Titel: | Verfahren die Daguerre'schen Lichtbilder wie Kupferplatten abdrukbar zu machen; von Dr. Berres in Wien. |
Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. XLIX., S. 207 |
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XLIX.
Verfahren die Daguerre'schen Lichtbilder wie Kupferplatten
abdrukbar zu machen; von Dr. Berres in Wien.
Aus Sturgeon's Annals of
Electricity. Jul. 1840, S. 75.)Unseres Wissens hat noch keine deutsche Zeitschrift über die wichtige Erfindung
des Hrn. Dr. Berres Näheres mitgetheilt. A. d. R.
Dr. Berres, Verfahren die Lichtbilder abzudruken.
Hr. Dr. Berres beschreibt das
von ihm entdekte Verfahren, die Daguerre'schen
Lichtbilder so zu äzen, daß sie wie gewöhnliche gravirte Kupferplatten abgedrukt
werden können, selbst folgendermaßen:
„Die Wiener Zeitung vom 18. April d. J. meldete, daß es mir gelungen sey,
ein Verfahren zu entdeken, um die Daguerre'schen
Lichtbilder gerade so wie geäzte Kupfer- oder Stahlplatten beliebig oft
abdruken zu können; ferner, daß ich diese Erfindung nächstens bekannt zu machen
beabsichtige.
„Als Mitglied dieser gelehrten Gesellschaft halte ich es für meine
Pflicht, derselben zuerst eine Entdekung mitzutheilen, welche den Künsten und
Wissenschaften in hohem Grade nüzlich zu werden verspricht. Vorher muß ich
bemerken:
1) daß man auf den mit Silber plattirten Kupferblechen, wie man sie gewöhnlich beim
Daguerréotyp anwendet, die Lichtbilder nur permanent fixiren, keineswegs aber
dieselben äzen und abdruken kann;
2) daß die Lichtbilder, welche geäzt werden sollen, auf Platten aus chemisch reinem
Silber und in der erforderlichen Intensität hervorgebracht seyn müssen;
3) daß die Lichtbilder mit Salpetersäure geäzt werden; wie es unten beschrieben
ist;
4) daß zu einer dauerhaften Fixirung der Lichtbilder eine galvanische Kraft nöthig
ist;
5) daß hingegen zum tiefen Aezen des Lichtbildes, so daß es gute Abdrüke liefern
kann, der chemische Aezproceß allein schon hinreicht.
„Meine Behandlung der Daguerre'schen
Lichtbilder zerfällt in zwei Hauptoperationen:
1) das dauerhafte Fixiren des Bildes und
2) das Aezen des auf der Platte vorher fixirten Bildes.
„Um die Daguerre'schen Lichtbilder mittelst
eines durchsichtigen Metallüberzuges zu fixiren, halte ich sie einige Minuten
lang über mäßig erwärmte Salpetersäure, so daß deren Dämpfe darauf wirken können
und lege sie dann in Salpetersäure von 13 oder 14° Reaumur, in welcher
vorher ziemlich viel Kupfer oder Silber oder beide Metalle zugleich aufgelöst
wurden. Es entsteht dann sehr bald ein Niederschlag von Metall, welchen man
beliebig stark werden lassen kann. Nun lege ich das mit Metall überzogene
Lichtbild in Wasser, reinige und trokne es und Polire es mit Kreide oder
Bittererde und einem trokenen Tuch oder weichen Leder. Der Metallüberzug wird
dadurch rein, klar und durchsichtig, so daß das Bild wieder leicht zu sehen ist.
Es ist die größte Sorgfalt und Aufmerksamkeit bei der Zubereitung der
Lichtbilder zum künftigen Abdruken nöthig; dieselben müssen dazu auch vollkommen
von Jod befreit und auf einer Platte von ganz chemisch reinem Silber dargestellt
worden seyn.
„Nach den Versuchen des Hrn. Kratochwila ist
man nur dann sicher die Lichtbilder für den Abdruk gehörig geäzt zu erhalten,
wenn die Silberplatte mit einer Kupferplatte verbunden ist, während ich
bisweilen, ohne jedoch einen Grund dafür angeben zu können, auf nicht plattirtem
Silberblech eine eben so tiefe Aezung erzielte.
„Die Platte muß nun am Rande oder an den Stellen, wohin keine Säure
gelangen soll, gefirnißt werden, worauf man sie eine oder zwei Minuten lang den
Dämpfen von Salpetersäure aussezt, welche auf 25° bis 30° R.
erwärmt ist; dann gießt man eine Auflösung arabischen Gummi's von
Honigconsistenz über sie und bringt sie für einige Minuten in horizontale Lage,
das Bild zu oberst. Hierauf legt man die Platte mittelst eines Zängelchens (dessen Enden durch
eine Schichte Asphalt oder harten Holzes geschüzt sind) in Salpetersäure von 12
oder 13° R., läßt die Gummischichte langsam abschmelzen oder verschwinden
und fängt dann an, jedoch behutsam und allmählich, in einiger Entfernung von der
Metallplatte, flüssige Salpetersäure von 25 bis 33° R. zuzusezen, um die
Aezkraft der Flüssigkeit zu verstärken. Wenn die Säure auf 16 oder 17° R.
gekommen ist und den bekannten beißenden Dampf ausstößt, wird das Metall weicher
und dann fängt gewöhnlich der Proceß an, wobei die schattigen Stellen auf der
Platte sich tief äzen. Dieß ist der entscheidende Moment, auf welchen die größte
Aufmerksamkeit gerichtet werden muß. Um zu Probiren, ob die Säure stark genug
ist, bringt man einen Tropfen von derjenigen, in welcher die Platte nun liegt,
auf eine andere Platte; wird diese davon nicht angegriffen, so muß man
fortfahren Salpetersäure zuzusezen; zerfrißt sie dieselbe hingegen zu stark, so
ist es nöthig die Säure mit Wasser abzuschwächen. War die Säure zu kräftig, so
wird ein weißer Schaum das ganze Bild bedeken und dann nicht nur die Oberfläche
des Bildes, sondern auch die ganze Oberfläche der Platte schnell zerfressen
werden; wird hingegen durch eine angemessene Stärke der Säure eine zarte und
ausdruksvolle Contour hervorgebracht, so ist eine günstige Beendigung der
Operation wahrscheinlich. Man hat sich nun bloß noch vor einer ungeeigneten
Vertheilung der Säure und vor der Entstehung eines Niederschlags zu hüten. Um
dieß zu erzweken, ziehe ich die Platte sehr oft aus der Flüssigkeit, wobei ich
die Säure auf denjenigen Theilen der Platte, welche am wenigsten angegriffen
wurden, sich anhäufen lasse, die Entstehung von Blasen und einem Niederschlag
aber durch eine sanfte Bewegung der Säure zu vermeiden suche.
„Auf diese Art muß die Operation fortgesezt werden, bis die Platte behufs
des Abdrukens gehörig geäzt ist; bei einiger Ausdauer und Geschiklichkeit ist
man bald im Stande nach der beschriebenen Methode Ausgezeichnetes zu leisten und
das ganze Verfahren wird sich gewiß noch vereinfachen lassen. Ich habe öfters
die Platte nicht über die warme Salpetersäure gehalten und also die Einwirkung
der Dämpfe unterlassen, auch versucht, den arabischen Gummi wegzulassen; das
Resultat war dann aber stets ungenügend und sehr oft wurde auch das Bild ganz
zerstört.Ueber Donné's Versuche, die auf
Silberblech erzeugten Lichtbilder behufs des Abdrukens zu äzen, vergl.
man S. 159 im vorhergehenden Hefte des polyt. Journals. Das Verfahren
die Lichtbilder abzudruken, kommt natürlich um so erwünschter, seitdem
man gefunden hat, daß das Licht der Oxyhydrogenflamme zur Photographie
eben so geeignet wie das Sonnenlicht ist und mit dem Knallgasmikroskop
erzeugte Bilder auch unmittelbar photographisch fixirt werden können. A.
d. R.