Titel: | Verbesserungen in der Construction von Sonnenuhren zur Bestimmung der mittleren Zeit, worauf sich William Newton, Civilingenieur am Patent-Office, Chancery Lane, Grafschaft Middlesex, nach der Mittheilung eines Ausländers, am 27. Jun. 1839 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 78, Jahrgang 1840, Nr. XVIII., S. 87 |
Download: | XML |
XVIII.
Verbesserungen in der Construction von
Sonnenuhren zur Bestimmung der mittleren Zeit, worauf sich William Newton, Civilingenieur am
Patent-Office, Chancery Lane, Grafschaft Middlesex, nach der Mittheilung eines
Auslaͤnders, am 27. Jun. 1839 ein Patent
ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of arts. Aug. 1840, S.
352.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Newton's Verbesserungen an den Sonnenuhren zur Bestimmung der
mittleren Zeit.
Vorliegende Verbesserungen im Baue der Sonnenuhren zur Bestimmung der mittleren Zeit
bestehen in einem eigenen Mechanismus, über welchem die Platte mit dem Zeiger der
Sonnenuhr angebracht ist. Sein Zwek geht darauf hin, die Stellung des Zifferblattes
nach den veränderlichen Differenzen zwischen der Sonnenzeit und der mittleren Zeit
zu adjustiren, damit das so gerichtete Zifferblatt, wenn es von der Sonne beschienen
wird, die wirkliche oder mittlere Tageszeit anstatt der Sonnenzeit zeigen könne.
Die beigefügten Abbildungen stellen die verbesserte Methode, Sonnenuhren
aufzustellen, dar. Fig. 45 zeigt in perspectivischer Ansicht die einfache Construction des
Apparates, wie er in seiner vollständigen Zusammensezung und während des Gebrauches
erscheint. Fig.
46 ist eine geometrische Seitenansicht. Man kann sich den Apparat aus zwei
besonderen Theilen zusammengesezt vorstellen, wovon der eine feststehende oder der
sogenannte Ständer (stand) an eine solide Basis
befestigt werden muß, der andere bewegliche Theil, der sogenannte Sattel (saddle or easel) ein bewegliches Zifferblatt trägt. Der
Ständer ist in gewisser Hinsicht wie das Gestell eines Lesepultes gestaltet und aus
Rahmen und Schienen zusammengesezt, welche auf die in der perspectivischen Ansicht,
Fig. 47,
dargestellte Weise mit einander verbunden sind.
Drei vierseitige Rahmen, von denen zwei A, D, B, E und
A, D, C, F quadratisch und von gleicher Dimension
sind, stoßen unter einem rechten Winkel in der Linie A,
D zusammen und werden durch einen dritten horizontalen Rahmen B, E, C, F, welcher beiden als Basis dient,
zusammengehalten. Parallel zu den Seiten der vierseitigen Rahmen A, D, B, E und A, D, C, F
sind die quer durch die Mitte dieser Rahmen gehenden Schienen G, H und G, J befestigt. Auch diese zwei
Schienen vereinigen sich im Punkte G rechtwinklich. Am
unteren Ende der Schiene G, J befindet sich ein
Vorsprung L und an dem Ende der Schiene G, H, die Verlängerung derselben bildend, ein anderer
Vorsprung K. Die an diesen Vorsprüngen befindlichen
Achsen oder Klöbchen sind parallel zu der Schiene G, J,
und dienen zur Aufnahme der beiden Ringe, mit deren Hülfe der Sattel oder Aufsaz
angehängt wird. Die Ebene der beiden Schienen GH,
GJ muß in der Richtung des Meridians liegen,
wobei die Schiene G, J nach Süden gerichtet ist, wenn
das Zifferblatt für irgend eine nördliche Breite eingerichtet werden soll. Fig. 47* ist
eine horizontale Projection des Ständers oder Stativs.
Vier Schrauben l, l, l, l gehen durch die Enden der Basis
B, E, C, F, um ihre Fläche auf dem Piedestal, worauf
der Ständer ruht, genau richten zu können. Der mit Graden eingetheilte, an der Seite
der Schiene D, E. Fig. 45, befestigte
Sector soll mit seinem Senkblei ein Mittel an die Hand geben, die Ebene genau
herzustellen. Zugleich ist die Unterfläche vorläufig so hergerichtet, daß sie eine
hinlängliche Neigung hat, um die Differenz zwischen der Polhöhe des Ortes und dem
Winkel von 45 Graden, welchen die Neigung der Schiene G,
J gegen die Basis des Ständers bildet, auszugleichen.
Wenn nun der Ständer gehörig gerichtet ist, so wird die Schiene G, J parallel zur Erdachse stehen, die Ebene der beiden
Schienen G, H und G, J wird
mit der Ebene des Meridians coincidiren, und der vierseitige Rahmen A, D, B, E wird zur Ebene des Aequators parallel seyn.
In der That läßt sich von den genannten Theilen sagen, daß sie diese imaginären
Ebenen repräsentiren.
Der Sattel ist Fig.
48 abgesondert in der perspectivischen Ansicht dargestellt. Er besteht aus
zwei vierseitigen metallenen Rahmen N, Q, M, T und N, Q, R, S von gleichen Dimensionen, welche
rechtwinklich in der Linie N, Q zusammenstoßen und durch
eine metallene Schiene O, P unterstüzt sind. Diese ist
in der Mitte der Seiten M, T und R, S befestigt und bildet mit dem Rahmen einen Winkel von 45°. Nahe
an ihren Enden besizt die Schiene O, P die kleinen, mit
einem Loch versehenen Vorsprünge U, U, welche zwei Ringe
oder Oehre zum Aufhängen des Sattels an die zwei Kloben K und L, Fig. 47, des Ständers bilden. Von diesen
zweien drükt das untere allein auf den Kloben des Vorsprungs L, das obere dient lediglich dazu, den Sattel mit Hülfe des oberen Klobens
K in seiner Lage zu erhalten.
Die in Grade eingetheilte Sonnenuhrplatte, Fig. 49, ist mittelst
zweier Schrauben i, i in horizontaler Stellung so an den
Sattel befestigt, daß die Schneide des Zeigers e, t
genau parallel zur Schiene O, P, oder schärfer
ausgedrükt, zu der durch die beiden Oehre U, U gehenden
Hängachse steht. Diese Bedingung eines vollkommnen Parallelismus ist wesentlich;
denn ohne ihn geht der Sonnenuhr die für die verschiedenen Lagen erforderliche
Präcision und Genauigkeit ab, welche eine genaue Angabe der mittleren Zeit
erheischt.
An der Schiene G, H auf der Vorderseite des vierseitigen
Rahmens A, D, B, E befindet sich, in Fig. 50 sichtbar, ein
Zapfen z, auf welchem sich ein metallenes, gezahntes Rad
k, k, k frei dreht. Dieses Zahnrad besizt auf seiner
Oberfläche einen Kreis, welcher in Uebereinstimmung mit der Anzahl der Tage im Jahre
in 365 Grade eingetheilt ist. Auf den Kreis sind die Namen der Monate so wie die
nöthigen Zahlen, um die Tage jedes Monats anzuzeigen, eingravirt. Es sind nur 365
Eintheilungen gemacht, obgleich es im Schaltjahr einen 366sten Tag gibt. Von diesem
Extratage jedoch, welcher jedes 4te Jahr eingeschaltet wird und dann den 29. Febr.
bildet, kommen auf jedes Jahr ungefähr nur 6 Stunden. Außer Acht gelassen verursacht
er einen sehr geringen Unterschied zwischen der mittleren und der wirklichen Zeit,
einen Unterschied, welcher den an einer Sonnenuhr von gewöhnlichen Dimensionen
unmerklichen Irrthum von nur wenigen Secunden zur Folge hat.
In der Mitte des verzahnten Rades ist eine excentrische Scheibe m, die ich den Regulator nenne, befestigt, deren Rand
dergestalt gekrümmt ist, daß diese Curve in Bezug auf jeden unter einen Zeiger
gebrachten Theil des Tagkreises für jeden Tag eine Differenz des Radius darbietet,
welche genau mit der Differenz zwischen der Sonnenzeit und der mittleren Zeit
übereinstimmt. Dieser Scheibe oder diesem Regulator gebe ich auch die Bezeichnung:
„Curve der mittleren Zeit.“
Der obere Zapfen K auf der Schiene G, H bildet zugleich eine Achse, um welche ein winklich abgebogener Arm
a, b, c, h, i, j schwingen kann; mit diesem Arm
steht der obere Theil des Sattels, welcher die Sonnenuhr trägt, in Verbindung. Der
gebogene Arm bildet einen Hebel, durch welchen die Sonnenuhr mit ihrem Sattel bei
passender Gelegenheit in schwingender Richtung bewegt wird, in der Absicht, das
Zifferblatt unter geringer Neigung aus der wahren horizontalen Ebene zu bringen. Auf der Seite
des gebogenen Armes befindet sich eine Stellschraube g,
welche durch die Wirkung einer wurmförmigen Feder p
gegen den gekrümmten Rand der excentrischen Scheibe oder des Regulators gedrükt
wird, so daß, wenn die Scheibe sich umdreht, der gebogene Arm oder Hebel pendelartig
auf der Oberfläche des graduirten Rades sich hin und her bewegt; diese undulirende
Bewegung theilt er folglich auch dem Zifferblatt, mit welchem er verbunden ist, mit,
und nöthigt dasselbe, sich aus der horizontalen Stellung zu neigen.
Fig. 51
stellt in vergrößertem Maaßstabe den gebogenen Arm oder Hebel abgesondert dar, und
zwar mit einem Theile der excentrischen Scheibe, einem Theile des Zahnrades und der
unteren Schiene des rektangulären Rahmens. Fig. 52 ist eine
Seitenansicht von Fig. 50 nach demselben vergrößerten Maaßstabe, wie Fig. 51. Auf die Schiene
B, E ist eine Platte z,
z geschraubt, welche einen krummen Schliz x, x
enthält. Durch diesen Schliz kann man einen Theil des über der Zahnradfläche
eingetheilten Tag- und Monatkreises sehen. In der Mitte des Schlizes befindet
sich, an die Platte befestigt, ein kleiner Stift oder Zeiger s. Der Tag des Monats, für welchen die Sonnenuhr gerichtet werden soll,
muß diesem Zeiger gegenüber gebracht werden, indem man dem Rade eine Drehung gibt,
etwa mit Hülfe eines Getriebes, an dessen Achse ein geränderter Knopf w sizt, siehe Fig. 45 und 52.
In die Platte z ist das Segment einer in Grade getheilten
Skale gravirt, welche die Zeitminuten repräsentirt; in der mittleren, auf 60
zeigenden Graduirung liegt der Indifferenzpunkt. Ueber dieser Skale und mit ihr
correspondirend ist ein schiebbarer, in Secunden getheilter Nonius angebracht,
welcher in einer krummen Rinne auf der Platte sich bewegen läßt; er ist an dem
unteren Ende i, j des gebogenen Armes befestigt, und
seine Mittellinie zeigt den Mittag.
Wenn die Sonnenuhr, wie oben beschrieben, gehörig aufgestellt, d.h. auf dem Piedestal
befestigt und nach der geographischen Breite des Ortes und dem wahren Meridian
gerichtet worden ist, so hat der Beobachter das gezahnte Rad k so weit zu drehen, bis der auf dem graduirten Kreise verzeichnete Tag
dem Zeiger s gegenüber liegt. Dadurch kommt der
Regulator in eine Stellung, welche den gebogenen Arm nöthigt, in Uebereinstimmung
mit der für diesen Tag berechneten Zeitgleichung sich vor- oder rükwärts zu
bewegen. In Folge dieser Bewegung des gebogenen Armes wird sich der Sattel oder
Aufsaz um seine Achse L, K drehen, zugleich wird sich
das Zifferblatt ein wenig aus seiner ursprünglichen horizontalen Lage neigen. In dem
Verhältniß daher, als die Sonne vor oder nach der wirklichen Zeit steht, wird der Schatten
des Zeigers auf die graduirte Platte fallen, und zwar gerade so weit rechts oder
links der die Sonnenzeit angebenden Linie, daß er nunmehr die wahre oder mittlere
Zeit an diesem Tage zeigt. Die Skale mit dem Nonius zeigt die Differenz zwischen der
Sonnenzeit und der mittleren Zeit, d.h. die Zahl der Minuten und Secunden, um welche
die durch die Sonne gegebene Zeit vor oder hinter der wahren oder mittleren Zeit
steht.
In der vorangegangenen Beschreibung des horizontal liegenden Zifferblattes
betrachtete der Patentträger eine nach der Polhöhe von 45° eingerichtete
Sonnenuhr, lediglich der Bequemlichkeit und der Vereinfachung der Beschreibung
wegen. Hat indessen der Beobachtungsort eine größere oder geringere nördliche
Breite, so muß die Basis des Ständers in entsprechendem Maaße geneigt seyn, was den
in der Kenntniß der Gnomonik näher Eingeweihten vollkommen verständlich seyn wird.
Eine kleine elastische Feder dürfte füglich wider die Oberfläche des graduirten
Rades drüken, um vermöge der dadurch hervorgebrachten Reibung das Rad stabil zu
erhalten.
Das Zifferblatt kann, der Beschreibung gemäß, horizontal oder vertical gestellt seyn,
oder zwei Platten können, die eine vertical, die andere horizontal, wie Fig. 46 zeigt,
angebracht seyn, wenn nur die vorhergegangene Instruction sorgsam beachtet wird.
Sollte anstatt einer Sonnenuhr für 45° Polhöhe, welche wohl am meisten
convenirt, die Anwendung einer anderen Sonnenuhr für verschiedene Polhöhen gewünscht
werden, so müßte, um die unumgängliche Bedingung des Parallelismus zwischen dem
Uhrzeiger und der Aufhängachse des Sattels zu erfüllen, ein
„Universalsattel“ angewendet werden, welcher anstatt der
oben beschriebenen festen Schienen mit beweglichen Schienen eingerichtet ist.
Der Universalsattel, Fig. 53, kann an jeder Sonnenuhr horizontal oder vertical angebracht
werden, und besteht aus drei besonderen, durch Charniere mit einander verbundenen
Schienen. Fig.
54 zeigt ihn ausgebreitet. Der obere Theil des Rahmens, worauf das
Zifferblatt befestigt ist, besizt an jedem Winkel ein Charnier T, Q.
An der Schiene O, P sind zwei Vorsprünge U, U und eine Schraube angebracht, welche die Rahmen
verbindend einen Theil der Seite Q, P bildet. Die
Schraube kann nach Willkür verlängert oder verkürzt werden, um den Rand Q der Platte zu heben oder zu senken, damit der Sattel
irgend ein für Polhöhen von 30 zu 60 Graden eingerichtetes Zifferblatt aufnehmen
könne. Dieser Universalsattel kann für größere oder geringere Polhöhen eingerichtet
werden, indem man die Verbindungsschraube entweder verlängert oder verkürzt und dem
Stüke oder der Platte o'p' ein Fig. 55 und 56 abgesondert
dargestelltes Stük
substituirt, welches gestattet, den Winkel der Polhöhe auf Null zu reduciren.
Nachdem ich nunmehr die Hauptconstruction des Mechanismus erklärt, mit welchem ich
die Neigung des Zifferblattes in Uebereinstimmung mit der Jahreszeit, in welcher
beobachtet wird, zu ändern beabsichtige, um mit einer Sonnenuhr die wahre Zeit
anzugeben, nachdem ich ferner die Methode, die Uhr nach der Polhöhe des
Beobachtungsortes zu richten, gehörig auseinandergesezt habe, halte ich es für
überflüssig, alle jene Modificationen, welche erforderlich seyn dürften, wenn das
Zifferblatt nicht rechtwinklich zum Meridian steht, näher zu bezeichnen; denn dieß
werden alle diejenigen wohl verstehen, welche mit Sonnenuhren umzugehen wissen. Soll
die Sonnenuhr auf Gegenden der südlichen Breite angewendet werden, so ist es
einleuchtend, daß der Eintheilung des Rades und der Stellung des Ganzen überhaupt
eine umgekehrte Lage gegeben werden muß. Ich habe daher, sagt der Patentträger, nur
zu bemerken, daß der Hauptgegenstand meiner Erfindung, auf welchen ich mich in dem
oben erwähnten Patent beziehe, in einer mechanischen Vorrichtung besteht, durch
welche ich im Stande bin, die Stellung der Sonnenuhr zu ändern und dieselbe nach
jedem Tag des Jahrs zu richten. Hieraus ergibt sich die Folge, daß der von dem
Zeiger auf das von der Sonne beschienene Zifferblatt fallende Schatten nicht wie
bisher die Sonnenzeit, sondern die mittlere oder bürgerliche Zeit, wie sie durch
jede gut regulirte Schlag- oder Standuhr angegeben wird, zeigen muß.