Titel: | Bemerkungen über das Erwärmen der Zimmer mittelst heißer Luft; von Dr. Wm. Gries. |
Fundstelle: | Band 77, Jahrgang 1840, Nr. XCVI., S. 377 |
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XCVI.
Bemerkungen uͤber das Erwaͤrmen der
Zimmer mittelst heißer Luft; von Dr. Wm. Gries.
Aus dem Journal of the Franklin Institute, Aug. 1839, S.
77.
Gries, uͤber das Erwaͤrmen der Zimmer mittelst heißer
Luft.
Ich wurde vor einigen Jahren ersucht Vorschläge zu machen, um ein Zimmer zum
Schulunterricht auf eine möglichst zwekmäßige und der Gesundheit zuträgliche Weise
heizen zu können, und beschloß in dieser Absicht heiße Luft von einer heißen Kammer
aus in das Zimmer zu leiten.
Es ist klar, daß, wenn Hize in eine Kammer geleitet und die Luft folglich ausgedehnt
wird, dieser erhizten Luft, da die Mauer auf allen Seiten einen Widerstand
darbietet, eine gewisse Kraft mitgetheilt werden muß, welche sie durch irgend eine
in dem Zimmer angebrachte Oeffnung hineintreibt. Die Austrittsstelle wird gewöhnlich
an oder nahe an der Deke der heißen Kammer gewählt, welche mit dem zu erwärmenden
Zimmer verbunden ist. Da die heiße Luft von der kalten und schwerern Luft außerhalb
der Kammer unterstüzt, durch die Speisungslöcher am Boden derselben gewaltsam
hineindringt, so wird die so erzeugte Kraft in jedweder Richtung, wo die Verbindung
der Kammer mit dem Zimmer stattfindet, verwendet. Benuzt man dazu wie gewöhnlich
bloß eine Oeffnung im Boden des Zimmers, so muß in Folge des Andranges der heißen
Luft und auch weil die kältere und schwerere Luft herabdrükt und die wärmere
verdrängt, die heiße Luft offenbar senkrecht zur Zimmerdeke aufsteigen. Ist sie aber
dort angelangt, was kann sie wieder herabbringen? Sie wird sich in keinen Theil des
Zimmers herabsenken, wo die untere Luft kälter ist, und das Zimmer kann folglich nur
durch lange fortgeseztes Hineinleiten von heißer Luft gehörig durchwärmt werden,
vorausgesezt jedoch, daß es nicht sehr hoch ist. Nach meiner Ansicht sollte man die
heiße Luft so in das Zimmer leiten, daß sie horizontal längs des Bodens
hinzustreichen gezwungen ist, und zwar so nahe am Boden, als es ohne Feuersgefahr
möglich ist, und ohne daß ein fester Körper ihrem Laufe Hindernisse macht. Sie wirb
dann nur durch die kältere und schwerere Luft, welche herabdrükt und ihre Stelle
einnimmt, verdrängt werden; man hat dann, wenn die Deke auch noch so hoch ist, wenigstens den
Genuß der warmen Luft während ihres Ueberganges. – Man wird sagen, dieß sey
nichts Neues und bereits versucht worden; möglich, aber wohl nur zufällig und nicht
in Folge eines durchdachten Princips, denn sonst begreift man kaum, warum diese
Methode bei solchen Gebäuden, wo man einer guten Heizung sehr bedarf, nicht benuzt
wird. Andere dürften die Richtigkeit meiner Ansichten bezweifeln und sie ohne
vorhergegangene Versuche verdammen; diesen muß ich bemerken, daß ich sie bei dem
erwähnten Schulzimmer wirklich praktisch erprobt habe. Dasselbe hat 29 Fuß im
Quadrat und 14 Fuß Höhe; der Ofen war mitten unter demselben im Keller angebracht
und die erhizte Luft strich durch ein Gitter (einen Rost) im Boden. Zwei Winter
hindurch verbrauchten wir jedesmal 7 Tonnen Kohlen, weil das Feuer auch bei Nacht
unterhalten werden mußte, um das Zimmer erträglich zu wärmen, und doch beklagte sich
die Schuljugend stets über kalte Füße. Im lezten Winter legte ich nun einen
Halbcylinder aus Eisenblech über das Gitter, welcher 13 Zoll im Durchmesser hatte
und von dessen Seiten drei horizontale Röhren hervorragten, die 5 Zoll Durchmesser
hatten, 6 Zoll lang und 6 Zoll vom Boden entfernt waren: in Folge hievon
verbrauchten wir im ganzen Winter nicht viel über 4 Tonnen Kohlen; das Zimmer war
immer gehörig durchwärmt, und die Zöglinge erklärten, daß ihre Füße der wärmste
Theil des Körpers seyen: auch zeigte der Thermometer am Boden in der Nähe der Wände
nur um zwei Grade weniger als einige Fuß unter der Deke.
Wo man hauptsächlich auf Ersparniß an Brennmaterial sehen muß und die Reinheit der
Luft nicht so wesentlich ist, kann man an einigen der äußersten Stellen des Zimmers
Löcher im Boden anbringen und von diesen dann Röhren auf den Boden der heißen Kammer
leiten, um Luft herzuführen: dadurch läßt sich die kalte Luft vom Boden des Zimmers,
indem sie stets die niedrigste Schichte einnimmt, wegziehen und ihr Plaz mit einer
Schichte warmer Luft versehen. Die Zimmerluft würde hiebei wenigstens eben so rein
bleiben, als wenn man sie durch die Ausstrahlung eines Ofens erhizt. Man könnte
einwenden, daß bei diesem Wegziehen der Luft mehr kalte Luft durch die Thüren,
Fenster etc. einbringen muß; dieß ist aber nicht der Fall, denn wie man auch ein
Zimmer erwärmen mag, so wird die äußere Luft doch so lange eindringen, als sie noch
kälter, also dichter und schwerer ist.
Bemerkungen. Der von Dr. Gries angestellte Versuch ist schäzbar. Wenn heiße Luft
unten in einem zu erwärmenden Zimmer in horizontalen Strömen eintritt, wird ihre
Wärme den unteren Schichten der Zimmeratmosphäre schneller und wirksamer mitgetheilt
werden, als wenn sie in
senkrechten Säulen wie gewöhnlich aufsteigt. Die Klage über kalte Füße ist in
Zimmern, welche mit warmer Luft geheizt werden, wenn wir nicht irren, sehr
gewöhnlich, und wenn die Füße kalt sind, fühlt man sich überhaupt unbehaglich. Dieß
ist vielleicht der Hauptgrund, warum in so geheizten Zimmern Personen, welche nur an
die strahlende Wärme gewöhnt sind, sich bisweilen über Frost beklagen, wenn der
Thermometer am Ofenmantel eine hohe Temperatur anzeigt. Wir sind jedoch nicht so
sanguinisch, um zu glauben, daß durch eine bloße Veränderung in der Richtung des
Stroms, während die Zimmerwärme dabei angenehmer wird, auch in allen Fällen sieben
Zehntel an Brennmaterial erspart werden können. Jedenfalls ist dieser Versuch der
Wiederholung werth.
G.