Titel: | Verbesserter Sicherheitsapparat für Dampfkessel, worauf sich Moses Poole im Lincoln's Inn in der Grafschaft Middlesex, am 11. Septbr. 1859 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. XXIII., S. 93 |
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XXIII.
Verbesserter Sicherheitsapparat fuͤr
Dampfkessel, worauf sich Moses
Poole im Lincoln's Inn in der Grafschaft Middlesex, am 11. Septbr. 1859 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Mai 1840,
S. 247.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Poole's Sicherheitsapparat fuͤr Dampfkessel.
Gegenwärtige Erfindung betrifft 1) die Anwendung dünner Oberflächen, welche bei jeder
wesentlichen Zunahme des Dampfdrukes im Kessel zerspringen, und welche ohne daß die
Thätigkeit des Kessels unterbrochen zu werden brauchte, durch neue derlei
Oberflächen ersezt werden
können, so daß sie ein zu jeder Zeit verlässiges Sicherheitsmittel gewähren.
2) die Ausstattung der Dampfkessel mit einer eigenthümlichen Pfeife, welche Laute
gibt, so oft das Wasser im Kessel unter den entsprechenden Stand sinkt.
Die Zeichnung in Fig. 23 zeigt einen Theil eines mit diesen Verbesserungen ausgerüsteten
Dampfkessels, an welchem der größeren Deutlichkeit wegen der Apparat im
Durchschnitte dargestellt ist. a ist eine in dem Kessel
gelassene Oeffnung oder Mündung, über welcher der Apparat angebracht ist. b ist eine Röhre oder ein Canal, durch welche der Dampf
strömen kann, wie aus der Zeichnung zu ersehen ist. Diese Röhre endigt sich in eine
Erweiterung c, und in dieser bringe ich die sogenannte
Sicherheitsplatte an. Auf diese leztere, welche man in d
sieht, drükt ein Ring e, welcher, damit seine Ränder die
Platte, die von Unten gegen ihn angedrükt wird, nicht durchschneiden, eine
glokenförmige Mündung hat. Zur Befestigung der Sicherheitsplatte an der ihr
zukommenden Stelle dient ein mit einem Randkranze versehener Ring f, der in den oberen Theil des Röhrenendes c geschraubt wird. Die Oberfläche, auf der die Platte
d ruht, hat einen erhabenen Ring, über den die
Platte d gebogen wird, damit sie an den Rändern herum
noch fester hält. Das Vorhängeschloß g dient zur
Sicherung des Kranzes des Ringes f auf dem oberen Ende
der Röhre b, so daß nur der, der den Schlüssel zu diesem
Schlosse besizt, zu der Sicherheitsplatte d gelangen
kann. Bemerken muß ich hiebei, daß ich mich, so einfach und sachdienlich die hier
beschriebene, zur Fixirung der Sicherheitsplatte bestimmte Vorrichtung erscheint,
doch keineswegs auf dieselbe beschränke; sondern daß diese Befestigungsweise
vielmehr ohne Beeinträchtigung meiner Erfindung mannichfach modificirt werden kann.
h ist ein Hahn, dessen Zapfen, wie die Zeichnung
angibt, gleichfalls unter Verschluß gesezt ist. Das Ende der Röhre b ist sowohl unter als über der Platte d mit Wasser gefüllt, damit hiedurch die Platte d stets auf gleicher Temperatur erhalten werde.
Wenn nun bei der Anwendung dieses Apparates der Druk im Kessel einen höheren als den
zur Arbeit im voraus bestimmten Grad erreicht, so wird die Platte d zerspringen, und also, indem sie dem Dampfe Austritt
gestattet, den Druk im Kessel vermindern. Die zersprungene Platte kann, ohne daß man
die Thätigkeit des Kessels zu unterbrechen brauchte, durch eine neue ersezt werden,
und zwar indem man den Hahn h schließt, die zersprungene
Platte nach Abschraubung der zu ihrer Fixirung dienenden Ringe beseitigt, und eine
neue dafür einsezt. Ich habe den gesammten Apparat eine Röhre genannt, weil er, wenn alle seine Theile
mit einander verbunden sind, wirklich eine fortlaufende gebogene Röhre bildet. Die
ganze Einrichtung und Anordnung ist so deutlich, daß es keiner weiteren Beschreibung
derselben bedarf; doch muß ich bemerken, daß die Mündung b',
b' eine solche Weite haben muß, daß sie einerseits im Falle des
Zerspringens der Platte dem Dampfe den zur Aufhebung seines übermäßigen Drukes
erforderlichen Ausweg gestattet; andererseits hingegen aber auch nicht so groß ist,
daß eine zu heftige, dem Kessel gefährliche Explosion dadurch entstehen könnte. Am
geeignetsten ist es hiebei, sich nach der Regel zu richten, welche in der
französischen Ordonnanz vom 29. Oktober 1823 gegeben ist, und hienach die Weite der
Mündung mit der Heizoberfläche des Kessels in Verhältniß zu bringen. Wenn man
nämlich jeden Theil des Kessels, der einigermaßen als Heizoberfläche gelten kann,
gemessen hat, erhält man den Durchmesser, der im Verhältnisse zu dieser der Mündung
gegeben werden soll, nach folgender Formel:
Textabbildung Bd. 77, S. 94
In dieser Formel ist D der in Centimetern ausgedrükte
Durchmesser; c die direct oder indirect durch Feuerzüge
der Einwirkung der Hize ausgesezte Kesseloberfläche in Quadratmetern ausgedrükt; n der Druk, unter dem der Kessel arbeitet. Das Resultat
A ist der Werth von D
oder der Durchmesser der Oeffnung b', b'.
Das Material, welches ich zur Anfertigung der Sicherheitsplatten verwende, ist Blei;
doch binde ich mich keineswegs hieran; denn meine Erfindung beruht weder auf dem
Materiale, noch auch im Allgemeinen darauf, daß ich an dem Kessel schwache, einem
stärkeren Druke nachgebende Stellen anbringe; sondern sie beruht auf einer solchen
Anwendung der zerspringbaren Platten, daß der Kessel durch das Zerspringen einer
derlei Platte nicht außer Thätigkeit gesezt wird, und daß die zersprungene Platte
leicht wieder durch eine neue ersezt werden kann. Die diesen Platten zu gebenden
Diken erhellen aus folgender Tabelle.
Durchmesser.
1 1/2 Atmos.
2 Atmos.
2 1/2 Atmos.
3 Atmos.
4 Atmos.
5 Atmos.
6 Atmos.
7 Atmos.
Zoll.
Zoll.
Zoll.
Zoll.
Zoll.
Zoll.
Zoll.
Zoll.
Zoll.
6 11/15
0 1/128
0 2/128
0 3/128
0 4/128
0 6/128
0 9/128
0 12/128
0 16/128
Bei dieser Tabelle ist angenommen, als erfolgte die Berstung im Vacuum; da jedoch der
Kessel von Außen stets mit atmosphärischer Luft umgeben ist, so beginnt die Tabelle
eigentlich mit einem arbeitenden Druk von einer halben Atmosphäre. Es ist klar, daß,
wenn man einer Platte von einer bestimmten Dike einen größeren Durchmesser gibt, sie
bei einem geringeren Dampfdruke schon zerspringen wird; daß hingegen bei
Verkleinerung ihres Durchmessers zur Zersprengung derselben ein größerer Druk
erforderlich seyn wird. Durch einige Versuche wird man jedoch für jeden Druk die
erforderliche Dike und den gehörigen Durchmesser ermitteln können. Die Dampfröhre
b soll stets die Weite der Mündung b', b' haben; besser ist es, wenn sie um etwas weiter
ist.
Der hier beschriebene Apparat kann entweder für sich allein, oder zugleich mit
anderen Sicherheitsmitteln in Anwendung gebracht werden. Will man zugleich auch
gewöhnliche Sicherheitsventile benüzen, so sollen diese in der Art belastet werden,
daß sie dem Dampfe bei einem etwas geringeren Druke als der ist, bei dem die Platte
d zerspringt, Austritte gestatten.
Ich gehe nunmehr auf die Beschreibung des zweiten Theiles meiner Erfindung über.
Diesem gemäß soll nämlich auf einer in dem Kessel befindlichen Oeffnung mit einem in
diese einpassenden Zapfen n eine Pfeife m angebracht werden. Der Zapfen n soll an einem Schwimmer befestigt seyn, welcher am besten aus leichtem
Holze gearbeitet und mit Kupfer beschlagen wird. Die Vorrichtung o, o dient hiebei dazu, die Stange und den Zapfen n senkrecht zu erhalten, um deren Spiel zu versichern.
p, p sind Gewichte. So lange der Wasserstand im
Kessel die gehörige Höhe hat, wird der Zapfen geschlossen seyn, so wie hingegen das
Wasser fällt, wird auch der Zapfen herabsinken, wo dann Dampf durch die Pfeife fährt
und durch den hiedurch bewirkten Laut andeutet, daß es im Kessel an Wasser fehle.
Der Laut hört auf, so wie das Wasser im Kessel wieder aus die gehörige Höhe gebracht
worden.