Titel: | Verfahren Leuchtgas durch Zersezung von Wasser und öhligen oder fettigen Substanzen zu fabriciren, nebst einem verbesserten Gasbrenner, worauf John Philip de Val Marino in Margaret Street, Grafschaft Middlesex, am 22. Jun. 1839 ein Patent erhielt. |
Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. LXXXIV., S. 841 |
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LXXXIV.
Verfahren Leuchtgas durch Zersezung von Wasser
und oͤhligen oder fettigen Substanzen zu fabriciren, nebst einem verbesserten
Gasbrenner, worauf John Philip de Val Marino in Margaret
Street, Grafschaft Middlesex, am 22. Jun. 1839
ein Patent erhielt.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, Aug. 1840,
S. 65.
Mir Abbildungen auf Tab.
V.
Val Marino's Leuchtgasbereitung.
Bekanntlich bleibt bei der Zersezung des Theeres, so wie der öhligen und fettigen
Substanzen behufs der Leuchtgasgewinnung, viel Kohlenstoff zurük, welcher aus Mangel an Wasserstoff und
Sauerstoff nicht in Gas verwandelt wird. Um Lezteres zu bewirken, nahm man zur
Zersezung des Wassers seine Zuflucht, war jedoch in dieser Hinsicht bei dem hiezu
eingeschlagenen Verfahren und angewandten Apparat meines Wissens nicht
glüklich.Der Patentträger spielt hier auf Selligue's
Leuchtgasbereitung an, die sich aber in der neuesten Zeit ganz bewährte und
womit feine Methode im Wesentlichen auch übereinstimmt. A. d. R.
Bei meinem Verfahren werden der Theer, die öhligen und fettigen Substanzen in
Cylindern (Retorten) über stark erhizten Kohks oder Holzkohlen vollkommen zersezt,
und auf gleiche Art wird auch das Wasser zersezt. Die gasförmigen Bestandtheile des
zersezten Wassers leite ich in eine stark erhizte Retorte, welche mit Kohks oder
Holzkohlen gefüllt ist und worin die Zersezung des Theers, der öhligen oder fettigen
Substanzen vorgeht; die Gasarten wirken dann so auf einander, daß der in den öhligen
Substanzen enthaltene Kohlenstoff vollkommen gesättigt, d.h. in Leuchtgas verwandelt
wird. Die verschiedenen Theere, öhligen und fettigen Substanzen enthalten
Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff in abweichendem Verhältnisse und erheischen
folglich bald mehr, bald weniger Wasser zur Auflösung oder Sättigung des
überschüssigen Kohlenstoffs; man muß daher nach den Resultaten der chemischen
Analyse dieser Körper die erforderliche Quantität Wasser berechnen.
Fig. 31 bis
34 ist
die Abbildung meines Gasapparats, Fig. 32 eine
Vorderansicht und Fig. 33 ein Querdurchschnitt desselben; er besteht aus drei senkrechten
Retorten, die in dem eigens construirten Ofen gehörig erhizt und auf einer
gleichförmigen Temperatur erhalten werden können; a, b
und c sind die drei Retorten, wovon die eine zur
Zersezung des Theers oder der öhligen und fettigen Substanzen, welche man benuzen
will, eine andere zur Zersezung des Wassers und die dritte dazu dient, die Zersezung
des Wassers weiter zu treiben. Alle drei Retorten haben gleiche Einrichtung; in dem
abgebildeten Apparate ist a diejenige, worin das Wasser
zersezt wird, b die zur Zersezung der öhligen Substanzen
dienende, und c diejenige, in welche die Gasarten aus
der Retorte a gelangen und weiter zersezt werden; der
Zwek ist nämlich, das Wasser vollkommen zu zersezen, ehe die
Producte desselben in die Retorte b kommen, um
sich mit den Producten der anderen Retorte zu verbinden. d ist ein Gefäß, welches Theer, Oehl oder Fett enthält. e ein Gefäß mit Wasser. f, f
sind zwei Heberröhren, welche in den oberen Theil der Retorten a und b einmünden; die
Gefäße d und e sind übrigens
mit Hähnen versehen, um den Zufluß der Flüssigkeiten reguliren zu können. Von jeder
der gußeisernen Retorten steht eine Röhre g heraus, die
mit deren unterem Ende verbunden ist und innerhalb welcher gewöhnliche Roststangen
hinauf- und herabgelassen werden können; die Kohks oder Holzkohlen in den
Retorten ruhen auf diesen Roststangen, welche eine kleine Menge Asche oder Staub von
den Kohks durchlassen. Die PfeileSie fehlen in der Originalzeichnung. deuten die Richtung der Gasarten in und von den respectiven Retorten an und
die Röhren h, i verbinden die Netorten a und c, so wie b und c.
Bei der Benuzung dieses Apparates füllt man die drei Retorten zuerst mit Kohks oder
Holzkohlen, verschließt dann ihre Enden und richtet Alles so vor, wie es in der
Zeichnung angedeutet ist; es ist übrigens nicht unumgänglich nöthig, daß die Retorte
c mit Kohlenstüken gefüllt wird. Die Retorten werden
alle 24 Stunden mit frischen Kohks gefüllt und stets auf guter Weißglühhize
erhalten; die öhligen Substanzen und das Wasser, lezteres im geeigneten
Verhältnisse, läßt man langsam hineinlaufen. Da es schwer ist, das gehörige
Verhältniß mit Genauigkeit herzustellen und die Heberröhren auch von Zeit zu Zeit
sich verstopfen könnten, so fand ich es sehr zwekmäßig, wenn man, um den
Wasserzufluß im Verhältnisse zur angewandten öhligen Substanz sicher dirigiren zu
können, in der Nähe der Retorte einen angezündeten Gasbrenner hat, womit der
Arbeiter die Beschaffenheit des Products beobachtet; sieht er, daß die Flamme
gefärbter ist als sie seyn sollte, so zeigt dieß an, daß zu wenig Wasser zufloß, und
er kann sich also bei einiger Uebung leicht in jedem Falle helfen. j ist die zum Gasometer führende Gasröhre, in welchen
dieses Leuchtgas, da es keiner Reinigung bedarf, unmittelbar vom Ofen geleitet wird.
Kohlentheer ist unter allen Substanzen, welche man als Material anwenden kann, die
wohlfeilste.
Fig. 35 zeigt
meinen verbesserten Gasbrenner in einer äußeren Ansicht und Fig. 36 im Durchschnitt.
Die äußere Fläche des oberen Theiles meines Brenners a
ist von a¹ nach a² kegelförmig, sonst aber wie gewöhnlich construirt, und b ist ein äußerer Kegel mit der Galerie für den
gläsernen Rauchfang. Die Luft strömt daher zwischen dem Brenner a und dem Kegel b den
äußeren Theilen der Flamme zu und ist dabei genöthigt durch die Flamme zu dringen,
so daß die Gasarten vollständiger verbrannt werben als bei den gewöhnlichen
Brennern.