Titel: | Verbesserungen an einigen für die Eisenbahnen und Eisenbahnwagen bestimmten Vorrichtungen und Apparaten, worauf sich John Hawkshaw, Civilingenieur in Manchester, am 17. Decbr. 1838 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. IV., S. 15 |
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IV.
Verbesserungen an einigen fuͤr die
Eisenbahnen und Eisenbahnwagen bestimmten Vorrichtungen und Apparaten, worauf sich
John Hawkshaw,
Civilingenieur in Manchester, am 17. Decbr.
1838 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts. Oktbr. 1839, S.
74.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Hawkshaw's Verbesserungen an einigen fuͤr die Eisenbahnen
bestimmten Vorrichtungen.
Meine Erfindungen, sagt der Patentträger, betreffen: 1) eine neue Vorrichtung, welche
auf den Eisenbahnen an den sogenannten Ausweichzungen (switches or shunts), oder an den beweglichen Schienen, deren man sich
gewöhnlich bedient, um die Maschinen und Wagen von einer Bahnlinie auf eine andere
zu versezen, angebracht werden soll, und die ich einen Ausweichzungenschüzer (switch or shunt protector) nenne.
Im Allgemeinen gibt man den Ausweichzungen für die Richtung, in der die Wagenzüge mit
der größten Geschwindigkeit zu laufen haben, eine bestimmte Stellung, so zwar, daß
nur für die minder befahrene Richtung, in welcher die Wagen mit geringerer
Geschwindigkeit fahren, eine Veränderung ihrer Stellung erforderlich wird. Die von
mir erfundene Vorrichtung hat nun hauptsächlich den Zwek, die Ausweichzungen stets
in einer dem Hauptverkehre entsprechenden Stellung zu erhalten. Wenn sich Gelegenheit zur Versezung
der Maschine oder der Wagenzüge auf eine andere Bahnlinie ergibt, so geschieht dieß,
indem Jemand den Ausweichzungenschüzer in einer diesem Zweke entsprechenden Stellung
hält. Unmittelbar nach vollbrachter Versezung läßt die Person den Griff des
Apparates los, wo derselbe dann augenbliklich und durch seine eigene Thätigkeit in
seine frühere Stellung zurükkehrt, und dabei auch die Ausweichzungen wieder in die
dem Hauptverkehre entsprechende Stellung zurükbringt und in dieser erhält, damit
jede Unterbrechung der Hauptbahnlinie beinahe unmöglich gemacht wird.
Sie betreffen 2) die Anwendung einer eigenen Platte an den beweglichen Schienen, um
dadurch deren Gebrauch sicherer zu machen, als es bisher der Fall war. Da nämlich
diese Platte mit einer Schrägfläche versehen ist, und da zugleich mit ihr auch mein
Ausweichzungenschüzer in Anwendung kommt, so ist man hiedurch in Stand gesezt, in
einigen Fällen mit großem Vortheile und größerer Bequemlichkeit doppelte Schienen
anstatt der Ausweichzungen zu benuzen.
Sie betreffen: 3) die Eisenbahnwagen und bestehen in einer Vorrichtung, mit deren
Hülfe man Maschinen, Wagen oder Waggons an einander hängen und näher an einander
bringen kann. Dieser Zwek wird durch eine einfache Bewegung und mittelst eines
kleinen Excentricums, welches sich zwischen den beiden Enden des Verbindungsgliedes
bewegt, erreicht. Da jedoch das Excentricum eine Kurbel ersezt, und da folglich die
Kurbel hier auch als Ersaz des Excentricums gebraucht werden kann, so läßt sich das
Verbindungsglied der Wagen sowohl mit einem Excentricum als mit einer Kurbel
handhaben.
Die Abbildungen, zu deren Beschreibung ich nunmehr sogleich übergehen will, werden
alle diese Vorrichtungen für Sachverständige hinreichend versinnlichen.
Fig. 3 ist ein
Frontaufriß meines verbesserten, selbstthätigen Mechanismus, welcher an Eisenbahnen
angebracht werden soll. Um dessen innere Einrichtung anschaulicher zu machen, ist
die vordere Platte weggenommen. Fig. 4 ist ein Grundriß
desselben, woran zu gleichem Zweke die Dekplatte beseitigt ist, und woran man ihn
mit einer beweglichen oder doppelten Schiene in Verbindung gebracht sieht. Fig. 5 zeigt
ihn in Verbindung mit einer gewöhnlichen Ausweichzunge. Fig. 6 gibt einen
senkrechten Durchschnitt des Apparates.
Die Hauptbahnlinie oder jene, auf welcher der Hauptverkehr in der Richtung der Pfeile
Statt findet, ist mit a, a bezeichnet; die Abweichung
von ihr findet bei b, b Statt. Die Schienen oder
Ausweichzungen sind durch
die horizontalen Eisenstangen c, c mit dem Apparate oder
dem sogenannten Ausweichzungenschüzer verbunden, und werden auf die gewöhnliche
Weise mit Hülfe des Excentricums d in Bewegung gesezt.
Um nun die Ausweichzungen zu bewegen und den Haupttheil meiner Erfindungen in
Thätigkeit zu bringen, hat der Bahnwächter den Hebel e
in horizontale Stellung niederzudrüken und ihn, während der Wagenzug von der
Hauptbahnlinie a, a auf die Nebenbahnlinie b, b übergeht, in dieser Stellung zu erhalten, wodurch
die Theile in jene Stellung gelangen, die man in Fig. 4 durch punktirte
Linien angedeutet sieht. Durch dieses Niederdrüken des Hebels e wurde nämlich mittelst des an der Welle g
befindlichen Winkelrades f und des an der Welle i befindlichen Getriebes h
das Excentricum d veranlaßt einen halben Umlauf zu
machen, wodurch die Ausweichzungen in Bewegung gesezt wurden, während zugleich auch
das Gegengewicht k, welches an der Welle g aufgehängt ist, emporgehoben ward. Ist nun aber der
Wagenzug von der Haupt- auf die Nebenbahnlinie übergetreten, so wird in dem
Augenblike, wo der Bahnwächter den Hebel e losläßt, der
beschriebene Mechanismus, d.h. das Gegengewicht in Verbindung mit den Winkelrädern
und dem Excentricum alsogleich die Ausweichzungen wieder in ihre frühere Stellung
zurükbringen, so daß die Hauptbahnlinie wieder ohne Unterbrechung in ihrer Richtung
hergestellt ist. Zu noch größerer Sicherheit kann man durch dieselbe Bewegung, die
das Excentricum in Thätigkeit sezt, und mittelst der Winkelräder l, m auch die gerade stehende Spindel n, die an ihrem oberen Ende ein Signal trägt, umtreiben
lassen, um dadurch dem Maschinisten die Stellung der Ausweichzungen anzudeuten.
Dem Signale kann man verschiedene Einrichtungen geben. Ich verwendete bisher dazu
eine schwarz und weiß angestrichene Scheibe o, der ich
eine solche Stellung gebe, daß die Fläche der Scheibe in die Richtung der Schienen
fällt, wenn die Ausweichzungen sich in der für den Hauptverkehr geeigneten Stellung
befinden. In dieser Stellung kann der Maschinist das Signal nur von der Seite sehen.
Da aber dieselbe Bewegung, welche die Ausweichzungen bewegt, auch das Signal um den
vierten Theil eines Umganges bewegt, so ist klar, daß hiedurch das Signal dem
Maschinisten in seiner ganzen Ausdehnung sichtbar wird. Damit dieser Theil des
Apparates auch bei Nacht Dienste leisten kann, braucht man in der Mitte der Scheibe
o nur eine Lampe zu fixiren, welche auf diese Weise
unter den oben angegebenen Umständen sichtbar oder unsichtbar seyn wird.
Aus Fig. 5 wird
man sehen, daß an den beweglichen Schienen noch eine eigene Platte oder Bahn p, p angebracht ist. Diese Platte hat auf ihrer Oberfläche eine
etwas schräge Fläche q, welche jede Maschine oder jeden
Wagen, der zufällig längs der Bahnlinie b, b hinlaufen
möchte, emporhebt, so daß derselbe leicht auf die Hauptlinien a geleitet werden, und nicht an den Enden der Nebenbahnlinie b die Schienen ganz und gar verlassen kann. Diese
Vorrichtung trägt sehr zur Sicherheit bei, und soll in Verbindung mit dem oben
beschriebenen Apparate auf die aus Fig. 5 ersichtliche Weise
angewendet werben.
Mein verbessertes Verbindungsglied für Maschinen und Wagen, wodurch die Wagen der
Wagenzüge enger mit einander verbunden werden können, erhellt aus dem seitlichen
Aufrisse Fig.
7 und aus dem Grundrisse Fig. 8. a, a sind die Augen oder Oehren des Verbindungsgliedes,
welche zur Aufnahme der an den Enden der Wagen angebrachten Haken dienen. An einem
dieser Oehren befindet sich eine kreisrunde Fuge b, in
welcher das Excentricum c läuft. Dieses Excentricum ist
an einem kleinen Zapfen d, an dem das andere Oehr
mittelst der parallelen Arme e, e festgemacht ist,
fixirt. Ferner ist an demselben Zapfen auch ein Griff oder Hebel f befestigt, womit das Excentricum in der Fuge b umgedreht werden kann. Es ist hienach klar, daß durch
eine einfache Bewegung des Griffes, durch die das Excentricum um einen halben Umgang
gedreht wird, das Verbindungslied nach Belieben verlängert oder verkürzt wird, wie
dieß in Fig. 7
durch punktirte Linien angedeutet ist. An einem in den Arm e eingelassenen Zapfen bewegt sich ein kleiner Federfänger g, der, wenn ein halber Umlauf geschehen, in einen an
dem Excentricum befindlichen Ausschnitt einfällt, so daß hiedurch das
Verbindungsglied in seiner verkürzten Länge erhalten wird.