Entfärbung langsam vor sich. Bei ein wenig
Oehl kann das Bleichen in einem oder zwei Tagen bewirkt werden. Die Zeitdauer
hängt natürlich von der Beschaffenheit des Wetters ab. Bei Sonnenschein geht es
schnell vor sich. Ist die Menge sehr groß, so läßt sich vermuthen, daß eine weit
längere Zeit dazu erforderlich ist, als Dr. Davidson erwähnt. Dieß ist aber eine bloße
Vermuthung. Die behandelte Menge überstieg bei mir nicht ein Viertel Pfund, und
doch waren bei sehr häufigem Umrühren fast vierzehn Tage dazu erforderlich.
Indessen war mit Ausnahme der drei lezten Tage das Wetter ungünstig, indem nur
wenig Sonnenschein war. Ist dieser Einwand bei Anwendung des Verfahrens im
Großen ungültig, so betrachte ich das vorgeschlagene Verfahren als wohl
geeignet, den beabsichtigten Zwek zu erreichen.“