Titel: | Weitere Verbesserungen in der Galvanoplastik oder dem galvanischen Verfahren Kunstwerke in Metall zu vervielfältigen; von Hrn. Thomas Spencer. |
Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. LXXXV., S. 343 |
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LXXXV.
Weitere Verbesserungen in der Galvanoplastik oder
dem galvanischen Verfahren Kunstwerke in Metall zu vervielfaͤltigen; von Hrn.
Thomas
Spencer.
Aus the Athenaeum No. 662.
Spencer's Verbesserungen in der Galvanoplastik.
In meiner früheren Abhandlung über das galvanische Verfahren Kunstwerke in Metall zu
vervielfältigen (polytechnisches Journal Bd. LXXV.
S. 34) sagte ich, daß ich meine Methode noch als unvollkommen betrachten
muß, bis sie auch zur Vervielfältigung von thönernen oder hölzernen Modellen,
Gypsgüssen, Holzschnitten etc. anwendbar ist; da nämlich der galvanische
Niederschlag immer auf eine metallische Oberfläche erfolgen muß, so schienen diese
speciellen Anwendungen des Verfahrens ihre Gränzen zu haben. Seitdem habe ich
zahlreiche Versuche angestellt, um die Schwierigkeiten zu überwinden; ich vergoldete
und bronzirte z.B. die Oberfläche der Kunstgegenstände aus solchen Materialien,
wodurch ich allerdings den beabsichtigten Zwek erreichte, aber auf eine mühsame und
kostspielige Weise, und überdieß wußte die Schärfe und Schönheit des Originals
nothwendig leiden. Alsdann versuchte ich solche Gegenstände mit Graphit zu
metallisiren (was mir Hr. Parry in Manchester anrieth);
dabei zeigten sich aber die Mängel der anderen Methoden in noch höherem Grade, und
in einigen Fällen sezt sich der Niederschlag nur theilweise auf den Graphit ab.
Endlich war ich so glüklich ein Verfahren zu ermitteln, welches vollkommen
entspricht, wobei allen diesen Einwürfen begegnet ist und die Oberfläche des
Materials, worauf Kupfer niedergeschlagen wurde, so scharf wie vor der Operation
zurükbleibt.
Wenn ich nämlich eine kupferne Form oder so zu sagen einen kupfernen Abguß von einem
Stük Holz, Thon, Gyps oder irgend einem nicht metallischen Material zu erhalten
wünsche, verfahre ich folgendermaßen: – Angenommen ich wünsche einen
Holzschnitt zu metallisiren, und dann Kupfer auf feiner Oberfläche ablagern zu
lassen (dieses Beispiel gilt für jedes andere Material), so ist die erste Operation,
daß ich in starken Alkohol in einem mit Kork zu verschließenden Arzneiglase ein Stük
Phosphor bringe, das Glas sodann einige Minuten in heißes Wasser stelle und von Zeit
zu Zeit umschüttle; der Alkohol wird beiläufig den 300sten Theil seines Volumens
Phosphor auflösen. Die nächste Operation besteht darin, eine schwache Auflösung von salpetersaurem Silber auf einen Teller oder in eine
flache Schale zu gießen und die gestochene Oberfläche der Holztafel einige Secunden lang
hineinzutauchen, so daß sich die Flüssigkeit durch die Wirkung der Capillarität in
das Holz hineinziehen kann.
Hierauf muß man eine kleine Portion der geistigen Phosphorauflösung in ein Schälchen
oder Uhrglas gießen und dasselbe auf ein Sandbad stellen, um die Flüssigkeit zu
verdunsten. Man hält sodann die Holztafel mit ihrer gestochenen Oberfläche über den
Dampf, wodurch sogleich eine Veränderung erfolgt; das
salpetersaure Silber wird nämlich desoxydirt und in Phosphorsilber verwandelt, auf
welches sich der galvanische Niederschlag eben so schnell und sicher wie auf das
reinste Silber oder Kupfer ablagern kann.
Das ganze Verfahren läßt sich in einigen Minuten und mit absoluter Sicherheit des
Erfolges ausführen. Die äußere oder innere Oberfläche eines Gyps- oder
Thonmodels von einer Statue, wie groß sie auch seyn mag, kann auf diese Art ganz
leicht metallisirt werden. Wenn der Gegenstand nicht sehr groß ist, befestige ich
ihn mit einem Stük Pech oder Kitt an der oberen Wölbung einer Glasgloke und stelle
diese dann über die Schale im Sandbade, worin sich die Phosphorauflösung befindet;
der Phosphordampf verbreitet sich darin gleichförmig und wird nicht zerstreut. Man
kann auch eine Auflösung von Phosphor in Aether anwenden und statt der
Silberauflösung eine solche von Chlorgold oder Chlorplatin.
Um sich schnell durch einen Versuch von der Wahrheit meiner Angaben zu überzeugen,
tauche man eine kleine und scharfe Gypsmedaille an ihrer Oberfläche in eine schwache
Auflösung von salpetersaurem Silber, nehme sie sogleich wieder
heraus, befestige sie auf dem Boden eines Trinkglases, lege ein Uhrglas mit
einigen Tropfen Phosphorauflösung auf etwas heißen Sand, den man in einer Schale bei
der Hand haben muß und stelle dann die Mündung des Glases über das Ganze, so wird
man sehen, daß die Medaille fast augenbliklich ihre Farbe verändert. Die Operation
ist nun beendigt.